Abwertung einer Währung – Ursachen, Funktion & Ziele
Alles zur Abwertung einer Währung
Definition: Reduzierung des Wertes einer Währung durch aktive Maßnahmen oder marktwirtschaftliche Vorkommnisse
Entstehung von Währungswerten: Angebot & Nachfrage bestimmen den Wert einer Währung
Ursachen automatischer Abwertung: Finanzkrisen, Inflation & Zinsentwicklung
Methoden der aktiven Abwertung: Quantitative Lockerung & Leitzinsanpassungen
Mögliche Vor- und Nachteile: Erholung der Wirtschaft oder Lähmung durch Überschuldung
Im Grunde ist der Devisenmarkt in seiner Funktion ein Markt wie jeder andere: Angebot und Nachfrage bestimmen das Geschehen und den Preis der gehandelten Währungen. Währungen werden in diesem Sinne immer durch eine andere Devise ausgedrückt, das Handeln findet in Währungspaaren statt.
Wenige Preise sind von ähnlich gravierender Bedeutung wie die von Devisen. Die Weltmärkte regieren in einem komplizierten Wechselkurssystem auf Verschiebungen und wirtschaftliche Veränderungen von Staatsfinanzmitteln. In vielen Fällen wird die Auf- oder Abwertung einer Inlandswährung als wirtschaftspolitisches Instrument verwendet, mit anderen Worten, es handelt sich um eine Währungsmanipulation. Die Änderung des Währungswertes hat unterschiedliche Auswirkungen auf alle Märkte dieser Erde.
Definition: Was ist die Abwertung einer Währung?
Unter der Abwertung einer Währung wird der Vorgang verstanden, dass eine Devise – die Währung eines Landes – an Wert verliert. Das bedeutet, dass sich die Kaufkraft dieser Währung verringert. Dies kann sich im Inland ohne größere Folgen abspielen oder deutliche Effekte in der Leistungsbilanz zeigen.
Auf alle Waren und Dienstleistungen, die ins Ausland verkauft werden oder dort eingekauft werden, hat die Abwertung währenddessen einen starken Effekt: Während es im Inland teurer wird, Produkte aus dem Ausland zu kaufen, wird es für Ausländer billiger, in diesem Land einzukaufen.
Was sind Devisen?
Der Begriff Devise entstammt dem Französischen, die genaue Herkunft ist nicht eindeutig geklärt. Im Finanzsektor existiert der Begriff seit Mitte des 19. Jahrhunderts und wird verschieden interpretiert. Heute wird damit eine Geldwährung betitelt, die nicht der Währung entspricht, die aktuell dort gilt, wo der Begriff verwendet wird. Eine Devise hat im Wechselkurssystem entsprechend von Land zu Land als eine leicht unterschiedliche Definition, da überall die jeweilige Landeswährung nicht dazugezählt wird. Es handelt sich in der Regel um Fremdwährungen.
Der Begriff wird darüber hinaus nicht einheitlich verwendet und ist entsprechend unterschiedlich eng definiert. Im wirtschaftlichen Sprachgebrauch von Kreditinstituten werden unter Devisen (ausschließlich im Plural) explizit Bankguthaben verstanden, die sich bei ausländischen Banken befinden.
Devisen sind alle nicht-inländischen Währungen bzw. Fremdwährungen. Sie können als Finanzprodukt an den internationalen Börsen und Finanzmärkten gehandelt werden. |
Funktionsweise des Devisenmarktes: Wie entstehen Wechselkurse?
Eine Währung muss allerdings zunächst einen Wert besitzen. Wie entstehen diese unterschiedlichen „Rangfolgen” verschiedener Devisen in einem Wechselkurssystem, wenn es nach dem Wert der einzelnen Zahlungsmittel geht? Dies hängt wie bei jedem Produkt auf dem freien Markt von dem Angebot und der Nachfrage ab.
Ist die Nachfrage nach einem Euro auf dem Devisenmarkt größer als das Angebot, steigt der Euro-Kurs. Die Folge ist eine Währungsaufwertung. Ist die Nachfrage nach dem Euro währenddessen kleiner als das Angebot – herrscht ein Überangebot der Währung – fällt der Kurs. Dies entspricht der Abwertung der Inlandswährung.
Es gibt darüber hinaus noch andere Mechanismen, die zu einer Auf- und Abwertung führen können. Entsprechend kann wie eingangs erwähnt eine Regierung beschließen, den Währungswert herabzusetzen oder ihn sogar heraufzusetzen. Dieses wirtschaftspolitische oder geldpolitische Vorgehen wird im nächsten Abschnitt näher beleuchtet.
Ursachen einer Währungsabwertung
Eine Währungsabwertung kann unterschiedliche Gründe haben. Warum kommt es zu einer Währungsabwertung?
- Die Inflationsrate im Inland ist gestiegen: Ursachen wie ansteigende Geldmenge oder eine größere Umlaufgeschwindigkeit des Geldes führen zu einer Verringerung des Wertes.
- Das Zinsniveau im Ausland ist höher: Sind die Leitzinsen in einem Land niedrig, können sich In- und Ausländer einfacher Geld leihen. Dies hat zur Folge, dass der Wert der Währung sinkt.
- Die Zentralbank greift in den Devisenmarkt ein: Die Zentralbank (auch Notenbank genannt) übt durch Währungsmanipulation stetig Einfluss auf den Währungs- und Finanzmärkten aus. Durch diese Aktivitäten werden die Zinsen sowie der Wert einer Währung beeinflusst.
- Eine andere Währung wird aufgewertet: Eine Abwertung kann auch dadurch erfolgen, dass eine Vergleichswährung wertvoller wird. Dies ist keine reine Abwertung führt aber zu ähnlichen Effekten.
- Quantitative Lockerung (Quantitative Easing): Ein nicht umstrittenes Mittel der Zentralbank ist es, billiges Geld in den Markt zu pumpen, um den Wert des Geldes zu beeinflussen. Dazu werden z. B. Staatsanleihen aufgekauft und Geld zur Verfügung gestellt.
- Wirtschaftspolitik: Befindet sich ein Land in einer Rezession, kann die gezielte Abwertung der Währung dazu führen, dass Exporte, Tourismus und Investitionen in dieses Land unterstützt werden. Ausländer können dann mehr Geld ausgeben und mehr Produkte kaufen. Dadurch fließt mehr Geld in die Staatskasse. Für Inländer hat dies hauptsächlich dann einen negativen Einfluss, wenn sie ausländische Produkte einkaufen wollen. Exporteure profitieren hingegen davon.
Währungsabwertungen in der Geschichte
In der Geschichte ist eine Abwertung einer Währung aus wirtschaftspolitischen Gründen keine Seltenheit. Wiederholt versuchten Nationen ihre Währungen durch Währungsmanipulation auf einem vergleichbaren Niveau zu halten. Dies liegt darin begründet, dass eine Auf- wie Abwertung nicht immer im Sinne des entsprechenden Landes sein muss. Während exportstarke Länder wie Deutschland aufwertungsgefährdet sind, sind exportschwächere Länder wie die USA abwertungsgefährdet.
Der J-Kurven-Effekt
Bei dem J-Kurven-Effekt handelt es sich um eine wirtschaftstheoretische Hypothese, welche im zeitlichen Verlauf den Effekt einer Abwertung inländischer Währung auf die Außenhandelsbilanz darstellt. Kurzfristig gesehen äußert der Effekt sich auf die Leistungsbilanz negativ. Vergeht mehr Zeit, führt eine reale Abwertung der Währung zu einer verbesserten Leistungsbilanz.
Wie kann eine Währung abgewertet werden?
Im Grunde gibt es zwei Arten, wie eine Währung aktiv abgewertet werden kann. Diese sind davon abhängig, wie die Mengennotierung zwischen zwei zu vergleichenden Währungen aufgebaut ist. Ist der Wechselkurs fest und wird ausschließlich von der Notenbank festgelegt, reicht eine einfache Anpassung dieses Kurses durch diese Instanz. Man spricht bei festgelegten Kursen von Paritäten.
Paritäten
Unter Paritäten versteht man das feste Verhältnis von zwei Währungen oder einer Währung und einer Bezugsgröße wie Gold. |
Liegt währenddessen ein flexibler Wechselkurs vor, bei dem sich die Mengennotierung eigenständig ändert, dann muss sich die Zentralbank in diesen Prozess einmischen. Hier kommen Maßnahmen wie die Quantitative Lockerung (englisch: Quantitative Easing) zum Einsatz.
Wie kann Angebot & Nachfrage einer Währung verändert werden?
Die Methoden, die genutzt werden, um Wechselkursänderungen zu erreichen, sind in der Tat vielseitig. Um Angebot und Nachfrage einer Währung zu verändern, kann beispielsweise eine große Geldmenge in Umlauf gebracht werden. Alternativ kann durch den Verkauf von Staatsanleihen etc. Geld vom Markt genommen werden. Dies verursacht, dass mehr oder weniger Geld auf dem Markt zur Verfügung steht.
Was ist der Leitzins?
Der Leitzins ist in diesem Zusammenhang ein bedeutendes Mittel der Zentralbanken. Es handelt sich um einen einseitig festgelegten Zinssatz, mit dem die Geldpolitik auf zentrale Weise gesteuert werden kann. Der Leitzins legt fest, zu welchen Konditionen Kreditinstitute mit der Zentralbank Geschäfte abschließen. Schon leichte Änderungen können große Effekte nach sich ziehen.
Entsprechend sind Banken, die von der Notenbank günstig Geld erhalten, gewillt, dieses zu geringeren Zinsen an ihre Kunden weiterzureichen. Das führt zu einem niedrigeren Währungswert und einem Ankurbeln der örtlichen Wirtschaft. Schlechtere Konditionen führen hingegen zu höheren Zinsen, einer wertvolleren Währung und eventuell zu weniger Investitionen.
Inflation vs. Deflation
Wie oben kurz angeschnitten, sind Inflation und deren Gegenteil, die Deflation, typische Vorgänge in einer Volkswirtschaft, bei denen Produkte entweder stetig teurer (Inflation) oder stetig günstiger (Deflation) werden. Diese Verteuerung oder Vergünstigung trifft alle Marktteilnehmer. Während die Inflation in der EU im Jahr 2008 bei 3,7 % lag, betrug sie zehn Jahre später 1,9 %. Dieser Prozentsatz variiert von Jahr zu Jahr und steigt und fällt kontinuierlich.
Seit 2013 besteht in der EU ein steigendes Deflations-Problem. Bulgarien, Griechenland, die Slowakei, Spanien und Zypern unterschritten 2013/14 die Nulllinie der Preisentwicklung und entwickelten eine negative Inflation. Die Europäische Zentralbank versucht entsprechend, die Inflationsrate, also die Rate der Verteuerung, bei jährlich ca. 2 % zu halten.
Hinweis
Unbegrenzt kann die Zentralbank den Leitzins nicht senken – nur bis der Nullpunkt erreicht ist. Weiteres Absenken führt dann zu Negativzinsen, demzufolge Banken dafür Geld zahlen, dass Sie dieses bei der Zentralbank einzahlen. Dies kann zu einer Abwärtsspirale der Wirtschaft führen. |
Was ist Quantitative Easing?
Zu den Mitteln, die den Zentralbanken dazu zur Verfügung stehen, gehört das angesprochene Quantitative Easing. Es umfasst den Aufkauf von Staatsanleihen zur Erhöhung der im Umlauf befindlichen Geldmenge. Dies bedeutet im Detail, dass eine Zentralbank Vermögenswerte aufkauft und somit zwei Dinge erreicht:
Auf der einen Seite steigen die Anleihen in ihrem Kurs und auf der anderen Seite fließt Geld ins Bankensystem. Die Zinssätze sinken und verbilligen Darlehen und Kredite. Dies kurbelt den Konsum und Investitionen auf breiter Ebene an und schafft Arbeitsplätze. Gleichzeitig wird das Wirtschaftswachstum geschützt.
Die quantitative Lockerung sorgt insgesamt für zusätzliche Liquidität im Markt. Dazu muss allerdings der Prozess mit Fingerspitzengefühl und langsam ablaufen. Ansonsten riskiert die Zentralbank bei einer zu schnellen Erhöhung der Geldmenge, dass es zu einem übermäßigen Inflationsanstieg kommt. Entsprechend steht die Methode kontinuierlich in der Kritik.
Unterscheidung: Was ist die Aufwertung einer Währung?
Im Unterschied zur Abwertung bezeichnet eine Aufwertung einer Währung das genaue Gegenteil. Der Wert der Währung steigt und führt zu mehr Kaufkraft für Inländer. Ein inländischer Importeur kann davon grundsätzlich profitieren. Wie zuvor angesprochen, führt dies jedoch gleichzeitig zu schlechteren Bedingungen für Ausländer, die in dem Land der aufgewerteten Währung einkaufen möchten. Abgesehen vom Export leidet der Tourismus ebenfalls unter der Geldaufwertung.
Die Vor- & Nachteile einer Revalvation
In der wirtschaftlichen Fachsprache wird die Aufwertung einer Währung als Revalvation bezeichnet, im Vergleich zur Devaluation, der Abwertung der Währung. Speziell im englischsprachigen Raum ist der Begriff in dieser Form verbreitet. Die Vor- und Nachteile dieser positiven Wechselkursänderungen sind unterschiedlich und sollen in der folgenden Tabelle übersichtlich zusammengefasst werden.
Vorteile | Nachteile |
Importe werden günstiger, mehr Importgüter können aus dem Ausland importiert werden. Inländische Importeure profitieren davon. | Die Exporte werden teurer, weniger Importgüter werden aus dem Ausland importiert. Importeure wie Exporteure zählen zu den Leidtragenden. |
Inländische Touristen können sich im Ausland mehr leisten, sie geben entsprechend unter Umständen mehr Geld aus. Die Profiteure sind inländische Touristen. | Ausländische Touristen sind reservierter im Ausgeben von Geld oder verbringen ihren Urlaub komplett woanders. Die inländische Tourismusbranche verzeichnet Umsatzeinbußen. |
Waren wie Benzin werden billiger. Das freut den Verbraucher. | Die Vorteile können täuschen. Auf einen Revalvation kann eine Stagnation der Wirtschaft folgen und damit eine Devaluation. |
Ziele & Folgen einer Währungsabwertung
Bislang wirkt es, als sei die Währungsabwertung grundsätzlich eine gute Sache. Eine angeschlagene Wirtschaft kann ihre Leistungsbilanz erholen, die Wettbewerbsfähigkeit und die Exporte steigen und allen geht es insgesamt besser. In der Tat sind jedoch nicht alle Folgen positiv. Am Beispiel der griechischen Wirtschaft lässt sich dies während der Wirtschaftskrise anschaulich verdeutlichen.
Viele Ökonomen sahen in den Hochzeiten der griechischen Finanzkrise die Rettung in der Rückkehr zur Drachme und damit zu der Möglichkeit, die eigene Währung zu verbilligen. Damit würden vor allem dem Tourismus und den ausländischen Investoren geholfen, Griechenland auf die Beine zu helfen. Die Folge: Ein gigantisches Konjunkturprogramm in Form einer schwachen Währung.
Das Problem ergibt sich auf der anderen Seite: Die griechische Wirtschaft bietet wenig gefragte industrielle Produkte auf dem Weltmarkt und hat somit ein strukturelles Export-Problem. Eine Abwertung könnte dort entsprechend nicht effektiv wirken, da mehr Exporteure fehlen, die von ihnen profitieren. Parallel dazu verlieren durch die Abwertung vermögende Menschen den Anreiz, Geld zu sparen. Investments werden daraufhin in Gold, Immobilien oder Devisen getätigt. Dadurch fehlt es dem Land an Geld und die Wirtschaft verlangsamt sich.
Als eine der größten Probleme durch eine Abwertung bei einem Euroaustritt galt der enorme Schuldenberg Griechenlands, der sich weiter angehäuft hätte. Ein Schuldenabbau wäre mit einer stark abgewerteten Drachme in absehbarer Zukunft schwerlich möglich gewesen und hätte die griechische Wirtschaft auf Jahrzehnte gelähmt.
Zielsetzung: Warum wird eine Währung abgewertet?
Nichtsdestotrotz bleiben die Bemühungen der Zentralbanken, Währungen weiterhin abzuwerten. Dies liegt speziell in der Zielsetzung begründet, die Deflation in einer Volkswirtschaft zu reduzieren. Die Bestrebungen sind groß, die Inflation bei ca. 2 % pro Jahr zu halten.
Dies erreicht die Europäische Zentralbank durch Leitzinsanpassungen und Quantitative Lockerung in der EU im Jahre 2019 mehr oder minder erfolgreich. Allerdings ist der Leitzins mit 0 % am Minimum angelangt. Andere Länder wie die USA und Schweden zeigen, dass ein negativer Leitzins in Zukunft in der Europäischen Union nicht unwahrscheinlich ist.
Fazit zur Abwertung einer Währung
Insgesamt zeigt sich, dass die Abwertung einer Währung sowohl unterschiedliche Gründe, Ziele sowie Folgen haben kann. Dabei kann nicht eindeutig gesagt werden, ob die Devaluation des Geldes eines Staates ein probates Mittel oder eine gefährliche Gratwanderung ist.
Auf der einen Seite der Veränderung der Mengennotierung stehen Vorteile für die in- und ausländische Wirtschaft, darunter Exporterhöhung und Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit und Leistungsbilanz. Auf der anderen Seite stehen ebenso Nachteile für das In- und Ausland in der wirtschaftlichen Tätigkeit. Gerade am Beispiel der griechischen Krise lässt sich ermessen, welche Gefahren sich durch eine unbedachte Abwertung der Landeswährung als wirtschaftspolitisches Mittel ergeben.