Nachhaltige Investments: Mit gutem Gewissen Geld verdienen
Anfangs wurde das Thema Nachhaltigkeit in erster Linie mit ökologischen Aspekten in Verbindung gebracht. Bei den ersten Nachhaltigkeitsfonds handelte es sich daher um Branchenfonds aus den Bereichen Umweltschutz und erneuerbare Energien. Nach und nach hat sich jedoch die breitere Definition des Begriffs „Nachhaltigkeit“ durchgesetzt:
Nachhaltiges Wirtschaften bedeutet, die Bedürfnisse der heutigen Generation zu befriedigen, ohne dabei die Möglichkeiten zukünftiger Generationen einzuschränken oder gar zu gefährden. Somit beinhaltet der Begriff Nachhaltigkeit nicht nur ökologische, sondern auch ökonomische und soziale Aspekte.
Dazu zählen:
Ökologie
- Ressourcen sollen sparsam verwendet werden.
- Für den Verbrauch nichterneuerbarer Ressourcen soll Ersatz geschaffen werden.
- Eingriffe in die Umwelt sollen sich an deren Belastbarkeit orientieren.
- Gefahren für die menschliche Gesundheit sind zu vermeiden.
Ökonomie
- Die Gesellschaft muss Individualinteresse und Gemeinwohl in Einklang bringen.
- Innovationsfähigkeit, Innovationsbereitschaft und der gesellschaftliche Wandel sollen gefördert werden.
- Die ökonomische Leistungsfähigkeit der Gesellschaft muss für künftige Generationen erhalten bleiben.
Soziales
- Minderheiten sollen gefördert werden.
- Unternehmen sollen Ausbildungs- und Arbeitsplätze schaffen.
- Ausbeutung von abhängigen Arbeitskräften und Kinderarbeit ist zu unterlassen.
- Das soziale Leistungspotenzial einer Gesellschaft soll für künftige Generationen erhalten werden.
Nachhaltige Investments: „Best in Class“-Ansatz zur Einzeltitelauswahl
Nachhaltigkeitsfonds gehen bei der Aktienauswahl üblicherweise nach dem „Best in class“-Ansatz vor. Dabei filtern sie aus jeder Branche diejenigen Unternehmen heraus, die bei den Nachhaltigkeitskriterien überdurchschnittlich abschneiden. Aus diesen Unternehmen werden dann die aussichtsreichsten Aktien herausgesucht. Die Auswahl erfolgt nach üblichen Kriterien wie beispielsweise der fundamentalen Aktienanalyse anhand von Kennzahlen (z. B. dem Kurs-Gewinn-Verhältnis) oder der Charttechnik.
Ausschlusskriterien als Entscheidungshilfe
Viele Nachhaltigkeitsfonds arbeiten zudem mit Ausschlusskriterien, um ethisch ungeeignete Investments schnell zu identifizieren. Zudem gibt es Fonds, die sich ausschließlich an Ausschlusskriterien orientieren. Dazu zählen:
- Atomenergie
- Waffenproduktion
- Herstellung von Alkohol und Tabak
- Kinderarbeit
- Diskriminierung von Minderheiten
- Glücksspiel
- Tierversuche
- Gentechnik
- Umweltbelastende Produktionsmethoden
- Gesundheitsschädliche Produkte
- Wiederholte Verstöße gegen rechtliche Bedingungen
Auf einen Blick: 3 Varianten nachhaltiger Investments
Nachhaltige Investments werden nach moralischen, sozialen oder ökologischen Kriterien ausgewählt. Sie lassen sich grob in 3 Varianten einteilen:
1. „Best in class“-Ansatz
Der „Best in class“-Ansatz sucht aus der jeweiligen Branche die Unternehmen heraus, die sich durch besondere ökologische oder soziale Leistungen auszeichnen. Aus den Unternehmen, die das Nachhaltigkeitskriterium erfüllen, werden die aussichtsreichsten Aktien herausgesucht.
2. Branchenauswahl
Bei diesem Ansatz beschränkt sich ein Fonds auf eine oder mehrere umweltfreundliche Branchen, beispielsweise erneuerbare Energien oder Wasser. Aufgrund der eingeschränkten Auswahl sollten Sie solche Investments lediglich als Depotbeimischung einsetzen.
3. Ausschlusskriterien: Verzicht auf „Sünder“-Aktien
In dieser Variante beschränken die Fondsmanager die Auswahl nicht auf eine bestimmte Branche, stattdessen werden einige Branchen von vornherein ausgeschlossen. Zu den nicht berücksichtigten „Sünder“-Aktien zählen alle Unternehmen, deren Geschäfte beispielsweise mit Waffen, Tabak, Alkohol, Kernenergie, Gentechnologie, vermeidbaren Tierversuchen, Kinderarbeit, Diskriminierung von Minderheiten oder Raubbau an der Natur zu tun haben. Die Ausschlusskriterien werden oftmals mit dem „Best in class“-Ansatz kombiniert.
Ob Sie in nachhaltige Fonds investieren, ist Geschmackssache. Kommt es Ihnen bei Investments vor allem auf die Renditechancen an, brauchen Sie sich bei Ihrer Fondsauswahl nicht einschränken zu lassen. Falls Sie jedoch mit Ihrem Geld (auch) einen kleinen Teil dazu beitragen möchten, dass ein Umdenken bei Unternehmen hin zu mehr Verantwortung einsetzt, sind nachhaltige Fonds eine gute Wahl.
Nachhaltigkeit gewinnt in der Finanzbranche an Bedeutung
Nachhaltige Investments haben in den letzten Jahren enorm an Bedeutung gewonnen. Und die Anbieter reagieren auf das zunehmende Anlegerinteresse: Fast jede Fondsgesellschaft hat mittlerweile einen oder sogar mehrere Nachhaltigkeits-Fonds aufgelegt. In Deutschland gab es zum Jahreswechsel 2012/13 insgesamt 380 Investmentfonds mit einem Gesamtvolumen von 63 Mrd. Euro. 3 Jahre zuvor waren es nur rund halb so viel.
Steigende Mittelzuflüsse und die Auflage zusätzlicher Nachhaltigkeits-Fonds halten das Wachstumstempo hoch. Dieser Trend dürfte sich fortsetzen, denn Potenzial ist genügend vorhanden. Bislang machen nachhaltige Investments lediglich rund 1% der Gesamtinvestments aus. Wesentlich weiter ist die Entwicklung in den USA.
Hier werden schon über 10% aller Fondseinlagen nach nachhaltigen Investmentkriterien verwaltet. Insbesondere Universitäten, Stiftungsfonds und kirchliche Einrichtungen legen Wert auf soziale, ökologische und ökonomische Kriterien.
Checkliste für erfolgreiches nachhaltiges Investieren
- Fonds und Zertifikate bieten Ihnen eine gute Möglichkeit, breit gestreut mit gutem Gewissen zu investieren. Bevorzugen Sie dabei für höhere Anlagesummen branchenübergreifende Nachhaltigkeits-Fonds oder –Zertifikate. Damit besitzen Sie eine bessere Risikostreuung als ökologische Branchenfonds oder –Zertifikate.
- Branchenfonds eignen sich hingegen lediglich zur (oftmals spekulativen) Depotbeimischung. Eine hohe Gewichtung dieser Fonds in Ihrem Depot würde zu einer schlechten Risikostreuung führen.
- Da für den Begriff Nachhaltigkeit keine einheitliche Definition existiert, sollten Sie im Fondsprospekt nachschauen, nach welchen Kriterien das Management die Einzelwerte auswählt.
- Wenn Sie bei Einzelwerten ebenfalls nachhaltige Kriterien anlegen möchten, sind Ausschlusskriterien die einfachste Möglichkeit, eine Vorauswahl zu treffen.