Aktienfonds mit Fokus Deutschland: Beispiele und Tipps
Aktienfonds sind eine beliebte Anlageklasse, die eine hohe Diversifikation sowie ein aktives Fondsmanagement ermöglicht. Während sich manche Aktienfonds aus US-amerikanische Unternehmen fokussieren, gibt es auch einige, die ausschließliche deutsche Aktien beinhalten. Welche Aktienfonds mit Fokus auf Deutschland sich für Sie eignen könnten, zeigen wir Ihnen im Folgenden.
Was sind Aktienfonds?
Aktienfonds sind Investmentfonds, die ausschließlich oder größtenteils in Aktien investieren. Mit dem Kauf eines Aktienfonds beteiligt sich ein Anleger üblicherweise an einer Vielzahl an Unternehmen, wobei bei einem traditionellen Investmentfonds ein Fondsmanager die Entscheidungen über den Kauf und die Verwaltung der enthaltenen Aktien trifft.
Der größte Vorteil für Anleger besteht bei einem Aktienfonds in der Diversifikation und in der niedrigeren Volatilität. Mit dem Kauf eines Fondsanteils wird nicht nur in ein einzelnes Unternehmen, sondern in ein ganzes Bündel an Aktien investiert. Dadurch wird das Verlustrisiko und das Risiko von Totalausfällen über eine Vielzahl an Unternehmen gestreut.
Je nach Fondsart müssen Anleger mit einmaligen und laufenden Kosten und Gebühren rechnen, die mit einem Fondsinvestment einhergehen. Die Total Expense Ratio (TER) gibt einen guten Überblick über die laufenden Kosten eines Fonds. Darüber hinaus ist unter Umständen mit einem Ausgabeaufschlag bzw. einem Rücknahmeaufschlag (Agio und Disagio), Performance-Gebühren und Depot-Gebühren zu rechnen. Einen detaillierten Überblick über die vielfältigen Kosten bei Fonds erhalten Sie in unserem Artikel zum Thema Fondskosten. (Vorschlag: Artikel verlinken)
Welche Arten von Aktienfonds gibt es?
Es gibt verschiedene Arten von Aktienfonds, die unterschiedliche Anlageschwerpunkte haben oder unterschiedliche Anlagestrategien verfolgen. So setzen manche Fonds beispielsweise unterschiedliche Schwerpunkte im Hinblick auf:
- Unternehmensgröße (Micro Caps, Small Caps, Mid Caps oder Large Caps)
- Branchen (Technologie, Telekommunikation, Gesundheitswesen, Finanzdienstleister, Immobilien, Verbrauchsgüter, Basiskonsumgüter, Industrieunternehmen, Grundstoffe, Energie, Versorgungsunternehmen)
- Nachhaltigkeit & Ethik
- Länder & Regionalität (verschiedene Länder oder Länderkategorien wie Industrieländer und Schwellenländer)
- Anlagestrategien (z.B. Value oder Growth)
Im Gegensatz zu klassischen Aktienfonds verzichten sogenannte Indexfonds und ETFs auf ein aktives Fondsmanagement und bilden lediglich einen Aktienindex ab. Diese Fonds halten also alle Aktien eines Index oder einen repräsentativen Anteil davon. Da es hierzu nicht nötig ist, aktive Investmententscheidungen zu treffen, sind ETFs üblicherweise deutlich günstiger zu haben, als aktiv gemanagte Aktienfonds.
Welche Aktienfonds mit Schwerpunkt Deutschland gibt es?
In Deutschland sind für Anleger derzeit rund 7.000 Investmentfonds zugänglich. Das Anlagevolumen der Aktienfonds in Deutschland belief sich Ende 2022 auf 532,1 Milliarden Euro. Es gibt auch eine Vielzahl an Fonds, die ausschließlich deutsche Aktien beinhalten.
Aktiv gemanagte Fonds schneiden aufgrund ihrer höheren Gebühren meist schlechter ab, als passive Fonds. Allerdings bildeten Deutschland-Fonds in der Vergangenheit oftmals eine Ausnahme von dieser Regel. Gerade in Abwärtsphasen kann ein aktives Fondsmanagement häufig gegensteuern, während ETFs hingegen den vollen Verlust des Marktes mitnehmen.
Die vergangene Performance eines Fonds lässt allerdings nie Rückschlüsse auf die zukünftige Wertentwicklung zu. Im Folgenden werfen wir jedoch einen Blick auf 7 der besten Deutschland-Fonds der letzten Jahre:
- Murphy&Spitz – Umweltfonds Deutschland A
- Velten Strategie Deutschland R Fonds
- Alpha Star Aktien A Fonds
- DWS Concept Platow LC Fonds
- UBAM – Dr. Erhardt Germany Equity AC
- S4A Pure Equity Germany
- FPM Funds Stockpicker Germany All C Fonds
1. Murphy&Spitz – Umweltfonds Deutschland A
Der Murphy&Spitz – Umweltfonds Deutschland A (WKN: A0QYL0) von der Fondsgesellschaft Heydt Invest S.A. investiert hauptsächlich in deutsche Small Caps, Mid Caps und Micro Caps, mit einem Fokus auf Unternehmen aus dem Nachhaltigkeitssektor.
Er erzielte in den letzten 5 Jahren eine Performance von 27,93 %. Zu den Top Holdings des Fonds zählen Novo-Nordisk, Centrotec, Clearvise, ABO Wind, Energiekontor, Rational, 7C Solarparken, INIT Innovation in Traffic Systems, Steico und Fielmann.
2. Velten Strategie Deutschland R Fonds
Der Velten Strategie Deutschland R Fonds (WKN: A2ATCU) investiert in Aktien von Ausstellern mit einem Sitz in Deutschland. Dabei werden nur jene Aktien ausgewählt, die basierend auf einer Reihe selbst definierter Kriterien eine Outperformance erwarten lassen. Zu diesen Kriterien zählen beispielsweise ein hohes Wachstum, hohe Stabilität, hohe Rentabilität und niedrige Bewertung.
Der Fonds erzielte in den letzten 5 Jahren eine Performance von 25,14 %. Zu den Top Holdings zählen Wacker Chemie, K+S, GFT Technologies, Rheinmetall, Aurubis und Verbio.
3. Alpha Star Aktien A Fonds
Der Anlagefokus des Alpha Star Aktien A Fonds (WKN: HAFX64) liegt auf Mid Caps und Small Caps aus Deutschland, wobei jedoch ein kleinerer Teil der Unternehmen auch aus Österreich und der Schweiz stammt.
Der Fonds erzielte in den vergangenen 5 Jahren eine beachtliche Performance von 30,84 %. Zu den Top Holdings des Fonds zählen Fabasoft, Secunet Security Networks, Eckert & Ziegler und IVU Traffic Technologies.
4. DWS Concept Platow LC Fonds
Ein weiterer interessanter Deutschland-Fonds ist der DWS Concept Platow LC Fonds (WKN: DWSK62) von DWS Investment. Der Fonds investiert schwerpunktmäßig in deutsche Aktien, und zwar sowohl in Standardwerte als auch in Nebenwerte.
Der DWS Concept Platow LC Fonds erzielte in den letzten 5 Jahren eine Rendite von 27,91 %. Unter den Top Holdings finden sich Unternehmen wie Münchener Rück, Talanx, Aurubis, Mercedes-Benz, Bechtle, Deutsche Post, BMW, Deutsche Telekom, Takkt und Gerresheimer.
5. UBAM – Dr. Erhardt Germany Equity AC
Der UBAM Dr. Erhardt Germany Equity Fonds (WKN: 921807) verfolgt das Ziel, vorwiegend in Aktien mit robuster Bilanz und bewährter Geschäftsführung zu investieren, um Kapitalwachstum und Erträge zu generieren.
Kein Deutschland-Fonds konnte im Jahr 2022 eine positive Rendite aufweisen, doch der UBAM Dr. Erhardt Germany Equity Fonds konnte seinen Vergleichsindex schlagen. Dies gelang dem Fondsmanagement durch die Auswahl defensiver Titel und durch die zusätzliche Absicherung des Portfolios mithilfe von DAX-Futures.
Der Fonds kann eine Wertentwicklung über die letzten 5 Jahre von 15,58 % aufweisen. Zu den aktuellen Top Holdings zählen Münchener Rück, Hannover Rück, E.ON, RWE, Linde, Deutsche Börse und SAP.
6. S4A Pure Equity Germany
Auch der S4A Pure Equity Germany Fonds (WKN: A1W896) kann insbesondere im Jahr 2023 vorne mitmischen. Die Investitionsentscheidungen dieses Fonds basieren auf den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen der Kapitalmarktforschung. Anhand von Kriterien wie Bewertung, Profitabilität, Insolvenzrisiko, aber auch anhand von Ereignissen wie Akquisitionen, Übernahmen und Kapitalerhöhungen, werden die attraktivsten Aktien aus einem Pool an 180 liquiden deutschen Unternehmen herausgefiltert.
Der Fonds weist über den Zeitraum der letzten 5 Jahre eine Performance von 23,09 % auf. Unter den Top Holdings finden sich Allianz, SAP, Bayer, Deutsche Telekom, Symrise, Gerresheimer, Hannover Rück, MTU Aero Engines, Münchener Rück und Brenntag.
7. FPM Funds Stockpicker Germany All C Fonds
Ein echter Klassiker unter den Deutschland-Fonds ist der FPM Stockpicker All Cap Germany Fonds (WKN: 603328). Hauptaugenmerk des Fondsmanagements liegt auf unterbewertete Aktien, wobei sämtliche Segmente des deutschen Aktienmarktes genutzt werden.
Der Fonds erzielte in den vergangenen 5 Jahren eine Rendite von 20,60 %. Zu den Top Holdings zählen Sixt, HelloFresh, Rheinmetall, K+S, Heidelberger Druckmaschinen, Deutsche Bank, Talanx, BMW, Commerzbank und SAF-Holland.
Sind Aktienfonds aus Deutschland sinnvoll für Anleger?
Beim langfristigen Vermögensaufbau sollte eine möglichst breite Diversifikation eine hohe Priorität bei der Portfoliogestaltung haben. Für die meisten Privatanleger dürfte es immer am sinnvollsten sein, in ein globales Portfolio von Aktien über möglichst viele Branchen zu investieren.
Der sogenannte Home Bias, der eine Art „Heimatneigung“ beim Investieren beschreibt und damit die Tendenz, Unternehmen des eigenen Heimatlandes überproportional im Portfolio zu gewichten, gilt als klassischer Anlegerfehler. Anhand der Portfoliotheorie konnte belegt werden, dass es dem Rendite-Risiko-Verhältnis zuträglicher ist, die Investments über eine Vielzahl an Ländern und Regionen zu streuen, als sie überproportional im eigenen Heimatland anzulegen.
Allerdings kann sogenanntes „marktneutrales“ Investieren, wie es etwa beim Index-Investing mit ETFs gerne praktiziert wird, zu einer starken Gewichtung einzelner Länder führen. So ist etwa die USA in einem der beliebtesten Aktienindizes bei ETF-Investoren, dem MSCI World Index, mit knapp 70 % sehr stark vertreten. Viele Investoren fühlen sich mit dieser Gewichtung unwohl, weshalb es eine gängige Praxis darstellt, beispielsweise den Europaanteil durch zusätzlich Fondsinvestments zu erhöhen.
Es ist durchaus nachvollziehbar, dass manche Investoren hier einem Deutschland-Fonds den Vorzug geben möchten. Auch wenn der Home Bias grundsätzlich als renditeschädliches Anlegerverhalten gilt, so hat er durchaus auch Vorzüge zu bieten, etwa dann, wenn es starken Abwärtsbewegungen kommt und das höhere Gewicht an heimischen Unternehmen im Portfolio zu mehr Seelenfrieden beim Anleger durch ein größeres Vertrauen in die heimische Wirtschaft führt. So gesehen spricht also nichts gegen zusätzliche Deutschland-Investments auf Fondsbasis.
Sollte man lieber in deutsche Aktienfonds oder ETFs investieren?
Entschließt sich ein Anleger dazu, Deutschland gesondert ins Depot zu holen, so stellt sich allerdings die Frage, ob dies am besten mit einem aktiv gemanagten Investmentfonds passieren sollte, oder auf Indexbasis mit einem ETF. Die meisten aktiv gemanagten Aktienfonds können die höheren Kosten, die durch das Fondsmanagement entstehen, auf lange Sicht nicht durch höhere Renditen kompensieren, sodass ein rational denkender Anleger grundsätzlich mit einem passiven Investment besser bedient sein sollte.
Allerdings zeigt die Vergangenheit auch, dass gerade Deutschland-Fonds (und im übrigen auch Schwellenländer-Fonds) gerne eine Ausnahme von dieser Regel darstellen können. Vor allem in Krisenzeiten gelang es deutschen Fondsmanagern vergleichsweise gut, Verluste rechtzeitig abzufedern und die Chancen des deutschen Aktienmarktes für günstige Wiedereinstige zu nutzen, während indexbasierte ETFs aufgrund ihrer Funktionsweise jeweils die vollen Marktverluste mitnehmen mussten.
Wer auf Nummer Sicher gehen und sich keine allzu großen Gedanken über die Fondsauswahl machen möchte – man sollte schließlich nicht vergessen, dass vergangene Performances keine Garantie für zukünftige Wertentwicklungen darstellen – ist mit passiven ETFs auf globaler Ebene und gegebenenfalls mit der zusätzlichen Beimischung eines Europa- oder Deutschland-ETFs bestens bedient.
Wer allerdings auf eine mögliche Outperformance spekuliert und ein hohes Vertrauen in das Management eines Fonds hat, kann auch zu einem etablierten Deutschlands-Fonds greifen. Ob ETF oder Aktienfonds – ein reiner Deutschland-Fonds sollte allenfalls nur als zusätzliche Beimischung in einem breit diversifizierten Portfolio dienen.