Geldanlage in Neuseeland: Chancen und Risiken
Niedrigstzinsen seit der letzten Finanzkrise, gefährliche Staatsschulden, schwelende Eurokrise und Aktienmärkte, die vor der Korrektur stehen – Anleger haben es nicht leicht. Und wer diversifizieren will, verfällt schneller auf risikoreichere und komplexe Produkte.
Neuseeland und Geldanlage: Gute Zinsen, Top-Bonität
Dabei lohnt sich auch mal der Blick auf andere Weltregionen: der Asien-Pazifik-Raum zum Beispiel. Dort bietet etwa Neuseeland zur Geldanlage interessante Rahmenbedingungen. Die Wirtschaft ist mit der EU verbunden, steht aber im engen Zusammenhang mit Australien, Singapur oder Hong Kong. Die Länder zeichnen sich durch wirtschaftliche Stärke und solide Staatsfinanzen aus.
Zudem unterliegen sie einer etwas anderen Dynamik. Nicht zuletzt ging die letzte Finanzkrise weitgehend an ihnen vorbei. Fasst man Neuseeland als Geldanlage ins Auge, besticht zunächst schon die Kombination aus Top-Bonitätsranking AAA und vergleichsweise hohen Zinsen auf Staatsanleihen.
Kurzlaufende Papiere haben Kupons von bis zu 6%. Aber auch bei 5- bis 10-Jährigen winken bis zu 4,5% Zinsen. Mit Blick auf die Rendite allerdings muss man sich auf eine Spannbreite von 2,5% bis ca. 3% einstellen, was aber im Vergleich zu Bundesanleihen oder die anderer bonitätsstarker Länder immer noch gut ist.
Erhöhtes Währungsrisiko
Die Diskrepanz zwischen Zins und Rendite erklärt sich zum einen mit der zunehmenden Nachfrage etwa japanischer Investoren – aus deutscher Sicht aber auch mit dem Währungsrisiko. Der Kiwidollar ist im Verhältnis zur US-Währung oder dem Euro generell stark, aber sehr volatil.
Um die aktuell niedrige Inflation anzuheizen, hat jüngst die Notenbank in Wellington den Leitzins auf 2% gesenkt. Schon zuvor gab es Senkungen, mit denen der Neuseeland-Dollar erst fiel um dann wieder zu steigen.
Devisenanleger müssen also schon den richtigen Zeitpunkt erwischen, um vom gelegentlichen Auf und Ab zu profitieren. Der hohe Anleihenkupon erklärt sich unter anderem mit der schwankungsanfälligen Wirtschaft, die im Schlepptau mit der Australiens und deren Abhängigkeit von Rohstoffpreisen läuft. Abgesehen davon ist das kleine Neuseeland mit seinen 4,6 Mio. Einwohnern überschaubar und stabil.
Hohe Zinsen für Sparer in Neuseeland
In Sachen Geldanlage winken in Neuseeland auch Bankzinsen, die für deutsche Sparer ungewöhnlich sind. Stichwort Tages- und Festgeld: Bei Banken wie ANZ, BNZ, Westpac oder Heartland liegen die Tagesgeldzinsen nicht unter 2,5%. Noch besser sieht es beim Festgeld aus, wo es etwa bei 5jähriger Laufzeit bis zu 3,8% gibt.
Beim Festgeld handelt es sich meist um ein Mischkonstrukt auf Sparkontobasis mit verschiedenen Variablen wie Bonuszinsen, wenn innerhalb eines definierten Zeitraums kein Geld abgehoben oder ein bestimmter Kontostand überschritten wird. Mit den hohen Zinsen wollen die Banken ihre Landsleute endlich zum Sparen animieren – neuseeländische Haushalte sind fast doppelt so hoch verschuldet, wie deutsche.
Allerdings sollte man sich die Bonität der Banken genau ansehen. Eine gute Übersicht bietet die Website interest.co.nz. Dort den Reiter „Saving“ anklicken und es erscheint eine Rating-Liste, die alle Banken und Finance Companies abdeckt. Letzere sind Finanzdienstleister, die wie Banken auftreten, aber kein Sicherungssystem haben und ihr Geld mit Unternehmensfinanzierungen machen.
Dazu zählte u.a. die neuseeländische Finance Company „Eurokasse“, die auch hierzulande für Aufsehen sorgte: Das Onlinekonto brachte bis zu 9% Tagesgeldzinsen. Im Herbst 2015 aber war Schluss. Die Eurokasse geriet mit ihrem riskanten Geschäftsmodell ins Schlingern und wurde zahlungsunfähig – etliche Sparer schauten in die Röhre.
Unternehmensfreundlich mit einfachem Steuersystem
Insgesamt bietet Neuseeland, das die Weltbank als eines der unternehmensfreundlichsten Länder auszeichnet, auch am Aktienmarkt oder mit Immobilienbeteiligungen Chancen. Die Objektpreise gehen nach wie vor in die Höhe, während aber der Leitindex NZX 50 kaum noch Luft hat.
Gleichzeitig liegt die Stärke der Wirtschaft in der Nähe zu den großen Märkten Chinas, Japans oder dem aufholenden Vietnam. Über ETFs lässt sich Neuseeland hierzulande jedoch vorwiegend mit Regionen-Produkten abdecken.
Ansonsten muss man neben dem erhöhten Wechselkursrisiko an die Steuern denken. In Neuseeland gibt es weder Freistellungsaufträge noch Kapitalertragssteuern – das System ist übersichtlich. Die Quellensteuer beträgt 15% auf Dividenden und 10% auf Zinserträge. Über das Doppelbesteuerungsabkommen werden damit die Sätze in Neuseeland erhoben und der Rest vom deutschen Fiskus. Die neuseeländische Steuer wird dabei angerechnet.