Unternehmensanleihen – Rendite, Risiken & mehr
Am Anleihenmarkt gibt es eine Vielzahl unterschiedlicher Schuldverschreibungen, die sich unter anderem danach differenzieren lassen, um welche Art von Emittent sich handelt. So gibt es neben den Staatsanleihen ebenfalls Unternehmensanleihen, bei denen privatwirtschaftliche Unternehmen die Ausgabe der Anleihen durchführen. Wir möchten im Beitrag näher darauf eingehen, was Unternehmensanleihen sind, wie sie funktionieren und worin die Vor- und Nachteile bestehen.
Was ist eine Unternehmensanleihe?
Im Fachbereich werden Unternehmensanleihen häufig ebenso als Corporate Bonds bezeichnet. Es handelt sich dabei um Schuldverschreibungen, durch die sich Unternehmen aus der Privatwirtschaft an den Märkten Gelder beschaffen können. Das zugeflossene Kapital kann für unterschiedliche Zwecke verwendet werden, wie zum Beispiel:
- Investition
- Expansion
- Schuldenabbau bei Banken
- Umstrukturierungen
Häufig sind Unternehmensanleihen für die emittierende Unternehmen eine günstigere Alternative zum Bankkredit, da dieser oft mit höheren Zinsen belastet ist als die Zinsen, die Unternehmen an den Anleger im Rahmen der Unternehmensanleihen zahlen müssen.
Unternehmensanleihen haben stets eine feste Laufzeit, die sich für gewöhnlich zwischen vier bis mehr als acht Jahren bewegt. Allerdings haben Anleger normalerweise jederzeit die Möglichkeit, die Anleihe des Unternehmens vorzeitig über die Börse zum dann aktuellen Kurs wieder zu verkaufen.
Welche Fachbegriffe sollten Anleger bei Unternehmensanleihen kennen?
Im Zusammenhang mit Unternehmensanleihen und Anleihen im Allgemeinen werden häufig verschiedene Fachbegriffe verwendet. Zwar ist es kein Muss, aber auf jeden Fall sinnvoll und hilfreich, wenn Anleger mindestens über die wichtigsten Begriffe im Zusammenhang mit einer Anleihe und speziell einer Unternehmensanleihe vertraut sind. Deshalb möchten wir im Folgenden kurz die am häufigsten auftretenden Fachbegriffe zu Bonds und im Speziellen zu Unternehmensanleihen erläutern.
- Bonität: Kreditwürdigkeit des Emittenten der Anleihe.
- Emittent: Herausgeber der Unternehmensanleihe.
- Kupon: Zinsen bzw. Zinssatz, mit dem die Anleihe ausgestattet ist.
- Kurswert: Aktueller Kurs, zu dem die Anleihe gehandelt wird.
- Nennwert: Nominaler Betrag der Unternehmensanleihe, den der Käufer aufwenden muss, zum Beispiel 1.000 Euro.
- Rating: Bewertung der Anleihe durch Rating Agenturen hinsichtlich des Ausfallrisikos.
- Rendite: Ertrag, den Anleger mit der Anleihe erzielen können.
- Volumen: Gesamtkapital, welches dem Unternehmen durch Ausgabe der Anleihe zufließt (Anleihevolumen).
Die wichtigsten Begriffe im Zusammenhang mit Unternehmensanleihen sind die Bonität (Kreditwürdigkeit) des Emittenten sowie der Kupon, denn dieser beinhaltet den Zins, den Sie als Anleger erhalten. Dieser wiederum ist der wichtigste Teil der Rendite, auf die ebenfalls der Kurswert einen Einfluss haben kann.
Wie funktioniert eine Unternehmensanleihe?
Die Funktionsweise einer Unternehmensanleihe ist relativ leicht verständlich, da diese der Vergabe eines Kredites ähnelt. Im ersten Schritt entscheidet sich das entsprechende Unternehmen, eine Anleihe mit einem bestimmten Gesamtvolumen zu emittieren, beispielsweise 20 Millionen Euro. Zudem wird festgelegt, welchen Nominalwert die einzelne Anleihe hat, meistens 1.000 Euro. Ausgegeben werden Unternehmensanleihen häufig zunächst an große Investoren außerbörslich, bevor sie dann auf für Privatanleger an der Börse handelbar sind.
Durch jeden Kauf einer Unternehmensanleihe fließt dem Unternehmen entsprechend seitens der Anleger und sonstigen Investoren Geld zu. Dieses kann für verschiedene Zwecke verwendet werden, beispielsweise zur Finanzierung neuer Investitionen. Während der Laufzeit zahlt der Emittent regelmäßig Zinsen an den Anleger, in aller Regel einmal pro Jahr.
Das passiert solange, bis die Anleihe fällig wird. Am Laufzeitende zahlt der Emittent, also das Unternehmen, die Anleihe komplett zurück, und zwar zu einem Kurswert von 100 Prozent. Wer als Anleger allerdings die Unternehmensanleihen vorzeitig veräußern möchte, der muss das an der Börse zum dann aktuellen Kurs tun. Das bedeutet, dass der Kurs abweichend von 100 Prozent sein kann, entweder darüber oder darunter.
Vorteile und Chancen: Was bringen Unternehmensanleihen?
Den wesentlichsten Vorteil einer Unternehmensanleihe sehen die meisten Anleger in den oft besseren Zinsen, insbesondere im direkten Vergleich mit Staatsanleihen. Die Anleihen von Unternehmen haben meistens einen höheren Kupon, der zum Beispiel einen Zins von vier oder sechs Prozent beinhalten kann. Im Allgemeinen ist somit die Rendite von Unternehmensanleihen höher als von Staatsanleihen. Allerdings kommt es an der Stelle darauf an, um welches Unternehmen es sich handelt, wie dessen Bonität ist und mit welchen Staatsanleihen ein Vergleich gezogen wird.
Weitere Vorteile einer Unternehmensanleihe sind:
- Gute Kalkulation der Erträge aufgrund fester Zinsen möglich
- Mögliche Zusatzrendite durch Kurs unter 100 Prozent beim Kauf bzw. Kurs über 100 Prozent beim Verkauf an der Börse
- Jederzeitige Handelbarkeit an der Börse und somit stetige Verfügbarkeit des Kapitals
- Große Auswahl an Unternehmensanleihen
Welche Risiken bergen Unternehmensanleihen?
Neben diesen Vorteilen sollten Anleger Risiken vor einem Investment in Unternehmensanleihen genauso beachten, als wenn sie sich für Aktien, Fonds oder ETFs entscheiden. Generell weisen Unternehmensanleihen eins, mehrere oder alle im Folgenden genannten Risiken auf:
- Emittentenrisiko (Bonitätsrisiko): Das Emittentenrisiko, also das Risiko einer schlechten Bonität und dem möglichen Auswahl der Anleihe, gibt es bei jeder Unternehmensanleihe. Die Wertpapiere fallen nicht unter die Einlagensicherung und stellen auch kein Sondervermögen dar, wie zum Beispiel Anteile von Rentenfonds.
- Kursrisiko: Das Kursrisiko ist nur dann relevant, wenn Sie die Anleihe vorzeitig an der Börse veräußern möchten. Dann kann es sein, dass Sie die Unternehmensanleihe zum Beispiel nur zu einem Kurs von 97 Prozent verkaufen können, also weniger Kapital erhalten, als Sie beim Kauf vermutlich investiert haben.
- Zinsrisiko: Ein Zinsrisiko gibt es nur dann, wenn Sie sich für eine variabel verzinsliche Unternehmensanleihe entscheiden, die jedoch in der Minderheit sind.
- Währungsrisiko: Ein Währungsrisiko existiert lediglich unter der Voraussetzung, dass Sie sich für Unternehmensanleihen entscheiden, die in einer fremden Währung ausgegeben werden.
- Liquiditätsrisiko: Bei Unternehmensanleihen kann es ein Liquiditätsrisiko geben. Das bedeutet, dass nur eine geringe oder gar keine Nachfrage an den Märkten besteht, sodass Sie eventuell den geplanten Verkauf an der Börse nicht fristgerecht nach Ihren Vorstellungen durchführen können.
Für wen sind Unternehmensanleihen geeignet?
Aus Sicht des Emittenten sind Unternehmensanleihen insbesondere für mittelständische und größere Unternehmen geeignet, um sich auf diese Weise frisches Geld zu besorgen. Das trifft insbesondere unter der Voraussetzung zu, dass eventuell die Kreditlinie bei der Bank geschont werden soll oder die Ausgabe der Anleihen günstiger ist, als einen Kredit aufzunehmen. Auf der anderen Seite kommen Unternehmensanleihen als Investment für eine größere Gruppe von Anlegern infrage.
Interessant sind die Anleihen eines Unternehmens vor allem für Privatanleger, die zum einen von regelmäßigen Zinserträgen profitieren möchten. Zum anderen sind die ertragsorientierten Anleger auf eine etwas höhere Rendite aus, sodass sie sich eher gegen Staatsanleihen entscheiden. Ferner kommt häufiger ein Investment in Aktien weniger infrage, weil das Risiko von Verlusten tendenziell höher ist, als das Risiko bei Unternehmensanleihen.
Zusammengefasst eignen sich Unternehmensanleihen somit vor allem für Anleger, auf die folgende Bedingungen zutreffen:
- Zins- und ertragsorientiert
- Schnelle Verfügbarkeit des Kapitals wichtig
- Vergleichsweise gute Sicherheit
- Mittel- bis langfristiger Anlagehorizont
- Vertrauen in ein bestimmtes Unternehmen
Wer sich nicht konkret für eine Unternehmensanleihe entscheiden möchte, dem stehen alternativ Anleihen ETFs zur Verfügung. Dort profitieren Anleger weiterhin von Zinsen, den Kursen und automatisch einer Diversifikation des Portfolios, weil die entsprechenden ETFs in mehrere Unternehmensanleihen investieren.
Wie und wo kann man Unternehmensanleihen kaufen?
Während Unternehmensanleihen oftmals im ersten Zug direkt an institutionelle Anleger ausgegeben werden, steht Privatanlegern die Börse zur Verfügung. Dort können Anleihen ähnlich wie Aktien gekauft und verkauft werden. Dazu geben Sie eine Kauf- bzw. Verkaufs-Order an Ihre Bank oder Ihren Broker, in der Sie nur wenige Angaben zur gewünschten Unternehmensanleihe machen müssen. Das sind im Wesentlichen:
- Name und ISIN der Unternehmensanleihe
- Stückzahl / Nominalbetrag
- Börse
- Eventuelles Kurslimit
Wenn Sie Unternehmensanleihen an der Börse kaufen möchten, müssen Sie als Voraussetzung lediglich ein Wertpapierdepot und ausreichend Guthaben auf Ihrem Verrechnungskonto haben, sodass Sie die entsprechenden Anleihen dann zum jeweils aktuellen Kurs an der Börse erwerben können.
Wie findet man gute Unternehmensanleihen und was ist zu beachten?
Insbesondere aufgrund der Tatsache, dass es eine große Anzahl von Unternehmensanleihen gibt, sollten Sie beim Vergleich der infrage kommenden Rentenpapiere auf einige Punkte achten. Bei vielen Anlegern steht zum Beispiel eine höhere Sicherheit im Vordergrund, sodass es wichtig ist, sich näher mit der Bonität des Emittenten der Anleihe zu beschäftigen.
Ebenfalls wichtig ist die Höhe und Art des Ertrages, ob die Zinsen beispielsweise monatlich, vierteljährlich oder jährlich ausgeschüttet werden und ob es sich um einen festen oder variablen Zins handelt. Zusammengefasst sollten Sie bei der Auswahl von Unternehmensanleihen in erster Linie auf folgenden Aspekte achten:
- Bonität des Emittenten / Rating
- Zinskupon
- Risikoaufschlag (Spread)
- Art des Zinssatzes
- Laufzeit
Die Bonität des Emittenten und damit die Ausfallwahrscheinlichkeit der Unternehmensanleihe können Sie am besten am sogenannten Rating festmachen. Diese Bewertung basiert auf unabhängigen Analysen durch Rating Agenturen, die entsprechend eine Note im Hinblick auf die Sicherheit des Emittenten vergeben. Bei der bekannten Rating Agentur Standard & Poor’s gibt es zum Beispiel „AAA“ (Triple A) als Bestnote.
Diese steht für eine sehr gute Bonität und damit für eine geringe Ausfallwahrscheinlichkeit. Ebenfalls ein guter Anhaltspunkt für die mögliche Ausfallwahrscheinlichkeit einer Anleihe ist der Risikoaufschlag, ebenfalls als Spread bezeichnet. Umso höher dieser ausfällt, desto größer ist die Ausfallwahrscheinlichkeit aufgrund einer eher schlechten Bonität des Emittenten.
Wie berechnet man die Rendite von Unternehmensanleihen?
Einige Anleger verwechseln den Zins einer Geldanlage mit der Rendite. Es ist wichtig zu wissen, dass sich die Rendite von den Zinsen unterscheidet, denn in der Rendite sind zum einen mögliche Kosten und zum anderen ein möglicher Kursgewinn oder Kursverlust enthalten. Wie Sie bereits wissen, kann die Rendite bei Unternehmensanleihen nicht nur aus dem Zins bestehen, sondern ebenfalls aus dem Kurs, falls Sie die Anleihe an der Börse zu einem Kurs von unter oder über 100 Prozent kaufen bzw. verkaufen.
Lohnt sich der Kauf einer Unternehmensanleihe?
Ob sich der Kauf von Unternehmensanleihen lohnt, lässt sich pauschal nicht beantworten. Es ist von mehreren Faktoren abhängig, ob und in welchem Umfang Sie mit dem Investment eine (gute) Rendite erzielen. So hat zum Beispiel der Zinsmarkt einen erheblichen Einfluss, nämlich über den Kurs der Unternehmensanleihen. Dieser wird sich immer dann verändern, wenn es an den Märkten Zinsveränderungen gibt, da die Anleihe selbst mit einem festen Zinssatz ausgestattet ist.
Darüber hinaus kommt es darauf an, mit welchen anderen Anlageformen Sie die Unternehmensanleihen vergleichen. Stehen Sie zum Beispiel vor der Entscheidung zwischen einer Unternehmensanleihe mit einem Zins von jährlich fünf Prozent und Aktien oder ETFs, die vielleicht eine Jahresrendite von 6,5 Prozent haben, lohnen sich die Anleihen rein rechnerisch weniger.
Grundsätzlich jedoch sind Anleihen eines Unternehmens vor allem für ertragsorientierte Kunden geeignet, die jährlich mit festen Erträgen kalkulieren und eine etwas höhere Rendite als mit Staatsanleihen erzielen möchten.