Optionsscheine: Dividendenabschlag und Sonderdividende
Definition: Was ist ein Dividendenabschlag?
Der Dividendenabschlag ist der Kursverlust einer Aktie am Tag nach der Hauptversammlung einer Aktiengesellschaft, an dem die Dividende gezahlt wird. An der Börse gibt es allerdings niemanden, der die Dividende “abschlägt”. Der Abschlag kommt vielmehr automatisch zustande, indem Käufer und Verkäufer ihre Orders anpassen. Denn grundsätzlich gilt: Nur diejenigen bekommen die Dividende ausgezahlt, die die entsprechende Aktie am Stichtag in seinem Depot haben oder hatte.
Beispiel Dividendenabschlag: Wie handeln Käufer und Verkäufer?
Ein konkretes Beispiel hilft bei der Erklärung des Dividendenabschlags bei Optionsscheinen:
Der Käufer rechnet mit einer Dividende von 3 Euro und würde eine Aktie zum Stichtag vor dem Hauptversammlungstermin für 23 Euro erwerben. Nach der Ausschüttung der Dividende würde er jedoch nur noch 20 Euro zahlen. Er senkt seinen Kaufauftrag und passt ihn um die ausgeschüttete Dividende an. So nimmt er seinen Dividendenabschlag vor.
Genau dasselbe macht auch der Aktienverkäufer, er passt seine Verkaufsorder entsprechend der Dividendenausschüttung an. Aus diesem Vorgehen von Käufer und Verkäufer resultiert der neue Kurs der Aktie. Dieser fällt oftmals analog zur Dividende.
Sollten die Gewinnerwartungen im Markt hoch und die Nachfrage nach der Aktie weiterhin stark sein, so kann es unter Umständen auch vorkommen, dass der Dividendenabschlag kleiner ausfällt oder gar nicht zum Zuge kommt. Insbesondere dann, wenn im Zuge der Hauptversammlung neue positive Nachrichten für die Gesellschaft publik werden.
Wie wirkt sich der Dividendenabschlag auf Optionsscheine aus?
Die erwartete Dividende und folglich der daraus resultierende Kursabschlag ist somit im Preis eines Optionsscheines bereits berücksichtigt. Das hat zur Folge, dass aufgrund des Dividendenabschlages am Tag nach der Hauptversammlung keine neue Bewegung des Optionsscheinpreises zu erwarten ist (ohne Berücksichtigung anderer Einflussfaktoren).
Bedenken Sie: der Dividendenabschlag bei der Aktie erfolgt schlagartig, am Tag nach der Hauptversammlung. Die Preisanpassung eines entsprechenden Optionsscheines dagegen im Vorfeld „schleichend“.
Der Grund: das Vermögen eines Aktienbesitzers bleibt nach Zahlung der Dividenden gleich: im Beispiel vor 23 Euro Aktienwert. Nachher 20 Euro Aktienwert plus 3 Euro Dividende.
Was passiert bei einer Sonderdividende?
Gemäß Optionsscheinbedingungen liegt bei der Ausschüttung einer Sonderdividende ein Anpassungsereignis vor, bei dem Basispreis und Bezugsverhältnis angepasst werden. So wird bei einem Optionsschein (Call) der Basispreis nach unten angepasst (beim Put ist es dagegen umgekehrt), damit dieser durch den Effekt des Sonderdividendenabschlages nicht den relativen Abstand zum Kurs des Basiswertes verringert.
Die für Aktionäre erfreulichen Dividenden können für Anleger bei strukturierten Produkten zum Teil also erhebliche Nachteile bedeuten.
Optionsscheine: Beachten Sie auch andere Einflussfaktoren
Bei Optionsscheinen, den Dividendenabschlag einmal außen vorgelassen, spielen noch weitere Einflussfaktoren eine Rolle. Deshalb sollten Investoren im Vorfeld einer solchen Ausschüttung genau auf die Feinheiten des jeweiligen Produktes achten. Das gilt vor allem für Optionsscheine und andere Hebelprodukte.
Dabei hilft ein Blick in den entsprechenden Emissionsprospekt. Da es sich beim Optionsscheinmarkt nicht um einen einheitlich geregelten Markt handelt, können in den Emissionsbedingungen unterschiedliche Vorgaben dazu enthalten sein. Schauen Sie sich diese vorab daher genau an.
Nur so können Sie böse Überraschungen bei einem Optionsschein hinsichtlich des Dividendenabschlags umgehen.