Express-Zertifikate: Chancen, Risiken und Tipps zum Investieren
Bei Zertifikaten gibt es am Markt eine große Auswahl. Die unterschiedlichen Schuldverschreibungen haben zum Beispiel abweichende Laufzeiten, Basiswerte, Bedingungen und Formen der Erträge. Eine dieser zahlreichen Produktvarianten sind die sogenannten Express-Zertifikate. In unserem Beitrag gehen wir darauf ein, was Express-Zertifikat ist und wie es funktioniert. Wir führen einige Varianten der Express-Zertifikate auf, gehen auf die Vor- sowie Nachteile ein und erklären, für wen sich diese Zertifikate in der Praxis eignen.
Was ist ein Express-Zertifikat?
Ein Express-Zertifikat beinhaltet in den meisten Fällen keine festgelegte Laufzeit und somit kein definiertes Laufzeitende. Allerdings gibt es normalerweise eine maximale Laufzeit, die oft bei mehreren Jahren nach Emission des Produktes endet. Abweichend von einer Rückzahlung zum Ende der Laufzeit findet oft eine vorzeitige Rückzahlung des investierten Kapitals statt.
Das passiert unter der Voraussetzung, dass der Kurs des Basiswertes eine bestimmte Marke erreicht oder überschreitet. Diese Marke wird in der Regel als Auszahlungslevel bezeichnet. Es gibt bestimmte Beobachtungstage, an denen analysiert wird, ob der Kurs des Basiswertes diese Schwelle erreicht hat. Diese Tage sind dafür entscheidend, ob eine „Express-Auszahlung“ stattfindet und das Zertifikat damit „erlischt“.
Der Auszahlungsbetrag würde sich dann auf den Nominalbetrag plus einer Express-Zahlung belaufen. Diese ist gleichsam der Ertrag, den Anleger durch Express-Zertifikate erzielen. Sollte das Auszahlungslevel zum Beispiel erst nach dem dritten Beobachtungstag erreicht werden, würde die Rückzahlung trotzdem alle zuvor angesammelten Express-Zahlungen beinhalten.
Sollte der Kurs des Basiswertes das Auszahlungslevel erst am Laufzeitende erreichen bzw. überschreiten, bedeutet das für den Anleger den maximal möglichen Ertrag. Notiert der Kurs hingegen unterhalb des Levels, jedoch oberhalb der Barriere, würde die Rückzahlung zum Nominalwert stattfinden. Liegt der Kurs hingegen unter dem Auszahlungslevel und der Barriere, erleidet der Anleger Verluste.
Welche Arten von Express-Zertifikaten werden unterschieden?
Es gibt bei den Express-Zertfikaten eine Reihe von Produktvarianten, die sich natürlich im Basiswert, im Hinblick auf die Rückzahlung, aber auch hinsichtlich der sonstigen Bedingungen unterscheiden. Mal gibt es eine Barriere, mal nicht. Die bekanntesten Arten der Express-Zertifikate möchten wir Ihnen im Folgenden kurz erläutern.
Express Bonus
Das Express-Bonus-Zertifikat kombiniert zwei Zertifikate-Arten. Im ersten Schritt handelt es sich um ein gewöhnliches Express-Zertifikat. Die andere kombinierte Zertifikate-Art beinhaltet, dass am Laufzeitende ein Bonus ausgezahlt wird, sollte eine sogenannte Sicherheitsschwelle nie während der Laufzeit berührt worden sein. So profitiert der Anleger von der Performance des Basiswertes. Wird allerdings während der Laufzeit die Sicherheitsschwelle berührt, nimmt er ebenfalls an der negativen Performance teil.
Easy-Express-Zertifikat
Diese Art von Express-Zertifikaten ist einfach zu erklären. Sie unterscheidet sich von den gewöhnlichen Express-Zertifikaten dadurch, dass die Laufzeit in aller Regel nur knapp über einem Jahr liegt. Das führt dazu, dass es nur einen einzigen Beobachtungstag gibt.
Alpha-Express-Zertifikat
Die Alpha-Express-Zertifikate bietet dem Anleger die Möglichkeit, marktneutral Geld anzulegen. Der Grund besteht darin, dass die Auszahlung des Bonus nicht von der Kursentwicklung des Basiswertes abhängt. Stattdessen ist es relevant, ob der Basiswert sich positiver als eine Benchmark (Vergleichswert) entwickelt.
Weitere Zertifikate-Arten, die ebenfalls in die große Gruppe der Express-Zertifikate fallen, sind:
- Relax-Express
- Multi-Express
- Best-Express
- Stufen-Express-Zertifikat
Wie funktioniert ein Express-Zertifikat?
Zunächst einmal funktioniert ein Express-Zertifikat von seiner Struktur her wie andere Zertifikate. Das bedeutet, dass es einen Basiswert gibt, auf den sich Express-Zertifikate beziehen. Als Basiswert kommen vor allem die folgenden Finanzprodukte infrage:
- Aktien
- Indizes
Weniger häufig handelt es sich hingegen um Rohstoffe, Zinsen oder Devisen, auf die sich die Express Zertifikate beziehen. Zum Zeitpunkt der Emission der Express-Zertifikate wird neben dem Basiswert, zum Beispiel der Aktie, ebenfalls ein Basispreis definiert. Dieser ist normalerweise identisch mit dem Kurs des Basiswertes zum Zeitpunkt der Emission der Zertifikate. Ebenfalls wird in den Bedingungen die maximale Laufzeit als spätestes Laufzeitende festgehalten, die zum Beispiel maximal drei Jahre oder alternativ sechs Beobachtungstage betragen kann.
Die Besonderheit bei der Funktion von Express-Zertifikaten ist, dass eine vorzeitige Rückzahlung stattfinden kann, sollte der Kurs des Basiswertes an dem entsprechenden Beobachtungstag auf oder oberhalb des definierten Auszahlungslevels liegen. Ist der Kurs des Basiswerts hingegen unterhalb dieses Levels angesiedelt, verlängert sich das Express-Zertifikat automatisch bis zum nächsten Beobachtungstag.
Wie und wo handelt man Express-Zertifikate?
Express-Zertifikate werden in erster Linie an der gewöhnlichen Wertpapierbörse gehandelt, zum Beispiel wie auch Aktien in Frankfurt oder auf XETRA. Alternativ gibt es den Handel der Zertifikate ebenso in außerbörslichen Bereich, sodass Sie Express-Zertifikate auf direktem Wege vom Emittenten erwerben können.
Sie brauchen lediglich ein Depotkonto bei einer Bank oder einem Broker, wenn Sie Express-Zertifikate handeln möchten.
Welche Vorteile und Chancen haben Express-Zertifikate?
Um herauszufinden, ob Express-Zertifikate für Sie als Anleger geeignet sind, sollten Sie sich mit den Vor- und Nachteilen bzw. Chancen und Risiken beschäftigen. Die wichtigsten Vorzüge dieser Zertifikate als Anlageform sind:
- Attraktive Renditen auch in Seitwärtsmärkten möglich
- Für andere Anlagen frei werdendes Kapital bei schneller Rückzahlung
- Positive Renditen selbst bei kleineren Kursverlusten des Basiswertes realisierbar
- Große Auswahl bei den Basiswerten
Was sind die Nachteile und Risiken der Express-Zertifikate?
Grundsätzlich ist das Risiko eines Investments in Express-Zertifikate nicht gering. Folgende Nachteile und Risiken weisen Express-Zertifikate auf:
- Sie nehmen 1:1 am Kursverlust teil, sollte die Barriere durchbrochen werden
- Totalverlust möglich
- Emittentenrisiko
- Keine Ausschüttung von Dividenden
- Zum Teil komplizierte Struktur
Wenn zum Beispiel eine Aktie der Basiswert des Express-Zertifikates ist, erhalten Sie im Gegensatz zum Direktinvestment in Aktien keine Dividende.
Zudem sind einige Varianten der Express-Zertifikate relativ komplex in ihren Bedingungen, sodass sie sich nicht für Anfänger im Bereich dieser Anlageklasse eignen.
Nicht zu vergessen ist das Emittentenrisiko, denn auch bei Express-Zertifikaten handelt es sich um Schuldverschreibungen. Das bedeutet, dass Sie eventuell einen Totalverlust erleiden, sollte der Emittent insolvent werden.
Für wen eignen sich Express-Zertifikate?
Grundsätzlich eignen sich Express-Zertifikate vor allem für Anleger, die in Märkte investieren möchten, die sich voraussichtlich seitwärts bewegen werden. Zwar erzielen Sie auch bei steigenden Kursen der Aktien oder sonstigen Basiswerte Gewinn. Dann allerdings wäre ein Direktinvestment, zum Beispiel in eine Aktie, aufgrund der Begrenzung der Renditen bei den Express-Zertifikaten rentabler gewesen. Zudem sollten Anleger sich unbedingt des höheren Risikos bewusst sein, welches sie mit den Zertifikaten eingehen.
6 Tipps: Worauf sollte ich bei der Wahl des Express-Zertifikates achten?
Wenn Sie sich für die Anlage in Express-Zertifikate entscheiden haben, sollten Sie einige Punkte beachten. Wir möchten Ihnen daher folgenden Tipps geben, was bei der Wahl des Express-Zertifikates ausschlaggebend sein kann.
Tipp 1: Beschäftigen Sie sich ausführlich mit den Basiswerten. Zunächst einmal sollten Sie sich mit den Märkten und Basiswerten beschäftigen, die grundsätzlich infrage kommen. Mit dem Express-Zertifikat wählen Sie gleichzeitig den Basiswert, dessen Kursentwicklung Sie – in welche Richtung auch immer – einschätzen müssen.
Tipp 2: Schauen Sie sich die unterschiedlichen Express-Zertifikat-Arten an. Wie in unserem Beitrag deutlich geworden ist, gibt es nicht nur dass eine Express-Zertifikat, sondern unterschiedliche Varianten. Setzen Sie sich unbedingt mit den Bedingungen und Konstruktionen der verschiedenen Arten auseinander, um sich für die passende Form des Express-Zertifikates zu entscheiden.
Tipp 3: Denken Sie an die bestehenden Risiken. Nicht bei allen Express-Zertifikaten ist das Risiko gleich. Das kann zum Beispiel daran liegen, wie hoch das Sicherheitslevel liegt und welche Bedingungen es zusätzlich gibt. Wichtig ist, dass Sie auf jeden Fall Ihr Gesamtrisiko kennen, bevor Sie sich für eine Variante entscheiden.
Tipp 4: Ziehen Sie Alternativen in Betracht. Manchmal ist das Direktinvestment in den Basiswert erfolgsversprechender als die Nutzung von Express-Zertifikaten. Das gilt insbesondere unter der Voraussetzung, dass zum Beispiel Analysten für eine Aktie positive Prognosen abgeben und mit deutlichen Kurssteigerungen zu rechnen ist.
Tipp 5: Achten Sie auf die Handelsvolumina beim Express-Zertifikat. Express-Zertifikate können Sie an der Börse jederzeit kaufen und verkaufen. Falls Sie Ihr Kapital einmal schnell liquidieren möchten, kann es passieren, dass es zu dem Zeitpunkt kein Kaufinteresse gibt. Deshalb ist es wichtig, dass Sie beim infrage kommenden Express-Zertifikat einen Blick auf die Umsätze und Handelsvolumina werfen.
Tipp 6: Investieren Sie nur einen kleinen Teil Ihres Vermögens. Express-Zertifikate sind Schuldverschreibungen mit einem nicht unerheblichen Risiko. Deshalb ist es sinnvoll, dass Sie im Rahmen des sogenannten Risikomanagements nur einen kleinen Teil Ihres Vermögens in ein Zertifikat investieren. Die meisten Experten raten zu maximal zwischen zwei bis drei Prozent Ihres gesamten Kapitals.