Emittentenrisiko: Wann? Folgen? + Risiken mindern!
Bei vielen Anlageprodukten besteht für Anleger das Risiko, dass der Herausgeber insolvent werden könnte. Sollte das passieren, verlieren Kunden in der Regel einen Großteil ihres Geldes oder gar das gesamte Kapital, das sie in das entsprechende Produkt oder Unternehmen investiert haben. Die Gefahr der Insolvenz bzw. Zahlungsunfähigkeit des Herausgebers wird als Emittentenrisiko bezeichnet.
In unserem Beitrag erfahren Sie, worum es sich beim Emittentenrisiko sowie bei einem Emittenten handelt. Wir gehen ferner darauf ein, bei welchen Anlageklassen dieses Risiko existiert, was die Konsequenzen des Emittentenrisiko sind und wie Sie das Risiko reduzieren können.
Was ist das Emittentenrisiko?
Mit dem Emittentenrisiko wird ein Kredit- oder Ausfallrisiko für bestimmte Anlageformen beschrieben, die durch einen Emittenten herausgegeben werden. Das Risiko im Zusammenhang mit der Emission von Finanzprodukten beinhaltet, dass der Emittent zum Beispiel als Unternehmen seine Verpflichtungen zur Rückzahlung des Kapitals nicht mehr erfüllen kann. Häufig wird der Begriff Bonitätsrisiko synonym für das Emittentenrisiko beim Anlegen verwendet.
In diesem Fall stehen Anleger, wenn sie Pech haben, vor dem Totalverlust. Da die Wertpapiere in der Regel wertlos werden, verfallen sie in der Folge.
Anlageklassen: Wann habe ich als Anleger ein Emittentenrisiko?
Die gute Nachricht ist, dass es nicht bei allen Anlageformen ein Emittentenrisiko gibt, bei denen Sie eventuell Ihr Geld verlieren können. In erster Linie handelt es sich um folgende Anlageprodukte, die mit dem Risiko einer Insolvenz des Emittenten ausgestattet sind:
- Anleihe
- Aktie
- Zertifikat
- Derivat
- Tagesgeld
- Festgeld
- Spareinlage
Es sind also eine Reihe bekannter und häufig genutzter Anlageformen wie die Anleihe, das Zertifikat, die Aktie und ein Festgeld, die mit einem Emittentenrisiko versehen sind.
Bei Tages- und Festgeldern sowie Spareinlagen ist das Emittentenrisiko allerdings begrenzt, weil für diese Finanzprodukte die gesetzliche Einlagensicherung innerhalb der EU greift. Das bedeutet, dass die Einlagen mindestens bis zu 100.000 Euro auch bei Insolvenz der Bank geschützt sind und Sie Ihr Kapital daher nicht verlieren.
Welche Folgen drohen beim Emittentenrisiko?
Im ersten Schritt haben Aktien und Anleihen nach ihrer Emission keinen Nachteil für Anleger. Zum tragen kommt das Emittentenrisiko beim Anlegen zum Beispiel bei einem Wertpapier erst, wenn das Unternehmen als Emittent zahlungsunfähig wird oder sogar in die Insolvenz gehen muss.
Unter der Voraussetzung ergeben sich für Anleger die folgenden, möglichen Konsequenzen:
- Teilweiser Verlust des Kapitals
- Vollständiger Verlust des investierten Geldes (Totalverlust)
Im ersten Fall kommt es „nur“ zu einem teilweisen Verlust des investierten Kapitals. In der Lage nimmt der Emittent zum Beispiel Stundungen vor, Zinsen werden nur zum Teil gezahlt oder die Rückzahlung zum vereinbarten Zeitpunkt ist nicht vollständig und der andere Teil wird nach „hinten“ verschoben.
Im schlimmeren Fall ist das investierte Kapital vollständig verloren, sodass Anleger einen Totalverlust erleiden. Der Totalausfall bedeutet für den Gläubiger, dass er keine Möglichkeit mehr hat, sein Geld zurück zu erhalten.
Wie kann ich das Emittentenrisiko bewerten?
Damit Anleger zumindest wissen, wie hoch das Emittentenrisiko zum Beispiel bei einem Unternehmen oder einer Bank ausfällt, sollte das Risiko bewertet werden. Dazu dienen sogenannte Ratings oder auch Emittentenratings, die zum Beispiel von verschiedenen Rating-Agenturen vorgenommen werden:
Zu den bekanntesten und größten Rating-Agenturen der Welt zählen:
- Moody’s
- Fitch
- Standard & Poor’s
Die Aufgabe der Rating-Agentur besteht darin, sich intensiv mit dem Emittenten auseinanderzusetzen, also mit Unternehmen, Staaten und Banken. Die Agenturen bewerten anschließend die Bonität der Emittenten und somit die Höhe des Emittentenrisikos.
Die Faktoren, welche dabei untersucht werden, sind beispielsweise die Höhe des Eigenkapitals, die Verschuldung bei Schwankungen der Konjunktur und die Kontinuität der Erträge.
Ausgedrückt wird die Bewertung mit einer Rating-Note, die zum Beispiel bei Standard & Poor’s von AAA (Bestnote) bis D (sehr geringe Bonität) reicht. Durch einen Blick auf die Rating-Note wissen Anleger zumindest, wie hoch das Ausfallrisiko ihres investierten Kapitals ungefähr wäre.
Wie lässt sich das Emittentenrisiko mindern?
Es gibt verschiedene Maßnahmen, mit denen Sie das Emittentenrisiko entweder aktiv mindern können oder dieses durch Sicherheitsmechanismen reduziert ist:
- Anlagen mit Einlagensicherung wählen
- Bonität des Emittenten bewerten (lassen)
- In ETFs und Fonds investieren
- Diversifikation vornehmen
Bei Tages- und Festgeldern sowie Spareinlagen greift die gesetzliche Einlagensicherung. Das bedeutet, dass Ihr Geld selbst bei Insolvenz des Emittenten mindestens bis zu einem Betrag von 100.000 Euro geschützt ist. Allerdings gilt diese Sicherung nur innerhalb der EU, sodass Sie bei der Wahl der Anlage darauf achten sollten, in welchem Land der Emittent ansässig ist.
Zudem können Sie sich alternativ für ETFs und Fonds entscheiden, da es dort aufgrund des Sondervermögens kein Emittentenrisiko gibt.
Eine aktive Maßnahme, welche die negativen Folgen des Emittentenrisikos reduziert, ist das Einholen von Informationen zum Emittenten, insbesondere zu dessen Bonität (Rating). Sie können dann zumindest einschätzen, ob Sie das Risiko bewusst eingehen oder nicht.
Darüber hinaus erreichen Sie durch eine gute Diversifikation, also die Verteilung Ihres Kapitals auf mehrere Anlageprodukte, eine Reduzierung des Risikos. Wird zum Beispiel ein Emittent zahlungsunfähig, macht dessen Anleihe jedoch nur zehn Prozent Ihres Gesamtportfolios aus, beträgt Ihr Verlust maximal zehn Prozent. Hätten Sie hingegen nur diese Anleihe im Depot, könnte ein Totalverlust von 100 Prozent entstehen.