Trading lernen: Schritt-für-Schritt-Anleitung
Finanzprodukte wie Aktien sind sehr vielseitig. Anleger können sowohl langfristig investieren als auch durch regelmäßiges Sparen ein Vermögen aufbauen. Eine dritte Variante ist das sogenannte Trading. Der Handel mit Aktien, ETFs und Derivaten ist von der Geldanlage zu unterscheiden. In unserem Beitrag erfahren Sie, worum es sich beim Trading handelt und welche Finanzprodukte Sie traden können. Wir gehen auf die unterschiedlichen Trading-Strategien ein, wie der Handel funktioniert und worin die Chancen sowie Risiken bestehen. Ferner geben wir Ihnen eine Anleitung, wie Sie das Traden mit Finanzprodukten lernen.
Was versteht man unter Trading?
Der Fachbegriff Trading ist eine andere Bezeichnung für den Handel. Das Handeln bezieht sich auf verschiedene Finanzprodukte und ist kurzfristig orientiert. Der Sinn und Zweck besteht somit beim Trading darin, zum Beispiel Aktien zu kaufen, um diese innerhalb eines möglichst geringen Zeitraums mit Gewinn wieder zu veräußern. Ein wichtiges Element beim Trading ist die Volatilität, also die Schwankungsbreite der gehandelten Finanzprodukte.
Als Trader spekulieren Sie auf starke Bewegungen, denn dann besteht eine gute Chance auf höhere Gewinne in kurzer Zeit. Beim Handel steht somit nicht das langfristige Investment im Vordergrund, sondern eher die kurz- bis mittelfristige Spekulation.
Was kann man überhaupt traden?
Es gibt eine Reihe von Finanzprodukten, die Sie traden können. Im Prinzip sind sämtliche Finanzinstrumente geeignet, die grundsätzlich an der Börse oder außerbörslich gehandelt werden können. Das sind in erster Linie die folgenden Finanzprodukte, von denen es mittlerweile mehr als 18.000 unterschiedliche Varianten an den Märkten gibt:
- Aktien
- ETFs
- Rohstoffe
- Derivate
- Devisen
- Kryptowährungen
Neben Aktien können Sie somit zum Beispiel Rohstoffe, Devisen und Derivate handeln, zu denen insbesondere Zertifikate, Optionen, Futures sowie CFDs gehören. Derivate sind für das Trading deshalb besonders gut geeignet, weil sie mit einem Hebel arbeiten. Das bedeutet, dass Sie zum Beispiel beim Trading mit CFDs wenig eigenes Kapital einsetzen müssen, weil Ihnen der Broker einen Großteil des Einsatzes leiht. Das macht allerdings das Trading mit Derivaten besonders riskant.
Welche Trading-Strategien werden unterschieden?
Bevor Sie mit dem Handel beginnen, sollten Sie sich für eine Trading-Strategie entscheiden. Die zahlreichen Strategien, die Sie anschließend verfolgen können, lassen sich in verschiedene Gruppen einteilen. Differenziert wird dabei nach dem Zeitraum, der zwischen dem Kaufen und Verkaufen der gehandelten Finanzprodukte liegt. Darauf basierend lassen sich vorrangig die folgenden Strategien beim Handeln differenzieren:
- Scalping
- Daytrading
- Swing-Trading
- Positions-Trading
- Trend-Handel
Lassen Sie uns kurz die wichtigsten Merkmale der einzelnen Trading-Strategien nennen, damit Sie eine gute Entscheidungsgrundlage haben, ob für Sie als Trader zum Beispiel eher das Scalping oder das Swing Trading infrage kommen wird.
Scalping
Die Trading-Strategie Scalping basiert darauf, dass nur wenige Stunden, manchmal sogar lediglich Minuten, zwischen dem Kaufen und dem Verkaufen der Finanzprodukte liegen. Schon kleinste Veränderungen im Kurs werden genutzt, um Gewinne zu generieren. Deshalb brauchen Sie allerdings für das Scalping relativ viel Geld, denn erst ab höheren fünfstelligen Einsätzen lohnt sich diese Trading-Strategie.
Daytrading
Eine sehr bekannte Trading-Strategie ist das sogenannte Daytrading. Alternativ wird ebenso häufiger vom Intraday-Trading gesprochen. Gemeint ist damit, dass Sie die Aktien oder andere Finanzprodukte innerhalb eines Tages kaufen und spätestens vor Handelsschluss wieder veräußern. Sie nehmen somit keine offenen Positionen in den nächsten Tag hinein.
Swing-Trading
Zeitlich betrachtet folgt das Swing-Trading auf das Scalping sowie das Daytrading. Kennzeichnend ist, dass zwischen dem Kauf und Verkauf der Derivate oder Wertpapiere einige Tage liegen. Manchmal vergehen auch Wochen, sodass als Analyse neben der Chartanalyse unter Umständen ebenso die fundamentale Analyse an Bedeutung gewinnt.
Positions-Trading
Unter den Trading-Strategien zählt das Positions-Trading zu denjenigen, bei der Sie die entsprechenden Finanzinstrumente am längsten halten. Es vergehen zwischen mehreren Wochen und Monaten, bis Sie die Position glattstellen und die Finanzprodukte wieder verkaufen.
Trend-Handel
Der Trend-Handel ist ebenfalls eine beliebte Handelsstrategie. Das Ziel besteht darin, Trends zu identifizieren und anschließend in Richtung dieses Trends zu handeln. Statistisch betrachtet ist es wahrscheinlicher, dass der Basiswert einem Trend weiter folgt, als dass eine Trendwende entsteht.
Was unterscheidet das Trading vom klassischen Investment?
Deutlich abzugrenzen ist das Trading vom klassischen Investieren, welches zahlreiche Anleger vornehmen. Der wesentliche Unterschied besteht darin, welche Strategie und Methode Sie wählen, um mit Ihrem Geld einen Gewinn zu erzielen. Trader spekulieren in der Regel kurzfristig auf Veränderungen der Kurse, während Anleger beim Investieren die entsprechenden Vermögenswerte kaufen und langfristig im Depot halten. Zudem generieren Anleger oft zusätzliche Gewinne durch Zinsen, Dividenden oder sonstige Ausschüttungen, was auf Trader in aller Regel nicht zutrifft.
Wie funktioniert Trading?
Bevor Sie mit dem Handel von Aktien, Rohstoffe oder Derivaten wie CFDs beginnen können, benötigen Sie zwingend ein Handelskonto bzw. ein Depot. Dies eröffnen Sie entweder bei einer Bank oder einem Broker, der Ihnen online eine Handelsplattform zur Verfügung stellt. Grundlage für den Handel ist, dass Sie eine Einschätzung vornehmen, wie sich der Kurs des von Ihnen gewählten Basiswertes in der Zukunft entwickeln könnte.
Das ist gleichzeitig die Basis für die Funktionsweise beim Trading. Unterstützt werden Trader dabei durch zahlreiche Hilfsmittel und Tools, die den Sinn und Zweck haben, die voraussichtliche Entwicklung der Kurse und Preise von Vermögenswerten einzuschätzen. Bekannte Hilfsmittel sind:
- Chartanalyse
- Indikatoren
- Fundamentalanalyse
- Sonstige Analyse-Tools
Beispiel für Trading
Wie Trading in der Praxis funktioniert, lässt sich an einem Beispiel verdeutlichen. Gehen wir davon aus, dass Sie aufgrund eines positiven Kursverlaufs in der Vergangenheit damit rechnen, dass der Kurs einer bestimmten Aktie in den nächsten Wochen weiter deutlich ansteigen wird. Sie möchten allerdings nicht langfristig in das Unternehmen investieren, da Sie substantiell noch nicht von der AG überzeugt sind. Deshalb entscheiden Sie sich für den Handel und nicht für das längerfristige Investieren.
Das Trading führen Sie durch, indem Sie CFDs mit Basiswert der von Ihnen gewünschten Aktie wählen. Sie kaufen beispielsweise 500 Differenzkontrakte (CFDs) über CFD-Broker. Im Beispiel kostet die Aktie und somit 1 CFD exakt 20 Euro, sodass Sie insgesamt einen Gegenwert von 10.000 Euro handeln. Aufgrund des Hebels von 20:1 müssen Sie jedoch nur 500 Euro eigenes Kapital aufwenden.
Steigt nun tatsächlich der Kurs der Aktien in den nächsten Wochen an, können Sie die CFDs mit Gewinn veräußern. Liegt der Kurs der Aktien zum Beispiel bei 22 Euro, hätten Sie aufgrund des Hebels einen Gewinn beim Trading von 1.000 Euro erzielt.
Trading lernen – eine Schritt-für-Schritt-Anleitung für Anfänger
Gerade beim Trading ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. Im Vergleich zum längerfristigen Investieren sind für den Handel umfangreiche Erfahrungen und Wissen notwendig, damit es relativ schnell zu Erfolgen kommt. Trading erlernen funktioniert allerdings nicht in wenigen Tagen oder Wochen, sondern erstreckt sich meistens über einen Zeitraum von mindestens mehreren Monaten.
Im ersten Schritt sollten Sie sich mit den Börsen und Finanzmärkten vertraut machen. Sie sammeln Informationen, sodass Sie Ihre theoretischen Kenntnisse erweitern. Im zweiten Schritt geht es an den praktischen Teil. Optimal ist, wenn Sie dazu ein sogenanntes Demokonto nutzen. Es handelt sich dabei um ein virtuelles Konto, mittels dessen Sie nicht nur die Handelsplattform beim Broker kennenlernen, sondern bereits erste Strategien ohne Risiko ausprobieren können. Auf diese Weise lernen Sie das Verhalten der Kurse kennen, das für das spätere Trading mit Ihrem Geld wichtig ist.
Wenn Sie das Testkonto einige Zeit in Anspruch genommen haben, können Sie Ihren ersten Trade platzieren. Sie nutzen dazu die Plattform, die Ihnen die Bank oder der Broker zur Verfügung stellen. Starten Sie am besten mit relativ geringen Kapitaleinsätzen und nutzen unbedingt ein Positions- und Risikomanagement. Das beinhaltet, dass Sie einen lediglich einen kleinen Teil Ihres gesamten Kapitals in eine Position investieren und Mittel wie eine Stop-Loss Order in Anspruch nehmen.
Insbesondere für die Informationssammlung im Bereich des Tradings können Sie auch auf verschiedene Hilfsmittel von Brokern zurückgreifen.
Welche Chancen ergeben sich beim Trading?
Die große Chance besteht beim Handel mit Aktien, anderen Wertpapieren und Derivaten darin, dass sich die Kurse binnen eines kurzen Zeitraums stark bewegen. Das kann dazu führen, dass Trader hohe Gewinne zu erzielen. Bei manchen Derivaten sind die Gewinne potenziert, weil mit einem Hebel gearbeitet wird. Das gilt insbesondere für:
- Optionen
- Optionsscheine
- Futures
- CFDs
- Einige Zertifikate
Auf diese Weise haben auch Trader die Chance auf überproportionale Gewinne, die keine großen Summen einsetzen können. Trader können somit die Chance nutzen, von allen Bewegungen und Ereignisse zu profitieren, die sich auf die Kurse und Preise von Basiswerten auswirken.
Welche Risiken gibt es beim Handel?
Traden ist nicht nur mit der Chance auf Gewinne in kurzer Zeit ausgestattet, sondern beinhaltet vergleichsweise hohe Risiken. Diese reichen von kleineren Verlusten bis hin zum Totalverlust des investierten Geldes, insbesondere bei Derivaten.
Deshalb wird im Zusammenhang mit dem Trading meistens von einer Spekulation und eben nicht von einem Investment gesprochen. Sollten sich die Kurse in die aus Ihrer Sicht falsche Richtung bewegen, können Sie mit dem Traden schnell 10, 20 oder mehr als 50 Prozent Ihres Einsatzes verlieren, bis hin zum Totalverlust.
Für wen eignet sich Trading?
Trading ist definitiv weder zum Vermögensaufbau noch zur langfristigen Geldanlage geeignet. Ebenfalls ist der Handel ungeeignet für sehr sicherheitsorientierte Personen, die möglichst keine oder nur sehr geringe Verluste tolerieren. Stattdessen sollten Sie folgende Eigenschaften besitzen, damit sich der Handel für Sie tatsächlich eignet:
- Chancenorientiert
- Risikobewusst
- Freude am Handel und an den Börsen
- Ausreichend Zeit zum Traden
- Kapitaleinsatz wird nicht dringend anderweitig benötigt
Der letzte Punkt ist ganz entscheidend. Trading ist nur für Akteure am Markt geeignet, die das investierte Kapital nicht anderweitig benötigen, sondern auf gewisse Art und Weise entbehren können.