Der deutsche Aktienmarkt im Überblick
Mittlerweile entdecken immer mehr Anleger aus Deutschland Aktien als mögliches Investments. Der Aktienmärkte hierzulande zählt zu den stabilsten weltweit, was unterschiedliche Gründe hat. Während Trader in Deutschland an mehreren Präsenzbörsen handeln können, gibt es in vielen anderen Staaten nur noch einen Börsenplatz oder ausschließlich Computerbörsen.
In unserem Beitrag erfahren Sie, wie der Aktienmarkt in Deutschland aufgebaut ist. Ferner gehen wir darauf ein, welche Indizes von besonderer Bedeutung sind, welche Börsen heute noch existieren, wie sich deutsche Aktien in der Vergangenheit entwickelt haben und worin grundsätzlich die besonderen Chancen und Risiken des deutschen Marktes bestehen.
Wie ist der Aktienmarkt in Deutschland aufgebaut?
Grundsätzlich ist der Aktienmarkt in Deutschland ein Teil des Kapitalmarktes. Dieser beinhaltet sowohl den börslichen als auch an außerbörslichen Handel mit Wertpapieren, genauer gesagt mit Aktien. Am Aktienmarkt gibt es mehrere Marktteilnehmer, die sich in die folgenden Gruppen einteilen lassen:
- Aktionäre
- Institutionelle Anleger sowie Privatanleger
- Banken
- Emittenten
- Börsenhändler
- Börsenmakler
Direkt am Aktienmarkt handeln dürfen nur Akteure mit einer Zulassung. Dazu gehören keine Aktionäre und Anleger, sondern in erster Linie Broker, Kreditinstitute und Börsenmakler. Wer als Kunde am Aktienmarkt handeln möchte, der muss seiner Bank oder dem Broker einen entsprechenden Auftrag erteilen. Der Finanzdienstleister wird die Order dann an die entsprechende Börse weiterleiten. Seit November 2007 hat sich der Aufbau des Aktienmarktes in Deutschland geändert, was eine Vereinheitlichung im Bereich der EU als Grundlage hat. Seit Ende 2007 gibt es auch in Deutschland die zwei Börsensegmente „Regulierter Markt“ und „Börsenregulierter Markt“.
Der Unterschied besteht darin, dass der regulierte Markt seitens der EU überwacht wird, während es beim börsenregulierter Markt so ist, dass Kontrolle und Überwachung durch die entsprechende Börse selbst vorgenommen wird. Bis zur Einführung der zwei Börsensegmente gab es in Deutschland vom Aufbau her noch eine Unterteilung in den amtlichen Markt sowie den geregelten Markt. Beide Segmente wurden dann in 2007 in den regulierten Markt überführt. Der regulierte Markt wiederum gliedert sich in Deutschland in die zwei Segmente General Standard und Prime Standard. Beim Prime Standard gibt es strenge Zulassungspflichten und gleichzeitig handelt es sich um das Segment mit den höchsten Transparenzstandards.
Der General Standard ist das zweithöchste Börsensegment, in dem sämtliche Aktien notieren, die nicht die strengeren Zulassungskriterien für den Prime Standard erfüllen können. Neben dem Prime- und dem General-Standard gibt es beim Aktienmarkt in Deutschland ein weiteres Segment, nämlich den ehemaligen Freiverkehr, der seit 2005 Open Market heißt. Dieser fällt in die Rubrik des börsenregulierten Marktes. Darüber hinaus wird der Open Market noch in drei Unterbereiche unterteilt, nämlich Quotation Board, Basic Board und Scale. Eine weitere Unterscheidung gibt es übrigens danach, ob es sich um den Primär- oder den Sekundärmarkt handelt. Kennzeichnend für den Primärmarkt ist, dass dort Neuemissionen der AGs vorgestellt und ebenfalls Kapitalerhöhungen offeriert werden. Die meisten Anleger sind entsprechend am Sekundärmarkt aktiv, denn dann dort findet der Handel der bereits an der Börse notierten Aktien statt.
Die wichtigsten Aktienindizes in Deutschland
Am deutschen Aktienmarkt gibt es eine Vielzahl von Indizes, von denen allerdings maximal zehn eine größere Bedeutung haben. In erster Linie dienen Indizes wie der DAX den Anlegern als Orientierung, wie sich der deutsche Aktienmarkt jeweils aktuell entwickelt. Vor allem für institutionelle Investoren ist es darüber hinaus wichtig, dass eine bestimmte Aktie innerhalb eines größeren Index notiert wird, weil dann mehr Investitionen erfolgen. Nachfolgend möchten wir die wichtigsten Aktienindizes in Deutschland aufführen und eine Kurzbeschreibung vergeben.
Deutscher Aktienindex (DAX)
Der Deutsche Aktienindex, kurz DAX, ist der Leitindex in Deutschland. Gleichzeitig handelt es sich um den bedeutendsten Index im Land, der die Kursentwicklung der 40 größten deutschen Aktiengesellschaften widerspiegelt. Insgesamt erreichen die im DAX notierten Aktien einen Anteil an der Marktkapitalisierung von etwa 80 Prozent. Sämtliche DAX-Aktien müssen mindestens im General Standard notieren.
Mid-Cap DAX (MDAX)
Während im DAX die größten Aktiengesellschaften des Landes gelistet sind, beinhaltet der MDAX eher mittelgroße Gesellschaften. Er wird häufig auch als DAX-Folgeindex bezeichnet, weil im MDAX die 50 größten Unternehmen gelistet sind, die den 40 DAX-Aktiengesellschaften folgen.
Small-Cap DAX (SDAX)
Nach der Größe der Unternehmen geordnet folgt dem DAX und dem MDAX der Small-Cap DAX, kurz SDAX. Die Einführung geht auf das Jahr 1999 zurück und im SDAX werden insbesondere sogenanntes Small-Caps gehandelt, bei denen es sich um kleinere Unternehmen handelt. Exakt 70 dieser kleineren Aktiengesellschaften sind SDAX vertreten.
Composite DAX (CDAX)
Als eine Art Ergänzung zum Deutschen Aktienindex wurde im Jahre 1993 der CDAX eingeführt, wobei die Abkürzung für Composite DAX steht. Der wesentliche Grund war, dass in einem Index eine deutlich breitere Markterfassung der deutschen Aktien erfolgen sollte. Während nämlich im Deutschen Aktienindex lediglich 40 Aktientitel vertreten sind, umfasst der CDAX tatsächlich sämtliche Aktien, die entweder im General Standard oder im Prime Standard notiert werden.
TecDAX
Der TecDAX ist besonders interessant, denn es handelt sich um den deutschen Technologieindex. Gleichzeitig ist der TecDAX der Nachfolger des legendären NEMAX 50. Im TecDAX enthalten sind nahezu ausschließlich sogenannte Technologiewerte, also keine Unternehmen der sogenannten Old Economy. In erster Linie sind die im TecDAX gelisteten Aktien in Branchen wie IT, Computertechnik, Biotechnologie, Softwarelösungen und Medizintechnik beheimatet.
FAZ-Index
Ein bekannter Index, der nicht der DAX-Familie angehört, ist der FAZ-Index. Es handelt sich dabei sogar um den ältesten deutschen Aktienindex, denn er wird seit 1961 veröffentlicht. Kennzeichnend für den FAZ-Index ist vor allem die große Marktbreite, denn enthalten sind die 100 bedeutendsten Aktiengesellschaft des Landes. Darüber hinaus ist es Voraussetzung für die Notierung im Index der Frankfurter Allgemeine Zeitung, dass sich der Hauptsitz des Unternehmens in Deutschland befindet.
Welche Börsen gibt es und worin bestehen die Unterschiede?
Wenn es um den Handel mit Aktien geht, so ist die Anzahl der Börsen in Deutschland in den letzten 20 Jahren gesunken. Dies gilt insbesondere für die sogenannten Parkettbörsen. So werden Börsenplätze bezeichnet, an denen tatsächlich noch vor Ort, auf dem sogenannten Börsenparkett, Aktien gehandelt werden. Eine andere Bezeichnung für die Parkettbörsen ist Regionalbörsen, weil sich der Börsenplatz an einem bestimmten Ort befindet. Heutzutage gibt es noch exakt sechs dieser Parkettbörsen, nämlich:
- Frankfurt
- Stuttgart
- Berlin
- München
- Düsseldorf
- Hamburg-Hannover
Neben den Parkettbörsen gibt es eine zweite große Gruppe von Börsenplätzen, nämlich die elektronischen Handelsplattformen. Am bekanntesten ist sicherlich die Computerbörse XETRA, auf der sämtliche Transaktionen vollautomatisch durch die Computersysteme ausgeführt werden. Neben dem Handel wird auch die Berechnung der Kurs automatisiert innerhalb der Computerbörse durchgeführt. Fernab der Präsenzbörsen und der elektronischen Börsen gibt es noch zwei weitere Börsen, nämlich die zweier Händler. Es handelt sich dabei um Tradegate sowie Lang & Schwarz. Interessant sind für Anleger unter anderem die Handelszeiten an den entsprechenden Börsen, die Sie der nachfolgenden Tabelle entnehmen können:
Börse | Handelszeit |
Xetra | 09:00 – 17:30 Uhr |
Frankfurt | 08:00 – 22:00 Uhr |
Stuttgart | 08:00 – 22:00 Uhr |
Düsseldorf | 08:00 – 20:00 Uhr |
Berlin | 08:00 – 20:00 Uhr |
München | 08:00 – 20:00 Uhr |
Tradegate | 08:00 – 22:00 Uhr |
Lang & Schwarz | 07:30 – 23:00 Uhr |
Die in Deutschland präsenten Börsen unterscheiden sich in einigen Punkten, sodass es mitunter für Anleger von Bedeutung sein kann, sich für den richtigen Börsenplatz zu entscheiden. Die Unterschiede gibt es in erster Linie innerhalb der folgenden Kategorien:
- Handelszeiten
- Angebot an Handelsgütern (Anzahl und Art)
- Kosten an der Börse
- Handelsvolumen
Wie Sie unserer Tabelle entnehmen können, liegt ein Unterschied zwischen den Börsen zum Beispiel in den Handelszeiten, auch wenn diese nicht stark voneinander abweichen. Etwas größer sind die Unterschiede zum Beispiel beim Angebot. Damit ist gemeint, welche Art von Finanzprodukten in welcher Anzahl an der entsprechenden Börse gehandelt werden können. So gilt zum Beispiel die Börse in Stuttgart als prädestinierter Handelsplatz für Optionsscheine und andere Finanzinstrumente, wobei dort natürlich ebenfalls Aktien gehandelt werden.
Dementsprechend unterscheiden sich die Börsen auch nach ihrer Größe und dem daraus resultierenden Umsatz. Die mit Abstand größte Präsenzbörse ist nach wie vor die Börse in Frankfurt, auch wenn mittlerweile über XETRA vom Volumen her mehr Umsatz generiert wird. Eine weitere Unterscheidung gibt es im Hinblick auf die Kosten. Hier sollten insbesondere preissensitive Anleger einen Vergleich durchführen, an welcher Börse sie Aktien am günstigsten handeln können.
Die Entwicklung deutscher Aktien in der Historie
Da in Deutschland viele Hundert Aktientitel handelbar sind, lässt sich keine pauschale Aussage dazu treffen, wie sich Aktie in der Vergangenheit entwickelt haben. Tendenziell lässt sich allerdings festhalten, dass die meisten deutschen Aktien für Anleger in der Vergangenheit eine sehr gute Rendite bereithielten. Das zeigt beispielhaft ein Blick auf den DAX, also auf den Leitindex des Landes und dementsprechend die früher 30 und heute 40 größten Aktienwerte, die im DAX notiert werden. Zum 31. Dezember 1987 wurde der DAX-Index auf 1.000 Punkte festgelegt. Seit dieser Zeit hat sich der Punktestand bis heute etwa vervierzehntfacht. Auf den Zeitraum zwischen 1988 und 2022 gerechnet bedeutet das für Anleger eine durchschnittliche Jahresrendite von über acht Prozent.
Die Kursentwicklung der deutschen Aktien vollzog sich allerdings nicht geradlinig, sondern es gab öfter eine höhere Volatilität, also Schwankungsbreite. Nachfolgend haben wir einige interessante Daten aufgeführt, wenn es um die Entwicklung deutscher Aktien in der Vergangenheit geht:
- 1998: Erstmaliges Überschreiten der Marke von 5.000 Punkten
- 2001: Rückgang von über 5.000 auf 3.000 Punkte im Jahre 2002 (Platzen der Dot.com Blase)
- 2007: Rückgang von über 8.000 auf unter 5.000 Punkten in 2008 (Finanzkrise)
- 2015: Erstmaliges Überschreiten der Marke von 10.000 Punkten
- Höchster Schlusskurs überhaupt: 5. Januar 2022 mit rund 16.270 Punkten
- Aktueller Punktestand (5. April 2022): ca. 14.500 Punkte
Zusammengefasst haben sich deutsche Aktien also in den letzten gut 30 Jahren hervorragend entwickelt, was die Performance angeht.
Was die Chancen und Risiken des deutschen Marktes?
Zahlreiche Anleger überlegen, ob sie lieber in deutsche Aktien oder beispielsweise in amerikanische Titel investieren sollen. Um diese Frage beantworten zu können, ist es durchaus sinnvoll, sich mit den besonderen Chancen und Risiken des deutschen Marktes zu beschäftigen. Damit sind eben nicht die allgemeinen Chancen und Risiken eines jeden Aktienmarktes rund um den Globus gemeint, sondern durchaus Besonderheiten, durch die sich der Aktienmarkt in Deutschland auszeichnen kann.
Gute Chancen auf eine langfristig positive Rendite bei einem Investment in Aktien haben Anleger in Deutschland zum Beispiel deshalb, weil Deutschland als politisch sehr stabil gilt. Für den Aktienmarkt ist das durchaus wichtig, denn nichts verunsichert die Börsen mehr, als Ungewissheiten oder politische Krisen und Instabilität. Darüber hinaus gilt Deutschland als Land mit einer hohen Wirtschaftskraft, was sich grundsätzlich ebenfalls sehr positiv auf die Chancen am Aktienmarkt auswirkt. Ein weiterer Pluspunkt besteht darin, dass die Märkte hierzulande sehr gut überwacht und reguliert werden, sodass Anleger keinen Betrug oder Ungereimtheiten beim Handel befürchten müssen. All diese positiven Aspekte ergeben in der Summe gute Chancen für Anleger, mit einem Investment in deutsche Aktien langfristig erfolgreich zu sein.
Wenn es überhaupt ein spezielles Risiko des deutschen Aktienmarktes gibt, dann könnte dies darin bestehen, dass Anleger hierzulande in weiten Teilen sehr sicherheitsbewusst sind. Das könnte bei bestimmten Entwicklungen dazu führen, dass vor allem Privatanleger sich von Aktien verabschieden und entsprechend an den Marken für einen Rückgang der Kurse sorgen. Gleiches gilt für Panikverkäufe, die es in der Vergangenheit durchaus bereits öfter gegeben hat. Zudem sind Aktien in Deutschland noch immer nicht in die private Altersvorsorge eingebunden, wie es zum Beispiel in Schweden oder den USA der Fall ist. Für Anleger ist das zwar nicht unbedingt ein Risiko, jedoch andererseits durchaus ein Nachteil, weil sonst deutlich mehr Kapital in die Aktienmärkte fließen würde.