Konjunkturzyklus erklärt – Definition, Phasen & Auswirkungen
Wissenswertes zum Konjunkturzyklus
Definition Konjunktur: Gesamtwirtschaftliche Tätigkeiten
Definition Konjunkturzyklus: Auf- und Abschwünge einer Gesamtwirtschaft
4 Phasen des Konjunkturzyklus: Boom, Rezession, Depression, Expansion
3 Arten konjunktureller Zyklen: Saisonal, konjunturell, strukturell
Dauer Konjunkturzyklus: 3 – 5 Jahre
Konjunktur ist ein zentraler Begriff der Volkswirtschaft und gibt primär Auskunft über die wirtschaftliche Lage eines Landes.
Sie beschäftigt sich vor allem mit der Schwankung im Auslastungsgrad des Produktionspotenzials einer Volkswirtschaft. Die Konjunktur spiegelt daher den wirtschaftlichen Auf- oder Abschwung in Bereichen wie etwa Produktion, Beschäftigung und Preise wider.
Der Konjunkturzyklus beinhaltet alle Schwankungen der Gesamtwirtschaft.
Was ist ein Konjunkturzyklus?
In einem „normalen” konjunkturellen Umfeld sind Auf- und Abschwünge einer Konjunktur völlig normal. Verschiedene Branchen durchlaufen unabhängig voneinander unterschiedliche Konjunkturphasen. In der Summe werden diese dann über die gesamte Volkswirtschaft betrachtet und können im Rahmen des Bruttoinlandsproduktes (BIP) interpretiert werden.
Um die Konjunktur einer Volkswirtschaft einschätzen zu können, wird die Auslastung des Produktionspotenzials betrachtet. Das heißt: Eine Volkswirtschaft verfügt über ein bestimmtes Maß an Produktionskapazitäten. Diese Kapazitäten können in unterschiedlichem Ausmaß genutzt werden, was durch die Nachfrage am Markt beeinflusst wird.
Werden die Kapazitäten in geringem Maße genutzt, ist von einer schwachen Konjunktur die Rede. Bei starker Auslastung spricht man hingegen von einer starken Konjunktur. Meist wird jedoch keine Momentaufnahme gemacht, sondern eine Entwicklung dargestellt.
Man beschreibt somit die Auslastung im Vergleich zu einem anderen Zeitraum – beispielsweise dem vorherigen Jahr.
Somit kommt man zu dem Ergebnis, dass sich die Konjunktur in eine bestimmte Richtung entwickelt. Da festgestellt wurde, dass sich die Entwicklungen wiederholen, wurden einzelne Konjunkturzyklen entworfen.
Zusammenfassung Geringe Nutzung von Kapazitäten = Schwache Konjunktur Starke Nutzung von Kapazitäten = Starke Konjunktur |
Die Phasen des Konjunkturzyklus
In den Theorien der Konjunkturzyklen werden 4 Konjunkturphasen unterschieden:
- Aufschwungphase (Expansion)
- Hochkonjunktur (Boom)
- Abschwungphase (Rezession)
- Tiefphase (Depression)
Die Aufschwungphase oder Expansion zeichnet sich durch eine steigende Anzahl von Aufträgen und eine höhere Auslastung der Produktionskapazitäten aus. Dies geht einher mit einer sinkenden Arbeitslosigkeit, einer geringen Preissteigerung und steigenden Zinsen, welche sich aber noch auf niedrigem Niveau befinden.
Im Konjunkturzyklus erreicht die wirtschaftliche Aufwärtsbewegung in der Hochkonjunktur ihren Höhepunkt. Es herrscht starke Güternachfrage, die Produktionskapazitäten sind voll ausgelastet oder nahezu überlastet. Daher besteht Vollbeschäftigung oder Überbeschäftigung. Die Löhne und Gehälter, sowie die Preise und Zinsen steigen an und es besteht die Gefahr der Inflation. Das Wachstum des Bruttoinlandproduktes (BIP) beginnt sich zu verflachen und gegen Ende der Hochkonjunktur abzunehmen.
Im Abschwung sind die wirtschaftlichen Tätigkeiten rückläufig. Güternachfrage, Güterproduktion, Investitionen und Gewinne sinken, während Kurzarbeit und Arbeitslosigkeit langsam ansteigen. Die Preise und Zinsen sind auf hohem Niveau und beginnen langsam abzunehmen. Die Grundstimmung in der Wirtschaft ist pessimistisch.
Den Tiefpunkt erreicht der Konjunkturzyklus in der Depression. Kennzeichen dafür sind geringe Auslastung der Kapazitäten und hohe Arbeitslosigkeit. Die Einkommen sinken und die Nachfrage nach Konsumgütern geht drastisch zurück. Die Börsenkurse fallen, die Unternehmensgewinne sowie die Investitionen verringern sich und das Preisniveau sinkt (Deflation).
Beispiel Steigt beispielsweise die Hälfte aller Autofahrer in Deutschland auf das Fahrrad um, erlebt die Fahrradindustrie unter konjunkturellen Gesichtspunkten einen Boom. Auf der anderen Seite verfallen die Automobilindustrie und die Mineralölbranche in eine Depression. |
3 Arten von Konjunkturzyklen
- Saisonale Zyklen: Dauern nur wenige Monate (Winter im Baugewerbe).
- Konjunkturelle Schwankungen: Dauern mehrere Jahre. Sie resultieren aus einem Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage, welche sich zeitversetzt ergeben haben.
- Strukturelle Schwankungen: Können bis zu 60 Jahre anhalten. Sie resultieren aus einer grundlegenden Umstrukturierung eines Wirtschaftssystems. Ursache dafür können Veränderungen in den Schlüsselindustrien bedeuten. Strukturelle Schwankungen haben einen massiven Einfluss auf den Arbeitsmarkt.
Die Regierung eines Landes wird kaum eingreifen, wenn sich die Konjunktur in einer Expansion oder einem Boom befindet. Eine Rezession wird bereits kritisch gesehen, eine Depression erfordert Handlungen seitens der Politik und der Zentralbank. Für die Politik ist die Steuer das meist verwendete Mittel, um die Konjunktur vor einem Abrutschen in eine Depression zu bewahren. Direkte Subventionen, sowie indirekte Subventionen in Form von Steuererleichterungen stellen die häufigsten Regulierungen dar.
Seitens der Zentralbanken sind Zinssenkungen das beliebteste Mittel, um Liquidität bereitzustellen und damit die Nachfrage wieder anzukurbeln.
Konjunkturzyklus Phase 1: Aufschwung (Expansion)
Als erste Phase wird oft der Konjunkturaufschwung genannt. Solch eine Entwicklung in der Wirtschaft sieht man natürlich am liebsten, und deshalb ist der Aufschwung die Nummer 1. Aufschwung bedeutet hier, dass die Wirtschaftsleistung wächst und expandiert. Meist kommt diese Phase nach einer Krise, deshalb kann man sie nicht einfach aus dem Nichts schaffen.
Bei einem Aufschwung steigt die private Nachfrage nach Konsumgütern und bei Unternehmen die Nachfrage nach Investitionsgütern. Dies ist jedoch kein Prozess, den ein Staat in einer globalen Welt alleine vollbringen kann. Auch die Nachfrage aus dem Ausland muss steigen, um heute noch einen Wirtschaftsaufschwung für ein Land verzeichnen zu können.
Das Bruttosozialprodukt nimmt während dieses Konjunkturtrends ebenfalls zu. Die Produktion in den Unternehmen steigt und es entstehen mehr Arbeitsplätze. Analog dazu steigen die Aktienkurse der Börsen notierten Unternehmen. Allerdings schafft es die Börse mittlerweile, selbst dann zu steigen, wenn die Wirtschaft stagniert und nur die Notenbanken Geld schaffen.
Der Aufschwung vereinbart eine sowohl aktuell positive Grundstimmung der Marktteilnehmer wie auch eine positive Erwartungshaltung an die Zukunft. Die Aufschwungphase oder Expansion ist dadurch gekennzeichnet, dass Produktion und Umsätze steigen. Die Arbeitslosenquote sinkt, Unternehmen expandieren und mehr Aufträge werden vergeben.
Der Aufschwung (Expansion) wird durch folgende Kriterien charakterisiert:
- Arbeitslosenzahlen gehen zurück
- Lagerbestände sinken
- Produktion steigt wieder an
- Börsenkurse steigen
- Deflatorische Preisentwicklung zeigt leichte Anzeichen einer Inflation
- Anstieg des Konsums privater Haushalte
Konjunkturzyklus Phase 2: Hochkonjunktur (Boom)
Die zweite Phase erfolgt in Form einer Hochkonjunktur. Produktionskapazitäten sind dabei voll ausgelastet und die Unternehmen machen beeindruckende Gewinne und Umsätze.
Es kommt jedoch immer wieder zu Engpässen der Produktion. Als Folge dieser Engpässe steigen automatisch die Preise und dadurch meistens auch die Löhne. Durch höhere Löhne gibt es wiederum steigende Produktionskosten.
Dies ist allerdings in einer globalisierten Welt etwas überholt: Heute wird produziert, wo es billig ist und wo es Steuervorteile gibt. Lediglich die Forschung und Entwicklung produzierender Unternehmen verbleibt meist im eigenen Land.
Daher gilt der klassische Konjunkturzyklus in der globalisierten Wirtschaftswelt als teilweise überholt.
Das bedeutet im Umkehrschluss, dass einzelne Firmen durchaus eine Hochkonjunktur erreichen können.
Die Spitze des Booms ist durch folgende Merkmale geprägt:
- Keine weiteren Preissteigerungen
- Stagnation im Absatz
- Kleinere Unternehmen verschwinden vom Markt
- Konzentrations- und Konsolidierungsprozesse durch Übernahmen
Konjunkturzyklus Phase 3: Abschwung (Rezession)
Nach einer Hochkonjunktur folgt die Rezession. Höhere Kosten während des Booms lassen die Preise steigen, während die Nachfrage langsam wieder sinkt.
Der Kostendruck auf Betriebe steigt und gleichzeitig schrumpfen die Gewinne. Damit fallen theoretisch auch die Aktienkurse. Arbeitslosigkeit, Kurzarbeit und sinkende Einkommen sind die Folge.
Der Abschwung (Rezession) ist durch folgende Merkmale geprägt:
- Hohe Lagerbestände
- Keine Investitionen
- Rückgang der Überstunden, Anstieg von Kurzarbeit
- Rückläufige Börsenkurse
- Anstieg der Arbeitslosenzahlen, fehlende Nachfrage
- Stagnierende Preise, kaum Lohnerhöhungen
Konjunkturzyklus Phase 4: Tiefphase (Depression)
In der letzten Phase des Konjunkturtrends kommt es zur Depression. Unternehmen kämpfen gegen hohe Kosten bei stark sinkendem Absatz. Dadurch schrumpft auch das Eigenkapital der Firmen. Gleichzeitig steigen die Kapitalzinsen und Firmen gehen häufiger in Konkurs. Auf dem Gipfel der Depression wird Geld wieder „billiger”, weil eine geringe Nachfrage nach Wirtschaftskrediten besteht.
Nur wenige wollen in einer Depression investieren. Dadurch pendeln sich die Preise wieder ein und es kommt zu einem Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage. Nicht funktionierende Systeme sterben dabei aus und machen gleichzeitig Raum für Neues.
Während einer Depression sind die Marktteilnehmer durchweg pessimistisch gestimmt, sehen aber positive Signale in der Zukunft. Der Tiefstand der Leistung ist mit dem Konjunkturtief, der Depression, erreicht.
Ein Konjunkturtief zeichnet sich durch folgende Erscheinungen aus:
- Massiver Anstieg der Arbeitslosigkeit
- Börsenkurse fallen rapide
- Deflatorische Tendenzen sind im Preisbildungsprozess vorhanden
- Investitionen finden nicht mehr statt
- Zinsen sinken auf einen Tiefpunkt
- Anstieg der Schattenwirtschaft
Wie lange dauert ein Konjunkturzyklus?
Die beschriebenen Konjunkturzyklen haben häufig eine Dauer von 3 – 5 Jahren. Sie charakterisieren sich durch ein Ungleichgewicht von Angebot und Nachfrage. In den Wirtschaftstheorien wurden jedoch noch weitere Wirtschaftsschwankungen mit abweichenden Zykluslängen beschrieben.
Bei den sogenannten Konjunkturzyklen nach Kondratieff wird von einer Dauer von 40 – 60 Jahren ausgegangen. Hierbei geht es weniger um Angebot und Nachfrage als vielmehr um Basisinnovationen, die der Wirtschaft einen nachhaltigen Schub geben können. Die Erfindung der Dampfmaschine gilt als eine solche Innovation, die die Wirtschaft in eine langanhaltende Aufschwungphase geführt hat.
Doch sind auch sehr kurzfristige Konjunkturzyklen möglich. Diese sind meist in saisonalen Schwankungen von Angebot und Nachfrage begründet. So kann es beispielsweise saisonal bedingte Schwankungen in der Baubranche geben.
Welche Arten von Konjunkturzyklen gibt es?
Die Volkswirtschaftslehre unterscheidet 3 Arten konjunktureller Zyklen.
Saisonale Schwankungen
Saisonale Schwankungen gehören eindeutig zu den Trends, die nur ein paar Monate andauern. Langfristige Trends fallen klassischerweise nicht unter diesen Begriff.
Saisonale Trends betreffen immer Teilbereiche einer Volkswirtschaft. Beispielsweise beeinflusst die Spargelsaison die Spargelbauern und die Konsumenten, die gerne Spargel auf dem Teller haben.
Breitere Auswirkungen hat eine saisonale Konjunktur für den gesamten Einzelhandel im Weihnachtsgeschäft. Wintersportorte und die Gastronomie sind bei ihrer Trendkonjunktur abhängig vom Schnee. In schneearmen Jahren fallen auch die Umsätze der Gastronomie in diesen Regionen geringer aus. Genauso haben Biergärten und andere Gewerbe, die vom schönen Wetter abhängig sind, in kalten Sommern wirtschaftliche Schwierigkeiten.
Kennzeichen saisonaler Schwankungen:
- Jahreszeitlich bedingte Nachfrageveränderungen
- Wenige, einzelne Wirtschaftszweige sind davon betroffen
- Vorhersehbar – Unternehmer können sich darauf einstellen
Konjunkturelle Schwankungen
Konjunkturelle Schwankungen sind mittelfristiger Natur. Im Gegensatz zu den saisonalen Schwankungen betreffen sie das gesamte Wirtschaftsleben und sind damit schwieriger Hand zu haben.
Konjunkturelle Schwankungen kommen durch Ungleichgewichte zwischen gesamtwirtschaftlicher Nachfrage und gesamtwirtschaftlichem Angebot zustande. Sie werden zudem noch von zeitlichen Anpassungsverzögerungen beeinflusst. Die konjunkturellen Schwankungen sind rhythmisch wiederkehrende Veränderungen, deren Phasen zwischen 1 – 4 Jahren dauern.
Kennzeichen von konjunkturellen Schwankungen:
- Periodische (wiederholende) Schwankungen
- Umfassen mehrere Jahre
- Nicht so regelmäßig wie saisonale Schwankungen
- Sind nicht vorhersehbar
- Betreffen die gesamte Wirtschaft
- Können zu schweren volkswirtschaftliche Krisen führen
- Bedingt durch tief greifende Nachfrageveränderungen (z.B. Kohlekrise, Stahlkrise)
Strukturelle Schwankungen
Strukturelle Schwankungen sind langfristige Schwankungen. Sie dauern meist zwischen 40 – 60 Jahren. Grund für strukturelle Schwankungen sind technische und gesellschaftliche Erneuerungen und Weiterentwicklungen (Innovationen). Diese steigern meist das Produktionspotential, bei weniger Arbeitsaufwand. Dadurch werden meist hohe Arbeitskapazitäten frei, die anderweitig genutzt werden können.
Die Politik kann bei strukturellen Konjunkturschwankungen kaum eingreifen. Allerdings versucht sie im Rahmen der Innovationspolitik positive strukturelle Wirtschaftsschwankungen zu begünstigen.
Kennzeichen struktureller Schwankungen:
- Bedingt durch tief greifende Nachfrageveränderungen (z.B. Kohlekrise, Stahlkrise)
- Von langer Dauer
- Betrifft nur wenige Wirtschaftszweige
- Erfordert langwierige Anpassungsprozesse
- Führen zu schweren Strukturkrisen
Welche Indikatoren haben Einfluss auf den Konjunkturzyklus?
Konjunkturindikatoren sind Messgrößen, mit denen man Aussagen zur Konjunkturlage einer Volkswirtschaft tätigen kann. Man unterscheidet nach der Zeit und nach Veränderungen von Preis oder Menge.
Teilweise ist die Prognose der Konjunkturentwicklung sehr subjektiv. Aber generell können verschiedene Daten der volkswirtschaftlichen Entwicklung als Konjunkturindikatoren dienen.
Da das Wirtschaftsgeschehen äußerst komplex ist, benötigt man Messgrößen, um konjunkturelle Entwicklungen beurteilen zu können. Diese Konjunkturindikatoren werden vom Statistischen Bundesamt und verschiedenen Wirtschaftsforschungsinstituten berechnet und veröffentlicht. Nicht nur Analysten, Unternehmen oder Medien nutzen diese Konjunkturindikatoren. Auch Zentralbanken, Wirtschaftsverbände oder Regierungen nutzen diese.
Ein großer Vorteil der Indikatoren ist, dass man sich mit ihnen rasch Überblick über die Wirtschaftsentwicklung verschaffen kann.
Um als Indikator anerkannt zu werden, muss dieser folgende Eigenschaften besitzen:
- Theoretisch plausibel
- Statistisch angemessen in der Berechnung
- Repräsentativ
- Hohe Aussagekraft
Da die Konjunkturindikatoren auch aktuell sein müssen, sollten die notwendigen Wirtschaftsdaten quartalsweise oder monatlich bereitstehen. Zudem müssen sie bereits über einen langen Zeitraum hinweg erhoben worden sein. Denn nur so ist ein langfristiger Vergleich der konjunkturellen Entwicklung über die Zeit hinweg möglich. In diesem Zusammenhang müssen aus den Wirtschaftsdaten auch immer saisonale Effekte herausgerechnet werden, da sonst ein verzerrtes Bild der Konjunkturentwicklung entsteht.
Vor allem das Statistische Bundesamt liefert die für die Konjunkturindikatoren notwendigen Daten. Seit dem Jahr 1950 hat es das Ziel, ein Gesamtbild der Wirtschaftsstruktur und ihres Ablaufs zu zeigen.
Die wichtigsten volkswirtschaftlichen Indikatoren sind diejenigen, die entweder maßgeblichen Einfluss auf die Entwicklung von Volkswirtschaften haben oder bei denen ein solcher Einfluss von den Marktteilnehmern vermutet wird.
Ob ein Konjunkturindikator eine besonders große Bedeutung hat kann man unter anderem schnell daran erkennen, ob die Veröffentlichung einer Kennzahl sofortige Auswirkungen auf die nationalen und internationalen Aktien- und Rentenmärkte hat.
Liste: Die wichtigsten Konjunkturindikatoren
- Mengenindikatoren: Sie richten sich nach der Mengenentwicklung eines ausgewählten Objektes. Mengenindikatoren sind beispielsweise die Arbeitslosenzahl oder die Industrieproduktion.
- Preisindikatoren: An ihnen kann man das Preisniveau oder die Preisentwicklung ablesen. Zu den Preisindikatoren zählen unter anderem die Aktienkurse, die Immobilienpreise, die Inflationsrate, die Lebensmittel- und Rohstoffpreise oder die Währungskurse.
- Frühindikatoren: Diese Indikatoren werden auch vorlaufende oder vorauseilende Indikatoren genannt. Sie geben Hinweise auf die zukünftige Entwicklung der Wirtschaftslage. Beispiele für Frühindikatoren sind der Aktienindex, der Einkaufsmanagerindex, der Konsumklimaindex, die Gewinnerwartungen oder der Rohstoffindex.
- Präsenzindikatoren: Auch gleichlaufende Indikatoren, Gegenwartsindikatoren oder Ist-Indikatoren genannt, informieren über die aktuelle wirtschaftliche Entwicklung einer Volkswirtschaft. Sie werden mit Hilfe von aktuellen Werten wie den Konsumzahlen, dem Bruttoinlandsprodukt eines Monats, den Preisen, Lagerbeständen, der Industrieproduktion oder der gegenwärtigen Sparquote erhoben.
- Spätindikatoren: Sie sind auch unter den Synonymen nachlaufende oder nachhinkende Indikatoren bekannt. Spätindikatoren zeigen die Entwicklung der Wirtschaft in der Vergangenheit an. Nachlaufende Indikatoren sind die Arbeitslosenquote, das Bruttoinlandsprodukt eines Jahres, die Inflationsrate, Insolvenzen und die Steuereinnahmen des Staates.
Konjunkturzyklus nach Kondratieff – Theorie der langen Wellen
Der russische Wirtschaftswissenschaftler Nikolai Kondratieff entwickelte die Theorie der langen Wellen. Diese Theorie zur zyklischen Wirtschaftsentwicklung beschreibt Zyklen, die durch Basisinnovationen ausgelöst werden. Dabei wird in die neue Technik (Basisinnovation) massiv investiert, was zu einem allgemeinen Aufschwung führt.
Kondratieff geht davon aus, dass eine solche lange Welle im Durchschnitt 52 Jahre dauern würde, wobei Abweichungen möglich seien. Das wiederum beschreibt eine Dauer von ungefähr 45 – 60 Jahren.
Einordnung in die Theorien der Konjunkturzyklen
Grundsätzlich ist jede Marktwirtschaft von mehr oder weniger regelmäßigen Schwankungen betroffen. Die verschiedenen Arten der Schwankungen lassen sich anhand der Länge ihrer Zyklen unterscheiden.
Saisonale Schwankungen sind mit einer Dauer von rund 3 Monaten. Diese sind häufig in den Wetterbedingungen begründet. Konjunkturelle Schwankungen sind auf ein Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage zurückzuführen. Die Dauer dieser Zyklen beträgt rund 4 Jahre.
Nikolai Kondratieff beschrieb strukturelle Schwankungen. Diese werden von tiefgreifenden Veränderungen in der Produktion, der Organisation der Arbeit und auch der gesamten Gesellschaft begleitet und haben eine äußerst lange Dauer (45 – 60 Jahre).
Der Verlauf eines Konjunkturzyklus nach Kondratieff
Kondratieff wies in seiner Theorie darauf hin, dass die kurzen und mittleren Schwankungen von langfristigen Schwankungen überlagert seien.
Am Beginn einer langen Welle sieht Kondratieff eine Basisinnovation. In diese neue Technik wird massiv investiert, was zu einem allgemeinen Aufschwung führt.
Sobald sich die neue Technik durchgesetzt hat, nehmen die Investitionen ab und die Phase des Abschwungs setzt ein. In dieser Phase wird jedoch bereits an der Innovation für den kommenden Zyklus gearbeitet.
Sobald die neue Innovation ihren Vormarsch beginnt, hat der Konjunkturzyklus nach Kondratieff die Talsohle durchschritten und es setzt ein erneuter Aufschwung ein.
Die Kondratieff-Zyklen der Vergangenheit
Als Nikolai Kondratieff seine Theorie 1926 veröffentlichte, konnte er auf 2,5 Zyklen verweisen, die sich bis zu diesem Zeitpunkt feststellen ließen.
Der erste Zyklus wurde von der Erfindung der Dampfmaschine ausgelöst und dauerte ungefährt von 1780 – 1849.
Der zweite Zyklus dauerte von 1840 – 1890 und wurde von Eisenbahnen und Dampfschiffen dominiert.
Die Entwicklung von Elektrotechnik und Schwermaschinen bestimmten den Zyklus von 1890 – 1940, in dem sich die Wirtschaft zum Zeitpunkt der Veröffentlichung von Kondratieffs Theorie befand.
Die Weiterführung seiner Theorie beschreibt den vierten Zyklus von 1940 – 1990. Geprägt war dieser von günstiger Energie und bezahlbaren Autos für große Teile der Bevölkerung.
In der Periode seit 1980/90 dominieren die Informations- und Kommunikationstechnologien und die damit stellenweise verbundene Globalisierung von Informationen und Dienstleistungen.
Zusammenfassung der Kondratieff-Zyklen und den darauf folgenden:
- 1. Zyklus: Erfindung der Dampfmaschine
Dauer: 1780 – 1849 - 2. Zyklus: Dominieren von Eisenbahnen und Dampfschiffen
Dauer: 1840 -1890 - 3. Zyklus: Entwicklung von Elektrotechnik und Schwermaschinen
Dauer: 1890 – 1940 - 4. Zyklus: Leistbare Energie und Autos für große Teile der Bevölkerung
Dauer: 1940 – 1990 - 5. Zyklus: Informations- und Kommunikationstechnologie (Digitalisierung)
Dauer: seit 1980/90
Auch wenn die tatsächliche Existenz und Gesetzmäßigkeit der Kondratieff-Zyklen unter Wirtschaftswissenschaftlern umstritten ist, so gibt es doch eine Reihe von Prognosen für den nächsten Zyklus. Dabei wird eine Innovation vorausgesetzt, die einen großen Fortschritt in Produktivität und Entwicklung der Gesellschaft darstellt.
Als mögliche Entwicklungen werden meist Bio- oder Nanotechnologien genannt. Auch die Entwicklung der Kernfusionsenergie als Energie der Zukunft könnte eine entscheidende Rolle spielen.
Der Konjunkturzyklus nach Keynes
Der britische Ökonom John Maynard Keynes (1883-1946) entwickelte eine Konjunkturtheorie, die sich mit der Frage beschäftigt, wie man eine Deflation beenden oder abschwächen kann. Eine Schlüsselrolle spielt dabei die Defizitfinanzierung, denn auf dieser Idee beruht Keynes’ Ansatz hauptsächlich.
Nehmen Investitionen ab und werden weniger neue Kredite aufgenommen, kommt es zu einem schweren Einbruch der Güternachfrage. Ein Grund für die Sparsamkeit sind oft zu hohe Realzinsen. Wer sein Geld in solchen Zeiten ausgibt, verliert. Wer es behält, gewinnt an Kaufkraft.
Wenn dann die Bevölkerung und die Unternehmen auf ihrem Geld sitzen bleiben, anstatt es auszugeben, wird logischerweise weniger gekauft. Dieser Umstand sorgt für volle Lager – was wiederum zu sinkender Produktion führt.
Die Folge sind Entlassungen und viele neue Arbeitslose. Damit sind die Grundvoraussetzungen für eine Deflation gegeben, und eine Rezession ist dabei die mögliche Konsequenz. Keynes’ Ausweg aus diesem Teufelskreis ist die Defizitfinanzierung.
Im Englischen „deficit spending” genannt, soll dieses Konzept betroffene Staaten von der Deflation befreien. Eine entscheidende Rolle spielt dabei die Regierung. Im Gegensatz zur Angebotspolitik, bei der die Unternehmen die Entscheidungsmehrheit haben, soll hier die Politik die Zügel in die Hand nehmen.
Ziel ist es, Geld zu schaffen, das der Staat ausgibt. In der Regel nimmt ein Land dann neue Schulden auf und vergibt Aufträge an Unternehmen. Dadurch wird eine künstliche Nachfrage geschaffen, die theoretisch zwar nicht existiert, aber durch die Regierung realisiert wird.
Neue Aufträge bedeuten eine steigende Produktion und neue Arbeitsplätze. Der Folgeeffekt soll die Wirtschaft ankurbeln. Diese Ansätze können der Rezession entgegenwirken.
Haben wieder mehr Menschen Arbeit, steigt das Durchschnittseinkommen. Wird mehr verdient, kann auch mehr ausgegeben werden. Das wiederum führt zu einer steigenden Produktion und zu mehr Arbeitsplätzen. Wenn dieses Muster wie geplant funktioniert, kann damit ein Land vor der Deflation bewahrt und ein steigendes Wirtschaftswachstum erzeugt werden.
Kritik an Keynes´ Konzept ist, dass der Staat nur bestimmte Branchen unterstützt. Grundsätzlich profitieren vor allem die Baubranche und die Rüstungsindustrie von der staatlichen Förderung.
Hinzu kommt, dass die hohen Staatsausgaben zu einer Überschuldung und zur Inflation führen können. Deshalb gibt es viele Kritiker, die der Meinung sind, Keynes’ Konzept kann eine Wirtschaftskrise nicht verhindern. Meist baut ein Staat bei guter Konjunktur selten Schulden ab.
Konjunkturzyklen in Deutschland
Im Gegensatz zu den USA, wo es ein „offizielles” Datum der Konjunkturzyklen gibt, existiert in Deutschland keine Klassifikation der Konjunkturzyklen. Beobachtet man lediglich Konjunkturen, die durch Rückgänge in der Wirtschaftsleistung gekennzeichnet waren, so lassen sich seit dem Jahr 1945 sieben Zyklen die meist mit Abschwächungen der Weltwirtschaft einhergangen, festlegen.
- 1. Zyklus: Endete im Nachkriegsaufschwung im zweiten Halbjahr 1966. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) 1967 war 0,2 % geringer als das BIP 1966.
- 2. Zyklus: Endete mit der Rezession 1974, als während der 1. Ölpreiskrise viel Geld an die ölfördernden Länder ging.
- 3. Zyklus: Endete 1981/82 während der 2. Ölpreiskrise.
- 4. Zyklus: Endete 1993 in einer Rezession. Es war die bis dahin einzige Rezession in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, die binnenwirtschaftliche Ursachen hatte. In der Wiedervereinigung hatte es Übersteigerungen gegeben; die Deutsche Bundesbank hatte wegen der zuvor hohen Inflation eine restriktive Geldpolitik praktiziert.
- 5. Zyklus: Endete nach dieser Zählung 2001. Im März 2000 war die Dotcom-Blase geplatzt; damit endete ein Boom in der IT- und Kommunikationsbranche. Die Schwächephase zog sich bis 2004.
- 6. Zyklus: Das relativ starke Wirtschaftswachstum seit 2005 läutete den Anfang des sechsten Zyklus in Deutschland ein. Dieser endete abrupt im zweiten Halbjahr 2008 durch eine Finanz- und Wirtschaftskrise in vielen Industrieländern.
- 7. Zyklus: Im Jahr 2009 ging das deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP) preisbereinigt um 5 % zurück. Das war der größte Rückgang der Nachkriegsgeschichte.
Expertentipp: Sollte man die Anlagestrategie an den Konjunkturzyklus anpassen?
Einige Anlageexperten halten „Konjunkturzyklus und Anlagestrategie” für ein untrennbares Paar, andere gar nicht.
In ihrer Betrachtung sind Aktienmarkt und Konjunktur nur schwer voneinander zu trennen. Die Bewegungen an der Börse und auf dem Markt beeinflussen sich gegenseitig.
Allerdings lassen sich Ableitungen nicht immer eindeutig treffen. Wie stark die gegenseitigen Auswirkungen aufeinander sind, unterscheidet sich jedes Mal individuell.
Auch wenn das Verhältnis Konjunktur und Finanzmarkt sich nicht immer gleich bewegt, hat sich über die Jahre eine Art „Faustregel” etabliert. Sie besagt, dass die Aktienmärkte der Konjunktur um 6 – 9 Monate voraus sind.
Einer der Begründer dieses Zusammenhangs ist der US-Marktanalytiker Martin J. Pring.
Mit seiner Theorie will er in allen Konjunkturphasen erfolgreich anlegen. Diese hat er in seinem Buch „The All-Season Investor” niedergeschrieben.
Der Kernpunkt seines Modells: Er hat das ursprüngliche Konjunkturmodell – bestehend aus Aufschwung, Boom, Abschwung und Tiefpunkt – auf sechs Konjunkturphasen erweitert. In seinem Konjunkturverlauf gibt es drei Phasen, in denen es bergab geht.
Und drei Phasen, in denen die Wirtschaft expandiert. Diesen Phasen ordnet er die theoretisch idealen Kauf- und Verkaufspunkte für Aktien, Anleihen und Rohstoffe zu.
Dadurch soll es Anlegern möglich sein, in jeder Wirtschaftslage Gewinne zu machen. Viele Vermögensberater nutzen dieses Modell nach wie vor.
Nach den Analysen von Martin J. Pring läuft der Aktienmarkt dem Konjunkturzyklus voraus. Technologieaktien sind beispielsweise typische Vorläufer. Diese Branchen ringen sich bereits durch, wenn die Wirtschaft sich noch lange nicht im Aufschwung befindet. Genauso ist es mit Basismaterialien und Industriewerten. Die Aktien von Unternehmen aus dieser Branche entwickeln sich positiv, wenn die Konjunktur sich noch am Tiefpunkt bewegt.
Der beste Zeitpunkt zum Kauf von Aktien ist laut Prings die Phase 2. Sie beschreibt den Tiefpunkt der Rezession.
Verkaufen sollte man die Aktien in Phase 5. Sie stellt in Prings Modell nämlich den Höhepunkt des Booms dar. Für Anleihen wäre Phase 1 (Abschwung) der geeignetste Zeitpunkt zum Kauf und Phase 4 (starker Aufschwung) der beste zum Verkauf.
Für Rohstoffe sollte laut Pring in Phase 3 (leichter Anstieg) gekauft und in Phase 6 (Abschwung) ausgestiegen werden.
Auch wenn sich das Modell über Jahre bewährt hat und viele es nach wie vor einbeziehen, gibt es keine Garantie, ob es auch wirklich auf die Realität zutrifft.
Jeder Konjunkturzyklus verläuft sehr unterschiedlich und demzufolge auch die Aktienkurse. Zudem gibt es neben der Konjunktur noch weitere Faktoren, die auf die Börse einwirken. Wie beispielsweise Kriege oder Katastrophen.
Wichtig Die Konjunkturzyklen müssen pro Land einzeln betrachtet werden. Es ist durchaus üblich, dass sich ein Land noch im Aufschwung befindet und ein anderes schon wieder im Abschwung. Diese Theorie kann also nur als möglicher Fahrplan verwendet werden. |