Das sind die Vorteile und Nachteile von Fusionen
Dass Fusionen Vorteile und Nachteile haben, erscheint trivial. Jedoch mussten schon viele Anleger erfahren, wie Unternehmen danach scheiterten.
Was passiert bei einer Fusion?
Bei einer Fusion schließen sich zwei Unternehmen zu einem einzigen zusammen. Die fusionierenden Unternehmen werden durch die Verschmelzung zu einer wirtschaftlichen Einheit und teilen nach dem Zusammenschluss sowohl ihr Personal, als auch ihre Technologie, ihre Vermögenswerte und ihre Kunden. Durch solche Zusammenschlüsse erhoffen sich die Firmen viele Vorteile und Synergien.
Eine Fusion wird jedoch nicht im Vorbeigehen abgewickelt. Sie erfordert viele Schritte und zahlreiche Hürden müssen auf dem Weg von der Planung bis zur erfolgreichen Umsetzung bewältigt werden. Bevor es zu einem Zusammenschluss kommt, vollzieht das Bundeskartellamt eine Fusionskontrolle, in dessen Rahmen die möglichen Auswirkungen auf den Wettbewerb überprüft werden. Kommt das Bundeskartellamt zu dem Schluss, dass die wettbewerblichen Nachteile überwiegen, wird die Verschmelzung untersagt.
Es gibt viele potenzielle Vorteile und Nachteile, die mit Fusionen und Übernahmen einhergehen können, sowohl für Anleger, als auch für die Unternehmen und deren Mitarbeiter, sowie für das betreffende Marktsegment, in dem die beiden Firmen tätig sind. Diese möglichen Vorteile und Risiken sollen in diesem Artikel näher beleuchtet werden.
Man sollte allerdings beachten, dass jeder Firmenzusammenschluss einzigartig ist und gesondert beurteilt werden muss. Es gibt sehr viele Faktoren, die sich positiv wie negativ auf solche wirtschaftlichen Zusammenschlüsse auswirken können. Anleger sollten vor einer Investitionsentscheidung daher immer sorgfältig die jeweiligen Vorteile und Nachteile abwägen, bevor sie eine Investitionsentscheidung treffen.
Was sind die Vorteile von Fusionen?
Fusionen können eine Vielzahl an Vorteilen mit sich bringen, von denen die Unternehmen und infolgedessen auch die Anleger profitieren. Aber auch das komplette Marktsegment kann von Firmenzusammenschlüssen profitieren, ob diese nun erfolgreich sind oder nicht.
Steigende Aktienkurse: Stehen Fusionen an, so steigen die Kurse der Unternehmen zunächst, beim schwächeren Partner üblicherweise umso mehr. Wer also zum richtigen Zeitpunkt einsteigt und eine Spekulation wagen möchte, kann unter Umständen beachtliche Gewinne einstreichen.
Wenn der erste Kursauftrieb wieder absackt, sinken die Kurse üblicherweise wieder auf ein normales Niveau. Dieser Zeitpunkt könnte vor allem für langfristig orientierte Anleger eine gute Einstiegschance sein.
Erhöhte Marktmacht: Durch den Zusammenschluss zweier Unternehmen entsteht ein größeres Unternehmen mit einer größeren Marktpräsenz. Dadurch kann sich die Wettbewerbsfähigkeit erhöhen, was dem neuen Unternehmen eine deutlich größere wirtschaftliche Marktmacht verleihen kann.
Zum Beispiel: Im Jahr 2015 fusionierten mit Kraft Foods und Heinz zwei Schwergewichte der Nahrungsmittelindustrie. Das neu geschaffene Unternehmen The Kraft Heinz Company wurde damit zum fünftgrößten Konzern der Branche. Eingefädelt wurde der Deal neben dem Heinz-Inhaber übrigens von Warren Buffett und der brasilianischen Investmentgesellschaft 3G Capital, die sich gemeinsam rund 51 Prozent des neuen Konzerns sicherten. Buffett bedauerte im Nachhinein allerdings, angesichts der weiteren Entwicklung des Betriebs, zu viel für Kraft bezahlt zu haben. Dies zeigt, wie schwierig es sein kann, Fusionen im Vorfeld richtig zu bewerten.
Wertsteigerung: Die Verschmelzung von Firmen kann dazu führen, dass sie effizienter arbeiten und dadurch höhere Gewinne erzielen. Das kann in weiterer Folge zu höheren Aktienkursen führen und das Unternehmen für Anleger somit langfristig wertvoller machen.
Schaffung von Synergien: Durch die Zusammenführung zweier Betriebe können Synergien entstehen, indem etwa gemeinsame Forschungs- und Entwicklungsbemühungen unternommen werden. Dies kann zu einem gesteigerten Wachstumspotenzial des neu geschaffenen Unternehmens führen.
Zum Beispiel: Im Jahr 2006 fusionierten die beiden Unternehmen Disney und Pixar. Bis heute zählt dieser Zusammenschluss zu einem der erfolgreichsten in der Geschichte des Films. Aus der Zusammenarbeit entstanden Blockbuster wie Toy Story 3, Findet Dorie, Die Monster Uni und The Incredibles 2.
Einsparungen: Durch Einsparungen bei den Betriebskosten kann eine höhere Rentabilität des neuen Unternehmens geschaffen werden.
Zum Beispiel: Im Jahr 1999 fusionierten die beiden Ölkonzerne Exxon und Mobil. Aus dem Zusammenschluss ging der weltweit größte Energiekonzern hervor. Die Fusion führte zu Einsparungen in der Höhe von mehreren Milliarden US-Dollar und machte das Unternehmen schließlich zu einem der profitabelsten der Welt.
Weniger Wettbewerb innerhalb des Marktsegments: Auch andere Firmen derselben Branche können von Fusionen profitieren, wenn ein Mitbewerber vom Markt verschwindet. Die Marktanteile verteilen sich nach der Fusion auf wenigere Partner als zuvor, was zu weniger Wettbewerb führt und möglicherweise höhere Preise zulässt. So kann unter Umständen auch das komplette Marktsegment profitieren, in welchem die fusionierenden Unternehmen tätig sind.
Von einem gescheiterten Zusammenschluss profitieren die anderen Mitbewerber natürlich ebenfalls, wenn die ehemaligen Fusionspartner geschwächt in den Markt zurückkehren.
Was sind die Nachteile von Fusionen?
Unternehmenszusammenschlüsse sind natürlich auch mit einer Reihe von Nachteilen und potenziellen Risiken verbunden. Diese beschränken sich nicht nur auf die Anleger und die Unternehmen, mitunter können auch die Mitarbeiter der Betriebe von negativen Auswirkungen betroffen sein.
Risikokonzentration: Wenn zwei Betriebe fusionieren, so konzentriert sich das Risiko von ursprünglich zwei Unternehmen auf ein größeres. Somit steigt die Chance, dass sich ein Problem in einem Bereich negativ auf das gesamte Unternehmen auswirkt.
Wer als Anleger vor einer Fusion beide Aktien im Depot hatte, verliert ein Unternehmen, was den Diversifikationsnutzen im Portfolio reduziert. Die Risiken im Aktienportfolio sind nach der Verschmelzung also weniger breit gestreut als zuvor.
Spekulationsverluste für Anleger: Es ist allgemein bekannt, dass Market Timing seltener zum erwünschten Erfolg führt, als durch Anleger häufig angenommen wird. Wer durch Spekulationsgeschäfte von Fusionen profitieren möchte und auf steigende oder fallende Kurse setzt, kann den richtigen Zeitpunkt verpassen und sich deutlich verschätzen. Lässt man sich auf ein solches Wagnis ein, muss mit möglicherweise hohen Verlusten gerechnet werden.
Reibungsverluste: Durch Firmenzusammenschlüsse kann es zu erheblichen Reibungsverlusten kommen. Damit sind mitunter große Verluste und Kosten gemeint, die durch die Herausforderungen der Zusammenführung zweier Unternehmen entstehen können und bei der Bewertung von Fusionen entsprechend berücksichtigt werden müssen. Dazu zählen:
- Transaktionskosten: Im Zuge des Zusammenschlusses entstehen üblicherweise hohe Kosten für Berater, Anwälte und sonstige Fachleute.
- Verlust von Talenten: Fusionen gehen oftmals mit dem Verlust von Talenten einher, insbesondere dann, wenn es zur Überlappung von Stellen kommt, die in weiterer Folge zu Entlassungen führen. Dadurch kann jede Menge Know-How und Mitarbeitererfahrung verloren gehen und zudem die Arbeitsbelastung für die verbleibenden Mitarbeiter steigen.
- Kulturelle Unterschiede: Bei einer Fusion können sehr unterschiedliche Unternehmenskulturen aufeinanderprallen. Das kann zu Unstimmigkeiten und zu Spannungen führen, die Zusammenarbeit erschweren und einen negativen Einfluss auf die Effizienz und Produktivität haben.
- Technologieintegration: IT-Systeme und Infrastrukturen zusammenzuführen, kann zu einer sehr schwierigen und möglicherweise auch unlösbaren Aufgabe werden. Nicht selten führen Probleme dieser Art zu Verzögerungen und weiteren Schwierigkeiten.
- Kundenverluste: Eine Fusion bzw. eine Betriebsübernahme kann auch zu Verunsicherungen bei Kunden führen, die sie möglicherweise dazu veranlassen, zur Konkurrenz zu wechseln.
Zum Beispiel: Ein bekanntes Beispiel dafür, welche dramatische Auswirkungen die kulturellen Unterschiede zweier Unternehmen im Zuge einer Fusion haben können, ist die Zusammenführung der beiden Automobilkonzerne Daimler und Chrysler im Jahr 1998. Die kulturellen Unterschiede waren letztlich sich groß, dass sich die Konzerne einig waren, sich aufgrund unvereinbarer Geschäftsstrategien wieder zu trennen. Die Fusion scheiterte im Jahr 2007 und die Unternehmen gingen von da an wieder getrennte Wege.
Die oben erwähnten Reibungsverluste können natürlich auch sehr negative Auswirkungen auf den Aktienkurs haben. Die Nachteile und Kosten für die Unternehmen werden letztlich fast immer auch zu Nachteilen für die Aktionäre.
Verwässerung des Eigenkapitals: Die Finanzierung einer Fusion kann die Aufnahme von zusätzlichem Kapital erfordern. Das kann zu einer strukturellen Verwässerung des Eigenkapitals führen, was sich ebenfalls in einem Rückgang des Aktienkurses äußern kann.
Überwiegen bei Fusionen die Vorteile oder die Nachteile?
Es gibt keine klare Antwort darauf, ob die Vor- oder Nachteile von Fusionen überwiegen und ob diese für Anleger interessant sind oder eher vermieden werden sollten. Jede Fusion ist anders zu beurteilen und die Auswirkungen auf die Unternehmen, deren Mitarbeiter und letztlich auf die Aktien des Unternehmens können sehr unterschiedlich sein.
Wie die vielfältigen Nachteile und Risiken zeigen, können Fusionen aus verschiedenen Gründen scheitern. Wie hoch die Scheiterraten von Firmenzusammenschlüssen sind, hängt von vielen Faktoren ab, wie der Branche, den beteiligten Unternehmen und den Umständen, unter denen die Fusion oder die Übernahme zustande kommt.
Trotzdem können Fusionen auch sehr erfolgreich sein, insbesondere dann, wenn sie sehr sorgfältig geplant und umgesetzt werden. Einige der erfolgreichsten Zusammenschlüsse haben schließlich zu einer gestärkten Marktposition, einer verbesserten Wettbewerbsfähigkeit und einer höheren Rentabilität geführt, wovon nicht nur die Firmen, sondern auch die Anleger profitieren konnten.
Anleger könnten bei der Beurteilung von Fusionen folgende Fragen als Entscheidungshilfe berücksichtigen, ob sie sich an fusionierenden Unternehmen beteiligen möchten oder nicht:
- Synergien: Welche Synergien erhofft man sich durch die Fusion, die es den Unternehmen ermöglichen sollen, Kosten zu senken und ihre Geschäftsaktivitäten zu verbessern?
- Integration: Welche Hürden bestehen bei der Integration zweier unterschiedlicher Systeme? Wie stark unterscheiden sich die Unternehmenskulturen und deren Geschäftsstrategien? Wie komplex sind deren Geschäftsmodelle?
- Finanzielle Leistung: Wie steht es um die finanzielle Leistung der beiden Unternehmen?
- Marktposition: Welche aktuelle Position haben die beiden Unternehmen in ihrem Marktsegment? Zu welcher Wettbewerbsposition könnte der Zusammenschluss führen?
- Aktienbewertung: Ist die Bewertung der Aktien angemessen? Wann soll ein Einstieg erfolgen? Möchte man vom spekulativen Auf und Ab im Zuge einer Übernahme profitieren oder wartet man vernünftige Bewertungen ab, um nachhaltig und langfristig von dem neuen Unternehmen als Anleger zu profitieren?