Sondervermögen Infrastruktur: Wer profitiert?

Sondervermögen Infrastruktur: Wer profitiert?
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Mit der Verabschiedung des historischen Sondervermögens von bis zu 500 Milliarden Euro in den nächsten 12 Jahren öffnet Deutschland die Tür für massive Investitionen in die teils marode Infrastruktur und für Klimaschutz. Diese finanzpolitische Zäsur soll die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands und Europas stärken, auch wenn die langfristigen finanziellen Folgen umstritten sind.

Neue Investitionen, neue Chancen: Sondervermögen statt Schuldenbremse

Für Anleger eröffnen sich durch das Sondervermögen jedoch erhebliche Chancen, insbesondere in den Bereichen Infrastruktur, erneuerbare Energien, Verteidigung und Digitalisierung. In diesem Beitrag beleuchten wir die Branchen und Unternehmen, die vom geplanten Finanzpaket besonders profitieren dürften, und stellen Ihnen 20 Aktien und zusätzlich mehrere ETFs vor, mit denen Sie als Anleger an diesen wirtschaftlichen Entwicklungen teilhaben können.

Zielsetzung und Verwendung des Sondervermögens

Das Sondervermögen soll gezielt in Bereiche fließen, die in den vergangenen Jahren unterfinanziert waren, um Deutschlands Infrastruktur umfassend zu erneuern und zukunftsfähig zu gestalten. Die Gelder sind vor allem für folgende Sektoren vorgesehen:

  • Verkehrsinfrastruktur: Sanierung und Ausbau von Straßen, Brücken und Schienennetzen zur Verbesserung des öffentlichen Nah- und Fernverkehrs.
  • Energieinfrastruktur: Förderung erneuerbarer Energien, Modernisierung des Stromnetzes und Unterstützung der Energiewende.
  • Bildungseinrichtungen: Sanierung und Ausbau von Kitas, Schulen und Universitäten zur Schaffung besserer Lernbedingungen.
  • Digitalisierung: Ausbau der digitalen Infrastruktur, insbesondere Breitbandnetze, um die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands zu stärken.
  • Klimaschutz: Investitionen in nachhaltige Projekte zur Reduktion von CO₂-Emissionen mit dem Ziel der Klimaneutralität bis 2045.
  • Verteidigung: Aufrüstung der Bundeswehr und Stärkung der Cybersicherheit.

Diese massiven staatlichen Investitionen eröffnen attraktive Chancen für Anleger, indem sie gezielt in Unternehmen oder Branchen investieren, die von diesen Geldströmen profitieren.

1. Infrastruktur: Profiteure des Bau- und Mobilitätsbooms

Die geplanten Milliardeninvestitionen in die Infrastruktur werden insbesondere Unternehmen aus dem Bau- und Mobilitätssektor zugutekommen. Brückensanierungen, der Ausbau des Schienennetzes sowie Investitionen in Straßennetze versprechen anhaltende Wachstumsimpulse für Unternehmen, die in diesen Bereichen tätig sind. Anleger haben die Möglichkeit, gezielt an diesem Boom teilzuhaben, indem sie in die Aktien führender Infrastruktur- und Bauunternehmen investieren.

Beispiele für interessante Aktien:

  • Heidelberg Materials: Als führendes Unternehmen im Bereich Baustoffe (Zement, Kies, Beton) könnte Heidelberg Materials sehr vom Sondervermögen für den Ausbau und die Sanierung der Infrastruktur, einschließlich Straßenbau, Brückensanierungen und der Erweiterung von Schienennetzen profitieren.
  • Vossloh: Ein führender Anbieter von Bahninfrastruktur, dessen Schienenbefestigungssysteme und Weichenlösungen dank der steigenden Investitionen in das Schienennetz auf wachsende Nachfrage stoßen dürften.
  • Hochtief: Einer der führenden Baukonzerne Europas mit Schwerpunkt auf Großprojekte im Bereich Infrastruktur, Tunnel- und Brückenbau.
  • Strabag: Österreichischer Baukonzern, der ebenfalls durch den verstärkten Straßen- und Brückenbau in Deutschland begünstigt werden könnte.
  • Siemens: Die Mobilitätssparte von Siemens spielt eine zentrale Rolle im Bahn- und Schienenverkehr.
  • Deutz: Produzent von Motoren für Baumaschinen, die für Infrastrukturprojekte benötigt werden.

2. Erneuerbare Energien: Gewinner der Energiewende

Die Energiewende steht im Mittelpunkt der staatlichen Investitionen – mit Geldern in Milliardenhöhe für den Ausbau erneuerbarer Energien, die Modernisierung der Stromnetze und der Förderung von Wasserstoffprojekten. Ziel ist es, Deutschland langfristig unabhängiger von fossilen Energieträgern zu machen und die Klimaneutralität bis 2045 zu erreichen. Davon profitieren besonders Unternehmen, die in den Bereichen Solarenergie, Windkraft, Energiespeicherung und Wasserstofftechnologie tätig sind.

Spannende Aktien in diesem Sektor:

  • SMA Solar: Ein führender Hersteller von Wechselrichtern für Photovoltaikanlagen, der von der steigenden Nachfrage nach Solarenergie und Speichersystemen verstärkt an Bedeutung gewinnen dürfte.
  • Encavis: Das Unternehmen betreibt Solar- und Windparks in Europa und zählt zu den führenden unabhängigen Stromproduzenten aus erneuerbaren Energien.
  • Nordex: Als einer der führenden Windturbinenhersteller könnte Nordex stark von den geplanten Investitionen in Windkraftanlagen profitieren.
  • Konfron: Für den Hersteller von Komponenten für erneuerbare Energien, darunter Windkraftanlagen und Energiespeicherlösungen, könnten die verstärkte Förderung erneuerbarer Energien und die geplante Expansion der Wasserstofftechnologie äußerst lukrativ sein.

3. Verteidigung & Sicherheit: Rüstungsaktien im Fokus

Die geopolitischen Herausforderungen der jüngsten Zeit und die politische Unzuverlässigkeit der USA haben gezeigt, wie essenziell eine gut ausgestattete Verteidigung ist. Mit dem Sondervermögen werden massive Investitionen in die Bundeswehr, Cybersicherheit und Rüstungsprojekte ermöglicht. Davon profitieren Unternehmen, die militärische Ausrüstung, moderne Technologien oder sicherheitsrelevante Infrastruktur liefern. Anleger haben die Möglichkeit, gezielt in etablierte Rüstungsfirmen zu investieren oder über ETFs breit in den verteidigungsnahen Sektor Europas zu streuen.

Besonders interessante Unternehmen in diesem Bereich:

  • Rheinmetall: Als größter deutscher Rüstungskonzern und bedeutender Zulieferer für militärische Fahrzeuge und Munition profitiert Rheinmetall direkt von den gestiegenen Verteidigungsausgaben.
  • Hensoldt: Der Spezialist für moderne Militärtechnik könnte mit seinen hochentwickelten Sensoren und Radarsystemen eine zentrale Rolle in der Modernisierung der Bundeswehr übernehmen.
  • Renk: Der Hersteller von Antriebssystemen für Panzer und Militärfahrzeuge könnte ebenfalls zu einem direkten Profiteur des geplanten Finanzpakets werden.
  • Steyr Motors: Ein österreichischer Spezialist für militärtaugliche Dieselmotoren, die in Panzern, Spezialfahrzeugen und Booten verbaut werden, für den sich die steigenden Verteidigungsausgaben ebenfalls lohnen könnte.
  • Schaeffler: Schaeffler stellt hochwertige Komponenten für die Automobilindustrie her, die auch in militärischen Fahrzeugen und Waffensystemen zum Einsatz kommen. Durch die steigenden Verteidigungsinvestitionen und die Aufrüstung könnte das Unternehmen zu den vielversprechenden Profiteuren dieser Entwicklung zählen.

Der ETF-Anbieter WisdomTree hat bereits auf die gestiegene Nachfrage nach europäischen Rüstungswerten reagiert und am 4. März 2025 mit dem WisdomTree Europe Defence UCITS ETF (ISIN: IE0002Y8CX98) einen Rüstungs-ETF mit Europa-Fokus aufgelegt.

Dieser ETF bietet Zugang zu europäischen Unternehmen, die sich ausschließlich auf den Geschäftsbereich Verteidigung konzentrieren. Er umfasst einen diversifizierten Korb an europäischen Rüstungsunternehmen, die größtenteils aus den Ländern Vereinigtes Königreich, Frankreich, Deutschland, Italien, Schweden, Niederlande und Norwegen stammen.

4. Digitalisierung & IT: Schub für Technologiewerte

Die fortschreitende Digitalisierung von Verwaltung, Industrie und Infrastruktur wird durch staatliche Investitionen massiv beschleunigt. Besonders profitieren dürften IT-Dienstleister, Softwareunternehmenund Technologiekonzerne, die digitale Lösungen für Unternehmen und Behörden bereitstellen. Die Modernisierung von IT-Systemen, Cybersicherheit und der Ausbau von Cloud- und Dateninfrastrukturen sind zentrale Bereiche, in denen sich attraktive Anlagemöglichkeiten ergeben.

Interessante Aktien in diesem Bereich:

  • Bechtle: Deutschlands größtes IT-Systemhaus könnte erheblich von den Digitalisierungsausgaben begünstigt werden, da öffentliche Institutionen verstärkt in IT-Dienstleistungen investieren und Bechtle einen starken Fokus auf Digitalisierung in Behörden und Unternehmen legt.
  • Cancom: Das IT-Unternehmen entwickelt maßgeschneiderte Lösungen für die digitale Transformation und könnte durch wachsende Investitionen in digitale Verwaltung und Cloud-Technologien an Bedeutung gewinnen.
  • Adesso: Ein IT-Dienstleister mit Fokus auf digitale Transformation und Cloud-Lösungen.
  • SAP: Als führender Anbieter von Unternehmenssoftware könnte auch SAP von der wachsenden Nachfrage nach IT-Investitionen und cloudbasierten Lösungen begünstigt werden.
  • Jungheinrich: Ein Spezialist für Intralogistik und Automatisierung, dessen Geschäft durch die Digitalisierung und Infrastrukturmodernisierung deutlich an Dynamik gewinnen dürfte.

Anleger, die breiter auf den Digitalisierungstrend setzen möchten, können sich für ETFs interessieren, die gezielt in europäische Technologieunternehmen investieren. Eine Option wäre der iShares MSCI Europe Information Technology Sector UCITS ETF (ISIN: IE00BMW42413), der in große und mittelgroße europäische Unternehmen aus dem Informationstechnologie-Sektor investiert. Die enthaltenen Unternehmen stammen größtenteils aus den Ländern Niederlande und Deutschland, aber auch aus Frankreich, Schweden, Schweiz, Großbritannien und Finnland.

Mit diesen Aktien und ETFs können Anleger gezielt vom digitalen Wandel profitieren und am Wachstum der europäischen Technologiewerte teilhaben.

Breite Streuung über Nebenwerte-ETFs

Das umfassende Finanzpaket, das verstärkte Investitionen in Infrastruktur, Digitalisierung und Klimaschutz vorsieht, wird voraussichtlich besonders den mittelgroßen Unternehmen in Deutschland und anderen europäischen Ländern zugutekommen. Diese Nebenwerte könnten von den staatlichen Ausgaben stärker begünstigt werden, da sie oft flexibler und besser positioniert sind, um schnell die Chancen durch die geplanten Maßnahmen zu nutzen.

Besonders im Bereich der Infrastrukturprojekte, der Digitalisierung und den erneuerbaren Energien werden viele mittelständische Unternehmen als Zulieferer und Dienstleister direkt in die Umsetzungsmaßnahmen eingebunden. Daher bieten sich für Anleger auch spezifische Nebenwerte-ETFs an, die eine breite Streuung über deutsche und europäische Nebenwerte ermöglichen.

Interessante Deutschland-ETFs für Nebenwerte:

Wer sich ausschließlich auf deutsche mittlere und kleine Unternehmen konzentrieren möchte, könnte sich zum Beispiel den iShares MDAX UCITS ETF (ISIN: DE0005933923) genauer ansehen, der den MDAX Index abbildet und 50 deutsche Unternehmen mit mittelgroßer Marktkapitalisierung umfasst.

Zudem könnte auch der Amundi SDAX UCITS ETF (ISIN: LU2611732475) eine interessante Anlageoption sein, der den SDAX Index abbildet und Zugang zu 70 deutschen Small Caps bietet.

Interessante Europa-ETFs für Nebenwerte:

ETFs mit Fokus auf europäische Nebenwerte könnten besonders von einem breiten wirtschaftlichen Aufschwung in Europa profitieren. Neben den spezifischen deutschen Chancen sind in diesen Fonds Unternehmen aus anderen europäischen Ländern enthalten, die auch im Bereich der Digitalisierung, Infrastruktur und Erneuerbaren Energien gut positioniert sind.

Für eine breitere Streuung über den europäischen Markt könnten der iShares STOXX Europe Small 200 UCITS ETF (ISIN: DE000A0D8QZ7) oder der iShares STOXX Europe Mid 200 UCITS ETF (ISIN: DE0005933998) interessant sein. Diese ETFs ermöglichen den Zugang zu den 200 kleinsten bzw. 200 mittelgroßen Unternehmen des STOXX Europe 600 Index.

Fazit: Chancen durch gezielte Investitionen nutzen

Das Sondervermögen stellt eine historische Chance für die gezielte Förderung von Infrastruktur, Klimaschutz, Verteidigung und Digitalisierung dar und könnte maßgeblich zur Modernisierung und Zukunftsfähigkeit Deutschlands und Europas beitragen. Das Finanzpaket sieht Investitionen in wichtigen Sektoren vor, die von den steigenden öffentlichen Geldausgaben profitieren. Dazu zählen die Sanierung von Infrastrukturen im Verkehr, der Ausbau erneuerbarer Energien und die Förderung von Bildungseinrichtungen.

Insbesondere deutsche und europäische Nebenwerte dürften durch diese Investitionen gestärkt werden, da sie als Zulieferer und Dienstleister in vielen Bereichen eng in die Umsetzung der Projekte eingebunden sind. Auch wenn die Folgen durch diese enorme Neuverschuldung noch nicht absehbar sind und das Finanzpaket als umstritten gilt, könnten die geplanten Investitionen langfristig zu einer stabilen wirtschaftlichen Entwicklung führen.

Anleger haben somit vielfältige Möglichkeiten, am wirtschaftlichen Aufschwung und den zahlreichen Investitionen teilzuhaben, sei es durch Einzelaktien oder gut diversifizierte Branchen- und Regionen-ETFs, insbesondere im Bereich der Nebenwerte.