Stock-Picking als Strategie: Einzelne Aktien nach Kriterien auswählen
Was ist Stock-Picking?
Ins Deutsche übersetzt bedeutet Stock-Picking sehr viel wie Aktien auswählen. Es handelt sich dabei um eine spezielle Strategie zur Geldanlage, bei der Investoren gezielt eine Auswahl treffen und einzelne Aktien ins Depot nehmen. Das Investieren und die Auswahl basieren auf verschiedenen Kriterien, die wiederum vor allem Informationen zum Unternehmen beinhalten.
Das Ziel beim Stock-Picking ist es, besser als der Durchschnitt am Markt mit dem Investment abzuschneiden und somit eine überdurchschnittliche Rendite zu generieren. Angewendeten das Stockpicking stets im Rahmen einer langfristigen Kapitalanlage. Die Stock-Picking-Strategie ist das Gegenteil einer breiten Diversifikation, wie sie zum Beispiel mittels Fonds oder ETFs stattfindet.
Wie funktioniert Stock-Picking?
Die Strategie des Stock-Picking basiert meistens auf einer Fundamentalanalyse, wobei manche Anleger ebenso die Chartanalyse heranziehen. Es geht vor allem darum, Informationen anhand bestimmter Kennzahlen über das Unternehmen zu sammeln. Daraus leiten die Investoren ab, ob diese Aktie entsprechend für das Stock-Picking geeignet ist oder nicht. Sollte das der Fall sein, findet der Kauf der Aktien im Rahmen eines meistens längerfristigen Investments statt.
Was sind möglichen Kriterien beim Stock-Picking?
Wie zuvor bei der Funktionsweise des Stock-Picking erläutert, finden die Auswahl der Aktien und der anschließende Kauf auf Basis bestimmter Kriterien und Informationen statt. Da es eine große Anzahl unterschiedlicher Bewertungskriterien und Strategien sowie Analysen gibt, muss jeder Anleger seine eigene Strategie umsetzen und Informationen zur Auswahl finden. Klassische Kriterien beim Stock-Picking sind insbesondere:
- Eigenkapitalrendite
- Unter- oder Überbewertung feststellen anhand des KGV (Kurs-Gewinn-Verhältnis)
- Gewinnentwicklung
- Wachstumsaussichten
- Cashflow
- Börsenwert
Wesentliche Kennzahlen sind ebenfalls mögliche Wettbewerbsvorteile, die Marktstellung des Unternehmens oder auf Aktien bezogene Stimmungsindikatoren sowie weitere Kriterien, die zur Auswahl der Aktien beim Investment herangezogen werden.
Bei welchen Strategien kann Stock-Picking angewandt werden?
Es gibt mehrere, sehr bekannte Strategien, im Rahmen derer das Stock-Picking eingesetzt wird. Im Überblick sind das:
- Value Investing
- Dividendenstrategie
- Growth Investing
- Quality Investing
Value Investing
Beim Value Investing stehen Aktien im Vordergrund, die unterbewertet sind und eine sehr gute Qualität haben. Anleger hoffen in diesem Fall, dass Sie die Aktien zu einem günstigen Kurs erwerben und so langfristig von Steigerungen profitieren. Ein zentrales Element beim Value Investing ist die Bewertung der Aktien, wozu insbesondere folgende Kennzahlen herangezogen werden:
- Kurs-Buch-Verhältnis (KBV)
- Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV)
Dividendenstrategie
Eine weitere Strategie, in welche das Stock-Picking implementiert werden kann, ist die Dividendenstrategie. Diese beinhaltet, dass Investoren gezielt solche Unternehmen und deren Aktien auswählen, die eine sehr gute Dividende zahlen und eine überdurchschnittliche Dividendenrendite besitzen. Somit ist in erster Linie die Dividendenrendite das ausschlaggebende Kriterium zur Auswahl solcher Aktienwerte.
Growth Investing
Beim Growth Investing handelt es sich um eine Wachstumsstrategie, bei der sogenannte Wachstumsaktien im Fokus stehen. Dabei handelt es sich um Unternehmen, bei denen Experten ein überdurchschnittlich hohes Wachstum für die Zukunft prognostizieren. Anleger erwarten sich davon eine Wertsteigerung der Aktien. Der Kennzahl zur Selektion dieser Wertpapiere ist das Ergebnis bzw. der Gewinn pro Aktie.
Quality Investing
Beim Quality Investing als weitere Strategie steht im Fokus, solche Unternehmen zu identifizieren, die besondere Qualitätsmerkmale vorweisen können. Das wiederum wird an verschiedenen Zahlen und Daten festgemacht, wie zum Beispiel:
- Überdurchschnittliche Umsätze
- Sehr hohe Erträge
- Besonderes Geschäftsmodell
- Wachstumspotenzial
Beispiel einer Stock-Picking Strategie
Wie zuvor erwähnt, gibt es eine Reihe von Strategien, die Sie in der Praxis umsetzen können. Eine davon möchten wir an einem Beispiel erläutern. Wir gehen davon aus, dass Sie gezielt in eine Aktie aus der IT-Branche investieren möchten und dazu die Stock-Picking-Strategie nutzen wollen. Da das entsprechende Unternehmen mittlerweile seit über zehn Jahren aktiv am Markt ist, stehen eine Reihe von Kennzahlen zur Analyse bereit. Deshalb setzen Sie sich im Rahmen der Stock-Picking-Strategie unter anderem mit den folgenden Zahlen auseinander:
- Umsätze
- Eigenkapitalrendite
- Eigenkapitalquote
- Dividendenrendite
- Marktstellung
- Kurs-Gewinn-Verhältnis
- Produkte des Unternehmens
- Technische Analyse (historische Kursentwicklung)
Auf Grundlage dieser Analysen kommen Sie zu dem Ergebnis, dass die Aktie einen fairen Wert von 80 Euro hat. Da der aktuelle Kurs des Wertpapiers an der Börse nur bei 68 Euro liegt, entscheiden Sie sich für den Kauf, weil Sie von steigenden Kursen ausgehen. Am Beispiel wird deutlich, dass das Stock-Picking stets auf der Analyse mehrerer Kennzahlen und Daten in Kombination basiert.
Was sind die Vorteile beim Stock-Picking?
Das Stock-Picking ist nicht umsonst schon von vielen sogenannten Börsengurus praktiziert worden, insbesondere aufgrund der Chancen und Vorteile. Die wesentlichen Vorzüge bei dieser Anlagestrategie sind:
- Überdurchschnittliche Renditen möglich.
- Bessere Vorbereitung auf zukünftige Marktentwicklung durch qualitativ hochwertige Unternehmen.
- Unabhängigkeit von Finanzdienstleistern durch eigene Auswahl der Aktien.
- Einsparung von Kosten im Vergleich zum Investment in Fonds.
Tatsächlich ist es für manche Anleger ein wesentlicher Vorteil beim Stock-Picking, dass unabhängig von den Empfehlungen der Banken und anderen Finanzdienstleister agiert wird. Zudem sind die Gebühren in der Regel geringer, als wenn Sie sich zum Beispiel für einen aktiv gemanagten Aktienfonds entscheiden, bei dem die Gesamtkosten jährlich teilweise mehr als 1,5 Prozent betragen.
Was sind die Nachteile beim Stock-Picking?
Es gibt kaum eine Investition, die nur Vorteile und keine Nachteile hat. Das trifft ebenfalls auf das Stock-Picking zu, welches – zum Teil abhängig vom Anleger – die folgenden Nachteile beinhalten kann:
- Erfahrungen und Kenntnisse zu den Märkten zwingend erforderlich.
- Oft wird eine Diversifizierung vernachlässigt oder ist nicht realisierbar.
- Sehr großer Zeitaufwand für die Analyse der Aktien.
- Ungünstige Kostenquote bei vergleichsweise geringen Gegenwerten beim Investment.
Für wen eignet sich das Stock-Picking?
Das Stock-Picking ist definitiv nicht für jeden Anleger geeignet, der grundsätzlich am Aktienmarkt investieren möchte. Nicht die richtige Strategie ist die Selektion einzelner Aktien vor allem für Neulinge an den Börsen, da diese nicht über genug Erfahrungen und Kenntnisse verfügen. Gleiches gilt für Anleger, die eine breite Diversifikation haben möchten und sich eher auf Empfehlungen von Banken und anderen Finanzdienstleistern verlassen.
Demgegenüber kann das Stock-Picking eine gute Wahl für Anleger sein, die besser als der Marktdurchschnitt abschneiden möchten und über ausreichende Erfahrungen sowie Kenntnisse zu den Märkten verfügen. Zudem sollte ein gewisser Spaß daran bestehen, selbst zu recherchieren und erfolgversprechende Aktien auszuwählen. Zeit sollte ebenfalls in ausreichendem Umfang vorhanden sein.
5 Tipps: Wie führe ich Stock-Picking erfolgreich durch?
Gegen Ende unseres Beitrages möchten Ihnen einige Tipps geben, worauf Sie beim Stock-Picking achten sollten, damit Sie diese Anlagestrategie möglichst erfolgreich in die Tat umsetzen.
- Tipp 1: Nutzen Sie zu Beginn ein Musterdepot. Sinnvoll ist es, die von Ihnen gewählte Strategie nicht sofort mit echtem Geld umzusetzen, sondern sogenannte Musterdepots zu nutzen. Dort können Sie simulieren, wie sich zum Beispiel die von Ihnen ausgewählten Aktien in den nächsten Wochen tatsächlich verhalten werden.
- Tipp 2: Achten Sie auf eine gute Risikostreuung. Sie werden mit dem Stock-Picking nie eine so breite Diversifikation wie zum Beispiel bei einem Aktienfonds erreichen. Gerade deshalb ist es umso wichtiger, dass Sie Ihr Kapital auf mehrere Aktientitel verteilen und so eine gewisse Diversifikation haben.
- Tipp 3: Kaufen Sie Aktien nicht zu häufig. Dahinter steckt der Gedanke, dass ein häufiger Kauf und Verkauf von Aktien zu höheren Gebühren führt, die wiederum die Rendite verringern. Sie sollten sich daher sehr gut überlegen, welche Aktien Sie auswählen und diese längerfristiger halten.
- Tipp 4: Sie brauchen Geduld beim Investment. Das Stock-Picking sollte eine langfristige Anlagestrategie sein. Deshalb brauchen Sie Geduld und sollten nicht der Versuchung nachgeben, zum Beispiel bei einer vorgehenden Konsolidierung oder einem größeren Kursrückgang die Wertpapiere wieder zu veräußern und umzuschichten.
- Tipp 5: Mehrere Analysen nutzen. Das Stock-Picking sollten Sie nicht nur auf Basis einzelner Analysen durchführen, sondern mehrere Analysen miteinander kombinieren. Sehr gut geeignet ist zum Beispiel eine Kombination aus Fundamental- und Chartanalyse bei den einzelnen Aktienwerten.
Fazit: Wie sinnvoll ist Stock-Picking?
Unter bestimmten Voraussetzungen kann das Stock-Picking eine sehr sinnvolle Anlagestrategie sein. Dennoch ist es nicht für alle Anleger geeignet, denn viele Kunden haben entweder nicht die Kenntnisse, nicht die Zeit und nicht die Erfahrung, um einzelne Aktien zu analysieren und auszuwählen. In solchen Fällen ist meistens das Investment in aktive Fonds oder ETFs die bessere Alternative. Wer sich allerdings die Auswahl einzelner Aktien zutraut und mit der Fundamentalanalyse umgehen kann, für den kann das Stock-Picking eine langfristig erfolgreiche Strategie darstellen.