Streubesitz bei Aktien: Bedeutung für Anleger
Wenn vom Streubesitz bei Aktien gesprochen wird, dann sind damit die Wertpapiere gemeint, die nicht von Großaktionären gehalten werden. Stattdessen kann der sogenannte Free Float von Aktionären und allen Anlegern an der Börse gehandelt werden.
In unserem Beitrag gehen wir darauf ein, was man unter dem Streubesitz versteht und was Floating Aktien sind. Ferner erläutern wir, warum der Streubesitz bei Aktien überhaupt wichtig ist, wie er berechnet wird, wie hoch er sein sollte und was die Vorteile und Nachteile eines hohen Free Floats sowohl für Anleger als auch das Unternehmen sind.
Was gehört zum Streubesitz?
Zum Streubesitz gehören sämtliche Wertpapiere eines Unternehmens (Aktien), die sich nicht im sogenannten Festbesitz von Großaktionären befinden. Von einem Festbesitz wird meistens dann gesprochen, wenn die entsprechenden Großaktionäre mindestens fünf Prozent aller Aktien der AG halten. Der Streubesitz kann dementsprechend von einem breiten Spektrum an Anlegern gehandelt werden.
Wie hoch der Streubesitzanteil ist, ist zwischen den zahlreichen Aktiengesellschaften an den Märkten zum Teil sehr unterschiedlich. Angegeben wird der Streubesitz entweder prozentual oder als Anzahl an Aktien. Wie der Streubesitz im Detail berechnet werden kann, erfahren Sie im weiteren Verlauf unseres Beitrages.
Was sind Floating Aktien?
Wie Sie im vorherigen Abschnitt bereits erfahren haben, ist Free Float eine andere Bezeichnung für Streubesitz. Floating Aktien sind dementsprechend schlichtweg die Wertpapiere, die sich nicht im Festbesitz von Großaktionären befinden, sodass sie frei an den Märkten gehandelt werden können.
Warum ist der Streubesitz bei Aktien von Bedeutung?
Es gibt mehrere Gründe, warum der sogenannte Free Float der Aktien durchaus von nicht geringer Bedeutung ist. Einige Hauptgründe sind:
- Streubesitz hat unter Umständen Auswirkung auf Indexzugehörigkeit
- Free Float wirkt sich auf die Marktkapitalisierung aus
- Handelbarkeit der Aktien wird beeinflusst
- Einfluss auf die Volatilität beim Börsenkurs
Hauptgründe dafür, dass der Streubesitz wichtig sein kann, sind zum einen die daraus resultierende Marktkapitalisierung sowie die eventuelle Aufnahme in einen Index. Seitens der Deutschen Börse gibt es zum Beispiel die Anforderung, dass eine Aktie nur dann in einen entsprechenden Index aufgenommen werden kann, wenn sich der Streubesitz auf mindestens zehn Prozent beläuft. Nach der Aufnahme in einen Index wiederum werden die Wertpapiere häufig für Aktionäre, Kleinanleger und auch institutionelle Investoren besonders interessant, was ich beim oft positiv auf den Börsenkurs auswirkt.
Wie funktioniert die Berechnung des Streubesitzes?
Wie eingangs kurz erwähnt, kann der Streubesitz entweder auf prozentualer oder absoluter Basis dargestellt werden. Grundlage sind die jeweiligen Daten, die vom Unternehmen veröffentlicht werden. Nicht zum Streubesitz zählen natürlich Aktienpakete, die von Großaktionären gehalten werden. Die zwei unterschiedlichen Formen für die Berechnung des Free Floates lauten:
- Streubesitz (absolut) = Ausstehende Aktien – nicht frei handelbare Aktien
- Streubesitz (prozentual) = (Streubesitz (absolut) / ausstehende Aktien) *100
Wenn Sie die entsprechenden Daten und Zahlen kennen, können Sie somit selbst den Streubesitz einer Aktie ermittelt.
Wie hoch sollte der Streubesitz sein?
Wie hoch der Streubesitzanteil im Einzelnen sein sollte, dafür gibt es keine einheitliche Definition. Wichtig für manche AGs ist, dass sie zumindest einen Streubesitzanteil von zehn Prozent haben, damit die Mindestanforderungen der Deutschen Börse erfüllt werden können. Da ein hoher Streubesitz durchaus einige Vorteile hat, streben manche Aktiengesellschaften zum Beispiel einen Free Float von 20 Prozent und mehr an. Dementsprechend gibt es keine einheitliche Größe, wie hoch der Streubesitz (unbedingt) sein sollte.
Welche Vorteile und Nachteile hat ein hoher Streubesitz bei Aktien?
Nach Ansicht vieler Experten überwiegen die Vorteile eines hohen Streubesitzes den Nachteilen. Trotzdem gibt es auf jeden Fall auch Risiken und mögliche Nachteile, die ein relativ hoher Streubesitz mit sich bringt. Daher möchten uns im Folgenden etwas näher mit den Vor- und Nachteilen beschäftigen.
Ein Vorteil eines relativ hohen Streubesitzes ist, dass die Eigentumsverhältnisse der AG relativ ausgeglichen sind. Das kommt deshalb zustande, da sich auch die Stimmrechtsmehrheit auf zahlreiche Personen verteilt. Für Anleger ist das in der Regel deshalb positiv, weil sich die jeweilige AG dann oft stärker am Shareholder Value Prinzip orientiert.
Ebenfalls ein Vorteil, der bei einem hohen Streubesitz genutzt werden kann, ist das dann ebenfalls recht hohe Handelsvolumen. Man spricht in dem Zusammenhang auch von der Liquidität an den Märkten. Je mehr Aktien einer Gesellschaft im Streubesitz sind, desto häufiger können entsprechende Käufe und Verkäufe tatsächlich stattfinden, weil ein Gegenpart zu finden ist.
Noch eine Konsequenz des hohen Streubesitzes ist, dass sich die Kurse der Aktien meistens genauer bilden, als wenn der Streubesitz relativ gering wäre. Durch das hohe Handelsvolumen reduziert sich auf die sogenannte Bid-Ask-Spanne, also der Unterschied zwischen dem Kauf- und dem Verkaufskurs bei einer Aktie.
Eine weitere Folge eines relativ hohen Free Floates ist, dass dadurch oftmals die Volatilität (Schwankungsbreite) des Wertpapiers sinkt. Das wiederum macht die Kurse für Anleger und Aktionäre besser kalkulierbar, was definitiv als Vorteil zu bewerten ist. Zusammengefasst zeichnet sich ein relativ hoher Streubesitz unter anderem durch die folgenden Vorteile aus:
- Ausgeglichener Eigentumsverhältnisse bei der AG
- Orientierung am Shareholder Value Prinzip
- Höheres Handelsvolumen
- Häufigere Transaktionen
- Genauere Preisfindung
- Auswirkung größerer Orders auf Kurs sind kleiner
- Sinkende Volatilität
Gegenüber diesen Vorteilen möchten wir Sie auch über die Nachteile und Risiken eines höheren Streubesitzes nicht im Unklaren lassen. Zu nennen sind insbesondere die folgenden, möglichen Nachteile und Gefahren:
- Verlustrisiko wegen börsenpsychologischer Effekte
- Unstimmigkeiten bei Abstimmung über wichtige Entscheidungen
- Fundamental nicht nachvollziehbare, größere Kursverluste als Folgereaktion
- Viele Anleger haben kein echtes Interesse am Unternehmen
- Höheres Risiko feindlicher Übernahmen
Die meisten dieser Nachteile sind selbsterklärend. Das Risiko feindlicher Übernahmen steigt bei einem hohen Free Float deshalb, weil eben eine große Anzahl der Aktien und damit auch der Stimmrechte frei handelbar ist. Dementsprechend könnten mehrere Unternehmen ihre Anteile bündeln und so eine feindliche Übernahme planen und eventuell durchführen.
Mit den negativen, bösenpsychologischen Effekten ist vor allem gemeint, dass beim Verkauf größere Aktienpakete schnell unter den Investoren – vor allen Dingen den Kleinanlegern – Panik ausgelöst werden könnte. Das führt zu einem sogenannten Herdentrieb, sodass weitere Anleger verkaufen und der Börsenkurs – ohne fundamentale Gründe – weiter fällt.