Dividendenstrategie: Passives Einkommen aufbauen – so geht’s
Bei zahlreichen Aktien erhalten Anleger als Aktionäre mehr oder weniger regelmäßig Dividenden von den Unternehmen. Die Höhe der Ausschüttungen sagt jedoch nichts darüber aus, wie attraktiv die Dividende ist. Um das zu beurteilen, müssen Sie sich die sogenannte Dividendenrendite betrachten. Auf der Dividendenrendite wiederum basiert die sogenannte Dividendenstrategie.
In unserem Beitrag erfahren Sie, worum es sich bei der Dividendenstrategie handelt und wie die Strategie funktioniert. Ferner gehen wir auf deren Ziele ein, welche Aktien und Unternehmen sich dafür eignen, auf welche Kennzahlen Sie achten sollten sowie, worin die Vor- und Nachteile einer Dividendenstrategie bestehen können.
Was ist die Dividendenstrategie?
Die Dividendenstrategie ist eine Anlagestrategie an der Börse, bei der Anleger gezielt (nahezu) ausschließlich Aktien für ihr Depot erwerben, die mit einer hohen Dividende beziehungsweise einer überdurchschnittlichen Dividendenrendite überzeugen.
Die Basis für die Dividendenstrategie bilden daher stets die sogenannten Dividendenaktien, die auch unter den folgenden Bezeichnungen bekannt sind:
- Dividendentitel
- Dividendenstarke Aktien
- Dividendenaktien
Was ist das Ziel der Dividendenstrategie?
Das Ziel der Dividendenstrategie besteht für nahezu alle Aktionäre darin, eine überdurchschnittliche Rendite mit der Dividende von Aktien zu generieren. Daran geknüpft ist ein weiteres Ziel – nämlich über die Ausschüttungen der Dividenden ein passives Einkommen zu generieren.
Wie funktioniert die Dividendenstrategie im Detail?
In der Praxis beinhaltet die Dividendenstrategie den gezielten Kauf von Unternehmens-Aktien, die sich insbesondere durch eine überdurchschnittliche Dividendenrendite auszeichnen können. Solche Wertpapiere finden Sie relativ einfach und schnell. In verschiedenen Medien werden zu Unternehmen und zu Aktien nicht nur die letzte, ausgeschüttete Dividende genannt, sondern eben auch die sich daraus ergebende Dividendenrendite. Durch den Besitz dieser dividendenstarken Aktien im Portfolio profitieren Anleger anschließend von einer hohen Dividendenrendite beziehungsweise hohen Ausschüttungen durch das jeweilige Unternehmen.
Welche Aktien eignen sich für eine Dividendenstrategie?
Viele Investoren sind der Auffassung, dass sich sämtliche Aktien für eine Dividendenstrategie eignen, die rechnerisch eine überdurchschnittliche Dividendenrendite erzielen. Das ist allerdings eine zu einseitige Betrachtungsweise, denn die Höhe der Dividendenrendite wird nicht nur durch die Dividende bestimmt, sondern ebenso durch den Aktienkurs.
Rein rechnerisch ist es so, dass wenn der Aktienkurs fällt, die Dividendenrendite steigt. Dann erzielen Sie zwar rein rechnerisch eine gute Dividendenrendite, erleiden auf der anderen Seite allerdings Kursverluste. Das ist natürlich kein Ziel, welches Anleger haben. Aus dem Grund sollten Aktien immer mehrere Merkmale aufweisen, damit sie sich für eine Dividendenstrategie eignen, nämlich:
- Jedes Jahr etwa gleichbleibende Dividende
- Dividende wird vom Unternehmen seit (vielen) Jahren kontinuierlich gezahlt (wie z.B. von Dividendenaristokraten und Dividendenkönige)
- Relativ geringe Volatilität und keine größeren Kursverluste in der jüngeren Vergangenheit
- Überdurchschnittliche Dividendenrendite
Es geht bei Aktien, die sich für eine Dividendenstrategie eignen, also nicht nur um eine überdurchschnittliche Dividendenrendite. Darüber hinaus spielt auch Faktoren wie eine stabile Dividende, regelmäßige Dividendenzahlungen in der Vergangenheit und keine größeren Kursverluste eine wichtige Rolle.
Worum handelt es sich bei Dividendenaristokraten?
Häufiger wird im Zusammenhang mit der Dividendenstrategie von sogenannten Dividendenaristokraten gesprochen. Es handelt sich dabei um Aktiengesellschaften, die über einen Zeitraum von mindestens 25 Jahren ihre Dividendenzahlung kontinuierlich erhöht haben. Zumindest wurde über diesen Zeitraum hinweg keine Dividendenzahlung in einem Jahr ausgelassen oder die Höhe der Dividende reduziert.
Worum handelt es sich bei Dividendenkönigen?
Einen noch längeren Zeitraum als die Dividendenaristokraten haben sogenannte Dividendenkönige ihre Ausschüttungen an die Aktionäre ohne Aussetzer und ohne Reduzierung der Dividende vorgenommen. Dividendenkönige sind Aktiengesellschaften, die für einen Zeitraum von mindestens 50 Jahren stabile Dividenden gezahlt haben.
Auf welche Kennzahlen ist bei der Dividendenstrategie zu achten?
Um als Investor geeignete Aktien für die Dividendenstrategie zu finden, sollte zunächst die Dividendenrendite als wichtigste Kennzahl herangezogen werden. Darüber hinaus gibt es neben der Dividendenrendite noch weitere Kennzahlen, die bei der Auswahl der Dividendenaktien ebenfalls von Bedeutung sein können, insbesondere:
- Dividendenwachstum
- Kursgewinnverhältnis
- Cashflow
- Ausschüttungsquote
- Eigenkapitalquote
Dividendenrendite
Um geeignete Aktien für die Dividendenstrategie zu finden, sollte nicht nur die Höhe der Dividende betrachtet werden. Denn an der nominalen Dividende je Aktie können Sie nicht ablesen, wie hoch die Rendite unter Berücksichtigung des aktuellen Aktienkurses tatsächlich für Sie ausfällt. Dazu müssen Sie zunächst die Dividendenrendite berechnen.
Die Formel zur Berechnung der Dividendenrendite lautet: Dividendenrendite = Höhe der Dividende / aktueller Aktienkurs x 100
Das Ergebnis sagt aus, welche Rendite Sie mit Ihrem Geld erzielen, welches Sie in Aktien investiert haben, wenn man sich die Dividende als Ertrag betrachtet.
Dividendenwachstum
Eine durchaus interessante Kennzahl ist das Dividendenwachstum. Hier ziehen Sie die alte von der aktuellen Dividende ab und ermitteln so die entsprechende Dividendendifferenz. Wenn eine Aktiengesellschaft ihre Dividende zum Beispiel Jahr für Jahr erhöht, ist das ein gutes Zeichen, denn dann steigt in der Regel der Gewinn immer weiter an.
Kurs-Gewinn-Verhältnis (kurz: KGV)
Einer der häufigsten genannten und genutzten Kennzahlen zur Aktienauswahl ist ferner das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV). In diesem Fall setzen Sie den Gewinn der AG in ein Verhältnis zum Aktienkurs und können aufgrund des Ergebnisses ermitteln, ob die Aktien tendenziell eher günstig oder teuer sind. Alternativ sprechen Experten auch von einer zu erkennenden Unter- oder Überbewertung des Wertpapiers.
Cashflow
Der Cashflow ist ebenfalls bei der Aktienanalyse und Aktienauswahl eine interessante Kennzahl. In dem Fall werden die Einnahmen und Ausgaben der AG gegenübergestellt, sodass die Differenz eine wichtige Größe zur Beurteilung der Liquidität ist. Bevorzugt werden sollten Aktientitel, bei denen das entsprechende Unternehmen ein relativ hohes Cashflow aufweisen kann.
Ausschüttungsquote
Wenn wir noch einmal zurück zur Dividendenstrategie kommen, dann kann auch die Ausschüttungsquote eine interessante Kennzahl darstellen. Sie gibt an, Prozent des Gewinns eine AG in Form der Dividenden ausschüttet. Ist diese Quote relativ hoch, kann das unter Umständen ein Zeichen dafür sein, dass zukünftig eine Kürzung der Dividende stattfinden könnte.
Wie funktioniert die Dividendenstrategie bei ETFs?
Eine Dividendenstrategie können Sie nicht nur umsetzen, indem Sie die entsprechenden Aktien direkt kaufen und in Ihr Portfolio aufnehmen. Alternativ ist es möglich, stattdessen in einen ETF (Indexfonds) zu investieren. Das geschieht durch den Kauf von ETFs, die sich wiederum auf einen sogenannten Dividendenindex beziehen. Dieser beinhaltet ausschließlich solche Aktien, die sich durch eine durchschnittliche Dividendenrendite auszeichnen können.
Ähnlich funktioniert es bei sogenannten Dividendenfonds, bei denen es sich um aktiv gemanagte Aktienfonds handelt.
Was sind die Vorteile der Dividendenstrategie?
Es gibt einige Vorteile, durch die sich eine Dividendenstrategie auszeichnen kann, insbesondere:
- gut kalkulierbare Einnahmen durch Dividende,
- Erträge wirken auf Anleger psychologisch positiv,
- gute Dividendenrendite deutet auf gesundes Unternehmen und damit relativ sicheres Investment hin und
- passives Einkommen durch regelmäßige Dividendenzahlungen.
Was sind die Nachteile der Dividendenstrategie?
Gegenüber den genannten Vorteilen beinhaltet die Dividendenstrategie ebenso Nachteile und mögliche Risiken, die Anleger berücksichtigen müssen. Zu diesen Nachteilen gehören vor allem:
- kein generelles Recht auf Dividenden und keine Garantie von Dividendenzahlungen durch das Unternehmen,
- höhere Steuerlast im Vergleich zur Buy and Hold Strategie und
- Dividendenrendite kann mitunter nur aufgrund fallender Aktienkurse überdurchschnittlich ausfallen.
Für welche Anleger ist die Dividendenstrategie geeignet?
Die Dividendenstrategie ist vor allem für Anleger geeignet, denen kontinuierliche Erträge und gute Renditen wichtig sind. Dazu soll häufig durch die Dividenden und die regelmäßigen Ausschüttungen ein passives Einkommen generiert werden. Wer selbst keine einzelnen Aktien selektieren möchte, dem steht mit dem Investment in Dividenden ETFs eine gute Alternative zur Verfügung.
Weniger geeignet ist die Dividendenstrategie hingegen für Investoren, die sich relativ hohe Gewinne von 10 Prozent und mehr im Jahr erhoffen, denn das funktioniert in der Regel nur durch Kursgewinne.
Wie hoch ist die Rendite bei der Dividendenstrategie?
Welche Rendite Sie mit der Dividendenstrategie erzielen können, hängt natürlich maßgeblich von den einzelnen Aktien ab, die Sie im Portfolio haben und die Inhalt der Dividendenstrategie sind. An der Stelle wird eher mit durchschnittlichen Werten gearbeitet. Als dividendenstarke Aktien, die meistens Teil der Dividendenstrategie sind, werden zum Beispiel Aktienwerte bezeichnet, bei denen sich die Dividendenrendite im Bereich zwischen mindestens vier bis fünf Prozent jährlich bewegt.
Gibt es unterschiedliche Arten der Dividendenstrategie?
Tatsächlich gibt es nicht nur die eine Dividendenstrategie, sondern unterschiedliche Arten. Die am häufigsten genutzten Dividendenstrategien möchten wir im Folgenden kurz erläutern.
Index-Strategie
Eine sehr gute Dividendenstrategie besteht darin, dass Sie in bestimmte, sogenannte Dividenden-Indizes investieren. Das bedeutet, Sie kaufen die Aktien aus einem Dividendenindex, wie zum Beispiel dem DAX oder dem MSCI World High Dividend Yield Index. Natürlich können Sie diese Strategie auch über den Kauf entsprechender ETFs umsetzen, wodurch Anleger in mehrere Unternehmen investieren.
Aktien mit unterjährigen Ausschüttungen
Eine andere Dividendenstrategie beinhaltet solche Aktien, bei denen die AG nicht nur jährlich, sondern unterjährig Dividenden zahlt. Das ist häufig bei US-amerikanischen Aktienwerte der Fall, denn dort finden Dividendenausschüttungen quartalsweise oder teilweise sogar monatlich statt. Das führt zu einem regelmäßigen, passiven Einkommen, unter Umständen pro Monat.
Dividendenaristokraten ins Depot nehmen
Eine weitere Dividendenstrategie bezieht sich auf die in unserem Beitrag bereits erwähnten Dividendenaristokraten. Dabei handelt es sich um Aktien von Gesellschaften, die bestimmte Kriterien erfüllen können. Ein Hauptkriterium ist zum Beispiel, dass die AG innerhalb der letzten 25 Jahre nie eine Dividende ausgesetzt hat und auch von einem Jahr zum anderen keine Reduzierung der Ausschüttung vorgenommen wurde.
Auf wen ist die Dividendenstrategie zurückzuführen?
Die noch heute eingesetzte Dividendenstrategie ist auf den Wirtschaftswissenschaftler Benjamin Graham zurückzuführen. Zur damaligen Zeit wurde allerdings weniger von der Dividendenstrategie gesprochen, sondern stattdessen ist die Handelsstrategie unter der Bezeichnung „Dogs of the Dow“ bekannt geworden.
Benjamin Graham investierte gezielt in die Aktienwerte des Dow Jones Industrial Average Index, indem er sich für die zehn Aktientitel mit der höchsten Dividendenrendite entschied. Dabei passte er die Strategie von Jahr zu Jahr insoweit an, als dass er jährlich aufs neue analysierte, welche der 30 Aktienwerte aus dem Dow Jones Index aktuell die höchsten Dividendenrenditen aufwiesen.