Investoren bieten 5,2 Mrd. Euro für britische Dechra
Am vergangenen Freitag wurde der in diesem Jahr größte Übernahme-Deal Großbritanniens bekannt gegeben: Die Freya Bidco Limited – eine Bietergesellschaft, hinter der die schwedische Investmentgesellschaft EQT Partners AB sowie der Staatsfonds von Abu Dhabi ADIA stehen – und der Vorstand des britischen Tierarzneimittel-Herstellers Dechra Pharmaceuticals PLC haben sich auf eine Übernahmevereinbarung geeinigt.
Dies gaben beide Unternehmen in einer gemeinsamen Börsenmitteilung am vergangenen Freitag bekannt. Das Übernahmeangebot bewertet den in Northwich (etwa 30 km südwestlich von Manchester) ansässigen Tierarzneimittel-Hersteller mit stolzen 4,46 Mrd. britischen Pfund (GBP – entspricht etwa 5,2 Mrd. Euro).
Doch bevor ich näher auf den Mega-Deal eingehe, möchte ich Ihnen die in Deutschland nur in Fachkreisen bekannten Deal-Partner kurz vorstellen.
Die beteiligten Firmen im Kurzporträt
Freya Bidco Limitedist eine reine Übernahmegesellschaft, die eigens für den Deal gegründet wurde. Hinter dieser Bietergesellschaft (engl.: Bidco) stehen die schwedische Beteiligungsgesellschaft EQT Partners AB und die staatliche Investmentgesellschaft des Emirats Abu Dhabis – Abu Dhabi Investment Authority (kurz: ADIA).
Die 1994 in Stockholm gegründete Beteiligungsgesellschaft EQT Partners AB ist ein führender globaler Privatmarktinvestor. Aktuell verwaltet EQT 119 Mrd. Euro an Vermögenswerten in den Bereichen Private Equity, Infrastruktur und Immobilien.
Seit mehr als 40 Jahren investiert ADIA im Auftrag der Regierung Abu Dhabis Einnahmen aus dem Ölgeschäft in lukrative Unternehmen. ADIA verwaltet ein globales Anlageportfolio, das über in mehr als zwei Dutzend Anlageklassen und Unterkategorien diversifiziert ist.
Die Dechra-Gruppe ist ein globaler Entwickler, Hersteller und Lieferant von Produkten für die Tiermedizin. Dechra wurde vor 26 Jahren gegründet und ist im Premiumsegment der Londoner Börse notiert. Die etwa 2.000 Dechra-Mitarbeiter haben im Jahr 2022 einen Umsatz von knapp 682 Mio. GBP (etwa 793 Mio. Euro) erwirtschaftet.
Die Übernahme-Offerte im Detail
Laut Übernahmevereinbarung bietet Freya Bidco den Anteilseignern von Dechra 3.875 Pence bzw. 38,75 GBP in bar für jede Dechra-Aktie. Die Offerte beinhaltet einen Übernahmeaufschlag von 44% bezogen auf den Schlusskurs von 2.690 Pence je Dechra-Aktie am 12. April 2023 (dem letzten Geschäftstag vor Bekanntwerden des Angebots).
Das aktuelle Angebot liegt deutlich unter einer von Freya Bidco bereits im April gemachten unverbindlichen Übernahmeofferte von 40,70 GBP je Dechra-Aktie. Der Grund für die deutliche Reduktion des Übernahmepreises war eine Gewinnwarnung, die Dechra am 22. Mai 2023 veröffentlicht hat.
Der Dechra-Verwaltungsrat empfiehlt seinen Aktionären einstimmig, bei der anstehenden Gerichtsversammlung für das Übernahme-Programm und bei der Hauptversammlung für den entsprechenden Übernahme-Beschluss zu stimmen.
So reagieren die Anleger
An der Londoner Börse LSE legte der Kurs der Dechra-Aktie am vergangenen Freitag deutlich zu. Er sprang um gut 7% auf 36,32 GBP, blieb aber immer noch deutlich unter den von der Bidco gebotenen 38,75 GBP.
Diese Zurückhaltung der Investoren wird maßgeblich an der erst kürzlich ausgesprochenen Gewinnwarnung von Dechra liegen. Zum heutigen Börsenstart konnte die Dechra-Aktie leicht zu legen und startete mit einem Plus von 0,28% in die neue Woche.
Der Kurs der EQT-Aktie stieg an der Stockholmer Börse am vergangenen Freitag um gut 4,5% auf 211,8 Schwedische Kronen (SEK). Auch hier begrüßten die Anleger den Abschluss der Übernahmevereinbarung.
EQT baut Präsenz im Bereich der Tiermedizin aus
Bereits vor dem möglichen Deal mit Dechra hat die schwedische Beteiligungsgesellschaft EQT stark in den Bereich Veterinärmedizin investiert. Ihr gehört bereits die britische Tierklinikkette IVC Evidensia, die laut Financial Time in 2021 mit 12,3 Mrd. Euro bewertet wurde. Darüber hinaus hält EQT zahlreiche Anteile am britischen Tierversicherer ManyPets und dem deutschen Online-Händler Zooplus.
Wie es weitergeht
Die Übernahme muss nach britischem Recht durch die Dechra-Aktionäre auf einer eigens einberufenen Gerichtsversammlung und der anschließenden Dechra-Hauptversammlung abgesegnet werden. Fallen diese Abstimmungen positiv aus, müssen auch noch die betroffenen Aufsichtsbehörden grünes Licht für den Deal geben.
Die an der Übernahme beteiligten Unternehmen rechnen damit, dass die Transaktion Ende dieses Jahres oder zu Beginn des kommenden Jahres abgeschlossen werden kann.