Wann eine Devisenanlage sinnvoll ist
Dem langen Aufwärtstrend an den Aktienmärkten seit der Finanzkrise 2009 geht schon eine Weile die Luft aus, doch Anleihen und Zinsen bieten noch immer keine Alternative. In der Situation besinnt sich so mancher wieder auf eine Möglichkeit, die etwas frischen Wind ins Portfolio bringen könnte: eine Devisenanlage. Sinnvoll ist auf jeden Fall, dass diese Assetklasse völlig eigenen Gesetzmäßigkeiten unterliegt und mit Aktien, Anleihen oder Rohstoffen nicht gleich läuft. Diese fehlende Korrelation sorgt für Ausgleich und Stabilität im gesamten Depot.
Ohne Hebelprodukte keine echte Rendite
Auch für Privatanleger kann eine Devisenanlage sinnvoll sein, allerdings muss man sich hier um den Handel kümmern. Ziel ist es, von Währungsdifferenzen oder beispielsweise über Fremdwährungsanleihen zudem von Zinsunterschieden zu profitieren. Das ist spannend aber nicht unbedingt einfach. Selbst Profis vertun sich, wenn sie den Dollar gegen den Franken oder den Euro gegen die norwegische Krone ausspielen wollen. Einflussfaktoren wie Wirtschaftswachstum, Leistungsbilanzen oder Notenbankbeschlüsse sind mitunter äußerst überraschend.
Wer an den Devisenmärkten mitmischen will, steht vor einer Bandbreite an Möglichkeiten, die von einfachen Fremdwährungskonten über Derivate bis zu Währungsfonds reicht. Für den reinen Devisenhandel selbst muss man zunächst ein Konto bei der Bank oder einem Forex (Foreign Exchange Market) Broker einrichten. Dann gilt es, mithilfe spezieller Software das Geschehen am Markt zu analysieren. Will man neben Währungsdifferenzen zusätzlich von Zinsunterschieden profitieren, bieten Fremdwährungsanleihen hierzu Gelegenheit.
Bei alledem ist es jedoch wenig sinnvoll, etwa mit 2.000 Euro auf ein Währungspaar zu setzen und dann den Anstieg einer Währung beispielsweise um 1 % mitzunehmen. Deshalb werden üblicherweise Hebelprodukte eingesetzt, die ab dem Faktor 100 beginnen und aus 20 Euro Gewinn 2.000 Euro machen. Läuft es aber nicht wie erhofft, ist der ganze Einsatz verloren.
Der Umgang mit den am Devisenmarkt meist eingesetzten Derivaten, Terminkontrakten oder Differenzkontrakten (CFD) erfordert einiges an Erfahrung und ist oft hochriskant. So wurde als Konsequenz aus den spektakulären Pleitefällen im Geschäft mit Schweizer Franken Anfang 2015 eine Nachschusspflicht bei CFDs hierzulande verboten.
Sinnvolle Devisenanlage ohne Zeit- und Nervenverlust
Wem dies alles zu aufreibend ist, der kann in Währungsfonds investieren. Das Management versucht mit den verschiedensten Instrumenten, das Beste herauszuholen. Jedoch sind sie nicht ganz billig. Eine günstigere Lösung sind Devisen-ETFs, die einen Geldmarktindex der vom Anleger ausgesuchten Währungen abbilden. Taktisch ausgelegte ETFs, die etwa auf Unterschiede von Euro und US-Dollar setzen, konnten in den letzten zwölf Monaten über 11 % Rendite bringen – bei Jahreskosten von 0,39 %.
Es gibt auch längerfristig ausgelegte strategische ETFs, die etwa einen Index mit verschiedenen Währungen auf Basis von Kaufkraftparitäten abbilden. Mithilfe von Terminkontrakten kauft und verkauft der ETF unterbewertete bzw. überbewertete Währungen. Auf Jahressicht ließen sich damit gut 18% Plus erzielen.
Obwohl es nur um das Wechselkursverhältnis von zwei Währungen geht, gestaltet sich der Devisenhandel im Detail alles andere als einfach. Als Beimischung im Depot ist eine Devisenanlage durchaus sinnvoll. Wer aber mehr Verpflichtungen hat, als sich ständig um den Devisenhandel zu kümmern und obendrein sein Aktiendepot pflegen will, ist mit einem strategischen ETF gut bedient.