Beyond Budgeting, Better Budgeting: Firmenführung abseits starrer Budgets
Beyond Budgeting, Better Budgeting – seit etlichen Jahren stehen diese beiden Begriffe für eine grundlegende Neuorientierung in der Unternehmenspolitik. Es ist das Erfolgsrezept für Firmen wie Aldi, Ikea oder dm-Drogeriemarkt.
Beyond Budgeting fordert die Abkehr von traditionellen Planvorgaben. Better Budgeting geht nicht ganz so weit und setzt eher auf die Effizienzsteigerung bestehender Budgetmethoden. Anlass für die neuen Konzepte sind die Schwachstellen konventioneller starrer Planvorgaben.
Beyond Budgeting, Better Budgeting – klassisches Budgetdenken ist kontraproduktiv
Bislang herrscht in den Unternehmen ein Denken und Handeln in den traditionellen Mustern von Planungs- und Budgetvorgaben. Im alljährlichen Ritual werden monetäre Fahrpläne erstellt, die auch als Messlatte für die Leistung des Managements dienen. Zunehmend jedoch wird das Festhalten an starren Vorgaben in Frage gestellt.
Zentraler Kritikpunkt: Die einseitige Fixierung auf Muster, die auf Daten aus der Vergangenheit beruhen, sind wenig effizient. Nicht nur die Zukunftsorientierung und Verbindung mit strategischen Zielen bleibt auf der Strecke. Auch werden durch den hohen Planungsaufwand wertvolle Ressourcen gebunden.
Zudem sind fixe Pläne unflexibel und müssen bei veränderten Rahmenbedingungen wieder umgestellt werden. Obendrein zementiert der Planungsprozess die Bestandswahrung und fördert persönliche Ränkespiele im Unternehmen. Kurz: Die klassische Budgetsteuerung schränkt Unternehmer unnötig ein und ist zu wenig marktorientiert. Auf diese Erkenntnis haben bereits etliche Unternehmen reagiert.
Die Aldi-Gruppe, die Drogeriemarktkette dm, der Chemiekonzern Borealis oder Svenska Handelsbanken operieren seit Jahren ohne feste Budgets. Die alternativen Ansätze von Beyond Budgeting und Better Budgeting haben sich hier bewährt.
Beyond Budgeting, Better Budgeting – Neue Ansätze für mehr Erfolg
Aldi beispielsweise setzt auf einfache Informationssysteme, wenig Bürokratie und kommt weitgehend ohne Unternehmensberater und aufwändige Marktforschung aus.
Beyond Budgeting und Better Budgeting sind offenbar nicht nur Schlagworte. Sie offenbaren einen neuen Denkansatz in Sachen Unternehmensführung. Beim Better Budgeting konzentriert man sich auf eine permanente Weiterentwicklung von Planungen. In Form eines kleinschrittigeren Vorgehens soll die Effizienz bestehender Methoden verbessert werden. Verzichtet wird vor allem auf zu viel aufwändige Planungstiefe.
Beyond Budgeting geht noch weiter. Es liegt jenseits der traditionellen Denkmuster von Controllern. Statt fester Plan- und Budgetierungsgößen steht die strikte Marktorientierung im Vordergrund. Wettbewerbsfähigkeit statt Plansollerfüllung sozusagen.
Mehr noch: Beyond Budgeting ist ganzheitlich zu verstehen. Es führt zur Dezentralisierung, mehr Mitarbeiterverantwortung, Kreativität und Flexibilität. Damit entsteht eine völlig andere Unternehmenskultur.
Beyond Budgeting, Better Budgeting – Mut zu neuem Unternehmensdenken
Doch die Entscheidung für Unternehmenseffizienz durch selbstmotivierte Mitarbeiter und Dezentralisierung ist ein mutiger Schritt. Die Mehrheit der Firmen geht ihn bislang höchstens verhalten.
Das Modell wird vielfach als zu idealistisch angesehen. Mutig erscheint es daher, wenn etwa bei der schwedischen Handelbanken Budgets abgeschafft wurden und die Filialen mehr Entscheidungsbefugnis haben als die Zentrale in Stockholm. Der Gedanke: Die Teams vor Ort sind näher am Kunden. Sind die Mitarbeiter motiviert und am Markt orientiert, arbeiten sie fast automatisch effizienter mit den Ressourcen, die ihnen zur Verfügung stehen.
Mit der These Beyond Budgeting, Better Budgeting wird zugleich der Ansatz abseits jeglicher Budgetplanung als die bessere Variante hervorgehoben.
Beyond Budgeting – effizientes, flexibles Modell mit Leitlinien
Beyond Budgeting ist eine Forschungsinitiative und ein Managementmodell für Unternehmen und Organisationen „jenseits von Weisung und Kontrolle”. Damit sollen Unternehmer aus der Budgetfalle geführt werden.
Beyond Budgeting wurde 1989 in England von Jeremy Hope und Robert Fraser initiiert. Es wird als eine Alternative zum bürokratisch-hierarchischen Organisationsmodell verstanden und definiert sich durch 12 Leitprinzipien. Die orientieren sich an Gedanken wie Werte, Verantwortung, Selbstständigkeit, Transparenz sowie Ziele, Ressourcen, Koordination, Kontrolle oder Belohnung.
Firmen, die das Beyond Budgeting-Modell einsetzen, werden nach wie vor als Pioniere gesehen. Außer den oben genannten gehören auch z.B. Semco, Dell, Toyota, Southwest Airlines, Ikea oder Google dazu. Sie sind Mitglieder der Organisation Beyond Budgeting Round Table (BBRT). Bei ihnen allen ist die Ausrichtung gleich. Allerdings hat jeder sein eigenes Modell. Einheitliche Vorgaben gibt es nicht, denn diese würden ja schließlich dem flexiblen Prinzip des Beyond Budgeting widersprechen.