Aktienkauf: Diese Kosten werden fällig
Aktienkauf: Gebühren und Provisionen als Renditekiller
Wer als Privatanleger Aktien kaufen und verkaufen möchte, benötigt dafür ein Wertpapierdepot. Aktien sind zwar immer noch nicht die liebste Anlageklasse der Deutschen, aber immer mehr Menschen besitzen Aktien, Aktienfonds und ETFs. Die Hürden für den Aktienkauf sind für Privatanleger deutlich gesunken, schließlich war es nie einfacher als heute, ein Aktiendepot zu eröffnen. Anleger zahlen beim Aktienkauf jedoch nicht nur die Preise für die begehrten Wertpapiere, sondern auch diverse Gebühren und Provisionen.
Gerade Neueinsteiger unterschätzen diese Nebenkosten, die mit dem bloßen Besitz, vor allem aber mit Transaktionen wie dem Kauf und Verkauf von Aktien, einher gehen. Die Kosten können dabei schnell zum Renditekiller werden. Es lohnt sich also, einen genauen Blick auf die verschiedenen Kosten und Gebühren zu werfen, die beim Wertpapierkauf und -verkauf fällig werden.
Welche Kosten entstehen beim Aktienhandel?
Kosten und Gebühren, die beim Aktienhandel fällig werden, können vielfältig sein und je nach Depotbank, Handelsplatz und nach Art und Umfang des betriebenen Aktienhandels stark variieren. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit sind vor allem die folgenden Kosten für Anleger besonders relevant:
- Depotgebühren
- Ordergebühren
- Spread
- Steuern
- Eventuelle Zusatzkosten
Depotgebühren
Um Aktien, ETFs oder auch Anleihen kaufen zu können, wird ein Wertpapierdepot benötigt. Für das Depot und für die Werkzeuge, die den Kunden zur Verfügung gestellt werden, berechnen die Broker Depotgebühren. Während manche Depotbanken pauschale Gebühren berechnen, die automatisch und meist monatlich vom Kundenkonto eingezogen werden, knüpfen andere eine Gebührenbefreiung an bestimmte Bedingungen. Solche Bedingungen können etwa eine Mindesthandelsaktivität innerhalb eines bestimmten Zeitraums oder die Einlage eines Mindestdepotwerts sein. Durch das mittlerweile enorme Angebot an Depotbanken verzichten jedoch immer mehr Broker komplett auf die Depotgebühren.
Ordergebühren
Bei jeder Order, also bei jedem Aktienkauf und -verkauf, werden Ordergebühren fällig. Diese setzen sich meistens aus mehreren Bestandteilen zusammen. Meist gibt es einen fixen Betrag in Form einer Ordergrundgebühr, zu der noch variable Gebühren kommen, die anteilig zum Ordervolumen berechnet werden. Sofern die Depotbank nicht komplett darauf verzichtet, handelt es sich meistens um einen Prozentsatz in der Höhe um die 0,2 Prozent. Ein dritter Baustein ist schließlich noch die Handelsplatzgebühr, deren Höhe vom Börsenplatz abhängt, an dem der Handel stattfindet.
Verschiedene Gebührenmodelle bei Ordergebühren
Die Ordergebühren setzen sich also meist aus den drei Komponenten Ordergrundgebühr + variable Orderprovision + Handelsplatzgebühr zusammen. Es gibt jedoch große Unterschiede zwischen den Anbietern. Manche Depotbanken kassieren alle Komponenten von ihren Kunden, andere lassen einzelne Komponenten weg und wieder andere, vor allem Neobroker, verzichten komplett auf die Ordergebühren.
Wer die Leistungsverzeichnisse der Broker durchleuchtet, wird auf mitunter sehr abenteuerliche Gebührenmodelle stoßen. Sehr häufig sind gestaffelte Preismodelle, die in etwa so aussehen können:
„4,90 Euro Grundentgelt + 0,25 % Orderprovision (vom Ordervolumen), mindestens jedoch 9,90 Euro und maximal 59,90 Euro, zzgl. 2,50 Euro Handelsplatzentgelt.“
Wie man anhand dieser beiden Beispielrechnungen sehen kann, fallen bei derartig gestaffelten Preismodellen die Ordergebühren vor allem bei Aktienkäufen mit kleinen Beträgen überproportional ins Gewicht. Bei kleineren Beträgen bieten sich also die meist günstigeren Konditionen von Sparplänen an oder es empfiehlt sich, solange mit dem Aktienkauf zu warten, bis entsprechend größere Beträge die anfallenden Ordergebühren rechtfertigen.
Manche Broker bieten jedoch auch Flatrate-Modelle an, bei denen ein fester Pauschalpreis berechnet wird, in dem bereits alle Provisionen und Gebühren enthalten sind. Nichts desto trotz können jedoch auch bei diesen Festpreismodellen noch weitere Fremdkosten zu den Orderkosten hinzukommen.
Wiederum andere, insbesondere Neobroker, bieten komplett provisionsfreien Handel an, wobei dieser oft an eine Mindestordergröße (zum Beispiel 500 Euro) gekoppelt ist. Auch hier kommen aber häufig noch fremde Spesen zum Tragen.
Spread
Unter dem Spread versteht man die Differenz zwischen Ankaufs- und Verkaufspreis einer Aktie. Diese Differenz kann je nach Handelsplatz und Handelszeitpunkt unterschiedlich hoch ausfallen. Wichtig ist jedoch zu wissen, dass der Ankaufspreis immer etwas höher ist, als der aktuelle Aktienkurs, während der Verkaufspreis immer etwas niedriger ist, als der aktuelle Aktienkurs.
Wenn Aktien schnell gekauft und wieder verkauft werden, wird ein potenzieller Gewinn vom Spread schnell wieder aufgefressen. Erst wenn der Kursgewinn größer als der Spread ist, kann mit einem solchen Trade ein Gewinn erzielt werden. Für Anleger bedeutet das also: je kleiner der Spread, desto besser.
Der Spread ist auch wie der Kurs einer Aktie mehr oder weniger starken Schwankungen unterworfen, die häufig mit den Öffnungszeiten der Handelsplätze zu tun haben. Ein günstiger Zeitpunkt für den Aktienhandel liegt innerhalb der XETRA-Öffnungszeiten (werktags von 9:00 bis 17:30 Uhr). XETRA gilt als größter Referenzmarkt für die anderen elektronischen Börsen Deutschlands und sorgt daher für einen meist passablen Spread.
Steuern
Der steuerliche Aspekt von Wertpapiertransaktionen wird von Anlegern häufig unterschätzt. Seit 2009 wird auf Kapitalerträge eine Abgeltungssteuer in der Höhe von 25 Prozent fällig, ggf. kommen noch Kirchensteuer und Solidaritätszuschlag dazu. Die steuerliche Belastung durch Börsengewinne liegt dann meist bei etwa 28 Prozent, ohne Kirchensteuer bei etwas über 26 Prozent.
Diese steuerlichen Abgaben auf Kapitalgewinne können die Rendite also erheblich schmälern, wovon gerade Börsenneulinge oftmals unangenehm überrascht werden. Allerdings sind sie gerade für Kleinanleger häufig gar nicht relevant, da sie die Steuer erst entrichten müssen, wenn die Gewinne den Sparerpauschbetrag von derzeit 801 Euro pro Person übersteigen. Bei Ehepaaren steigt der Freibetrag auf 1.602 Euro, also auf das Doppelte. Ab 2023 werden diese Beträge auf 1.000 Euro beziehungsweise 2.000 Euro angehoben (Ledige – Verheiratete).
Eventuelle Zusatzkosten
Manche Broker verlangen variable Zusatzkosten bei den Transaktionskosten für weitere Dienstleistungen, wie das Setzen von Limits, die sie ihren Kunden zur Verfügung stellen, so etwa bei Stop-Loss-Werkzeugen. Auch gibt es Broker, die bestimmte Analyse-Tools kostenpflichtig zur Verfügung stellen. Bei Namensaktien können Umschreibegebühren fällig werden, wenn diese im Aktienbuch des Unternehmens vermerkt werden müssen. Wer telefonische Aufträge erteilen möchte, muss ebenfalls mit Zusatzkosten rechnen.
Wie kann man Kosten beim Aktienkauf sparen?
Wer beim Aktienhandel sparen möchte, sollte unbedingt die Konditionen der verschiedenen Depotbanken miteinander vergleichen und sie vor allem mit den persönlichen Handelsgewohnheiten abgleichen.
Eine Möglichkeit beim Aktienhandel zu sparen, sind die Depotgebühren. Wer wenig oder kaum Beratungsbedarf hat, kann sich für Broker ohne feste Depotgebühren entscheiden, bei denen diese Serviceleistungen häufig ausgespart werden. Dies ist bei vielen Online-Brokern der Fall. Wer einen langfristigen Investmentansatz verfolgt und einmal gekaufte Wertpapiere möglichst lange im Depot liegen lassen möchte, kann enorm viel sparen, wenn keine laufenden Depotgebühren entrichtet werden müssen.
Da manche Broker die Kostenfreiheit des Depots in Aussicht stellen, sofern bestimmte Mindesthandelsaktivitäten erfüllt werden, können relativ aktive Anleger bei solchen Gebührenmodellen kostenlos ihr Wertpapierdepot führen. Gerade für diese Gruppe an Händlern wird es zudem umso wichtiger sein, auf die Orderkosten des Brokers zu achten, da sonst empfindliche Abstriche bei der Rendite zu erwarten sind. Sehr aktive Anleger profitieren häufig von den Flatrate-Modellen.
Wer nur kleinere Beträge zum Investieren zur Verfügung hat, sollte unbedingt die Mindestordergebühren im Auge behalten. Kosten können bei kleineren Beträgen außerdem gespart werden, wenn man auf kostengünstige Sparplanmöglichkeiten zurückgreift oder erst dann Aktienkäufe tätigt, wenn größere Beträge für Investitionen zur Verfügung stehen, wie bereits im Abschnitt Ordergebühren [internen Link einfügen] anhand von einfachen Rechenbeispielen illustriert wurde. Bei sehr großen Beträgen kann man häufig von gedeckelten Maximalgebühren profitieren.
Sind ETFs ein kostengünstiges Mittel zur Diversifikation?
Diversifikation ist für die meisten Anleger ein probates Mittel zur Risikosenkung. Wer ein einigermaßen diversifiziertes Portfolio mit Einzelaktien umsetzen möchte, wird dies nur mit entsprechend großen Beträgen erreichen können. Möchte man mit eher kleineren Beträgen investieren, die Kosten für die Transaktionen niedrig halten und dennoch nicht auf die Risikostreuung mittels Diversifikation verzichten, kann man von breit gestreuten börsengehandelten Indexfonds bzw. ETFs profitieren.
Diese immer beliebter werdenden Investmentvehikel erlauben es, selbst bei geringsten Anlagebeträgen, an der weltweiten Börsenlandschaft zu partizipieren. Am besten dafür geeignet sind ETFs, deren zugrundeliegende Indizes sehr breite Aktienmärkte abbilden, wie dies etwa beim MSCI All Country World Index oder dem FTSE All-World Index der Fall ist. Wer bestimmte Regionen oder Branchen nach eigenen Vorstellungen gewichten möchte, kann dies ebenfalls sehr einfach und vor allem kostengünstig mit einer Vielzahl an mittlerweile verfügbaren ETFs umsetzen.
Wie findet man die passende Depotbank für den Aktienkauf?
Die Vielfalt an Brokern ist mittlerweile enorm. Das ist einerseits gut für den Kunden, da dieser Wettbewerb unter den Brokern die Kosten und Gebühren immer weiter nach unten gedrückt hat. Andererseits sorgt die Vielfalt dafür, dass man „den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sieht“. Im Folgenden jedoch ein paar Anhaltspunkte, die dabei helfen können, den richtigen und den für die persönlichen Bedürfnisse günstigsten Broker zu finden.
Lege ich Wert auf persönliche Beratung und Kundenservice?
Wenn man auf persönliche Beratung und einen guten Kundenservice nicht verzichten möchte, kann man ein Wertpapierdepot in der Filialbank des Vertrauens eröffnen. Dies wird in der Regel mit höheren Kosten und Gebühren verbunden sein als bei Direktbanken und Online-Brokern.
Handle ich sehr häufig oder eher selten?
Wer sehr häufig und aktiv handelt, sollte versuchen, sämtliche Gebühren möglichst niedrig zu halten. Aktive Anleger profitieren meist von Flatrate-Gebührenmodellen, wie sie etwa beim Online-Broker Scalable Capital angeboten werden. Sehr aktive Anleger können sich auch für Wertpapierdepots entscheiden, die nur bei entsprechend häufiger Aktivität kostenlos geführt werden können.
Wer hingegen eher selten handelt, kann schon mal höhere Ordergebühren in Kauf nehmen. Jedoch sollte nach Möglichkeit keine Depotbank gewählt werden, bei der die kostenlose Depotführung an bestimmte Mindesthandelsaktivitäten gebunden sind. Dies gilt auch für Anleger, die eher kleinere Beträge investieren, wenn die kostenlose Depotführung an Mindesteinlagebeträge gebunden sind. Ein Beispiel für einen solchen Broker wäre etwa comdirect, wo aktuell die ersten drei Jahre keine Depotgebühren anfallen und die Gebührenfreiheit danach an Aktivitäten gekoppelt ist.
Möchte ich eher kleinere oder größere Beträge anlegen?
Wer regelmäßig, dafür jedoch kleinere Beträge investieren möchte, sollte besonders darauf achten, keine hohen Ordergebühren bezahlen zu müssen. Hier können Mindestgebühren besonders verhängnisvoll für die Rendite werden. Besonders günstige Konditionen findet man besonders bei Neobrokern wie Trade Republic, Smartbroker oder Justtrade.
Was ist noch bei der Broker-Wahl zu beachten?
Die Kosten stellen jedoch nur ein Kriterium für die Auswahl des richtigen Brokers dar. So bringen die niedrigsten Kostenmodelle nichts, wenn die gewünschten Aktien und Investmentprodukte bei einem Broker gar nicht handelbar sind.
Es ist meist ein Für und ein Wider, es wird wohl kaum den idealen Broker geben, der den persönlichen Handelsgewohnheiten in jeder Hinsicht entsprechen wird. Oft wird ein Kostenvorteil auf der einen Seite, durch einen Nachteil auf der anderen Seite wieder aufgefressen. Der Vorteil von geringen Ordergebühren kann beispielsweise durch einen entsprechend hohen Spread und Fremdspesen wieder zunichtegemacht werden.
Es gilt zwar vernünftig und mit Bedacht abzuwägen, die Auswahl aber auch nicht zu kompliziert zu gestalten. Die Konditionen sind für Privatanleger durch das vielfältige Angebot an Brokern mittlerweile insgesamt sehr attraktiv geworden. Depots können zudem auch völlig unproblematisch übertragen werden, wenn sich die persönlichen Bedürfnisse oder die Konditionen der Broker im Laufe der Investmentkarriere gravierend ändern sollten.