Wie können Anleger von Übernahmegerüchten profitieren?
Nicht aus jedem Übernahmegerücht resultiert später ein Übernahmeangebot seitens einer Gesellschaft. Trotzdem sorgen Übernahmegerüchte häufig für einen Kurssprung bei den Aktien der sogenannten Zielgesellschaft. Aktionäre können schnell reagieren oder warten, ob sich das Übernahmegerücht bestätigt und es zu einem Übernahmeangebot kommt.
In unserem Beitrag gehen wir darauf ein, wie Übernahmegerüchte überhaupt zustande kommen. Ferner beantworten wir die Frage, was mit den Aktien häufig bei einem Übernahmegerücht passiert, ob solche Gerüchte stets positiv sind und wie Anleger sich verhalten können. Zudem nennen wir einige bekannte Beispiele, was nach dem Entstehen der Übernahmegerüchte mit den Aktien passiert ist.
Wie kommen Übernahmegerüchte zustande?
Oftmals lässt sich nicht nachprüfen, wie Übernahmegerüchte entstanden sind. Häufig sind es Spekulationen einzelner Personen oder auch der Medien, dass es zu einem Übernahmeangebot im Hinblick auf den Übernahmekandidaten könnte. Solche Spekulationen und Übernahmegerüchte werden zum Beispiel durch die folgenden Dinge ausgelöst:
- Großaktionär macht bestimmte Äußerungen
- Aktionäre streuen Gerüchte (bewusst oder unabsichtlich)
- Wirtschaftliche Lage des Übernahmekandidaten in jüngerer Vergangenheit immer schlechter
- Eventuell übernehmendes Unternehmen hat sich – in dieser oder in anderer Sache – zur Zielgesellschaft geäußert
Übernahmegerüchte verbreiten sich meistens rasend schnell, sodass das Bild eines Lauffeuers passt. Manchmal folgt aus den Gerüchten tatsächlich ein Übernahmeangebot an die Zielgesellschaft, manchmal allerdings lösen sich die Gerüchte in Luft auf.
Was passiert mit Aktien bei Übernahmegerüchten?
Oft reagieren Aktien nach Übernahmegerüchten ähnlich: Bei den meisten Übernahmekandidaten ist es so, dass ein – zumindest vorübergehender – Kurssprung festzustellen ist. Es gibt Spekulationen im Hinblick auf ein Übernahmeangebot, welches für die Zielgesellschaft in den meisten Fällen Vorteile hätte und manchmal sogar die Rettung vor der Insolvenz bedeuten würde. Aktionäre zum Beispiel spekulieren auf eine Abfindung, sodass das eventuelle Übernahmeangebote einen deutlichen Kursaufschlag im Vergleich zum aktuellen Aktienkurs beinhalten können.
Wie nachhaltig der Kursanstieg ist, hängt vor allem davon ab, ob sich die Übernahmegerüchte bestätigen und anschließend tatsächlich ein Übernahmeangebot zumindest in Aussicht steht. Stellt sich allerdings heraus, dass die Spekulationen letztendlich weder Hand noch Fuß haben, kann es ebenso zu einem erheblichen Kursrutsch kommen. Manchmal fällt der Aktienkurs sogar unter den Wert, den er vor dem Aufkommen des Übernahmegerüchtes hatte.
Info: Meistens ist bei den Aktien der Zielgesellschaft allerdings nach dem Entstehen der Übernahmegerüchte einkleinerer oder auch deutlicher Kurssprung festzustellen. Lösen sich die Spekulationen über eine mögliche Übernahme jedoch auf, kann es ebenso zu einem deutlichen Preisrückgang kommen.
Sind Übernahmegerüchte immer positiv oder auch mal negativ?
Übernahmegerüchte führen zwar meistens zu einer positiven Entwicklung des Aktienkurses beim entsprechenden Übernahmekandidaten. Aber das ist nicht immer der Fall. Je nachdem, welche Zielgesellschaft unter welchen Voraussetzungen übernommen werden soll, können die Spekulationen manchmal ebenso zu einer negativen Kursreaktion führen.
Das ist insbesondere bei relativ stabilen Unternehmen mit einer wirtschaftlich guten Lage der Fall, wenn plötzlich Übernahmegerüchte aufgenommen. Wir können also festhalten, dass Übernahmegerüchte meistens positive Auswirkungen auf den Aktienkurs haben und sogar einen Kurssprung auslösen können. Manchmal gibt es jedoch negative Konsequenzen, die Aktionäre durch sinkende Kurse zu spüren bekommen können.
Bekannte Beispiele für Übernahmegerüchte und die Auswirkungen
In den letzten Jahren gab es eine große Anzahl von Übernahmegerüchten, die sich zum Teil als wahr herausstellten, manchmal jedoch reine Spekulationen blieben. Davon betroffen waren auch größere und bekannte Unternehmen, wie zum Beispiel:
- Credit Suisse
- Peloton
- Stada
- Synlab
- Norma
- Lucid
Erst vor kurzer Zeit hat Tesla-Chef Elon Musk den Kurz-Nachrichtendienst Twitter übernommen. Schon längere Zeit vorher gab es Spekulationen und Übernahmegerüchte, die sich zunächst nicht bewahrheiteten. Dennoch sorgten die ersten Gerüchte dafür, dass die Twitter Aktien zum Teil um fast 40 Prozent in die Höhe schnellte.
Dass Übernahmegerüchte allerdings nicht zwangsläufig zu deutlichen Kurssteigerungen führen müssen, zeigt ein aktuelles Beispiel. Nachdem große Probleme bei der Schweizer Bank Credit Suisse bekannt wurden, gab es mehrere Übernahmegerüchte. Relativ aktuell steht im Raum, dass eventuell die ebenfalls aus der Schweiz stammende Bank UBS den Übernahmekandidaten kaufen könnte. Trotzdem ist seit diesem Gerücht faktisch keine Kursbewegung bei den Aktien der Credit Suisse festzustellen.
In den meisten Fällen führen Übernahmegerüchte allerdings zu erheblichen Kursreaktionen. Das zeigt zum Beispiel die Aktie des Labordienstleisters Synlab, die nach Ende der Corona Pandemie eingebrochen ist. Allerdings gab es ein Interesse eines Großaktionärs, welches zu einen Kurssprung von über 25 Prozent bei den Aktien führte.
Auch beim Übernahmekandidaten Norma gab es im Februar dieses Jahres Übernahmegerüchte. Angeblich sollte ein Finanzinvestor sogar ein Kaufangebot abgegeben haben. Daraus resultierte ein Kursanstieg von rund 20 Prozent bei den Aktien des Einzelhändlers.
Ein ebenfalls sehr bekanntes Beispiel für Übernahmegerüchte und die Reaktion der Aktienkurse gab es im Februar des vergangenen Jahres (2022). Damals gab es Gerüchte, dass angeblich Amazon Interesse an der Übernahme des Fitnessgeräte Spezialisten Peloton hätte. Dies sorgte dafür, dass die Aktien des augenscheinlichen Übernahmekandidaten teilweise um 40 Prozent in die Höhe schossen.
Wie sollten sich Anleger bei Übernahmegerüchten verhalten?
Für Anleger und Aktionäre ist oft schwer zu entscheiden, ob und wenn ja, wie sie auf Übernahmegerüchte reagieren sollten. Tatsache ist, dass solche Spekulationen zu erheblichen Kurssteigerungen führen können und dies in der Vergangenheit schon oftmals zu beobachten war. Meistens reagieren die Anleger jedoch zu spät, denn oftmals schnellen die Kurse binnen weniger Minuten oder Stunden hoch. Zudem stellt sich die Frage, ob sich die Gerüchte bewahrheiten und tatsächlich eine Übernahme stattfindet. Geschieht das nicht, stürzen die Kurse oft genauso schnell wieder ab, wie sie vorher angestiegen sind.
Nicht selten hat sich in der Vergangenheit herausgestellt, dass es nicht der beste Weg war, aufgrund von Übernahmegerüchten zu spekulieren und die Aktien schnell zu kaufen. Manchmal gab es anschließend ein Übernahmeangebot, welches sogar noch einen besseren Preis für die Aktie beinhaltet. Bestes Beispiel war die sogenannte Abfindungsspekulation bei Stada aus dem Jahre 2017.
Damals gab es mehrere Übernahmeinteressenten, die teilweise durch Spekulationen überhaupt bekannt geworden. Aufgrund des Wettbewerbs stieg der Kurs der Stada Aktien während des Übernahmeprozesses noch einmal deutlich an, letztendlich von rund 50 auf fast 90 Euro. Durchgeführt wurde die Übernahme dann allerdings zu einem Kurs von etwa 66 Euro. Es gibt also keine klare Empfehlung, ob Anleger auf Übernahmegerüchte reagieren oder abwarten sollten.