Delta bei Optionsschein – interpretieren & berechnen + Beispiel
Bei Optionsscheinen gibt es mehrere Kennzahlen, die zu einer genutzt werden. Das sind in erster Linie die sogenannten Optionsgriechen, da die entsprechende Kennzahl nach einem Buchstaben im griechischen Alphabet benannt ist. Eine der bekanntesten Kennzahlen bei Optionsscheinen ist das Delta.
In unserem Beitrag erfahren Sie, was das Delta bei Optionsscheinen ist und wie Sie es interpretieren. Wir gehen darauf ein, wofür die Kennzahl verwendet wird, wie die Berechnung erfolgt und zeigen die Vor- sowie Nachteile auf.
Was ist das Delta bei Optionsscheinen?
Das Delta ist die wohl bekannteste Kennzahl, die im Zusammenhang mit der Analyse von Optionsscheinen und auch Optionen genutzt wird. Das Delta gibt an, in welchem Umfang sich der Preis für den Optionsschein ändert, sollte der Kurs des Basiswertes fallen oder steigen. Auf diese Weise erkennen Trader, wie hoch der sogenannte Hebel ist. Dieser zeigt, um welchen Wert sich der Preis des Optionsscheins verändert, wenn zum Beispiel der Kurs des Basiswertes um ein Prozent steigt. Das Delta wird meistens als Sensitivitätskennzahl bezeichnet. Das ist darauf zurückzuführen, dass dargestellt wird, wie sensitiv der Preis des Optionsscheins reagiert, wenn der Kurs des Basiswertes steigt oder fällt, sich also verändert.
Wie wird das Delta interpretiert?
Damit Trader etwas mit dem Delta eines Optionsscheins anfangen können, muss eine korrekte Interpretation erfolgen. Diese ist nicht besonders schwer, was daran liegt, dass die Kennzahl nur bestimmte Werte haben kann. Diese stellen sich im Hinblick auf die zwei unterschiedlichen Varianten der Optionsscheinen wie folgt dar:
- Call Optionsscheine: Delta liegt zwischen 0 und 1
- Put Optionsscheinen: Delta liegt zwischen -1 und 0
Daraus leitet sich ab, dass die Kennzahl Delta bei einem Call-Optionsschein stets positiv ist und bei einem Put-Optionsschein demgegenüber einen negativen Wert hat.
Oft wird das Delta bei der Interpretation als Risikoindikator genutzt. Daran lesen Trader ab, in welchem Umfang sich der Preis des Optionsscheins voraussichtlich verändert, wenn zum Beispiel der Kurs der Aktie als Basiswert um ein Prozent oder um einen Euro steigt bzw. fällt.
Befindet sich ein Call-Optionsschein zum Beispiel deutlich im Geld, ist der Basispreis demnach niedriger als der aktuelle Kurs des Basiswertes, dann liegt das Delta auf einem recht hohen Niveau, beispielsweise bei 0,8.
Typisch sind die folgenden Werte des Deltas, an denen Sie sich auch bei der Interpretation der Kennzahl orientieren können:
- 0,8 bis 1: Optionsschein liegt deutlich im Geld
- 0,5: Optionsscheinen ist am Geld
- 0,2 bis 0: Optionsschein liegt aus dem Geld
Diese Werte beziehen sich auf Call-Optionsscheine. Bei einem Put-Optionsschein werden die entsprechenden Werte des Deltas stattdessen negativ, jedoch in etwa im gleichen Bereich.
Wofür wird das Delta genutzt?
Verwendet wird die Kennzahl Delta zunächst einmal von Tradern, die gerne wissen möchten, wie sensitiv der Preis eines Optionsscheins reagiert, sollte sich der Kurs des Basiswertes um eine sogenannte Geldeinheit, wie zum Beispiel um einen Euro, verändern. Zudem nutzen Trader das Delta, um zu erkennen, welche Anzahl von Basiswerten durch eine bestimmte Anzahl von Optionsscheinen abgebildet werden kann.
Beispiel: Delta bei Optionsscheinen berechnen
Kommen wir zur Berechnung des Deltas als Kennzahl, die sowohl bei Optionsscheinen als auch Optionen genutzt wird. Am besten lässt sich die Berechnung und damit indirekt das Bezugsverhältnis zwischen Optionsscheinen und Basiswert bei einer Veränderung an einem Beispiel verdeutlichen.
Wir gehen davon aus, dass Sie sich dazu entschlossen haben, mit einem Call-Optionsschein auf einen steigenden Kurs des Basiswertes, im Beispiel einer Aktie, zu spekulieren. Aktuell notiert der Kurs der Aktie bei 40 Euro.
Ferner nehmen wir für unsere Beispielrechnung an, dass das Delta einen Wert von 0,6 hat. Das würde bedeuten, dass der Preis des Optionsscheins um 0,60 Euro steigt, sollte der Kurs der Aktie um einen Euro steigen.
Fällt hingegen der Kurs des Basiswertes, ebenfalls um einen Euro, würde auch der Preis der Option entsprechend dem Delta um 0,60 Euro fallen.
Das Delta wird somit einfach berechnet, indem analysiert wird, um welchen Betrag sich der Preis des Optionsscheins bei sonst gleich bleibenden Bedingungen ändert, wenn der Kurs des Basiswertes um einen bestimmten Wert steigt oder fällt.
Welche Vorteile hat die Kennzahl Delta?
Viele Trader nutzen die Kennzahl Delta zur Analyse, weil sie vor allem die Vorteile sehen. Vorzüge sind in erster Linie:
- Trader leiten am Delta ab, in welchem Umfang sich der Preis des Optionsscheins bei Änderungen im Kurs des Basiswertes bewegen könnte
- Leichte Berechnung der Kennzahl
- Praxis spiegelt das Wertverhältnis oft gut wieder, welches durch die Kennzahl Delta ermittelt wurde
Welche Nachteile hat die Kennzahl Delta?
Neben diesen Vorteilen gibt es allerdings ebenfalls Nachteile, denn es handelt sich bei der Kennzahl Delta manchmal lediglich um einen theoretischen Wert:
- Tatsächliche Preisbewegung beim Optionsschein häufiger nicht identisch mit dem Delta
- Marktpsychologie wird nicht mit eingerechnet
- Angebot und Nachfrage bleiben außen vor
Die große Schwäche einer Kennzahl wie dem Delta ist, dass es sich um eine rein theoretische Größe handelt. In der Praxis verändert sich der Preis der Optionsscheine dennoch nicht selten entweder stärker oder schwächer, als eigentlich durch das Delta „vorausgesagt“ ist.
Zudem bleiben Börsenpsychologie und Angebote sowie Nachfrage unberücksichtigt, die jedoch einen erheblichen Einfluss auf den tatsächlichen Preis von Optionsscheinen haben können.
Welche anderen Kennzahlen gibt es bei einem Optionsschein?
Das Delta ist war die bekannteste, aber nicht die einzige Kennzahl, die im Zusammenhang mit Optionsscheinen und Optionen ermittelt wird. Zu den sogenannten Optionsgriechen zählen ebenfalls:
- Theta
- Gamma
- Vega
Die Kennzahl Theta zeigt zum Beispiel an, in welchem Umfang sich der Zeitwertverfall des Optionsscheins auf den Preis der Option auswirkt. Beim Vega hingegen geht es um die implizite Volatilität und wie diese sich auf den Optionspreis auswirken wird.
Delta zur Kaufentscheidung heranziehen – wichtige Tipps
Man kann mit Delta auch vor dem Kauf abwägen, ob sich ein Investment lohnt. Befindet sich Delta etwa bei 0,5 oder -0,5, fällt der Hebel und damit der mögliche Gewinn des Scheins eher gering aus. Um eine große Bewegung des Basiswerts mitzunehmen, empfiehlt es sich, Optionsscheine zu kaufen, wenn sie günstig bewertet sind.
Dazu sollte der Schein „aus dem Geld“ liegen und auch noch genügend Laufzeit haben, damit der Basiswert den gewünschten Wert erreichen kann.
Optionsscheine, die bereits deutlich „im Geld“ liegen, lassen sich die Emittenten auch gut bezahlen. Ein Delta nahe -1 oder 1 ist darum bereits ein Argument gegen den Kauf, genauso wie ein Wert nahe Null.
Für Anfänger kann es ratsam sein, erst einmal mit Delta-Werten zwischen 0,4 und 0,7 zu experimentieren. Das sind keine fixen Begrenzungen, aber sie halten das Risiko anfangs gering.