Momentum Strategie: Vorteile, Nachteile und Funktionen
Nahezu jeder Anleger hat mit einem Investment in Aktien das Ziel, möglichst nur solche Wertpapiere zu besitzen, mit der sich hohe Renditen durch Kursgewinne erzielen lassen. Deshalb sind viele Anleger bestrebt, exakt diese Aktien mit hohem Potenzial ausfindig zu machen. Die Momentum Strategie setzt auf Wertpapiere mit einer in der jüngeren Historie sehr positiven Wertentwicklung. Momentum bedeutet so viel wie den „Augenblick nutzen“, den Moment.
Sie erfahren im Beitrag, worum es sich bei der Anlagestrategie handelt und wie sie funktioniert. Wir gehen darauf ein, mit welchen Finanzprodukten Sie die Strategie umsetzen können und was mögliche Ursachen für das Entstehen eines Momentums sind. Darüber hinaus ziehen wir einen Vergleich zwischen der Momentum- und der Value-Strategie.
Was ist die Momentum Strategie?
Grundlage für die Momentum Strategie ist unter anderem, dass schon in den 60er-Jahren Beobachtungen stattfanden, dass die Kursentwicklung bei Aktien und anderen Wertpapieren nicht zufällig stattfindet. Daher ist die Annahme für die Strategie eine elementare Basis, dass sich eingeschlagene Kursbewegungen oft fortsetzen. Die Momentum Strategie wird ebenso auf als Relative-Stärke-Theorie bezeichnet. Das hat den Grund, dass sie sich auf den Ansätzen des US-Amerikaners Robert A. Levy stützt.
Inhalt der Momentum Strategie ist, dass Aktien gewählt werden, die in der jungen Vergangenheit eine überdurchschnittliche Rendite durch eine positive Kursentwicklung erzielen konnten. Es handelt sich entsprechend um eine quantitative Handelsstrategie, die in sämtlichen Marktphasen eingesetzt werden kann. Durch das Handelssystem werden einzelne Aktien selektiert, die sich in der Historie durch eine überdurchschnittlich gute Wertentwicklung auszeichnen konnten.
Wie funktioniert die Momentum Strategie?
Privatanleger können die Strategie insbesondere mit Aktien, aber ebenso mittels ETFs umsetzen. Sie entscheiden sich zum Beispiel in der Praxis für sogenannte Momentum-ETFs. Charakteristisch für diese Indexfonds ist, dass diese oft zwischen 300 und mehr als 1.000 Einzeltitel beinhalten. Oftmals stammen diese aus den folgenden Ländern und Regionen:
- Europa (EU)
- USA
- Japan
- Kanada
Im Index sind in diesem Fall vorrangig oder ausschließlich Aktienwerte enthalten, die sich in der jüngeren Vergangenheit durch überdurchschnittliche Kursanstiege auszeichnen konnten. Solche Einzeltitel befinden sich insbesondere in sogenannten Wachstumsbranche, wie zum Beispiel im Technologiesektor. Ausgegeben werden die Momentum ETFs von den großen Emittenten, wie zum Beispiel Xtrackers oder iShares.
Für die Funktionsweise der Momentum Strategie ist unter anderem die Haltedauer relevant. Wenn Sie sich zum Beispiel für Wertpapiere am Aktienmarkt entscheiden, halten Sie die gekauften Wertpapiere in der Regel so lange, bis das Momentum ins Negative dreht. Das bedeutet, dass eine Trendumkehr bereits stattgefunden hat oder sich zumindest andeutet. Grundlage der Momentum Strategie ist die Chartanalyse, auch als technische Analyse bezeichnet.
Sie untersucht die historische Kursentwicklung anhand bestimmter Kurspunkte, um daraus Prognosen für die Zukunft abzuleiten. Die Fundamentalanalyse spielt hingegen im Rahmen der Anlagestrategie keine Rolle. Stattdessen versucht die Momentum Strategie, die idealen Zeitpunkte zum Einstieg sowie zum Ausstieg am Aktienmarkt ausschließlich anhand technischer Indikatoren festzustellen.
Wie entsteht ein Momentum?
Grundlage für die Momentum Strategie ist das Entstehen eines Momentums, welches in vielen Fällen positiv gerichtet sein soll. Der Vorgang setzt sich dann aus den folgenden Phasen zusammen, die nacheinander folgen:
- Einsetzen das Momentum
- Beschleunigung des Momentum
- Brechen des Momentums
In der ersten Phase zeigt sich ein positiver Kursverlauf, der einen Trend bildet. Dieser ist zum Beispiel auf die Veröffentlichung positiver Unternehmenszahlen zurückzuführen. In der zweiten Phase beschleunigt sich dieser Trend und damit das Momentum, weil immer mehr Anleger die Aktien kaufen. Mitunter entsteht so eine starke Dynamik.
Typisch für das Momentum ist, dass dieses nicht zeitlich unbefristet bestehen bleibt. Fast immer gibt es an einem bestimmten Punkt ein Einbrechen. Oftmals führen starke Überbewertungen der Aktien dazu, dass das Momentum fällt und einbricht. Dann ist es für Privatanleger an der Zeit, die Wertpapiere zu veräußern.
Welche Arten von Momentum Strategien gibt es?
Eine wichtige Grundlage für die Momentum Strategien ist die historische Volatilität (Schwankungsbreite) der Kurse. Auf dieser Basis existieren mehrere Arten von Momentum Strategien, insbesondere:
- Long-Only Momentum-Strategien
- Long/Short Momentum-Strategien
Charakteristisch für Long-Only Momentum-Strategien ist,dass Aktien mit einer starken Kursbewegung ausschließlich gekauft werden. Das bedeutet, dass im Rahmen dieser Strategien Ausschau nach Wertpapieren gehalten wird, die kurzfristige Aufwärtsbewegungen verzeichnen. Das basiert auf der Annahme, dass diese Einzelaktien den eingeschlagenen Trend fortsetzen.
Im Unterschied dazu können im Rahmen der Long/Short Momentum-Strategien nicht nur Wertpapiere mit in der Vergangenheit steigenden Kursen erworben werden, sondern ebenfalls Aktien mit einer negativen Kursentwicklung. In dem Fall würden Anleger entsprechend eine Short-Position aufbauen, die Aktien demnach leer verkaufen. Diese Strategie ist mit einem höheren Risiko verbunden, weil Sie sich irgendwann mit den leer verkauften Aktien eindecken müssen.
Momentum Strategie vs. Value Strategie
Häufiger wird ein Vergleich zwischen der Momentum Strategie und der sogenannten Value Strategie gezogen. Beide Strategien werden relativ häufig beim Investment in Aktien genutzt, allerdings jeweils aus unterschiedlichen Motiven. Daher möchten wir die zwei Strategien miteinander vergleichen:
Eigenschaft | Value Strategie | Momentum Strategie |
Basis | Fundamentalanalyse | Chartanalyse |
Ziel | stabile Aktienwerte finden | Aktien mit sehr guter Performance im Trend finden |
Volatilität | relativ gering | größer |
Art | Anlagestrategie | Handelsstrategie |
Grundannahme | Anleger verhalten sich rational | Anleger verhalten sich emotional (irrational) |
Umsetzen mit | Aktien, Fonds, ETFs, Anleihen | Aktien & ETFs |
Sie erkenne in der Gegenüberstellung, dass es einige Unterschiede gibt. So wird die Momentum Strategie oft für ein kurzfristiges Investment (Handel) genutzt, die Value Strategie ist eher eine längerfristige Anlagestrategie. Sie hat die Fundamentalanalyse als Basis, die Momentum Strategie hingegen die Chartanalyse.
Welche Vorteile und Nachteile hat die Momentum Strategie?
Die wesentlichen Vorteile der Momentum Strategie sind:
- Chancen auf höhere Renditen
- Einfache Umsetzung der Strategie
- Mit Aktien und ETFs umzusetzen
- Trendfolge wahrscheinlicher als Trendumkehr
Die Chance auf hohe Renditen ist sicherlich das Hauptargument für die Momentum Strategie. Das wird dadurch unterstützt, dass es – auch statistisch betrachtet – wahrscheinlicher ist, dass sich der Kurs in einem Trend fortsetzt als dass es eine Trendumkehr gibt. Somit liegen Anleger in durchschnittlich 70 bis 75 Prozent aller Fälle mit der Momentum Strategie richtig. Zudem lässt sich die Strategie sehr leicht nachvollziehen und umsetzen.
Neben den Vorteilen hat die Momentum Strategie allerdings ebenso einige Nachteile. Das sind vor allem:
- Es wird nicht berücksichtigt, ob die Unternehmen fundamental schwach sind.
- Überreaktionen am Markt können zum plötzlichen Abfall des Momentums führen.
- Vorübergehend größere Kursschwankungen führen zu emotionalem Handeln der Anleger.
- Vergangene, positive Kursentwicklungen sind keine Garantien für die Zukunft
- Anfälligkeit für unvorhergesehene Ereignisse, beispielsweise Kriege oder politische Krisen.
Darüber hinaus ist das Risiko von Verlusten durch die Momentum Strategie etwas erhöht, weil diese sich durch eine größere Volatilität auszeichnet. Daher ist es empfehlenswert, die Momentum Strategie mit einer zweiten Handels- oder Anlagestrategie zu kombinieren.