ETF Risikoklassen: Was sie für Ihre Geldanlage bedeuten
Eine Geldanlage ohne jedes Risiko gibt es nicht. Das gilt unter anderem für Aktien, aktiv gemanagte Investmentfonds sowie ETFs. Zwischen den einzelnen Finanzprodukten existieren zum Teil große Unterschiede, was deren Risiko angeht. Daher ist eine Einteilung in verschiedene Risikoklassen sinnvoll.
In unserem Beitrag erfahren Sie, was eine Risikoklasse bei der Geldanlage wie Aktien, Anleihen, ETFs und anderen Fonds ist. Wir gehen ferner darauf ein, welche Funktion die Risikoklassen haben und wie viele es bei Fonds gibt. Darüber hinaus erfahren Sie, wie aussagekräftig eine Risikoklasse ist, wie Sie ermittelt wird und welche Klasse Sie bei der Geldanlage wählen sollten.
Was sind Risikoklassen?
Auf Basis des Wertpapierhandelsgesetzes haben Finanzdienstleister die Pflicht, ihren Kunden auch im Hinblick auf die Risiken eine passende Geldanlage vorzuschlagen. Damit das möglich ist, werden nahezu sämtliche Anlageprodukte einer von mehreren Risikoklassen zugeordnet. Das gibt sowohl Beratern als auch Anlegern die Chance, die Höhe des Risikos einzelner Anlageprodukte zu identifizieren. Allerdings ist zu beachten, dass es keine einheitlich und allgemeingültige Einteilung der Risikoklassen gibt.
Das bedeutet, dass manche Banken und andere Finanzdienstleister bei der Risikobewertung zum Beispiel fünf, andere hingegen sieben Risikoklassen nutzen. In den meisten Fällen werden Finanzprodukte wie Aktien, Anleihen und Investmentfonds einer von sieben Risikoklassen zugeordnet. Bei der Aufteilung in sieben Risikoklassen gibt es innerhalb jeder Klasse eine Definition, die zum Beispiel wie folgt aussieht:
- Risikoklasse I: Sicher
- Risikoklasse II: Sicherheitsorientiert
- Risikoklasse III: Konservativ / sicherheitsorientiert
- Risikoklasse IV: Wachstumsorientiert
- Risikoklasse V: Ertragsorientiert
- Risikoklasse VI: Risikoorientiert
- Risikoklassen VII: Sehr spekulativ
Fonds und ETFs erstrecken sich auf mehrere Risikoklassen, je nachdem, um welche Art von Fonds es sich handelt bzw. auf welchen Index sich der ETF bezieht. So werden zum Beispiel Geldmarktfonds und Rentenfonds einer anderen Risikoklasse als Aktienfonds bzw. Mischfonds zugeordnet.
Funktion & Nutzen einer Risikoklasse
Risikoklassen haben bei der Geldanlage eine durchaus wichtige Funktion. Sie geben Anlegern und Beratern die Möglichkeit, sich ein Bild zum Risiko der Geldanlage zu machen. Das wiederum ist wichtig, um einschätzen zu können, ob die Produkte zur eigenen Risikoneigung passen. Zudem gehen Anleger bewusst ein bestimmtes Risiko ein, wenn sie sich zum Beispiel für einen ETF entscheiden, der einer höheren Risikoklasse zugeordnet wird. Gleiches gilt für andere Anlageprodukte wie Aktien.
Wie viele Risikoklassen gibt es bei Fonds?
Für Fonds, wie zum Beispiel Rentenfonds, Aktienfonds, Geldmarktfonds und ETFs, gibt es keine spezielle Risikoklasse. Stattdessen findet eine Einordnung in die allgemeinen Risikoklassen statt, die zum Beispiel auf Grundlage der SRRI (Synthetic Risk and Reward Indicator) Kategorien von I bis VII reichen. Die Risikoklassen sagen bei Fonds und ETFs aus, wie hoch das Verlustrisiko für den Anleger ist. Je höher die Klasse, desto größer das Risiko.
Auf Grundlage der SRRI Kategorien wird bei den Risikoklassen danach differenziert, wie groß die Volatilitätsspanne bei den Investmentfonds in der Historie ausgefallen ist. Darauf basierend gibt es eine Prognose für die Zukunft. Liegt die Spanne der Preise zum Beispiel zwischen 0,5 und 2,0 Prozent, bedeutet das ein niedriges Risiko und das Finanzprodukt wird der Risikoklasse II zugeordnet. Lag die Spanne der Preisbewegungen hingegen in der Vergangenheit zwischen 15 und 25 Prozent, wäre das ein sehr hohes Risiko. In dem Fall findet die Einordnung des Fonds in Risikoklasse VI statt.
Unserer folgenden Tabelle können Sie entnehmen, welche Art Investmentfonds und ETFs in welche Risikoklasse in Form der SRRI Kategorien fallen.
Risikoklasse | Art des Fonds |
I | Geldmarktfonds (europäisch) |
II | Rentenfonds (Staatsanleihen Industrieländer) |
III | Rentenfonds (andere Staaten, Unternehmen), Mischfonds |
IV | Aktienfonds (global diversifiziert) |
V | Länder-Aktienfonds |
VI | Themenfonds & gehebelte Fonds |
VII | Derivate (keine Fonds) |
ETFs fallen jeweils nach ihrer Art in die gleiche Kategorie wie die genannten, aktiv gemanagten Fonds. Das bedeutet, dass zum Beispiel ein DAX ETF in die gleiche Risikoklasse wie aktiv gemanagte Aktienfonds fällt, die sich auf Standardwerte konzentrieren. Im Folgenden liefern wir Ihnen noch eine Kurzbeschreibung der einzelnen Risikoklassen und wie groß die Volatilitätsspanne ausfällt.
Risikoklasse 1
In der Risikoklasse I befinden sich vor allem Geldmarktfonds. Diese gelten als sehr sicher und haben in der Vergangenheit in der Regel eine Volatilitätsspanne zwischen 0,0 und 0,5 Prozent gehabt.
Risikoklasse 2
In der Risikoklasse 2 finden sich vor allen Dingen Rentenfonds, die in Staatsanleihen aus den Industrieländern mit einer langen Laufzeit investieren. Das Risiko ist niedrig und die Volatilitätsspanne bewegt sich meistens zwischen 0,5 bis 2,0 Prozent.
Risikoklasse 3
In der Risikoklasse III finden sich Fonds bzw. ETFs, die bereits mit einem mittleren Risiko eingestuft werden und bei denen die Volatilität in der Vergangenheit zwischen zwei und fünf Prozent lag. Ein mittleres Risiko haben insbesondere Mischfonds und verschiedene Anleihenfonds.
Risikoklasse 4
In Risikoklasse 4 werden ebenfalls Fonds und ETFs mit einem mittleren Risiko eingestuft. Das sind in erster Linie global diversifizierte Aktienfonds, die eine Volatilitätsspanne zwischen fünf bis zehn Prozent haben.
Risikoklasse 5
In der Risikoklasse weisen aktiv gemanagte Fonds, ein ETF und anderen Geldanlagen ein höheres Risiko auf. Das gilt zum Beispiel für Länder-Aktienfonds oder ETFs, die einen bestimmten Länder-Aktienindex nachbilden. Die Preisbewegungen belaufen sich prognostiziert zwischen 10 und 15 Prozent.
Risikoklasse 6
Auch in der Risikoklasse 6 ist das Risiko höher. Die Volatilitätsspanne lag in der Vergangenheit zwischen 15 und 25 Prozent. Das betrifft zum Beispiel Themenfonds und gehebelte Fonds.
Risikoklasse 7
Die Risikoklasse VII ist nach SRRI die höchste Risikostufe. Dort existiert ein sehr hohes Risiko mit einer Volatilitätsspanne von mehr als 25 Prozent in der Vergangenheit. Eingruppiert werden dort keine Fonds und ETFs mehr, sondern in erster Linie Derivate, bei denen ein Totalverlust möglich ist.
Beispiel für ETFs und ihre Risikoklassen
Nach dem SRRI Modell mit sieben Risikoklassen werden die meisten ETFs den Risikoklassen 3, 4 und 5 zugeordnet. Somit fallen Indexfonds in der Regel in die Kategorie ertrags- und weniger risikoorientiert. Unserer folgenden Tabelle können Sie einige beispielhafte ETFs mit der zugehörigen Risikoklasse entnehmen.
Fonds | Risiko | Risikoklasse |
iShares Core MSCI World SRI (IE00BYX2JD69) | mittel | 4 |
Xtrackers MSCI Emerging Markets UCITS ETF 1C (IE00BTJRMP35) | mittel | 4 |
Amundi Euro Overnight Return UCITS ETF (FR0010754200) | gering | 2 |
iShares MSCI China (IE00BJ5JPG56) | hoch | 5 |
VanEck Semiconductor UCITS ETF (IE00BMC38736) | hoch | 6 |
Wie aussagekräftig sind Risikoklassen?
Auf der einen Seite bieten Risikoklassen Anlegern die Möglichkeit, die Höhe des Risikos einer Geldanlage und im Speziellen von Fonds, einem ETF oder auch Aktien einzuschätzen. Auf der anderen Seite gelten die Risikoklassen nur als bedingt aussagekräftig. Der Grund ist vor allem, dass normalerweise lediglich das Markt- sowie das Kreditrisiko berücksichtigt werden. Bei ETFs wird sogar ausschließlich das Marktpreisrisiko betrachtet. Das wiederum wird auf Grundlage der Schwankungsbreite der Preise analysiert, wie sie zum Beispiel innerhalb der letzten fünf Jahre waren. Demgegenüber werden folgende Punkte bei den Risikoklassen nicht berücksichtigt:
- Währungsrisiken
- Eventuelle Kreditfinanzierungen
- Liquiditätsrisiken
- Keine Aussage zum Verlustpotenzial in der Zukunft
Eine der Hauptschwächen der Risikoklassen ist, dass die Einstufung ausschließlich auf historischen Daten basiert. Wenn zum Beispiel ein Fonds der mittleren Risikoklasse 3 zugeordnet wird, können Anleger dennoch in der Zukunft höhere Verluste erleiden.
Wie errechnen sich die Risikoklassen?
Das Errechnen der Risikoklassen, um das Risiko bei Geldanlagen einzuschätzen, erfolgt innerhalb der SRRI Kategorien anhand des Markt- und Kreditrisikos. Grundlage für das Ermitteln des Marktrisikos sind vergangene Preisschwankungen, auch als Volatilität bezeichnet. In der Regel werden dazu die letzten fünf Jahre zugrunde gelegt.
Ebenfalls in die Berechnung ein fließt das Kreditrisiko. Dazu wird die Bonität des jeweiligen Emittenten betrachtet, bei der zum Beispiel analysiert wird, wie das Zahlungsverhalten in der Vergangenheit gewesen ist. Je nachdem, wie die Prognose der Volatilität auf Basis der historischen Daten ausfällt, findet dann die Einteilung von Fonds und ETFs in eine der Risikoklassen statt.
Welche weiteren Werte können zur Risikobewertung herangezogen werden?
Neben den Risikoklassen gibt es weitere Werte und Risiken, die herangezogen werden können, um das Gesamtrisiko eines Fonds oder einer anderen Geldanlage zu ermitteln. Das sind im Überblick insbesondere:
- Wechselkursrisiko
- Volatilität
- Inflationsrisiko
- Maximum Drawdown
- Liquiditätsrisiko
- Ausfallrisiko
Das Wechselkursrisiko ist relevant, wenn die Geldanlage nicht in Euro stattfindet. Das trifft unter anderem auf zahlreiche Investmentfonds zu, wie zum Beispiel auf ETFs, die an der Börse in US-Dollar gehandelt werden. Ein weiteres Maß für das Gesamtrisiko ist der sogenannte Maximum Drawdown. Dabei handelt es sich um den Verlust, den Anleger erlitten hätten, wenn sie sich für den ungünstigsten Einstiegs- oder Ausstiegszeitpunkt entschieden hätten. Liquiditäts-, Ausfall- und Inflationsrisiko haben ebenfalls Einfluss auf das Gesamtrisiko von aktiv gemanagten Fonds, ETFs, Aktien und andere Geldanlagen.
Welche Risikoklasse wählen?
Welche Risikoklasse Anleger wählen sollten, hängt in erster Linie von den Anlagezielen, der eigenen Risikobereitschaft sowie den Renditeerwartungen ab. Bei einem ertragsorientierten Portfolio zum Beispiel können Sie auf Grundlage der Einstufung in sieben Risikoklassen durchaus ETFs oder andere Fonds nutzen, die in der Risikoklasse drei oder vier beheimatet sind. Bei den höchsten Risikoklassen, also im Beispiel VI und VII, wäre hingegen das Risiko für die meisten Anleger bereits zu hoch. Auf der anderen Seite sollten Sie nicht ausschließlich ETFs und Aktivfonds aus der Risikoklasse 1 oder 2 wählen, wie zum Beispiel Geldmarktfonds. Diese sind zwar relativ sicher, weisen jedoch oft eine vergleichsweise geringe Rendite auf.