DAX 40 (WKN 846900 | ISIN DE0008469008)
DAX 40: Aktueller Kursverlauf
DAX: So läuft es für den Index seit 2000
Im DAX (Deutscher Aktien Index) waren seit seiner Gründung die dreißig wichtigsten und börsenumsatzstärksten deutschen Aktiengesellschaften enthalten, die in Deutschland gehandelt werden. Mit der Aufstockung auf 40 Mitglieder per 20.09.2021 wurde der Dax so stark wie noch nie verändert. Er bildet jetzt auf einer noch breiteren Basis als zuvor die größten deutschen Unternehmen ab.
Der DAX ist für Deutschland das mit Abstand bedeutendste Aktienbörsenbarometer. Dies gilt auch in Europa, wo der DAX ebenfalls neben dem EURO STOXX 50 als der maßgeblich bestimmende Index angesehen wird.
Die Kursentwicklung des DAX seit dem Jahr 1980
Zunächst ein kurzer Rückblick auf die Zeit vor der Jahrtausendwende, damit Sie die Bewegungen in den letzten Jahren besser einschätzen können.
Der DAX wurde am 01.07.1988 eingeführt, er umfasste seitdem die 30 wichtigsten deutschen Aktiengesellschaften. Eine Besonderheit ist, dass er in der üblichen Darstellung als sogenannter Performanceindex konstruiert wurde. Das bedeutet, Dividenden (die bei Ausschüttung zu Kursverlusten führen; Stichwort: Dividendenabschlag) werden bei der Berechnung in diesem Index rechnerisch wieder reinvestiert. Diese Systematik unterscheidet den DAX von anderen Indices (reine Kursindices), beispielsweise dem EURO STOXX 50 Aktienindex.
In den letzten fünf Jahren des vergangenen Jahrtausends konnte der DAX eine beeindruckende Hausse starten, sein Wert vervierfachte sich von rund 2.000 auf 8.000 Punkte in dieser Zeit. Die ersten drei Jahre dieses Jahrtausends führten allerdings zu einem starken Kursverfall des DAX, seit Anfang 2003 ging es mit einem längeren (Beginn 2008) und einem kürzen (Mitte 2011) Einschnitt aber wieder deutlich nach oben. Von Anfang 2003 bis Anfang 2015 hat sich der DAX in der Spitze rund verfünffacht (rund 2.400 bis 12.400). Anschließend folgte eine Konsolidierung bis ca. 9.000 Punkte Anfang 2016. Seit Ende 2016 ist der Markt zu einem neuen Höhenflug gestartet und hat mehrfach neue Höchststände erreicht, nach einem Zwischentief Ende 2018 ging es aber wieder nach oben, bis die Corona-Pandemie für einen deutlichen und raschen Absturz sorgte. Inzwischen hat sich der Markt aber wieder deutlich erholt und neue Allzeithöchststände erreicht.
Bemerkenswert sind die immer stärkeren absoluten Schwankungen des Kursbarometers. Waren diese in den 80er Jahren noch recht verhalten, so nahmen diese gegen Ende der 90er Jahre immer weiter zu. Die Gründe dafür liegen auf der Hand: stärke globale Vernetzung der Wirtschaft, schnellere und umfassendere Weitergabe von Nachrichten, Digitalisierung und nicht zuletzt immer mehr Handel über elektronische Handelsplattformen. Damit haben auch die Schwankungen innerhalb eines Tages deutlich zugenommen.
Der DAX im Vergleich mit dem Dow Jones
Was der DAX für die Aktienmärkte in Deutschland und Europa darstellt, ist für die USA der Dow Jones. Mehr noch, dieser ist weltweit das am meisten beachtete Börsenbarometer.
Insgesamt ist der Kursverlauf der beiden Indices häufig sehr gleichförmig. Traditionell laufen beide Märkte weitgehend im Gleichschritt. Beim Ausbruch der Finanzkriese Mitte 2011 verlor der Dax kurzzeitig überproportional, holte den Rückstand später aber rasch wieder auf.
Von Ende 2014 bis zum Frühjahr 2015 entwickelte sich der DAX im Zuge der extrem lockeren Geldpolitik der EZB dagegen deutlich besser als sein amerikanisches Pendant. Auch hier wurde der Abstand einige Monate später wieder egalisiert. Es lässt sich feststellen, dass die Korrelation zwischen beiden Indices sehr hoch ist, sich kurzfristige Unterschiede im Laufe der Zeit aber mehr oder weniger schnell wieder ausgleichen. So war es lange Zeit.
Seit Ende 2017 hat sich der Dow Jones allerdings deutlich vom Dax abgesetzt und baut diesen Abstand Schritt für Schritt weiter aus. Rückblickend kann man festhalten, dass die extrem wirtschaftsfreundliche Wirtschaftspolitik der Regierung unter Präsident Trump in den USA einen großen Anteil an dieser Entwicklung hatte. Die positive Entwicklung auf den Aktienmärkten wurde allerdings kurzzeitig durch die Corona Krise gestoppt. Auf Grund der erfolgreichen Impfungen etablierten sich fundierte Hoffnungen auf ein Abflauen der Corona-Ansteckungen. Die Welt(-Wirtschaft) und damit die Aktienmärkte erholten sich relativ schnell. Allerdings muss man realistisch festhalten, dass die Pandemie noch länger das Leben in Wirtschaft und Gesellschaft in Griff haben wird.
Zusätzlich hängen die Aktienmärkte noch zusätzlich auch am Tropf gigantischer staatlicher und geldpolitischer Hilfsmaßnahmen. Die gestiegene Geldmenge führt inzwischen zu einer erhöhten Inflation. Obwohl dieser Faktor insbesondere von der Europäischen Zentralbank noch nicht als Gefahr angesehen wird, ist es für Sie als Anleger angesagt, die weitere Inflationsentwicklung im Auge zu behalten.
Aktuell werden alle Märkte stark durch das Geschehen in der Ukraine stark beeinflusst. Der Krieg direkt vor der Haustüre in Europa hat dabei sehr großes Eskalationspotential. Bisher sind die Reaktionen an den Aktienmärkten trotz großer Schwankungen noch als relativ moderat anzusehen.
Die Aktien im DAX
In der folgenden Übersicht sehen Sie alle zurzeit im DAX 40 gelisteten Aktien mit ihren aktuellen Kursen.
Der aktuelle DAX-Punktestand basiert auf diesen Kursen der Einzelaktien. Dabei gibt es große Unterschiede zu beachten. Kursbewegungen von Linde (mit rund 9 % die höchste Gewichtung) beeinflussen den DAX Index über 10-Mal so stark wie Kursveränderungen der nur mit unter 1 % gewichteten Gesellschaften. Bemerkenswert ist, dass die dominierenden 7 Aktiengesellschaften im DAX (Airbus, Allianz, BASF, Daimler, Linde, SAP) rund die Hälfte des gesamten Indexvolumens ausmachen.
Die Gewichtung der DAX Aktien hängt insbesondere mit deren Handelsvolumina, Kursen und der Zahl der sich im Umlauf befindlichen Aktien zusammen, die sich nicht in festen Händen von Investoren befinden.
Aktie | ISIN | Gewichtung in % |
ADIDAS AG NA O.N. | DE000A1EWWW0 | 3,03 |
AIRBUS SE | NL0000235190 | 4,85 |
ALLIANZ SE NA O.N. | DE0008404005 | 6,75 |
BASF SE NA O.N. | DE000BASF111 | 3,90 |
BAY.MOTOREN WERKE AG ST | DE0005190003 | 1,91 |
BAYER AG NA O.N. | DE000BAY0017 | 4,48 |
BRENNTAG SE NA O.N. | DE000A1DAHH0 | 0,91 |
CONTINENTAL AG O.N. | DE0005439004 | 0,57 |
COVESTRO AG O.N. | DE0006062144 | 0,72 |
DAIMLER TRUCK HLDG JGE NA | DE000DTR0CK8 | nicht berechnet |
DELIVERY HERO SE NA O.N. | DE000A2E4K43 | 0,64 |
DEUTSCHE BANK AG NA O.N. | DE0005140008 | 1,79 |
DEUTSCHE BOERSE NA O.N. | DE0005810055 | 2,32 |
DEUTSCHE POST AG NA O.N. | DE0005552004 | 3,53 |
DT.TELEKOM AG NA | DE0005557508 | 4,53 |
E.ON SE NA O.N. | DE000ENAG999 | 1,75 |
FRESEN.MED.CARE KGAA O.N. | DE0005785802 | 0,94 |
FRESENIUS SE+CO.KGAA O.N. | DE0005785604 | 1,05 |
HANNOVER RUECK SE NA O.N. | DE0008402215 | nicht berechnet |
HEIDELBERGCEMENT AG O.N. | DE0006047004 | 0,65 |
HELLOFRESH SE INH O.N. | DE000A161408 | 0,57 |
HENKEL AG+CO.KGAA VZO | DE0006048432 | 0,86 |
INFINEON TECH.AG NA O.N. | DE0006231004 | 3,13 |
LINDE PLC EO 0,001 | IE00BZ12WP82 | 10,15 |
MERCEDES-BENZ GRP NA O.N. | DE0007100000 | 4,13 |
MERCK KGAA O.N. | DE0006599905 | 1,92 |
MTU AERO ENGINES NA O.N. | DE000A0D9PT0 | 0,88 |
MUENCH.RUECKVERS.VNA O.N. | DE0008430026 | 2,57 |
PORSCHE AUTOM.HLDG VZO | DE000PAH0038 | 0,99 |
PUMA SE | DE0006969603 | 0,62 |
QIAGEN NV EO -,01 | NL0012169213 | 0,80 |
RWE AG INH O.N. | DE0007037129 | 2,00 |
SAP SE O.N. | DE0007164600 | 8,50 |
SARTORIUS AG VZO O.N. | DE0007165631 | 0,77 |
SIEMENS AG NA O.N. | DE0007236101 | 8,26 |
SIEMENS HEALTH.AG NA O.N. | DE000SHL1006 | 1,26 |
SYMRISE AG INH. O.N. | DE000SYM9999 | 1,12 |
VOLKSWAGEN AG VZO O.N. | DE0007664039 | 2,21 |
VONOVIA SE NA O.N. | DE000A1ML7J1 | 2,51 |
ZALANDO SE | DE000ZAL1111 | 0,93 |
Die Gewichtung wird von der Deutsche Börse AG regelmäßig angepasst. Sollte eine Aktie an Bedeutung verlieren, so kann und wird diese durch eine andere Aktie ersetzt. Maßgeblich ist dabei nicht nur der Börsenwert eines Unternehmens, sondern auch das Volumen der Aktien, die frei handelbar sind und tatsächlich auch gehandelt werden.
Dabei sind die Aktien mit der geringsten Gewichtung stets gefährdet, aus dem DAX ausscheiden zu müssen.
Mit Wirkung vom 20. September 2021 wurde die größte Anpassung in der Geschichte des Dax vorgenommen. Auf einen Schlag wurden 10 neue Mitglieder in den Index zusätzlich aufgenommen. Aus Dax 30 wurde Dax 40.
Das sind die neuen Mitglieder: Airbus, Zalando, Siemens Healthineers, Symrise, HelloFresh, Sartorius, Porsche, Brenntag, Puma und Qiagen. Ausscheiden musste zu diesem Zeitpunkt keine Aktie.
Zum 29.10.2021 wurde die erste turnusmäßige Anpassung der DAX-Mitglieder für den erweiterten Index vorgenommen. Die Aktie von Beiersdorf erlebte hier ein rasches Comeback. Am 22.03.21 noch ausgeschieden, war sie rund sieben Monate später schon wieder zurück im Dax. Dafür musste die Deutsche Wohnen Aktie nach rund 15 Monaten Dax-Mitgliedschaft den Index wieder verlassen.
Am 21.03.2022 erfolge die zweite Anpassung. Das Comeback von Beiersdorf wurde nach nur wenigen Monaten sehr rasch wieder beendet, ebenso wurde Siemens Energy Opfer der Veränderungen. Neu im DAX sind erstmals Daimler Truck und wieder zurück Hannover Rück. Die nächste reguläre Anpassung der DAX Unternehmen findet im September 2022 statt. Die aktuellen Gewichtungen können Sie in obiger Tabelle sehen.
Entwicklung des DAX seit 2016
Nach einer kurzen aber heftigen Jahresendrally ab Mitte Dezember 2015 mit einem Kursanstieg von rund 750 Punkten oder rund 7,5% in nur ca. 2 Wochen war zum Jahresbeginn 2016 schlagartig Ernüchterung eingetreten. Zu Beginn des Jahres 2016 hat sich der DAX lange Zeit seitwärts zwischen 9.500 und 10.500 bewegt. Kritisch war in diesem Kontext das Tief am 11.02.16., als der Dax deutlich unter 9.000 Punkte sackte. Es drohte ein dauerhafter Rückfall in den mittelfristigen Abwärtstrend.
Der Ölpreis (als anerkannter Indikator für die Entwicklung der Weltwirtschaft) hatte sich zu diesem Zeitpunkt stabilisiert. Gleichzeitig gab und gibt es nach wie vor verschiedene Konfliktbereiche in den Randbereichen Europas, die nur auf langfristige Sicht gelöst werden können (Syrien, Türkei, Krim, Flüchtlinge aus Afrika, um nur die Wichtigsten zu nennen). Insgesamt verlief das Jahr 2016 wenig spektakulär und bis Ende November entwickelte sich der Markt nur seitwärts. Die Jahresendrally 2016 im DAX führte aber im Dezember zu einem Anstieg von rund 1.000 Indexpunkten oder knapp 10% innerhalb von nur 14 Tagen. Mit anderen Worten: Der gesamte Jahresgewinn für 2016 wurde in nur 2 Wochen erzielt.
Diese Bewegung war der Startschuss für eine Rally, die den DAX bis zum Sommer 2017 auf knapp 13.000 Punkte trug. Dazu trug nicht zuletzt das Ergebnis der französischen Präsidentschaftswahlen bei. Zu Beginn 2018 konnte der DAX zunächst bis auf einen weiteren neuen Rekordstand von 13.597 Punkten zulegen, um aber anschließend wieder zurückzufallen.
Anfang Februar 2018 geriet der DAX allerdings erheblich unter Druck und verlor in der Spitze zunächst rund 1.500 Punkte bis auf rund 12.000. Nach über einem Jahr fiel der DAX aus dem Seitwärtskanal zwischen 12.000 und 13.000 Indexpunkten nach unten heraus. Obwohl der Hauptbelastungsfaktor Zölle und damit verbunden mögliche weltweite Konjunkturrückgänge immer noch über den Märkten schwebte, konnte sich der Dax nach einem halben Jahr wieder in die alte Seitwärtsrange zurückarbeiten.
Ende Juli 2019 gewannen wiederrum negative Nachrichten kurzfristig die Oberhand, der Kursverlust von über 1.000 Punkten konnte aber rasch wieder aufgeholt werden. Das Jahresende 2019 verlief sehr positiv. Die guten Aussichten wurden allerdings durch das zu einer weltweiten Gefahr gewordenen Corona Virus mit aller Macht zerstört und führten zu einem kurzen aber heftigen Kurszusammenbruch. Die Folgen werden die Weltwirtschaft für längere Zeit erheblich beeinträchtigen und haben zu empfindlichen Wachstumseinbußen geführt. Die umfangreiche internationale Zusammenarbeit macht dabei grundsätzlich Hoffnung, die Krise gemeinsam zu bewältigen.
Bemerkenswert ist, dass sich der Markt überraschend rasch wieder stabilisieren konnte. Dazu haben entscheidend die Maßnahmen der Notenbanken und der Regierungen beitragen, die mit historisch beispiellosen Unterstützungsprogrammen einen Zusammenbruch der Wirtschaft verhindern wollen.
Wichtig bleibt festzuhalten: die aktuell sehr positive Kursentwicklung basiert auf der Erwartung, dass die Krise relativ zeitnah gelöst werden kann, und die Wirtschaft wieder auf den Wachstumspfad der Vergangenheit einschwenken kann. Sollten sich diese Hoffnungen deutliche Rückschläge erleiden, ist mit deutlichen Kursverlusten zu rechnen.
Im Sommer 2020 konnte der DAX den Seitwärtsbereich lange Zeit nicht nachhaltig verlassen. Durch die neue aufflammende Corona-Krise auch in Deutschland verstärkte sich zunächst der Druck auf den DAX. Dies führte zunächst zu einem Rutsch unter die untere Begrenzung, gute Nachrichten zur Verfügbarkeit von Impfstoffen ließen das Pendel allerdings gegen Ende des letzten Jahres wieder in die andere Richtung ausschlagen.
Der Dax pendelte zunächst seit Jahresbeginn 2021 um die 14.000 Punkte. Am 08.03.21 erhielt der Markt einen neuen Schub, sprang um über 400 Punkte nach oben und lies dabei die Marke von 14.000 nachhaltig hinter sich. Immer wieder folgten weitere neue Höchststände, der bisher letzte am 13.08.21 mit rund 16.030 Punkten. Damit hat der DAX nach seinem Absturz beim ersten Auftreten von Covid19 in fast 15 Monaten über 80 % zugelegt.
Zusätzlich konnte er alleine im Jahr 2021 drei neue „1.000er“ Marken überwinden. Die Luft wird aber langsam dünner. Zuletzt musste der DAX nach erstmaligem kurzem Überschreiten der Marke von 16.000 Punkten Federn lassen und Rückschläge verkraften. Der Krieg in der Ukraine dürfte rasche neue Rekordmarken zunächst nahezu unmöglich machen.
Die Entwicklung des DAX erfolgt grundsätzlich auch im Fahrwasser der amerikanischen Aktienmärkte. Hier ein Vergleich von DAX und Dow Jones seit Jahresbeginn 2020:
Der Verlauf von DAX und Dow Jones ist in diesem Zeitraum sehr gleichförmig. Es hat damit rund 6 Monate gedauert, bis die Indices die Corona-Krise „verarbeitet“ haben, obwohl sie tatsächlich noch längst nicht in der Wirtschaft und im Leben der Menschen überwunden ist. Nach einem Gleichlauf beider Indices ist der DAX gegenüber dem Dow Jones wegen des Ukrainekrieges merklich zurückgefallen.
Aktuell hat die Russland/Ukraine-Krise die Märkte überrollt und dominiert zunächst alle weiteren Einflussfaktoren. Dabei sind der Ausgang und die weiteren Auswirkungen auf die Welt noch völlig ungewiss.
Kurzfristiger Ausblick für den DAX
Neben aktuellen Unternehmensnachrichten wird der DAX Index täglich auch durch die Veröffentlichungen von volkswirtschaftlichen Daten sowie geldpolitischen Entscheidungen der wichtigsten Zentralbanken maßgeblich beeinflusst. Wenn Sie in Aktien investieren sollten Sie diese Termine immer im Auge behalten.
Oft gehen diese Bekanntgaben mit markanten Kursveränderungen einher. Insbesondere dann, wenn die tatsächlichen Daten von den Erwartungen stark abweichen.
Der Datenkalender für die (kommende) 22. Kalenderwoche des Jahres 2022 zeigt als Highlights in Deutschland am Montag die Veröffentlichung der Verbraucherpreise. Zusätzlich werden im weiteren Wochenverlauf verschiedene Einkaufsmanagerindices veröffentlicht, die einen guten Gradmesser für die künftige Wirtschaftsentwicklung darstellen.
Datum | Zeit | Ereignis | Land | Vorwert | Erwartung |
30.05.2022 | 14:00 | Verbraucherpreise Monatsvergleich | D | 0,80% | 0,80% |
30.05.2022 | 14:00 | Verbraucherpreise Jahresvergleich | D | 7,40% | 7,60% |
31.05.2022 | 03:30 | Einkaufsmanagerindex verarbeitendes Gewerbe | CHN | 47,4 | 48,7 |
31.05.2022 | 03:30 | Einkaufsmanagerindex Dienstleistungen | CHN | 41,9 | 45,2 |
31.05.2022 | 11:00 | Verbraucherpreise Jahresvergleich | EU | 7,50% | 7,90% |
31.05.2022 | 15:45 | Chicago Einkaufsmangerindex | USA | 56,4 | 57 |
31.05.2022 | 16:00 | Verbrauchervertrauen | USA | 107,3 | 104,0 |
01.06.2022 | 16:00 | Einkaufsmanagerindex verarbeitendes Gewerbe | USA | 55,4 | 55,0 |
02.06.2022 | 14:15 | ADP Beschäftigungsänderung | USA | 0,247 Mio. | 0,302 Mio. |
03.06.2022 | 14:30 | Änderung Beschäftigte ausserhalb Landwirtschaft | USA | 0,428 Mio. | 0,350 Mio. |
03.06.2022 | 16:00 | Einkaufsmanagerindex Dienstleistungen | USA | 57,1 | 57,0 |
Die Pandemie verliert langsam an Bedeutung. Die Hoffnung besteht aktuell in einem relativ milden Verlauf der Ansteckungen, einige Länder lockern deswegen trotz steigender Ansteckungszahlen die Einschränkungen. Die Aktienmärkte haben dieses Szenario inzwischen weitgehend in den Kursen „verarbeitet“.
Allerdings sind aktuell die Themen Inflation und der Konflikt in der Ukraine die marktbeherrschenden Kurstreiber.
Politisch motivierte Einflussfaktoren
In Großbritannien erfolgte formal der Austritt aus der EU am 31.01.20. In allerletzter Minute konnte eine entsprechende vertragliche Vereinbarung geschlossen und damit ein „harter Brexit“ vermieden werden. Die (auch negativen) Folgen für beide Wirtschaftsräume werden nun Schritt für Schritt sichtbar.
Der Handelsstreit zwischen den USA und China ist etwas aus dem Focus geraten, bleibt aber immer noch ungelöst. Auf der anderen Seite kühlte sich das Verhältnis des „Westens“ zu Russland bereits seit längerer Zeit immer weiter ab.
Seit den letzten Tagen des Monats Februar ist das Geschehen in der Ukraine und in diesem Zusammenhang das Verhalten Russlands vollständig eskaliert. Im Osten Europas ist das eingetreten, was kaum jemand für möglich gehalten hätte, es herrscht Krieg. Mit verheerenden Folgen für die betroffenen Menschen in jeder Hinsicht. Naturgemäß sind die Folgen für die Aktienmärkte eine erhebliche Unsicherheit und damit ein deutliche Verstärkung der Kursschwankungen. Die weitere Entwicklung dabei kaum seriös abschätzbar. Nur eine eindeutige Deeskalation würde die Unsicherheit mindern und damit die Märkten beruhigen.
Auch von Seiten der Zinsmärkte droht den Aktienmarkt Gegenwind.
Zinsmärkte
Weltweit, insbesondere aber in Europa und Deutschland, waren die Zinsen lange Zeit historisch niedrig, teilweise sogar negativ. Diese tiefen Zinsen waren ein starker Treiber für die Aktienmärkte und sind es immer noch. Allerdings scheint die Zeit sehr niedriger Zinsen sich dem Ende zuzuneigen. Die weiter stark steigenden Inflationszahlen deuten dabei auf weiter anziehende Zinsen hin.
Aktuell (Stand 26.05.22) ist die von der Bundesbank veröffentlichte Umlaufrendite in Deutschland im Vergleich zur Situation vor fünf Wochen mit 0,84% (vorher: 0,79%) weiter leicht gestiegen. Das Allzeittief lag am 12.03.2020 bei -0,83%.
Für Bundesanleihen mit einer Laufzeit von 10 Jahren erhalten Anleger aktuell (Stand: 26.05.22) eine Rendite von ca. 0,99%. Zum Vergleich: Anleihen der USA mit der gleichen Laufzeit rentieren mit ca. 2,76%. In den letzten fünf Wochen sind damit die Renditen in den USA etwas gesunken und in Deutschland nochmals ein wenig gestiegen.
Die Auswirkungen der Zinspolitik der Zentralbanken auf die Aktienmärkte
Am 31.07.19 startete die amerikanische Notenbank (FED) nach zuvor 9 Leitzinserhöhungen mit der ersten Zinssenkung nach 10 Jahren, der am 18.09.19 und am 30.10.19 zwei weitere Senkungen folgten. Dazu hat sicherlich auch der von der US-Regierung aufgebaute Druck beigetragen. Anfang März 2020 folgte eine überraschend starke Senkung um 0,50 % Punkte als Reaktion auf die Belastungen durch den Corona Virus. Allerdings konnte diese die Aktienmärkte nicht stabilisieren. Darum verdoppelte die amerikanische Notenbank nochmals ihre Bemühungen und senkte in einer weiteren außerordentlichen Sitzung den Leitzins weniger als zwei Wochen später nochmals um einen weiteren ganzen Prozentpunkt. Normaler Weise werden Zinssatzänderungen in Sprüngen von nur jeweils 0,25% durchgeführt.
Seit dieser Zeit wird die Zinspolitik der Zentralbanken insbesondere über (angekündigte) regelmäßige Wertpapierkäufe gesteuert. Auf diesem Weg wird die Wirtschaft mir sehr viel Geld versorgt. Ein Grund für stark steigende Aktienpreise. Jetzt allerdings wurde das Ende dieser Politik des billigen Geldes eingeläutet. Der Grund: die Inflation springt an.
In den USA hatte die Zentralbank in ihrer letzten Pressekonferenz am 26.01.22 ganz klar den Weg für Zinserhöhungen freigemacht. Eine erste Leitzinsanhebung war dabei für den März vorgesehen. Je nach weiterer Inflations- und Wirtschaftsentwicklung werden weitere Anhebungen mit großer Wahrscheinlichkeit folgen.
Am 16.03.2022 war es dann soweit. Die amerikanische Notenbank Fed erhöhte erstmals nach über 2 Jahren die Leitzinsen um 0,25 Prozentpunkte, am 05.05.2022 erfolgte ein weiterer Erhöhungsschritt direkt um 0,5 Prozentpunkte. Weitere Erhöhungen werden für dieses Jahr als sicher angesehen. Offen ist, wann in Europa die Europäische Zentralbank folgt, die Erwartungen gehen dabei bereits von Herbst 2022 aus.
Schon jetzt belastet die Zinserhöhungsdiskussion die Aktienkursentwicklung.
Solange die Verschärfung des Zinskurses der Zentralbanken moderat bleibt, könnten die Aktienmärkte die daraus resultierenden Belastungen relativ gut verkraften. Sollten die Zinssteigerungen überraschend und sprunghaft erfolgen ist mit unter Umständen massiven Kurseinbrüchen zu rechnen. Im Schaubild zeigt mit einem grünen Pfeil den künftig erwarteten Zinsanstiegspfad.
An der Entwicklung des Euro/Dollars kann man grundsätzlich auch sehr gut die Einschätzung der künftigen Zinspolitik von EZB und FED ablesen. Seit 2015 pendelte der Euro/Dollar zwischen 1,04 und 1,15 seitwärts. Der Wahlsieg von Donald Trump hatte den US-Dollar aber nur kurzfristig gestärkt, anschließend verlor der US Dollar aber wieder an Wert und bewegte sich sogar zu Beginn des Jahres 2018 teilweise bis ca. 1,25, dem höchsten Wert seit Anfang 2015, um anschließend allerdings wieder zurückzufallen. Aktuell steht der Kurs bei rund 1,07 Euro/Dollar.
Ein fallender Euro Kurs begünstigt grundsätzlich deutsche Aktien, weil exportorientierte deutsche Unternehmen bei niedrigeren Wechselkursen ihre Waren günstiger anbieten können. Umgekehrtes gilt bei steigenden Wechselkursen.
Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass der Einfluss der Corona Pandemie für die weitere Entwicklung der Märkte nur noch ein nebensächlicher Treiber ist. Staatliche Unterstützungen, niedrige Zinsen und vor allem die Aussicht auf „Nachholeffekte“ nach Ende der Einschränkungen des täglichen Lebens haben die Aktienmärkte bei Laune gehalten. Aber es gibt natürlich auch andere Einflussfaktoren. Insbesondere ein kritischer Blick auf mögliche Inflationstendenzen und steigende Zinsen sollte bei allen Investitionsentscheidungen dazu gehören.