Ankeraktionär: Definition, Beispiele und Ziele
Meist, wenn es bei Aktienunternehmen um größere Veränderungen geht, um Wechsel an der Konzernspitze oder Krisen, fällt der Begriff Ankeraktionär – sofern es einen gibt.
Dessen Bedeutung liegt in seiner stabilisierenden Wirkung begründet. Die Definition ist nicht unbedingt selbsterklärend, da parallel auch die Rede von einem Groß- oder Mehrheitsaktionär die Rede sein kann.
Was ist ein Ankeraktionär?
Generell hält der Ankeraktionär einen erheblichen Anteil am Unternehmen mit dem Ziel, dieses längerfristig zu begleiten. Gerade der zweite Punkt ist wesentliches Merkmal in der Ankeraktionär-Definition: Es geht um das aktive Interesse am Fortbestand und der Weiterentwicklung der Firma.
Weniger entscheidend ist, ob er Großaktionär mit mindestens 5% Aktienanteil oder gar Mehrheitsaktionär mit über 50% ist. Dieser Unterschied betrifft natürlich den Einfluss, ein Mehrheitsaktionär hat uneingeschränkte Kontrolle. Doch darauf kommt es beim Ankeraktionär nicht an.
Ankeraktionäre bleiben aber mit ihrer gewaltigen Kapitalbeteiligung sozusagen bei der Stange. Ihnen geht es normalerweise nicht um schnelle Renditen durch Aktienverkauf, sondern um Einfluss und Stabilität.
Klassischerweise handelt es sich um Stiftungen oder Gründerfamilien wie die Quandts und Klattens bei BMW. Es kann aber auch ein Finanzinvestor sein. Cevian Capital aus Schweden beispielsweise ist an Thyssen Krupp beteiligt. Ein Beispiel für die öffentliche Hand ist Niedersachen mit seinem Anteil bei VW.
Unternehmenserfolge durch zwei Ansätze
Unternehmen mit einem Ankeraktionär haben zwei wesentliche Vorteile: Zum einen kommen sie besser durch Krisen. Zum anderen sind sie im Vergleich zu Unternehmen mit einfachem breiten Streubesitz meist erfolgreicher.
Offensichtlich ist nicht nur ein gutes Management ausschlaggebend. Was zählt ist das Ineinandergreifen von zwei Ansätzen: Einerseits das Management mit seiner quartalsorientierten Kurzfrist-Mentalität. Andererseits das langfristig ausgelegte strategische Interesse der Groß- bzw. Ankeraktionäre. Die wirken als Korrektiv wenn es beispielsweise darum geht, die Zukunft nicht durch kurzfristig ausgerichtete Kürzungen wichtiger Investitionen zu untergraben.
Stabile Größe für Firmen und Anleger
Ankeraktionäre denken nicht in den Kategorien von 5-Jahresverträgen, Vorstandsvergütungen und schnellen Erfolgen, wie häufig im Management der Fall. Ihr Interesse dient dem nachhaltigen Wohl ihres Eigentums, des Unternehmens und dem Aktienkurs. Ob sie mit ihrer jeweiligen Strategie richtig liegen, zeigt sich irgendwann auch an der Börse. Geht es bergab, sind schnell neue Konzepte gefordert.
Aus Sicht längerfristig orientierter Anleger stellt ein Ankeraktionär zumindest eine Größe dar, die für Halt sorgt und einen langen Atem garantiert – vorausgesetzt jedoch er bleibt am Ball.
Ankeraktionär nicht gleich Ankeraktionär
Anders als Gründerfamilien steigen gerade Finanzinvestoren schon mal unerwartet aus und verkaufen ihre Anteile mit Gewinn. Dies traf etwa vor einigen Jahren zum Beispiel das M-Dax-Unternehmen Hugo Boss, als Finanzinvestor Permira Kasse machte. Was zunächst als Schock wirkte, erwies sich aber letztlich als Segen. Seit dem Kauf von Permira-Anteilen durch den italienischen Modehersteller Marzotto ist das Textilkerngeschäft wieder auf Linie und Hugo Boss auf Erfolgskurs.
Wie das Beispiel Boss und Permira zeigt: Ankeraktionär ist nicht gleich Ankeraktionär. Davon abgesehen zeigen Unternehmen mit diesen Beteiligungen keinen nennenswerten Vorsprung in Sachen Kursperformance. Hier zeigen sich keine Unterschiede zu anderen Unternehmen.