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Impfstoffhersteller: Zwischenbilanz zu Risiken, Nebenwirkungen und Erfolgsaussichten

Es ist einiges in Bewegung geraten an der Impfstofffront in den vergangenen Tagen. Ein Überblick.

AstraZeneca (ISIN: GB0009895292) – das Problemkind

Der Start des AstraZeneca-Impfstoffs hätte schlechter kaum laufen können. Kommunikationsdebakel, Lieferengpässe sowie einander zuwiderlaufende Lieferverträge mit Großbritannien einerseits und der EU andererseits bescherten dem Präparat täglich neue Negativschlagzeilen.

Aufgrund zunächst fehlender Datenlage wurde das Vakzin anfangs nur jüngeren Personen unter 60 Jahren verabreicht. Als die Daten schließlich vorlagen, konnten kurzzeitig alle Altersgruppen mit Hilfe von AstraZeneca gegen Covid-19 immunisiert werden – doch dann kamen neue Schlagzeilen über seltene, aber nicht ungefährliche Sinusvenenthrombosen, die in zeitlichem Zusammenhang mit der Impfung statistisch gesehen häufiger auftraten als dies im Normalfall zu erwarten gewesen wäre.

Also Kommando zurück: Seit einigen Wochen werden nun vorrangig die über-60-Jährigen mit AstraZeneca geimpft, da das Thromboseproblem vor allem jüngere Frauen betrifft. Wer hier die Entwicklung nicht genau verfolgt hat, kann angesichts derartiger 180-Grad-Wenden schon verwundert zurückbleiben.

Vertrauen in den Impfstoff schwindet

Zwar beteuern Politiker wie Wissenschaftler unentwegt die hohe Wirksamkeit und insgesamt gute Verträglichkeit des AstraZeneca-Impfstoffs, und tatsächlich ist das Risiko für schwere Nebenwirkungen – einschließlich der Thrombosen – extrem gering. Lediglich ein paar Dutzend Fälle sind bislang bekannt geworden, und das bei mehreren Millionen geimpften Personen. Andere, völlig gängige Präparate weisen deutlich höhere Risiken und Nebenwirkungen auf, und zwar gerade auch im Hinblick auf Thrombosen. Junge Frauen, die sich über die Pille informieren, können davon ein Liedchen singen.

Dennoch ist das Vertrauen vieler Menschen in den Impfstoff verspielt, das Image nachhaltig beschädigt – und die Impfkampagne gerät erneut ins Stocken, weil viele lieber ihren Termin absagen als sich das Präparat spritzen zu lassen. Eine solche Entscheidung ist zwar eher irrational, angesichts des erheblich höheren Risikos, an Covid-19 zu erkranken und womöglich einen schweren Verlauf zu erleiden. Andererseits ist es jedoch verständlich, sich nichts injizieren zu lassen, von dem man nicht überzeugt ist.

Problematisch gestaltet sich die Situation auch für die vielen Impflinge, die bereits eine erste Dosis von AstraZeneca erhalten haben und nun auf ihren Zweittermin warten. Nachdem zunächst Unklarheit herrschte, wie in diesen Fällen weiter verfahren werden soll, wurden erst einmal die meisten Termine von Seiten der Impfzentren abgesagt. Nun sollen die AstraZeneca-Erstgeimpften die zweite Dosis eines anderen Präparats erhalten, es sei denn, sie entscheiden sich bewusst und freiwillig für eine weitere Injektion mit dem Impfstoff des britisch-schwedischen Herstellers.

Was bedeutet das für die AstraZeneca Aktie?

Am Parkett zeigte sich die Aktie von AstraZeneca in letzter Zeit recht volatil, je nach tagesaktueller Nachrichtenlage ging es mal aufwärts und mal abwärts. Insgesamt jedoch hat das Papier in den vergangenen sechs Monaten mehr als 7 Prozent an Wert verloren – für einen Pharmakonzern, der einen der wenigen bislang zugelassenen Impfstoffe zur Bewältigung einer akuten Pandemie bereitstellt, ein eher ernüchterndes Ergebnis.

Analysten halten das Problem für über- und die Aktie für unterbewertet. Mit großer Mehrheit raten die Experten zum Kauf der AstraZeneca Aktie, die Kursziele liegen dabei oftmals im Bereich zwischen 90 und 100 Euro, so etwa die Einschätzungen der Schweizer Großbank Credit Suisse oder der britischen Barclays Bank. Zuletzt war das Papier für rund 83 Euro zu haben.

Johnson & Johnson (ISIN: US4781601046) – der verhinderte Hoffnungsträger

Ein Pieks genügt, schon besteht der volle Impfschutz: Im Gegensatz zu allen anderen bislang zugelassenen Präparaten braucht es von Johnson & Johnson nur eine Injektion statt zwei. Das Mittel wurde bereits vor einigen Wochen auch in Europa zugelassen, nachdem es in den USA schon verabreicht wird, und galt als Hoffnungsträger, um die Impfkampagne erheblich zu beschleunigen.

Im Laufe des zweiten Quartals hatte man mit der Verfügbarkeit zahlreicher Dosen gerechnet, doch daraus wird wohl erst einmal nichts. Ähnlich wie bei AstraZeneca traten auch im Kontext der Johnson & Johnson-Impfung einige Sinusvenenthrombosen auf, weitere Untersuchungen laufen derzeit noch. Die Auslieferung des Vakzins an die Europäische Union hat der US-Hersteller vorläufig ausgesetzt.

Zwar wird davon ausgegangen, dass die zuständige europäische Arzneimittelbehörde EMA auch im Fall von Johnson & Johnson weiterhin grünes Licht geben wird. Das Präparat von AstraZeneca empfiehlt die Behörde uneingeschränkt, nach einer Risiko-Nutzen-Bewertung auch für alle erwachsenen Altersgruppen. Doch die Skepsis wächst.

Ähnliche Probleme wie bei AstraZeneca?

SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach, der seit Beginn der Pandemie vermehrt als öffentliches Sprachrohr in Erscheinung tritt und dabei seine Eigenschaften als Politiker und Wissenschaftler vereint, geht davon aus, dass es sich bei dem Thromboseproblem um eine spezifische Nebenwirkung der Vektorimpfstoffe handelt. Auf dieser Technologie basieren sowohl der Impfstoff von AstraZeneca als auch von Johnson & Johnson.

In der Folge könnte auch das Präparat von Johnson & Johnson vorrangig an ältere Personen verabreicht werden. Dies wiederum würde zu einer mengenmäßigen Knappheit an verfügbaren Impfdosen für Jüngere führen: Wenn ihnen nur die Hälfte der zugelassenen Mittel zur Verfügung stehen, werden diese wohl bald knapp.

Die Impfkampagne droht somit weiter ins Stocken zu geraten. Ob angesichts der immer neu auftretenden Schwierigkeiten und Verzögerungen das Ziel noch zu halten sein wird, bis Ende September jedem impfwilligen Erwachsenen in Deutschland ein entsprechendes Angebot zu unterbreiten, wie es die Kanzlerin stets betont hat, wird zunehmend fraglich.

Was bedeutet das für die Johnson & Johnson Aktie?

Ähnlich wie bei AstraZeneca verläuft auch der Kurs der Johnson & Johnson Aktie sprunghaft entlang der Nachrichtenlage. Zulassungserfolge lassen sich ebenso gut am Kurs ablesen wie Rückschläge durch bekanntwerdende Nebenwirkungen. In den vergangenen sechs Monaten konnte das Papier um rund 5 Prozentpunkte zulegen, auf Wochensicht hingegen ging es um knapp 4 Prozentpunkte bergab. Zuletzt kostete das Papier rund 160 US-Dollar oder gut 132 Euro.

Der weitere Verlauf dürfte nicht zuletzt davon abhängen, wie lange die laufenden Untersuchungen und Prüfverfahren die Auslieferung an die EU verzögern – und vor allem, ob damit am Ende ein ähnlich verheerender Imageverlust einhergeht wie ihn bereits AstraZeneca erleiden musste, oder ob der US-Hersteller glimpflicher davonkommt.

Sputnik V – die Rettung aus Russland?

Die Skepsis war groß, als Russland im vergangenen Jahr als erstes verkündete, einen Impfstoff gegen Covid-19 entwickelt zu haben. Tatsächlich erfolgte die Verimpfung des Präparats wohl, ohne dass zuvor die üblichen notwendigen Studien in hinreichendem Umfang erfolgt wären.

Inzwischen zeigen die Prüfungen nicht-russischer Behörden jedoch, dass auch diesem Impfstoff eine hohe Wirksamkeit bescheinigt werden kann. Bayern hat sich kürzlich im Alleingang einiges von dem Präparat gesichert, Mecklenburg-Vorpommern zieht nach. Da es sich bei Sputnik V jedoch ebenfalls um einen Vektorimpfstoff handelt, besteht nach Einschätzung von Experten eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass es auch hier zu Sinusvenenthrombosen kommen kann.

Ob sich der russische Pionier also als Retter in der Not wird etablieren können, scheint zumindest fraglich. Dennoch ist es sicherlich von Vorteil, zusätzliche Impfdosen zur Verfügung zu haben, um die Impfkampagne aufrechtzuerhalten.

Curevac (ISIN: NL0015436031) – im Eilverfahren zum dritten mRNA-Impfstoff?

Bislang noch nicht zugelassen ist das Vakzin des Tübinger Unternehmens Curevac. Der auf der neuartigen mRNA-Technologie basierende Impfstoff soll voraussichtlich im Sommer eine reguläre Zulassung auf europäischer Ebene erhalten, sofern sich Wirksamkeit und Sicherheit in den noch anstehenden Studien bestätigen.

Daten zur klinischen Phase-III-Studie sollen in Kürze vorliegen. Lauterbach, seines Zeichens promovierter Epidemiologe, empfiehlt der Bundesregierung, eine Notfallzulassung auf nationaler Ebene in Erwägung zu ziehen, um die Ausfälle bei den anderen Herstellern schnellstmöglich zu kompensieren.

Kommt die nationale Notfallzulassung?

Das reguläre EU-Zulassungsverfahren würde mehrere Wochen in Anspruch nehmen, das ist aus Sicht von Lauterbach in der aktuellen Lage zu lang. Die reguläre EU-Zulassung könnte die nationale Notfallzulassung später ersetzen, kurzfristig gehe es jedoch darum, möglichst schnell möglichst viel Impfstoff zur Verfügung stellen zu können.

Curevac hat bereits mehrere Millionen Impfdosen vorproduziert und kooperiert für die Massenherstellung mit dem Leverkusener Pharmariesen Bayer.

Was bedeutet das für die Curevac Aktie?

Die Curevac Aktie hat durch die Pandemie extrem profitieren können. Auf Jahressicht hat sich der Wert des Papiers nahezu verdoppelt. Vor allem in den letzten Tagen ist der Kurs noch einmal nach oben ausgebrochen, auf Wochensicht notierte die Curevac Aktie am Donnerstagvormittag 16 Prozentpunkte im Plus und kostete gut 91 Euro.

Die private Berenberg Bank hatte zuletzt im Februar ihre Kaufempfehlung für Curevac bekräftigt und das Kursziel für die Aktie noch einmal deutlich angehoben von 72 auf 123 Euro. Begründet wurde dies insbesondere mit der Erfolgsaussicht der mRNA-Technologie im Allgemeinen und dem darauf basierenden Covid-19-Impfstoff im Speziellen.

Tatsächlich ist wohl mit weiteren Kursaufschlägen zu rechnen, sobald eine Zulassung vorliegt. Sollte Deutschland im nationalen Alleingang eine Notfallzulassung erteilen, könnte das der Curevac Aktie zudem kurzfristig zusätzlichen Schub verleihen.

Biontech (ISIN: US09075V1026) – der erfolgreiche Pionier

Das Mainzer Biotechnologieunternehmen Biontech ist bislang in der Impfkampagne das Gegenstück zu AstraZeneca. Produktion und Lieferung laufen geräuschlos, Schlagzeilen über das Unternehmen, seine Gründer oder den Impfstoff weit überwiegend positiv.

Angesichts der Engpässe durch die Verzögerungen bei Johnson & Johnson und die Schwierigkeiten von AstraZeneca könnte sich Biontech einmal mehr als Heilsbringer erweisen: Vor wenigen Tagen gab das Unternehmen die Auslieferung zusätzlicher 50 Millionen Impfdosen an die Europäische Union im laufenden Quartal bekannt.

Die Mainzer waren die ersten

Gemeinsam mit dem US-Pharmakonzern Pfizer hatte Biontech Ende 2020 als erstes Unternehmen eine Zulassung für seinen Covid-19-Impfstoff in den USA, Großbritannien und der EU beantragt und erhalten, kurze Zeit später folgten Moderna und AstraZeneca.

Das Präparat dürfte sich für Biontech als Goldesel erweisen. Nach jahrelangen Verlusten schrieb das Unternehmen im vergangenen Jahr erstmals schwarze Zahlen und rechnet für das laufende Geschäftsjahr mit milliardenschweren Umsätzen und Gewinnen. Der Covid-19-Impfstoff ist das erste Mittel von Biontech, das eine Marktzulassung erhalten hat.

Bereits seit Jahren forschen die Mainzer an der neuartigen mRNA-Technologie, auf der nun auch das Vakzin basiert. Die Pandemie und die damit verbundenen hohen staatlichen Investitionen in die Impfstoffforschung haben die Entwicklung auf diesem Gebiet massiv beschleunigt.

Was bedeutet das für die Biontech Aktie …

Die Biontech Aktie gehört zu den absoluten Überfliegern in der Pandemie. Um mehr als 200 Prozent schoss der Kurs binnen eines Jahres in die Höhe, gerade in den vergangenen Wochen ging es noch einmal kräftig aufwärts. Der Ruf des Vakzins und des Unternehmens sind exzellent, Gleiches gilt für die Aktie.

Allein auf Monatssicht konnte sich der Titel um rund ein Drittel verbessern, am Donnerstag war die Biontech Aktie für rund 114 Euro zu haben. Die Berenberg Bank sieht hier das Potenzial eines Anstiegs auf 130 Euro und rät trotz des bereits erfolgten massiven Kursanstiegs weiter zum Kauf.

… und für die Pfizer Aktie?

Auch die Aktie von Pfizer, dem Kooperationspartner von Biontech, notiert auf Jahressicht im Plus, in Euro allerdings nur einstellig. Einen Peak erreichte die Bewertung rund um die Zulassung des Vakzins im Dezember 2020. Damals stieg die Pfizer Aktie auf gut 35 Euro oder 43 US-Dollar – jedoch nur für kurze Zeit.

Nach einem Rückgang auf unter 28 Euro Ende Februar ging es zuletzt aber wieder aufwärts, auf Monatssicht legte der Kurs um gut 6 Prozentpunkte zu auf gut 31 Euro beziehungsweise 37 US-Dollar.

Analysten sehen zwar weiteres Kurspotenzial, raten derzeit jedoch eher zum Halten denn zum Zukauf der Pfizer Aktie. Die Berenberg Bank hat ihr Kursziel im März von 40 auf 38 Dollar abgesenkt, Goldman Sachs zeigt sich mit einem Kursziel von 41 Dollar etwas optimistischer, plädiert jedoch ebenfalls auf „halten“.

Einer der Hintergründe ist, dass Pfizer als großes Pharmaunternehmen nicht allein vom Covid-19-Impfstoff abhängig ist, sondern daneben etliche weitere Medikamente im Programm hat. Da einige Exklusivpatente ab 2025 auslaufen und damit erheblich geringere Umsätze einhergehen dürften, positionierten sich Anleger derzeit eher zurückhaltend.

Moderna (ISIN: US60770K1079) – mRNA-Spezialist mit Zukunft

Ebenfalls auf mRNA basierend und genau wie Biontech weitgehend geräuschlos vertreibt das US-Unternehmen Moderna seinen Impfstoff. Das wissenschaftlich geprägte und im Universitätskontext entstandene Unternehmen mit der ursprünglichen Eigenschreibweise „ModeRNA“ fokussiert sich ganz auf die Erforschung und Entwicklung von mRNA-Wirkstoffen, die neben Impfungen auch neue Ansätze etwa bei der Therapie von Allergien, möglicherweise sogar von Krebs bereithalten.

Moderna zählte neben Biontech und AstraZeneca zu den ersten Unternehmen, die bereits Ende 2020 eine Zulassung in der EU beantragt haben. Seit Anfang des Jahres wird das Präparat millionenfach verimpft, schwerwiegende Nebenwirkungen sind bis dato nicht bekannt.

Positive Nachrichten aus den USA

Stattdessen gab Moderna zuletzt erneut positive Meldungen bekannt. Nach neuester Studienlage liegt der Schutz vor einer Infektion durch die Impfung bei über 90 Prozent, vor schweren Verläufen schützt das Mittel zu rund 95 Prozent. Durch eine Anpassung des Wirkstoffs können auch bislang bekannte Mutationen des Coronavirus erfolgreich bekämpft werden.

Zudem läuft derzeit eine Studie für die Immunisierung von Kindern und Jugendlichen, die nach derzeitigem Stand ebenfalls erfolgreiche Ergebnisse verspricht. Bislang werden in Europa lediglich Personen im Alter von mindestens 16 beziehungsweise 18 Jahren geimpft, je nach Präparat und entsprechender Zulassung. Mittelfristig ist eine Impfung von Kindern und Jugendlichen jedoch unerlässlich, um die Pandemie tatsächlich eindämmen zu können.

Was bedeutet das für die Moderna Aktie?

Ebenso wie Biontech zählt Moderna zu den Pionieren im Bereich der mRNA-Forschung – und zu den großen Profiteuren der Pandemie durch die massiven öffentlichen Investitionen im vergangenen Jahr. Auf Jahressicht liegt die Moderna Aktie fast 300 Prozent im Plus.

Seit dem Zulassungsantrag hat sich der Kurs nahezu durchgehend bei über 100 Euro eingependelt. Am Donnerstag war das Papier für rund 137 Euro oder 165 US-Dollar zu haben, allein auf Monatssicht hat es um ein Fünftel an Wert zugelegt.

Was heißt das nun für die Impfkampagne?

Gute und schlechte Nachrichten wechseln sich ab. Der eine liefert mehr als zugesagt, der andere weniger als versprochen, der nächste erst einmal gar nichts oder später als gedacht. Das Misstrauen gegenüber einzelnen Präparaten wächst in der Bevölkerung. Dänemark nimmt das Vakzin von AstraZeneca komplett aus dem Programm. Die US-Gesundheitsbehörde erwägt eine Aussetzung der Johnson & Johnson-Impfungen, bis die Thrombosefrage geklärt ist.

EU-Kommission setzt auf mRNA

Die EU-Kommission, die im vergangenen Jahr – als es noch keine zugelassenen Impfstoffe gab – breit gestreut investiert und bestellt hat, fokussiert sich bei künftigen Lieferverträgen offenbar auf die Hersteller von mRNA-basierten Präparaten. Bis zu 1,8 Milliarden Impfdosen will die EU-Kommission für die Jahre 2021 bis 2023 bestellen, um einerseits Auffrischungen und andererseits die Immunisierung von Kindern und Jugendlichen sicherzustellen. Auswahlkriterien sind dabei unter anderem, dass die Impfstoffe auch in Europa produziert werden, hinreichende Produktionskapazitäten vorhanden sind – und die Vakzine auf mRNA-Technologie beruhen.

Das trifft bislang lediglich auf Biontech und Moderna zu, möglicherweise steht mit Curevac demnächst ein dritter Wirkstoff zur Verfügung. Medienberichte, wonach die EU-Kommission Verträge mit AstraZeneca oder Johnson & Johnson auslaufen lassen wolle, wies man in Brüssel zurück. Es sei „zu früh“, um darüber zu entscheiden – man hält sich also vorerst alle Türen offen.

Deutsche Tugenden – deutsche Defizite

Deutschland wird in der Pandemie schmerzlich auf eigene Defizite hingewiesen, und auch die oftmals als Tugend geltende sprichwörtliche deutsche Gründlichkeit läuft dem Ansinnen einer schnellen Herdenimmunisierung zuwider. Statt auf Perfektion in der Organisation und eine exakte Einhaltung von Priorisierungsgruppen zu bestehen, sollte das Land stärker aufs Tempo drücken.

Experten empfehlen beispielsweise, die Öffnungszeiten von Impfzentren auszuweiten, Hausarztpraxen stärker als bisher durch größere Impfstofflieferungen mit in die Kampagne einzubeziehen und den Abstand zwischen Erst- und Zweitimpfung auf das maximal mögliche Maß auszudehnen, um kurzfristig mehr Impfdosen für die Erstverabreichung zur Verfügung zu haben. Die bisherigen Erfahrungen weisen darauf hin, dass bereits nach der Erstimpfung eine starke Schutzwirkung besteht, insbesondere das Risiko schwerer Krankheitsverläufe lässt sich auf diese Weise minimieren.

Was bedeutet das alles für Anleger?

Wer in der Pandemie auf Impfstoffhersteller gesetzt hat, konnte im vergangenen Jahr – ähnlich wie die EU-Kommission – zunächst nur nach dem Gießkannenprinzip verfahren, da lange nicht absehbar war, welche Präparate es wann zu einer Marktzulassung bringen würden. Inzwischen hat sich das Feld gelichtet, Gewinner und Verlierer sind klarer zu erkennen.

Wer jetzt noch einsteigt, sollte jedoch bedenken, dass ein Großteil der bisherigen Erfolge bereits eingepreist oder gar schon wieder verpufft ist. Wichtig ist daher, wie immer an der Börse, den Blick nach vorne zu richten: Welche Hersteller haben die besten Aussichten, auch weiterhin zu punkten? Wer wird voraussichtlich beteiligt sein an der nachfolgenden Impfkampagne für Minderjährige? Wessen Präparate sind anpassungsfähig, um auch etwaige Virusmutationen zügig bekämpfen zu können?

Wer über die Pandemie hinausblickt, wird an den mRNA-Spezialisten Biontech, Moderna und Curevac zudem kaum vorbeikommen. Die neue Technologie gilt in der Branche längst als das nächste große Ding, das den Markt grundlegend revolutionieren könnte. Für einen Einstieg ist es also möglicherweise trotz der zurückliegenden Kursanstiege noch nicht zu spät, kurzfristige Rücksetzer können als Kaufgelegenheit gesehen werden.