Aktien ohne Zollrisiko: Diese Titel trotzen dem Zoll-Chaos

Aktien ohne Zollrisiko: Diese Titel trotzen dem Zoll-Chaos
Alexander Sánchez / Adobe Stock
Inhaltsverzeichnis

Das Thema Zölle wird aktuell für viele Anleger zu einem zentralen Entscheidungskriterium bei der Auswahl der richtigen Aktie. Besonders im Fokus: der drohende Handelskonflikt zwischen der EU und den USA, der durch neue Strafzölle weiter angeheizt wird. Doch es gibt sie: Aktien, die selbst im Zollchaos als Fels in der Brandung gelten können.

Das Wichtigste in Kürze

  • Zölle rücken als Anlagerisiko erneut in den Fokus – besonders im EU-USA-Konflikt.
  • Rüstungs-, Telekom-, Versorger- und Immobilienaktien gelten als besonders zollresistent.
  • Unternehmen mit lokaler Produktion und geringer Exportquote sind im Vorteil.
  • Auch zollfeste Aktien unterliegen allgemeinen Marktrisiken – Diversifikation bleibt entscheidend.

Dieser Beitrag richtet sich an Privatanleger, die wissen wollen, welche Unternehmen auch in einem protektionistisch geprägten Umfeld solide Geschäfte machen – und warum.

Warum Zölle jetzt wieder zum Risiko werden

Die Rhetorik der USA gegenüber der EU, insbesondere in Bezug auf den Automobilbereich, hat in den letzten Monaten wieder deutlich an Schärfe gewonnen. Ob durch Importzölle, Strafzölle oder neue regulatorische Barrieren – viele DAX- und MDAX-Unternehmen geraten unter Druck. Vor allem Branchen, die auf internationale Lieferketten oder den Export in die USA angewiesen sind, könnten unter einem „Zollschock“ leiden.

Doch es gibt auch positive Beispiele: Einige Aktien sind relativ immun gegen diese Entwicklungen oder profitieren sogar davon. Im Folgenden stellen wir eine Auswahl robuster Aktien vor, die sich als besonders widerstandsfähig gegenüber Strafzöllen oder Importzöllen erweisen können.

1. Rheinmetall – Profiteur der Aufrüstung & Fels in der Brandung

Die Aktie von Rheinmetall hat sich in den letzten Jahren als einer der stabilsten Titel im DAX etabliert. Der Rüstungskonzern profitiert von einer anhaltend hohen Nachfrage nach Verteidigungstechnologie in Europa, unabhängig von den Entwicklungen in den USA. Die NATO-Aufrüstung und neue Rüstungsprogramme in EU-Mitgliedsstaaten sichern solide Auftragseingänge.

Da ein Großteil des Geschäfts innerhalb Europas abgewickelt wird, ist die Aktie nur sehr begrenzt von Zöllen betroffen. Auch ein potenzielles Embargo oder verschärfte Handelsrestriktionen gegenüber China oder den USA würden das Kerngeschäft kaum treffen.

2. Deutsche Telekom – Defensiver Allrounder mit globaler Stärke

Die Deutsche Telekom ist einer der wenigen DAX-Konzerne, deren Geschäftsmodell nicht nur resilient gegen Zölle ist, sondern auch weltweit breit diversifiziert. Besonders wichtig: Der Großteil des USA-Geschäfts läuft über T-Mobile US, ein lokal verankerter Anbieter. Das reduziert die Abhängigkeit von grenzüberschreitenden Lieferketten.

Auch in Europa ist die Aktie stabil aufgestellt. Die Margen im Infrastruktur- und Mobilfunkbereich gelten als robust, und selbst im Fall eines eskalierenden Zollstreits bleiben die Erlöse weitgehend unangetastet.

3. Vonovia – Stabilitätsanker im Wohnungsmarkt

Immobilienwerte wie Vonovia gelten gemeinhin als weniger konjunkturabhängig. Auch wenn die wirtschaftliche Gesamtlage durch Zollkonflikte beeinträchtigt werden kann, bleibt das Kerngeschäft – Wohnen in Deutschland und Westeuropa – stabil. Der Wohnraummangel in Ballungszentren sorgt für eine solide Nachfrage.

Zölle spielen bei der Bewertung der Aktie hier eine untergeordnete Rolle, was sie zu einem interessanten Baustein in einem diversifizierten Portfolio macht. Anleger, die nach Sicherheit suchen, sollten diese Aktie auf dem Radar haben.

4. Renk – Aufsteiger mit Rückenwind aus der Rüstungssparte

Die Renk Group ist ein spannender Vertreter aus dem MDAX mit klarem Fokus auf militärische Antriebstechnik und Spezialgetriebe. Ähnlich wie Rheinmetall profitiert Renk von steigenden Verteidigungsbudgets innerhalb Europas – und das größtenteils unabhängig von geopolitischen Handelskonflikten.

Das Unternehmen agiert stark europäisch fokussiert und ist nur in geringem Maße exportabhängig von Regionen wie den USA oder China. Die Fertigung erfolgt überwiegend im Inland, wodurch das Zollrisiko deutlich geringer ausfällt als bei klassisch international orientierten Industriewerten. Für Anleger, die gezielt nach defensiven Aktien im Industriebereich mit Rückenwind aus der Rüstungssparte suchen, ist Renk eine überlegenswerte Ergänzung.

Weitere spannende Analysen zu Rüstungsaktien und Drohnen-Aktien, die von aktuellen Wachstumstreibern in den Bereichen Militär und Industrie profitieren, finden interessierte Anleger in diesen lesenswerten Beiträgen:

5. Nestlé – Globaler Konsumriese mit lokaler Stärke

Der Schweizer Konsumgüter-Riese Nestlé ist zwar kein Mitglied im DAX, jedoch für viele europäische Anleger eine interessante Aktie. Zwar haben EU-Länder augenscheinlich einen deutlichen Vorteil gegenüber Schweizer Unternehmen, da die Schweiz mit Zöllen in der Höhe von 31 Prozent belegt wurde (im Vergleich zur EU mit 20 Prozent). Allerdings produziert der Nestlé-Konzern vielfach lokal, um Zölle zu vermeiden, und profitiert von seiner globalen Aufstellung. Auch in den USA ist Nestlé stark vertreten – mit Produktionsstandorten im Land.

Diese Struktur macht die Aktie besonders widerstandsfähig gegenüber einem internationalen Handelsstreit. Unternehmen, die den Großteil ihrer Produktion ins Zielland verlagert haben, bieten strukturelle Vorteile.

6. E.ON – Top-Pick für Dividendenjäger im defensiven Energiesektor

Als klassischer Energieversorger ist E.ON ein Titel, der in einem protektionistisch geprägten Umfeld besonders stabil bleibt. Das Unternehmen betreibt vor allem Strom- und Gasnetze in Deutschland und Europa – Bereiche, die weder von globalen Lieferketten noch von Zollschranken betroffen sind.

Der Fokus auf Infrastruktur macht die Aktie weniger konjunkturabhängig als Industrie- oder Exportwerte. Selbst wenn Handelskonflikte eskalieren oder Märkte unter Druck geraten, bleibt das Grundgeschäft weitgehend stabil. Anleger profitieren bei der Aktie zudem von einer regelmäßigen Dividende und planbaren Erträgen. In einem volatilen Marktumfeld ist E.ON daher ein wertvoller defensiver Baustein für ein ausgewogenes Aktiendepot.

Branchen-Rating: Welche Bereiche trotzen den Zöllen?

Neben Einzelwerten lohnt auch ein Blick auf ganze Branchen, die unterschiedlich von Zöllen betroffen wären:

  • Rüstung & Verteidigung: Klare Gewinner. Profitieren von nationalen Budgets, unabhängig vom internationalen Handel (Beispiele: Rheinmetall, Renk, Leonardo).
  • Telekommunikation: Stabil. Wenig betroffen von Zollregelungen, hohe Inlandsnachfrage (Beispiele: Deutsche Telekom, Orange).
  • Immobilien: Resilient, da stark lokal verankert (Beispiele: Vonovia, LEG Immobilien, TAG Immobilien).
  • Versorger: Geringe Exportabhängigkeit, starke nationale bzw. regionale Verankerung (Beispiele: E.ON, RWE).
  • Konsumgüter: Gewinner bei lokaler Produktion (Beispiel: Nestlé).
  • Automobilindustrie: Verlierer. Höchst anfällig für Zölle, vor allem bei Export in die USA.

Checkliste für Anleger: So erkennt man zollresistente Aktien

Wer als Anleger in einem zunehmend protektionistischen Umfeld investieren will, sollte gezielt auf Merkmale achten, die Unternehmen weitgehend zollresistent machen – die folgende Checkliste hilft bei der Auswahl robuster Aktien.

  • Regionale Geschäftsstruktur: Operiert das Unternehmen vorwiegend in Europa?
  • Geringe Exportquote: Je weniger Export in zollgefährdete Regionen, desto besser.
  • Lokale Produktion: Hat das Unternehmen Werke im Absatzmarkt?
  • Stabile Margen: Branchen mit gleichbleibender und krisenfester Nachfrage (z. B. Telekommunikation).
  • Politische Unterstützung: Profitiert das Unternehmen indirekt von politischen Entwicklungen (z. B. Rüstungsausgaben)?
  • Politische Unabhängigkeit: Wenig Geschäft mit politischen Risikostaaten.

Aktien ohne Zollrisiko dennoch kein Freifahrtschein für Anleger

Auch wenn manche Aktien weniger direkt von Zöllen betroffen sind als andere, gilt: Das allgemeine Marktrisiko bleibt bestehen. Eine volatile Lage der Wirtschaft, wechselnde politische Rahmenbedingungen und psychologische Effekte beeinflussen die Börsen stark.

Daher ist eine breite Diversifikation über verschiedene Branchen und Regionen hinweg essenziell. Eine Übergewichtung vermeintlich sicherer Aktien wie Rheinmetall, Deutsche Telekom oder Nestlé kann dabei helfen, das Risiko zu reduzieren – aber nicht vollständig eliminieren.

Fazit für Anleger: Wer sich jetzt mit dem Thema Zölle und deren Auswirkungen auf den Aktienmarkt beschäftigt, kann sich strategische Vorteile verschaffen. Doch auch die robusteste Aktie ist kein Freifahrtschein. Eine kluge Auswahl und Streuung, gepaart mit langfristigem Denken, bleibt der Schlüssel zu nachhaltigem Erfolg an der Börse.