Innerer Wert und Zeitwert: Wichtige Bestandteile eines Optionsscheins
Der innere Wert zeigt Ihnen an, wie viel Ihr durch den Optionsschein erworbenes Optionsrecht wert ist, wenn Sie es jetzt genau in diesem Augenblick ausüben würden.
Der Zeitwert ist dagegen eine Art „Hoffnungswert“ (aus Ihrer Sicht) oder auch „Risikoprämie“ (aus Sicht der Bank).
Innerer Wert eines Optionsscheins
Die Banken bieten Ihnen die Optionsscheine nämlich nicht zum aktuellen Wert an, sondern verlangen als Gegenleistung für die Hebel-Wirkung einen Preis- Aufschlag.
Mehr zum Thema: So funktionieren Optionsscheine
Den inneren Wert eines Optionsscheins können Sie aus der Differenz zwischen dem aktuellen Kurs des Basiswerts und dem Basispreis berechnen. Die Formel bei einem Kauf-Optionsschein (Call) lautet:
Beispiel: Deutsche Telekom
Basiswert: Deutsche Telekom
Akt. Kurs Basispreis: 10,00 €
Basispreis: 8 €
Bezugsverhältnis: 1:1
Innerer Wert: 10 – 8 = 2 €
Der innere Wert zeigt Ihnen an, dass Sie, falls Sie die Option heute zum aktuellen Kurs ausüben würden, die Telekom-Aktie mithilfe des Optionsscheins 2 € günstiger erwerben können als beim direkten Kauf der Aktie über die Börse.
Wichtige Begriffe: Im Geld, aus dem Geld, am Geld
Das Optionsrecht hat damit mindestens einen Wert von 2 €. Optionen mit einem inneren Wert bezeichnet man als Optionen „im Geld“.
Notiert der Aktienkurs bei einem Call unter dem Basispreis, befindet sich die Option „aus dem Geld“, weil der Optionsschein es dem Investor nicht erlaubt, die Aktie „mit Gewinn“ zu kaufen.
Befindet sich der Aktienkurs in der Nähe des Basispreises, spricht man von einer Option „am Geld“.
Diese Begriffe beschreiben das Verhältnis des Optionskurses zum Basispreis (beispielsweise einer Aktie).
Kaufen Sie Optionsscheine „im“ oder „am Geld“: Diese Optionsscheine sind deutlich sicherer.
Der innere Wert ändert sich, wenn sich der Basispreis ändert. Bei einem Call steigt der innere Wert, wenn der Basiswert (etwa eine Aktie) steigt. Bei einem Put ist es umgekehrt.
Beispiel: Ein Call und ein Put auf eine Aktie mit Basispreis von 90 € und einem Bezugsverhältnis von 100:1.
Falls Sie einen solchen Kauf-Optionsschein auf die Aktie kaufen, sind Sie bei einem Kurs von mehr als 90 € mit dem „inneren Wert“ im Plus.
Steigt die Aktie weiter, gewinnen Sie überdurchschnittlich.
Beispiel für den inneren Wert
Der Kurs der Aktie liegt 10 € über dem Optionsrecht bei 90 €. 10 € Bezugsverhältnis 1:100 (1 Aktie für 100 Optionsscheine) = 0,10 € „innerer Wert“ des Optionsscheins.
Das Beispiel zeigt, wie sich der innere Wert verändert. Dabei können Sie die Hebel Wirkung gut erkennen:
Bei einem Kurs von 100 € besitzt der Call einen inneren Wert von 10 Cent. Steigt die Aktie um 10% auf 110 €, verdoppelt sich der innere Wert des Calls.
Damit beträgt der Hebel bei einem Aktien-Kurs von 100 € genau 10 (wegen der Verzehnfachung des Optionsscheingewinns gegenüber dem Aktiengewinn).
Die Emissionsbank wird Ihnen den Optionsschein jedoch nicht für 5 € anbieten.
Als Gegenleistung für die Vorteile des Optionsscheins (geringer Kapitaleinsatz und Hebel-Wirkung) verlangt sie eine Risikoprämie.
Aus Sicht des Anlegers ist das dagegen eine Art „Hoffnungswert“.
Sie sind von der zukünftigen Aufwärtsbewegung des Basiswerts überzeugt und bezahlen einen höheren Preis, um von dieser Bewegung durch den Optionsschein überproportional profitieren zu können.
Sie hoffen also, dass der innere Wert des Optionsscheines noch deutlich steigt.
Beispiel: Deutsche Telekom
Basiswert: Deutsche Telekom
Akt. Kurs Basispreis: 10,00 €
Basispreis: 8 €
Bezugsverhältnis: 1:1
Innerer Wert: 10 – 8 = 2 €
Kurs Optionsschein: 3 €
In diesem Beispiel liegt der innere Wert bei 2 € (wie oben ausgerechnet), der Optionsschein kostet Sie jedoch 3 €.
Der Zeitwert bei einem Optionsschein
Den Zeitwert eines Kauf-Optionsscheines berechnen Sie jetzt mit der Formel:
Der Zeitwert von 1 € zeigt Ihr aktuelles Risiko an. Wenn der Optionsschein heute fällig würde, müssten Sie mit einem Verlust von 1 € rechnen.
Denn es gilt: Der Zeitwert sinkt während der Laufzeit und erreicht am Tag der Fälligkeit (Laufzeitende) einen Wert von 0.
Am Tag der Fälligkeit zählt also nur noch der innere Wert. Die Emissionsbank berechnet diesen Zeitwert nicht willkürlich, sondern berücksichtigt 3 Faktoren:
Restlaufzeit des Optionsscheins, erwartete Schwankungsstärke (implizite Volatilität) und Zinsniveau.
Grob vereinfacht lässt sich sagen: Je stärker der Basiswert schwankt, desto höher wird die Risikoprämie (der Zeitwert) ausfallen.
Mein Tipp: Verkaufen Sie Ihre Optionsscheine rund 3 Monate vor Laufzeitende.
Der Zeitwert sinkt nämlich nicht linear, sondern speziell in der Schlussphase überproportional stark.