Hedgefonds: Chancen, Risiken & Kosten
Hedgefonds gelten als hochriskant und demnach für viele Anleger als gefährlich. Doch wie risikoreich sind Investitionen in Hedgefonds überhaupt? Und können die Chancen die Nachteile wieder wettmachen? In diesem Artikel verrate ich Ihnen, wie die Definition von Hedgefonds lautet, wie die alternativen Fonds im Detail funktionieren, welche Hedgefonds-Strategien und Anlageklassen Anwendung finden und natürlich, welche Chancen und Risiken diese bergen. Des Weiteren zeige ich Ihnen auf, ob und wie Sie als deutscher Privatanleger in Hedgefonds investieren können!
Was sind Hedgefonds?
Hedgefonds sind alternative Investmentfonds, die zwar aktiv von einem Fondsmanager verwaltet, aber nicht an der Börse gehandelt werden. Das Ziel von Hedgefonds ist die Maximierung der Rendite, unabhängig davon, ob die Märkte steigen oder fallen. Zu diesem Zweck werden unterschiedliche und oft riskante Handelsstrategien eingesetzt.
Demnach sind Hedgefonds im Vergleich zu traditionellen Investmentfonds weniger reguliert. Sie können in eine Vielzahl von Anlageklassen investieren, darunter Aktien, Anleihen, Währungen, Rohstoffe und Derivate.
Aufgrund des hohen Risikos sind Hedgefonds lediglich einem bestimmten Personenkreis vorbehalten. Die meisten Hedgefonds haben ein Mindestanlagevolumen von 500.000 € oder mehr. Sie sind in Deutschland erst seit 2004 zur Platzierung beim breiten Publikum zugelassen.
Ursprünglich wurde diese Fondsart entwickelt, um die Investoren gegen Risiken von Kursverlusten abzusichern. Aus dem englischen Verb „to hedge” leitet sich der Begriff Hedgefonds ab, welches übersetzt „absichern” bedeutet.
In der Praxis funktioniert die Absicherung, indem gegenläufige Optionen ins Portfolio gelegt werden, welche ebenfalls zu Wertzuwächsen führen, falls der Kurs eines Assets fällt. Man spricht in diesem Fall auch von Leerverkäufen, die Hedgefonds berühmt gemacht haben und später im Artikel beleuchtet werden.
Was ist der Unterschied zwischen Hedgefonds und Investmentfonds?
Bei beiden Fondstypen handelt es sich um extern verwaltetes Fondsvermögen. Die Verwaltung findet aktiv durch einen Fondsmanager statt, der Renditen über einen Vergleichsindex erwirtschaften soll. Wo sich die beiden Fondstypen unterscheiden, zeigt die folgende Tabelle.
Investmentfonds | Hedgefonds | |
Gesetzesgrundlage | Streng durch die BaFin reguliert | Single-Hedgefonds sind kaum reguliert, dürfen sich nur an institutionelle Investoren wenden; Dach-Hedgefonds sind teilweise in der Art ihrer Portfolio-Zusammensetzung reguliert |
Leerverkäufe | Leerverkäufe dürfen nicht durchgeführt werden; nur Käufe sind möglich | Single-Hedgefonds dürfen Leerverkäufe durchführen, um von Kursverlusten zu profitieren |
Anlagestrategie | Wird im Wertpapierprospekt detailliert dargelegt, starke Regulierung | Keine Regulierung hinsichtlich der Anlagestrategie |
Anlageklassen | Abhängig von der Fondsstrategie, häufig Beschränkung auf wenige Assets | Keine Einschränkung, Derivate können beliebig eingesetzt werden |
Renditechancen | In Abhängigkeit vom Geschick des Fondsmanagers, abzüglich Gebühren können Referenzindizes selten geschlagen werden | Fokussierung auf maximale Rendite, gute Renditechancen bei sehr hohem Risiko |
Wie funktionieren Hedgefonds?
Die Funktionsweise von Hedgefonds als alternativer Investmentform (AIF) ist vergleichbar mit dem Ablauf bei einem Investmentfonds.
Wird ein neuer Hedgefonds aufgelegt, werden im ersten Schritt Investorengelder für diesen Hedgefonds eingesammelt. In dieser Phase werden Wertpapierprospekte verschickt und Investoren eingeladen.
Sobald ein gewisses Kapital eingezahlt wurde, beginnt der Fondsmanager mit seiner Arbeit. In der Regel kann, anders als bei geschlossenen Investmentfonds, weiterhin Kapital eingezahlt werden. Ist die Höchstgrenze erreicht, wird der Hedgefonds „geschlossen”. Investoren können in dieser Phase nur unter gewissen Umständen und nach einer Mindestlaufzeit ihr Kapital aus dem Fonds wieder abziehen.
Macht ein Hedgefonds über längere Zeit Verlust, wird dieser im Regelfall abgewickelt. Ist der Fondsmanager weiterhin glaubwürdig, eröffnet dieser oftmals einen neuen Hedgefonds, in den Investoren wiedereinsteigen können.
Hedgefonds und deren Fondsmanagement sind deutlich weniger reguliert als Investmentfonds. Als Ergebnis steht ihnen eine Reihe an weiteren Anlageklassen und Strategien zur Verfügung, die Fondsmanager von typischen Publikumsfonds nicht einsetzen dürfen.
Exkurs: Was sind Leerverkäufe?
Eine Sonderform des Handels mit Finanzprodukten ist der Leerverkauf. Dabei verkauft beispielsweise ein Manager einen Vermögenswert, den er nicht besitzt. Stattdessen wird er von einem anderen Akteur im Markt geliehen. Das Ziel eines Leerverkaufes ist es zu erreichen, dass der verkaufte Vermögenswert nach dem Verkauf im Wert sinkt. Dann kann er später zu einem niedrigeren Preis zurückgekauft und dem eigentlichen Besitzer zurückgegeben werden. Die zusätzlichen Erlöse aus dem ersten Verkauf sind die gewünschten Gewinne aus dem Leerverkauf.
In der Praxis könnte ein solcher Verkauf folgendermaßen aussehen:
Eine Aktie eines Unternehmens kostet an einer Börse momentan 100 Euro. Durch Fundamentalanalyse und Erfahrung ist sich der Fondsmanager relativ sicher, dass das Wertpapier überbewertet ist und an Wert verlieren wird. Ein Broker wird kontaktiert, dieser willigt ein, dem Fondsmanager 100 Aktien zur Verfügung zu stellen, ohne dass die 10.000 Euro Wert gezahlt werden müssen. Es kommt nicht zu einem Kauf durch den Hedgefonds. Der Fondsmanager verkauft die geliehenen Aktien und erhält 10.000 Euro. In der Folge bewahrheitet sich die Prognose: Der Wert der Aktien fällt von 100 auf 55 Euro.
Der Fondsmanager kauft die 100 Aktien zurück und zahlt 100 x 55 Euro = 5.500 Euro. Von den eingenommenen 10.000 Euro bleiben 4.500 Euro reiner Gewinn zurück. Die geliehenen Aktien werden zurückgegeben, der Fondsmanager entrichtet eine gewisse Provision für die Leihgabe. Solch ein Ausgang wie in diesem Beispiel ist natürlich nicht garantiert. Sollte die Analyse unzutreffend sein, ist es möglich, dass der Preis der Aktie korrekt oder sogar unterbewertet ist. Es kommt beim Leerverkauf zu einem Verlust, da die zuvor verkauften Aktien im Ankauf teurer sind. Möchte der Broker die verliehenen Aktien zurückerhalten, bedeutet dies, dass der Fondsmanager durch den Leerverkauf einen Verlust realisiert.
Welche Risiken gibt es bei Hedgefonds?
Ein Investment in Hedgefonds ist mit einem extrem hohen Risiko behaftet. Medienwirksam ist immer wieder von Insolvenzen zu lesen, Investorengelder gehen nicht selten vollständig verloren.
Das größte Risiko für einen Hedgefonds besteht darin, dass eine Menge Fremdkapital verwendet wird, welches eine große Hebelwirkung hervorruft. Sollte der Markt den Erwartungen des Fondsmanagers zuwiderlaufen, ist der Anleger einem erhöhten Verlustrisiko ausgesetzt. Der Kredit wird zuerst zurückgezahlt, das Guthaben für die Zins- und Tilgungszahlungen an die Investoren reicht oftmals nicht mehr aus.
Diese weiteren Risiken drohen bei Hedgefonds:
- Hedgefonds unterliegen keinen Einschränkungen bei der Auswahl von Finanzinstrumenten, sodass eine risikoreiche Anlagestrategie möglich ist.
- Die mangelnde Regulierung ist einer der größten Kritikpunkte von dieser Fondsart.
- Zahlen müssen nicht veröffentlicht werden, was Hedgefonds sehr intransparent in der Außendarstellung macht. Investoren haben nur im Rahmen der vereinbarten Möglichkeiten die Option, die Performance einzusehen.
Wie hoch sind die Kosten von Hedgefonds?
Hedgefonds haben aus vielerlei Gründen einen schlechten Ruf. Einer der größten Kritikpunkte sind die extrem hohen Gebühren, die von den meisten Kapitalanlagegesellschaften bzw. Fondsgesellschaften aufgerufen werden. Die primären Kostentreiber sind die Managementgebühren sowie die Performancegebühren.
Das Preismodell orientiert sich grundsätzlich an den Kostenfaktoren von Investmentfonds. Das Fatale: Verwaltungsgebühren fallen unabhängig von der Performance des Hedgefonds an. Das bedeutet, dass das Fondsvermögen nicht nur durch Kursschwankungen dezimiert wird, sondern zusätzlich durch die Gebühren.
Typische Gebühren bei Hedgefonds:
- Ausgabeaufschläge: Individuell zwischen 0 und 20 Prozent
- Managementgebühr: Zwischen 1 und 2 Prozent
- Performancegebühr: Zwischen 10 und 25 Prozent
- sonstige Kosten: Darunter können Gebühren für die Depotbank oder die Performance senkende Transaktions- bzw. Leihgebühren für Leerverkäufe fallen.
Hedgefonds haben typischerweise hohe Mindestanlagevolumen, oftmals liegen diese jenseits der genannten 500.000-€-Grenze. In der Folge richten sich die Fondsmanager mit ihrem emittierten Fonds primär an sogenannte high-net-worth individuals (HNWI) bzw. vermögende Anleger.
Welche Chancen und Vorteile bergen Hedgefonds?
Hedgefonds bieten eine Reihe von Vorteilen und Chancen, die sie für bestimmte Anlegergruppen besonders attraktiv machen. Hier sind die wichtigsten Vorteile und Chancen im Detail:
- Hohe Renditechancen: Hedgefonds zielen darauf ab, durch den Einsatz verschiedener Anlagestrategien hohe Renditen zu erzielen, unabhängig von der allgemeinen Marktentwicklung. Sie können sowohl von steigenden als auch von fallenden Märkten profitieren.
- Flexibilität: Im Gegensatz zu traditionellen Investmentfonds unterliegen Hedgefonds weniger regulatorischen Beschränkungen und können daher eine breite Palette von Anlageinstrumenten und -strategien nutzen. Diese Flexibilität ermöglicht es den Fondsmanagern, schnell auf Marktveränderungen zu reagieren und neue Chancen zu nutzen.
- Diversifikation: Hedgefonds können in eine Vielzahl von Vermögenswerten investieren, einschließlich Aktien, Anleihen, Währungen, Rohstoffen und Derivaten. Dies ermöglicht eine breite Diversifikation, die das Risiko reduzieren und potenzielle Renditen erhöhen kann.
- Leverage-Einsatz: Durch den Einsatz von Leverage (Fremdkapital) können Hedgefonds ihre Positionen vergrößern und potenzielle Renditen maximieren. Obwohl dies das Risiko erhöht, bietet es auch die Chance auf erheblich höhere Gewinne.
- Unabhängigkeit von Marktbewegungen: Hedgefonds können Strategien nutzen, die von der allgemeinen Marktbewegung unabhängig sind, wie zum Beispiel Arbitrage oder Event-Driven-Strategien. Dies ermöglicht es ihnen, auch in Seitwärts- oder Bärenmärkten Gewinne zu erzielen.
- Aktive Verwaltung: Hedgefonds werden von erfahrenen und oft hochqualifizierten Fondsmanagern aktiv verwaltet. Diese Manager haben die Freiheit, ihre Strategien flexibel anzupassen und Opportunitäten aggressiv zu verfolgen.
Wer darf in Hedgefonds investieren?
In Deutschland ist die Investition in Hedgefonds durch Privatanleger nicht gestattet. Lediglich professionelle oder institutionelle Anleger, wie Kreditinstitute, Versicherungen, Stiftungen, Pensionsfonds usw., können in Hedgefonds investieren. Aufgrund der hohen Mindesteinlagesumme von mehr als einer halben Million Euro eignet sich die Investition für Privatanleger oder Kleinanleger sowieso nicht.
Sollten Privatanleger jedoch das Interesse haben, an einem Hedgefonds zu partizipieren, können Sie auf einen sogenannten Dach-Hedgefonds zurückgreifen. Diese Variante des Hedgefonds ist aufgrund der Risikostreuung auch für deutsche Privatanleger geeignet.
Dach-Hedgefonds: Worin liegt der Unterschied zum Single-Hedgefonds?
Single-Hedgefonds entsprechen der eigentlichen Definition von Hedgefonds. Sie sind in ihren Anlagestrategien nicht beschränkt. Leverage (Hebel) und Leerverkäufe können zur Spekulation angewandt werden. Single-Hedgefonds sind mit einem hohen Risiko behaftet, da sie über dem Wert des Eigenkapitals handeln und gelten als intransparent.
Dach-Hedgefonds auf der anderen Seite greifen die Idee typischer Dachfonds auf. Sie können in inländische regulierte Single-Hedgefonds und ausländisches Investmentvermögen mit einer ähnlichen Anlagestrategie investieren. Bei der Auswahl der Single-Hedgefonds sind Regularien hinsichtlich Risikostruktur und Diversifikation (Risikostreuung) sowie der Finanzinstrumente vorgegeben. Leverage darf in kleinem Rahmen über dem Eigenkapital, Leerverkäufe nicht angewandt werden. Das Risiko ist durch die Risikostreuung etwas abgemildert.
Wie können Privatanleger in Hedgefonds investieren?
In Deutschland können Klein- und Privatanleger nicht ohne Weiteres in einen Hedgefonds investieren. Aufgrund der Gesetzeslage und der Regulierung stehen grundsätzlich nur Dach-Hedgefonds zur Verfügung. Diese haben in der Regel hohe Mindesteinlagen, wodurch nur vermögende Privatanleger als Zielgruppe in Betracht kommen.
Davon abgesehen, richten sich die Hedgefonds an institutionelle Investoren, die nicht von der Limitierung auf Dach-Hedgefonds betroffen sind.
Rechtsgrundlage der Hedgefonds
Analog zu Investmentfonds werden Hedgefonds ebenfalls im Kapitalanlagegesetzbuch (KAGB) geregelt. Kapitalverwaltungsgesellschaften, die Hedgefonds emittieren möchten, können in Deutschland sogenannte Single- und Dach-Hedgefonds auflegen. In Abhängigkeit der Hedgefondsform dürfen sich Single-Hedgefonds aufgrund des Risikos nur als Spezialfonds an institutionelle Investoren wenden. Dach-Hedgefonds können sich als Publikumsfonds oder als Spezialfonds aufstellen. An die Kapitalverwaltungsgesellschaften werden besondere Ansprüche bezüglich Aufbau und Rechtsform gestellt.
Rechtsformen für Kapitalverwaltungsgesellschaften:
- Aktiengesellschaft (AG)
- Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH)
- Kommanditgesellschaft (KG)
Die meisten Hedgefonds in Deutschland werden als separate Kommanditgesellschaften betrieben. Hierbei nimmt der Sponsor bzw. General Partner die Rolle des unbeschränkt haftenden Gesellschafters ein. Dies ist in der Regel die Kapitalverwaltungsgesellschaft. Die Kommanditisten werden von den Anlegern gestellt. Das gesamte Fondsvermögen des Hedgefonds ist im Gesamtbesitz der Kommanditgesellschaft.
Wichtigster Punkt zuletzt: Für unerfahrene Privat- und Kleinanleger sollten Hedgefonds kein Thema sein. Mit klassischen Investmentfonds und ETFs oder Direktinvestments in Aktien gibt es attraktivere Alternativen.