Open-End-Zertifikate – Anlagen ohne Laufzeit haben ihren Preis
Aktien, Rohstoffe, Indizes, short oder long, mit oder ohne Hebel – Ein Anleger findet für so ziemlich jede Strategie ein passendes Zertifikat. Die meisten haben eine feste Laufzeit. Doch was, wenn sich der Basiswert zum Fälligkeitstag nicht wie gewünscht entwickelt hat? Die Antwort sind Open-End-Zertifikate, auch Endlos-Zertifikate genannt. Doch hier heißt es aufpassen.
Open-End-Zertifikate: Vorteil
Bei Open End Zertifikaten kann ein Anleger so lange investiert bleiben, wie er will und den Ausstiegszeitpunkt frei bestimmen. Gleich um welchen Basiswert es auch geht, Open-End-Zertifikate können börsentäglich wie normale Aktien über ein Depot an der Börse gehandelt werden – alternativ beim jeweiligen Emittenten.
Der Vorteil: Man kann Open-End-Zertifikate als Langfristanlage nutzen und zum besten Zeitpunkt Gewinne mitnehmen, die sich aus der Performance des Basiswerts ergeben. Hinzu kommt: Wenn etwa ein Index nur im Verhältnis von 1:10 oder 1:100 abgebildet wird, ist auch der Einsatz gering. Notiert z.B. der Dax bei 8.000 Punkten, so kostet ein Zertifikat beim Verhältnis 1:100 nur 80 €.
Nachteil: Open-End-Zertifikate mit Kündigung
Der Nachteil: Die Emittenten behalten sich, ebenfall vor, das Engagement bei Bedarf zu kündigen. Ein Grund könnte sein, dass das Zertifikat sich für sie als Flop erweist, weil es nur von wenigen Investoren gehalten wird. In dem Fall bekommen die Anleger den aktuellen Wert ausgezahlt.
Die Kündigungsfristen können je nach Anbieter verschieden ausfallen: jährlich, halbjährlich oder sogar auch im Quartal. Da derartige Anlagen in der Regel von längerfristigen Effekten leben, sollte von Anfang an auf eine möglichst lange Kündigungsfrist geachtet werden. Es ist immer besser, wenn ein Anleger zeitig planen und sich nach Alternativen umsehen kann.
Abgesehen davon muss ein Emittent hierbei auf seine Veröffentlichungspflichten achten, da ansonsten ein Anleger Schadensersatz einklagen kann. Insgesamt jedoch werden Kündigungen nur sehr zurückhaltend wahrgenommen. Solche Fälle schaden letztlich auch dem Image der Anbieter.
Schleichende Anpassung bei Turbo-Zertifikaten
Open-End-Zertifikate mit Hebelwirkung indes haben inhaltliche Abweichungen im Vergleich zu Laufzeitprodukten. Bei solchen Turbo-Zertifikaten gibt es eine bestimmte Knock-Out-Schwelle.
Wird die nach unten durchbrochen, wird das Zertifikat ausgebucht. Der Anleger hat seinen Einsatz verloren. Auch ein zusätzlicher Stop-Loss bewirkt nur, dass wenigstens der Restwert gutgeschrieben wird.
Beim Open-End-Turbo sieht sich der Emittent gezwungen, wegen der laufenden Kosten für das Investment die Knock-Out-Schwelle und den Basispreis ständig anzuheben. Endlos laufende Hebelzertifikate würden zum Totalverlust führen, wenn sich der Basiswert nicht ändern würde. Stop-Loss-Barrieren werden übrigens ebenfalls angepasst.
Damit es nicht zu Überraschungen kommt, muss man bei Open-End-Turbos diese Entwicklung ständig im Auge behalten.
Rollverluste und Währungseffekte
Ein weiteres Problem sind Rollverluste etwa bei Zertifikaten auf Rohstoffe. Rollverluste entstehen z.B. dann, wenn sich der Dollar verteuert. Bei Open-End-Zertifikaten wird ein Future-Kontrakt durch einen neuen ersetzt, was zumindest Kosten spart. Doch sie sind keine echte Lösung, wenn sie ungesichert nur auf kurzlaufenden rollierenden Futures basieren.
Als Lösungsansatz werden zum Teil Open-End-Produkte angeboten, die auf einen gleitenden Prozess setzen und sowohl kurzlaufende als auch Futures mit Laufzeiten bis 3 Jahren enthalten.
Ein anderer Ansatz sind sog. Quanto-Zertifikate als währungsgesicherte Open-End-Zertifikate. Diese Währungsabsicherung aber verursacht Extragebühren, die je nach Anbieter verschieden ausfallen. In der Regel schlagen sie sich in einem etwas niedrigeren Kurs des Zertifikats nieder.