Trailing-Stop-Order: Dynamischer Abstand zum Kurs des Basiswertes
Zahlreiche Trader verfahren nach der alten Börsenweisheit, die besagt: Gewinne laufen lassen, jedoch Verluste begrenzen. Um das umzusetzen, sind sogenannte Stop-Orders im Trading ein wichtiges Hilfsmittel. Sie legen bestimmte Kursmarken fest, an denen die Order automatisch ausgeführt würde.
In unserem Beitrag möchten wir uns mit der Trailing-Stop-Order beschäftigen, die häufig als nachlaufender Stop bezeichnet wird. Sie erfahren, worum es sich bei einer Trailing-Stop-Order handelt und wie diese funktioniert. Ferner erläutern wir, was der Ziel eines Trailing-Stops ist, wo das Stop liegen sollte und worin die Vorteile sowie Nachteile bestehen.
Was ist die Trailing-Stop-Order?
Grundlage für die Trailing-Stop-Order ist eine klassische Stop-Marke, die Sie im Hinblick auf eine Position setzen. Allerdings gibt es einen gravierenden Unterschied, insbesondere im Vergleich zu einer „normalen“ Stop-Loss-Order. Dieser besteht darin, dass die definierte Stop-Marke, an welcher der Auftrag beim Erreichen des Kurses der Aktie ausgeführt wird, nicht statisch ist.
Stattdessen passt sich der Stop-Kurs bei der Trailing-Stop-Order automatisch dem Preis der Aktien oder sonstigen Basiswerte an, wenn dieser steigt. Fällt der Kurs der Aktie allerdings, verändert sich der Stop Kurs nicht. Das gilt für eine Long-Position, wenn Sie also zum Beispiel eine Aktie im Depot haben bzw. kaufen möchten. Der Trailing-Stop zieht demnach ausschließlich steigende Kurse nach, nicht jedoch fallende Aktienkurse.
Wie funktioniert ein Trailing-Stop?
Der Kern der Trailing-Stop-Order ist, das Trader festlegen, welchen Abstand der Stop-Kurs zum jeweils aktuellen Preis der Aktie oder eines anderen Basiswertes einhalten soll. Es wird also kein fixer Punkt wie bei der gewöhnlichen Stop-Loss-Order festgelegt, sondern eine sich dynamisch verändernde Kursmarke. Sie haben zwei Möglichkeiten, wie dieser Abstand bei der Trailing-Stop-Order gegenüber dem Preis der Aktie festgelegt werden soll:
- Absolut
- Relativ
Wenn Sie einen absoluten Wert als Abstand wählen, bedeutet das, dass zum Beispiel der Stop-Kurs stets drei Euro unter dem jeweils aktuellen Kurs der Aktie sein soll. Entscheiden Sie sich hingegen für einen relativen Wert, würde das Stop zum Beispiel immer zehn Prozent unter dem aktuellen Preis des Basiswertes liegen. Wird der jeweilige Kurs erreicht, wird die Order ausgeführt.
Beispiel zur Funktionsweise der Trailing-Stop-Order
Lassen Sie uns die Funktionsweise des Trailing-Stops an einem Beispiel verdeutlichen. Gehen wir davon aus, dass Sie eine Aktie als Position besitzen und damit rechnen, dass der Kurs zukünftig steigen wird. Sie möchten Ihre Position allerdings absichern und entscheiden sich nicht für eine gewöhnliche Stop-Loss-Order, seine stattdessen für einen Trailing-Stop. Momentan notiert der Kurs der Aktien bei 55 Euro.
Da Sie mit der Position einen maximalen Verlust von fünf Euro je Aktie tolerieren, setzen Sie das Trailing-Stop exakt auf diesen Wert fest. Momentan würde das entsprechende Stop demnach bei 50 Euro liegen. Steigt nur der Kurs der Aktie auf beispielsweise 60 Euro an, zieht das Stop der Trailing-Stop-Order danach. Der neue Stop-Kurs liegt nun nicht mehr bei 50 Euro, sondern bei 55 Euro. Fällt der Aktienkurs hingegen zum Beispiel auf 52 Euro, verbleibt der ursprüngliche Stop bei 50 Euro.
Was heißt Trailing-Stop-Loss?
Die Trailing-Stop-Order gibt es in zwei Varianten, nämlich zum einen als Trailing-Stop-Buy und zum anderen als Trailing-Stop-Loss. Bei der Trailing-Stop-Buy-Order legen Sie fest, dass die Stop-Marke bei fallenden Kursen nachgezogen wird, sodass Sie möglichst günstige Einstiegskurse realisieren. Meistens wird die Trailing-Stop-Order allerdings als Trailing-Stop-Loss-Order verwendet, wie wir es im bisherigen Verlauf des Beitrages beschrieben haben. Sie ist demzufolge das Gegenteil der Trailing-Stop-Buy-Order und zieht nur bei steigenden Kursen das Stop-Limit nach. In beiden Varianten wird die Order ausgeführt, wenn der Kurs das aktuelle Stop-Limit erreicht.
Was ist das Ziel der Trailing-Stop-Order?
Das grundlegende Szenario für das Ziel der Trailing-Stop-Order ist, dass sich die Kurse einer Aktie an der Börse fortlaufend in die eine oder andere Richtung bewegen können. Das beinhaltet insbesondere bei Wertpapieren mit einer höheren Volatilität stets das Risiko, dass sich der Kurs schnell in eine nicht gewünschte Richtung verändert. Die Trailing-Stop-Order hat zum Ziel, vor allem in derartigen Situationen Verluste zu begrenzen bzw. Gewinne zu sichern.
Sie gehen mit der Trailing-Stop-Order somit nicht das Risiko einer gewöhnlichen Stop-Loss-Order ein, dass die Gewinne nach einem deutlichen Kursanstieg wieder verlorengehen, weil das Stop-Limit nicht automatisch angepasst wird. Exakt das geschieht jedoch beim Trailing-Stop, sodass Sie einen einmal erzielten Gewinn – im Hinblick auf den Abstand zum aktuellen Kurs – nicht oder nur teilweise verlieren können. Das Sicherungslevel wird beim Trailing-Stop automatisch angepasst.
Wie hoch sollte der Trailing-Stop sein?
Damit der Trailing-Stop ausgeführt wird, müssen Sie einen bestimmten Preis festlegen, der anschließend Grundlage für den automatisch veränderten Abstand zum aktuellen Preis der Aktie oder eines anderen Basiswertes darstellt. An welchem Punkt Sie allerdings die Trailing-Stop-Marke setzen, entscheiden Sie auf Basis verschiedene Faktoren:
- Strategie
- Trading Ziele
- Risikobereitschaft
- Verlusttoleranz
- Anlagehorizont
Generell gilt die Empfehlung, dass Sie den Trailing-Stop nicht zu nah am aktuellen Kurs, aber auch nicht zu weit entfernt setzen sollten. Im ersten Fall gehen Sie das Risiko ein, schon bei kleineren Marktbedingungen ausgestoppt zu werden. Die Order würde ausgeführt und Ihnen eventuell zukünftige Gewinne entgehen. Setzen Sie die Stop-Marke allerdings zu weit entfernt vom aktuellen Kurs, besteht die Gefahr, einen bereits erzielten Gewinn zumindest teilweise wieder herzugeben.
Was sind die Vorteile des Trailing-Stops?
Die Trailing-Stop-Order hat einige Vorteile, weshalb Sie bei Tradern sehr beliebt ist. Die wichtigsten Vorzüge sind:
- Automatische Anpassung bei positiver Entwicklung der Kurse
- Sicherung bereits erzielter, aber noch nicht realisierter Gewinne
- Verlustbegrenzung
- Einfacher Handhabung
- Günstigere Einstiegskurse möglich bei Trailing-Stop-Buy
- Keine zeitaufwändige Beobachtung der Märkte notwendig
Der größte Vorteil ist die automatische Anpassung der Stop-Marke bei steigenden Kursen der Aktie. Somit erreichen Sie eine maximale Gewinnabsicherung und gleichzeitig eine Risikoreduktion. Darüber hinaus besteht der Vorzug der Trailing-Stop-Order darin, dass Sie die Märkte nicht fortlaufend verfolgen müssen. Die einfache Handhabung des Trailing-Stops führt dazu, dass die Orderart auch von Anfängern genutzt werden kann.
Was sind die Risiken und Nachteile einer Trailing-Stop-Order?
Neben den zuvor genannten Vorteilen beinhaltet die Trailing-Stop-Order einige, wenn auch wenige, Nachteile und Risiken. Das sind im Wesentlichen:
- Trailing-Stop-Order kann eventuell nicht ausgeführt werden
- Order wird im Nachhinein betrachtet zu früh ausgeführt
- Nicht alle Broker bieten einen Trailing-Stop an
- Trailing-Stop-Marke wird zu weit entfernt oder zu eng gesetzt
Welcher Börsenplatz ist für Trailing-Stop geeignet?
An den meisten Börsen in Deutschland ist es möglich, eine Trailing-Stop-Order an die Bank oder den Broker zu geben, sodass diese beim Erfüllen der Bedingungen ausgeführt wird. Das gilt hierzulande mindestens für die folgenden Börsenplätze:
- XETRA
- Frankfurt
- München
- Stuttgart
- Tradegate
Wie setzt man eine Trailing-Stop-Order?
Im Folgenden möchten wir Ihnen eine kurze Anleitung an die Hand geben, welche Schritte Sie im Detail gehen, um eine Trailing-Stop-Order zu setzen. Der Ablauf sieht wie folgt aus:
- Orderart „Trailing-Stop“ auf der Handelsplattform des Brokers auswählen
- Wertpapier, zum Beispiel Aktie, nebst Stückzahl zum Kaufen festlegen
- Abstand zum aktuellen Kurs festlegen, zum Beispiel 5 Euro oder 10 Prozent
- Prüfen und Absenden der Order
Das Erteilen eines Trailing-Stops ist demnach denkbar einfach. Sie verfahren genauso wie mit einer gewöhnlichen Market-Order oder einer Limit-Order. Der Zusatz ist nur, dass Sie den entsprechenden Abstand zum aktuellen Kurs des Basiswertes in Prozent oder einer Prozentzahl angeben.
Wie lange ist die Order gültig?
Wie lange die Trailing-Stop-Order gültig ist, können Sie selbst entscheiden. Sie haben die Gelegenheit, innerhalb der Trailing Stop-Order ein Gültigkeitsdatum festzulegen, beispielsweise Ende des Monats oder in mehreren Monaten. Wählen Sie allerdings kein bestimmtes Datum aus, handelt es sich um eine tagesgültige Order. Das bedeutet, dass die Order am Ende des Handelstages ihre Gültigkeit verliert.
Was kostet eine Trailing-Stop-Order?
Ob und in welchem Umfang für die Trailing-Stop-Order zusätzliche Kosten anfallen, ist von Anbieter zu Anbieter unterschiedlich. Manchmal ist die Order kostenfrei, manchmal berechnet der Broker eine feste Gebühr. Unterschieden wird häufiger ebenfalls, ob die Trailing-Stop-Order generell etwas kostet oder nur, wenn sie ausgeführt wird.
Wann sollte ich zu einer Trailing-Stop-Order greifen?
Meinen Erfahrungen nach ist der Einsatz des Trailing-Stops vor allem dann sinnvoll, wenn man die Märkte einen längeren Zeitraum nicht manuell beobachten kann oder möchte. Der Trailing-Stop nimmt einem diese Arbeit ab, denn durch das automatische Anpassen der Stop-Marke entgehen Ihnen keine Gewinne und die Verlustabsicherung bleibt dennoch auf dem ursprünglichen Niveau bestehen, sollten die Kurse fallen.
Ich würde daher zu einer Trailing-Stop-Order greifen, wenn ich nicht jeden Tag die Kurse verfolge, nicht sehr langfristig orientiert bin und durch positive Bewegungen der Kurse einmal erzielte Gewinne sichern und nicht wieder hergeben möchte. Die Order eignet sich meinen Erfahrungen nach vor allem für kurz- bis mittelfristig orientierte Anleger, ist allerdings einem langfristigen Anlagehorizont in der Regel nicht notwendig.