Aktien: Wie realistisch sind Kursziele?
Viele Anleger entscheiden sich für ein Investment in Aktien, weil sie sich dadurch Kursgewinne erhoffen. Das bedeutet, dass sich der Aktienkurs im Laufe der Anlage- oder Handelsdauer positiv entwickelt, sodass er schließlich beim geplanten Verkauf höher als zum Zeitpunkt des Kaufs ist.
Die Schwierigkeit besteht darin, bereits zum Zeitpunkt des Kaufs abschätzen zu können, wie sich die Aktie mit ihrem Kurs entwickeln wird. Als eine Art Hilfestellung gibt es Kursziele, mit denen wir uns im folgenden Beitrag näher beschäftigen möchten.
Was ist ein Kursziel bei Aktien?
Den aktuellen Kurs einer Aktie zu bestimmen ist einfach, denn dazu müssen Sie sich lediglich die Börsennotierung betrachten. Deutlich schwerer ist es, eine Prognose für die Zukunft abzugeben, wie sich der Kurs beispielsweise in einem oder sechs Monaten gestaltet. Exakt ein solcher Blick in die Zukunft ist das Kursziel einer Aktie. Es handelt sich dabei um eine Prognose, wie sich der Aktienkurs in der Zukunft entwickeln könnte.
Ausgegeben werden die Kursziele meistens von Wertpapieranalysten, wie sich beruflich mit Unternehmen und dementsprechend Aktie beschäftigen. Das Kursziel gibt an, welchen Aktienkurs die Analysten zum Beispiel in sechs Monaten erwarten. Interessant sind solche Kursziele für mehrere Gruppen von Marktakteuren, insbesondere:
- Anleger
- Trader
- Spekulanten
Alle diese Personen haben natürlich ein Interesse daran, eine möglichst gute Einschätzung zu erhalten, wie sich der Kurs einer Aktie bis zu einem bestimmten Zeitpunkt entwickeln wird.
Wie ermittle ich das Kursziel einer Aktie?
Privatanleger werden selten damit konfrontiert, selbst das Kursziel für eine Aktie festlegen zu müssen. Stattdessen übernehmen da Analysten und Börsenexperten, die sich Tag für Tag mit den entsprechenden Analysen von Wertpapieren beschäftigen. Grundsätzlich gibt es zwei unterschiedliche Methoden, auf denen das Ermitteln eines Kursziels basiert, nämlich:
- Fundamentalanalyse
- Chartanalyse
Wenn das zukünftige Kursziel einer Aktie auf Grundlage der Fundamentalanalyse ermittelt werden soll, dann werden in erster Linie betriebswirtschaftliche Zahlen, Fakten und Kennzahlen des Unternehmens betrachtet. Die Analysten schauen sich dementsprechend zum Beispiel die folgenden Daten und Fakten an:
- Umsatzentwicklung
- Gewinn des Unternehmens
- Vermögensentwicklung
- Verschuldungsgrad
- Entwicklung des Eigenkapitals
Darüber hinaus werden noch weitere Einflüsse betrachtet, die sich auf den Aktienkurs auswirken können. Dazu zählen beispielsweise das Zinsumfeld, die allgemeine Situation an den Börsen, die wirtschaftliche Entwicklung und politische Situationen. Der Analyst fasst all die entsprechenden Informationen zusammen und versucht daraus eine Prognose zu erstellen, wie sich die entsprechenden Faktoren auf den Aktienkurs in der Zukunft auswirken könnten. Auf dieser Grundlage wird dann ein Kursziel ausgegeben.
Kursziel mit Charttechnik ermitteln
Eine Alternative oder gerne auch zusätzlich genutzte Methode zum Ermitteln eines Kursziels ist die Charttechnik, auch als technische Analyse bezeichnet. In dem Fall geht es nicht um fundamentale Daten und Zahlen des Unternehmens, sondern die Analysten betrachten sich die vergangene und aktuelle Entwicklung des Aktienkurses anhand eines Charts.
In dem Fall werden zum Beispiel Widerstände, Unterstützungen und Trendkanäle betrachtet, um so einen Schluss ziehen zu können, wie sich der Kurs in der Zukunft entwickeln könnte. Im Unterschied zur Kurszielermittlung auf Grundlage der Fundamentalanalyse betrachten sich Charttechniker meistens eher einen kürzeren Zeitraum. Sie geben dann zum Beispiel ein Kursziel für die kommenden Wochen oder weniger Monate aus.
Im Rahmen der Charttechnik kommen eine Reihe von Hilfsmitteln und Tool zum Einsatz, die dazu dienen, den wahrscheinlichen Kursverlauf der Aktie in der näheren Zukunft einzuschätzen. Dazu zählen zum Beispiel:
- Gleitende Durchschnitte
- Unterstützungen
- Widerstandslinien
- Trendlinien
- Trendkanäle
Eine Methode zur Ermittlung des zukünftigen Aktienkurses und damit zur Ausgabe eines Kursziels ist die sogenannte einfache Längenangleichung. Diese Methode ist relativ einfach und kann entsprechend sogar von Privatanlegern genutzt werden. Es geht bei der einfachen Längenangleichung schlichtweg darum, dass Sie im Rahmen einer historischen Kursentwicklung einer Aktie den höchsten Punkt identifizieren. Darüber hinaus machen Sie ebenfalls den tiefsten Punkt des Kurses im Vergleich des gleichen historischen Zeitraumes fest.
Anschließend ist die Differenz zwischen dem höchsten und dem niedrigsten Kurs die Basis für die Ermittlung des Kursziels. Sie nehmen die Hälfte der angesprochenen Differenz zwischen Hoch- und Tiefpunkt an. Dabei müssen Sie in die Richtung des Kuraufschwungs gehen und haben dann Ihr Kursziel bei dem Wert, an dem die angesprochenen 50 Prozent ankommen.
Wer gibt das Kursziel bei Aktien aus?
Wie bereits kurz angesprochen, sind es in erster Linie professionelle Analysten und Börsenexperten, die regelmäßig Kursziele für Aktien ausgeben. Dabei handelt es sich zum Beispiel um Mitarbeiter von Banken, die im Wertpapierbereich aktiv sind. Die Analysten sind in Abteilungen der Kreditinstitute zu finden, die sich tagtäglich damit beschäftigen, Unternehmen und damit auch Aktien zu analysieren. Dies geschieht meistens sowohl auf Grundlage der Fundamental- als auch der Chartanalyse.
Veröffentlicht werden die Kursziele auf mehreren Wegen, beispielsweise im Rahmen von TV-Sendungen, in Fachzeitschriften und natürlich ebenfalls auf bestimmten Webseiten im Internet. Meistens treffen die Analysten neben dem Kursziel noch eine Aussage dazu, wie sich Anleger im Hinblick auf die analysierte Aktie verhalten sollten. Hier sind es stets drei mögliche Empfehlungen, die entsprechende Analysten aussprechen können, nämlich:
- Kaufen
- Verkaufen
- Halten
Wenn zum Beispiel das Kursziel einer Aktie rund fünf Euro höher als der aktuelle Kurs angesetzt ist, dann raten die Analysten natürlich dazu, das Wertpapier zu kaufen. Ist das Kursziel hingegen pessimistisch, bewegt sich also unterhalb des Aktienkurses, wird eher zu einem Verkauf geraten. Sind sich die Analysten hingegen relativ unschlüssig, wie die Weiterentwicklung der Aktie zu prognostizieren ist, wird meistens die Empfehlung „Halten“ ausgesprochen.
Wie realistisch können Kursziele für Aktien sein?
Professionelle Analysten haben vor der Ausgabe eines Kursziels eine ausführliche Analyse des entsprechenden Unternehmens vorgenommen. Daher hängt es in hohem Maße von der Genauigkeit einer solchen Finanzanalyse ab, wie realistisch die Kursziele sein können. Desto detaillierter und umfangreicher die Finanzanalyse der Aktiengesellschaft war, desto wahrscheinlicher ist es, dass der Aktienkurs in der Zukunft tatsächlich an das ausgegebene Kursziel heranreicht. Allerdings gibt es immer Einflussfaktoren, die zum Beispiel plötzlich auftreten und so auch von Analysten nicht vorhergesehen werden konnten.
Ein klassisches Beispiel ist in der jüngeren Vergangenheit die Corona-Pandemie. Diese hat Aktienkurse massiv beeinflusst, konnte allerdings in keiner Weise von den Analysten bei der Ausgabe des Kursziels berücksichtigt werden. Gleiches gilt im Prinzip für den Krieg in der Ukraine, der ebenfalls ein Beispiel dafür ist, wie sehr äußere Faktoren den Kursverlauf von Aktien beeinflussen können. Für Anleger bedeutet das, dass das ausgegebene Kursziel zwar ein Anhaltspunkt sein kann, es aber keinerlei Garantien dafür gibt, dass sich der Aktienkurs tatsächlich in diese Richtung bewegt.
Sollten Privatanleger auf Kursziele schauen?
Ob Kursziele für Privatanleger relevant sind oder nicht, hängt in erster Linie davon ab, welchen Zweck die Anleger mit ihrem Investment verfolgen. Wer zum Beispiel sehr langfristig in bestimmte Aktien investieren möchte, der muss sich eigentlich nicht näher mit Kurszielen beschäftigen. Der Grund ist, dass die meisten Kursziele für Aktien nur einen Zeitraum zwischen ein bis maximal zwölf Monaten betrachten. Zwar gibt es auch langfristige Kursziele, allerdings sind diese oftmals aufgrund des langen und damit schwer überschaubaren Zeitraums nicht besonders realistisch.
Interessant sind Kursziele daher vor allem für Privatanleger, die eher kurz- und mittelfristig mit Aktien handeln, statt langfristig zu investieren. Das bedeutet, dass sich vorrangig Trader und Spekulanten durchaus an einem Kursziel für die entsprechenden Wertpapiere orientieren können. Zumindest besteht dann eine Einschätzung mehrerer Experten und Analysten, wie sich der Kurs in der Zukunft entwickeln könnte.
Welche Zeithorizonte haben die Kursziele für Aktien?
Welche Zeithorizonte die ausgegebenen Kursziele bei Aktien haben, hängt insbesondere von der Analysemethode ab. Wie bereits kurz erwähnt haben, werden aufgrund der Fundamentalanalyse oft mittel- bis langfristige Kursziele ausgegeben. Betrachten sich die Börsenexperten und Analysten hingegen die technische Analyse (Chartanalyse), haben die ausgegebenen Kursziele meistens einen Horizont zwischen ein bis maximal zwölf Monaten. Grundsätzlich gibt es drei Zeithorizonte, auf die sich Kursziele beziehen können, nämlich:
- Kurzfristig
- Mittelfristig
- Langfristig
Ein kurzfristiger Zeithorizont hat eine Dauer von maximal zwölf Monaten. Bei einem mittelfristigen Zeithorizont wird meistens von einer Zeitspanne zwischen ein bis vier Jahren gesprochen, während darüber hinaus gehend ein langfristiger Zeithorizont betrachtet wird.