Manipulation von Aktien: Beispiele und Arten
Es gibt eine Reihe von Möglichkeiten, wie eine sogenannte Marktmanipulation stattfinden kann. Damit ist eine Manipulation von Kursen gemeint, die es zum Ziel hat, Aktienkurse in die eine oder andere Richtung zu bewegen.
Wie werden Aktien manipuliert?
Preismanipulationen am Aktienmarkt können auf mehreren Wegen erfolgen. Sie haben stets zum Ziel, den Marktpreis auf – oft nicht legalem Wege – zu manipulieren. Ziel ist es immer, den Kurs des entsprechenden Finanzinstruments bewusst in die eine oder andere Richtung lenken. Für Marktteilnehmer wie Kleinanleger und den Aktionär können solche Preismanipulationen folgenschwer sein, da zum Beispiel mit nicht zu prognostizierenden Verlusten gerechnet werden muss. Doch auf welche Art und Weise findet eine Kursmanipulation in der Praxis statt? Es gibt im Wesentlichen die folgenden Vorgehensweisen:
- Falschinformationen
- Fehlerhafte oder verspätete ad-hoc Mitteilungen
- Absprache unter Anlegern
- Fake Orders
- Scalping bzw. Pump-and-dump-Manipulation
Auf diese Möglichkeiten der Marktmanipulation möchten wir jetzt etwas näher eingehen.
Kursmanipulation durch falsche Informationen
Eine relativ häufige Form der Kursmanipulation besteht darin, durch falsche Informationen und Gerüchte zu einem Unternehmen den Marktpreis am Aktienmarkt bewusst zu beeinflussen. Hier gibt es in der Praxis zahlreiche Beispiele, welche Art von Falschinformationen verbreitet werden können, wie zum Beispiel:
- Angebliche Fusion des Unternehmens
- Angebliche Übernahmen
- Angeblicher Durchbruch bei einer Entwicklung
- Angeblicher Gewinneinbruch
Je nach gestreuter Falschinformation ist es möglich, die Marktteilnehmer mit ihrem Handel in die eine oder andere Richtung zu lenken. Hat eine Person, welche die Falschinformationen verbreitet hat, die Aktien vorher selbst gekauft oder verkauft, kann es sich auch um einen sogenannten Insiderhandel handeln, der nach dem WPHG strafbar ist.
Fehlerhafte oder verspätete ad-hoc Mitteilungen
Fast jedes Unternehmen ist dazu verpflichtet, bei bedeutenden Nachrichten und Veränderungen eine sogenannte Ad-hoc-Mitteilung auszugehen. Meistens handelt es sich dabei zwar tatsächlich um Fehler innerhalb des Unternehmens und weniger um eine bewusste Kursmanipulation. Dennoch kann auch eine solch fehlerhafte oder verspätete Ad-hoc-Mitteilung zu Preismanipulationen führen, weil entsprechende Marktteilnehmer zum Beispiel falsch oder zu spät reagieren.
Absprache unter Anlegern
Eine in den letzten Jahren häufig auftretende Form der Kursmanipulation besteht darin, dass sich viele Anleger, meistens Kleinanleger, untereinander absprechen. Das beste Beispiel aus der Vergangenheit ist sicherlich die Gamestop Aktie, auf die wir im nächsten Teil unseres Beitrages noch näher eingehen werden. Jedenfalls hatten sich in der Vergangenheit über spezielle Internetforen zahlreiche Kleinanleger abgesprochen und dadurch den Kurs der Aktie massiv manipuliert. Solche Aktionen treten immer häufiger auf, denn selbst wenn einzelne Anleger nur eine relativ geringe Anzahl von Aktien kaufen oder verkaufen, kann die hohe Anzahl der Marktteilnehmer in der Absprache dazu führen, dass der Kurs deutlich manipuliert wird.
Fake Orders
Eine etwas komplexere Form der Marktmanipulation sind sogenannte Fake Orders, also falsche – im Sinne von nicht ausgeführten – Handelsaufträge. Die Methode funktioniert so, dass entweder Kauf- oder Verkaufsaufträge mit einem höheren Volumen nur scheinbar an den Markt gegeben werden. Das wird natürlich in der Öffentlichkeit bewusst nicht erwähnt, sondern dass man die Order tatsächlich aufgeben werde oder aufgegeben hat. Besonders bei kleineren Aktienwerten können diese Schein-Orders massive Kursänderungen hervorrufen und daher definitiv eine Marktmanipulation darstellen.
Scalping bzw. Pump-and-dump-Manipulation
Eine recht neue Form der Kursmanipulation ist das sogenannte Scalping, häufig auch als Pump-and-dump-Manipulation bezeichnet. In diesem Fall werden bestimmte Aktien, die sich meistens im Bereich der Penny Stocks bewegen, mit Absicht enorm gepusht. Das funktioniert so, dass das Wertpapier zum Beispiel über E-Mail, Newsletter oder innerhalb der Social Media Kanäle massiv beworben wird. Oft wird in dem Zusammenhang mit erfundenen Stories und völlig übertriebenen Versprechungen gearbeitet.
Zudem werden mögliche Marktteilnehmer unter Druck gesetzt, indem zum Beispiel davon gesprochen wird, dass der Aktienkurs bereits innerhalb der nächsten Tage durch die Decke schießen wird. Vor dem Hintergrund dieser Methode warnt unter anderem auch die BaFin. Das Pushen der Aktien hat in solchen Fällen nur einen Grund, nämlich dass der sogenannte Tippgeber selbst einen hohen, finanziellen Gewinn erzielt. Die Methode Pump-and-dump funktioniert meistens nach dem gleichen Schema und gliedert sich in die folgenden Phasen:
- Tippgeber kauft Aktien zu einem günstigeren Kurs
- Story zum Wertpapier wird über Social Media Kanäle, E-Mail und Newsletter verbreitet
- Marktteilnehmer kaufen die Aktie und der Kurs steigt
- Tippgeber verkauft Wertpapiere mit hohem Gewinn
- Kurs fällt drastisch
- Viele Anleger erleiden Verluste
Das Ziel dieser Marktmanipulation besteht also darin, den Kurs in die Höhe zu treiben, sodass der Tippgeber die zuvor durch ihn selbst gekauften Aktien mit hohem Gewinn zu einem deutlich höheren Kurs wieder veräußern kann.
Ist eine Kursmanipulation strafbar?
In vielen, aber nicht zwangsläufig allen Fällen, ist eine Kursmanipulation am Aktienmarkt strafbar. Von einem Straftatbestand ist immer dann auszugehen, wenn die Manipulation bewusst und entsprechend gewollt vorgenommen wird. Hinzu kommen dann oft erfundene oder überzogene „Fakten“ zur entsprechenden Aktie, die stets einen Einfluss auf das Agieren der Marktakteure haben. Problematisch ist allerdings, dass der reine Verdacht auf eine Kursmanipulation noch nicht ausreicht, um eine Strafverfolgung vorzunehmen. Stattdessen muss es handfeste Beweise geben, dass eine bewusste Marktmanipulation vorgenommen wurde.
Hinzu kommt ein weiteres Problem, nämlich nachzuweisen, dass der entsprechende Aktienkurs nahezu ausschließlich durch die vorgenommene Kursmanipulation deutlich gefallen oder gestiegen ist. Das ist deshalb schwierig, weil es eine große Anzahl von Einflussfaktoren gibt, die sich auf Aktienkurse auswirken können. Kursmanipulationen sind also meistens strafbar, jedoch kommt es in einer relativ geringen Anzahl der Fälle tatsächlich zu Verurteilungen.
Wann genau liegt eine Manipulation der Kurse vor?
Es gibt zwar keine ganz einheitliche Definition, wann genau eine Manipulation am Aktienmarkt vorliegt. Allgemein wird die Kursmanipulation jedoch so definiert, dass eine Person oder ein Unternehmen im ersten Schritt ganz gezielt und bewusst falsche Angaben zu einem bestimmten Wertpapier machen. Dabei geht es entweder um die Aktien selbst oder um das Unternehmen, zu dem mindestens irreführende Angaben getätigt werden. Zudem müssen die Falschangaben relevant für die Bewertung des Unternehmens und damit auch für den Aktienkurs sein. Somit führen die falschen Informationen und Angaben also zu irreführenden Signalen an den Märkten, wodurch wiederum Kursbewegungen in die eine, erwünschte Richtung stattfinden, dann liegt meistens eine Manipulation – auch im strafrechtlichen Sinne – vor.
Bekannte Beispiele einer Kursmanipulation
In der jüngeren Vergangenheit gab es in der Praxis mehrere Vorkommnisse, bei denen von einer bewussten Kursmanipulation gesprochen werden kann. Das bekannteste Beispiel der jüngeren Vergangenheit ist die Gamestop Aktie, bei der erst im vergangenen Jahr (2021) eine Marktmanipulation stattfand. In dem Fall verabredeten sich zahlreiche Kleinanleger über ein Internetforum dazu, bewusst gegen Hedgefonds vorzugehen, die zuvor angeblich auf deutlich sinkende Kurse bei der Gamestop Aktie spekuliert hatten. Dementsprechend kauften die jeweiligen Kleinanleger die Gamestop Aktie in massivem Umfang.
Tatsächlich gab es enorme Auswirkungen auf den Kurs der Aktien, bei denen der vorübergehende Kursanstieg bei über 1000 Prozent binnen weniger Tage lag. Notierte der Kurs am 7. Januar 2022 noch bei unter vier Euro, lag der Kurs drei Wochen später bei fast 70 Euro. Dann allerdings erfolgte innerhalb weniger Tage ein Absturz auf unter zehn Euro. Tatsächlich waren insgesamt mehr als eine Million Nutzer des Internetforums an den entsprechenden Käufern beteiligt.
Ein weiteres Beispiel sind die Aktien von Wirecard. Dabei handelt es sich bekanntlich um eine ehemalige DAX-Aktie, bei der das Unternehmen mittlerweile insolvent ist. Schon vor dieser Insolvenz gab es allerdings im Jahre 2016 den Verdacht einer Kursmanipulation, nachdem der Aktienkurs über 20 Prozent eingebrochen war. Dies geschah nach einem Betrugsvorwurf seitens einer Firma, der gegenüber Wirecard veräußert wurde.
Durch den so hervorgerufenen Kursrutsch sank der Börsenwert von Wirecard innerhalb weniger Minuten um mehr als eine Milliarde Euro. Bereits einige Jahre vorher gab es im Zusammenhang mit einer Marktmanipulation bei Wirecard sogar Verurteilungen, von denen ehemalige Führungskräfte einer Aktionärsvereinigung betroffen waren.
Fazit zur Kursmanipulation einer Aktie
Kursmanipulationen an den Märkten können auf mehreren Wegen erfolgen. Meistens ist die Beweisführung sehr schwierig, sodass es nur in einem Bruchteil der Fälle zu Verurteilungen kommt. Damit Sie möglichst kein Opfer einer Marktmanipulation werden, sollten Sie zum einen möglichst mit Limits arbeiten, wenn Sie Aktien kaufen verkaufen möchten. Zudem sollten Sie besonders wachsam sein, wenn ein bestimmtes Wertpapier entweder massiv beworben wird oder sich die Aktie durch erhebliche Ausschläge in die eine oder andere Richtung darstellt.