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Sharpe Ratio: Aussagekraft, Berechnung und Beispiel

Beitragsbild zum Artikel "Sharpe Ratio".
Inhaltsverzeichnis

Bei der Auswahl von Geldanlagen spielen für die meisten Anleger zwei Faktoren eine wichtige Rolle. Zum einen ist das die erzielbare Rendite – z um anderen das Risiko verbunden mit der Wahrscheinlichkeit, den erwünschten Ertrag auch zu erreichen. Um das Ertrag-Risiko-Verhältnis zu ermitteln, gibt es Kennzahlen, die Anleger nutzen können. Eine davon ist die Sharpe Ratio.

In unserem Beitrag erfahren Sie, was die Sharpe Ratio ist und wo sie zur Anwendung gelangt. Wir gehen ferner darauf ein, was die Kennzahl aussagt, wie die Berechnung erfolgt und stellen das durch ein Beispiel dar. Darüber hinaus beschäftigen wir uns ebenso mit Kritik und Nachteilen der Sharpe Ratio.

Sharpe Ratio – eine Zusammenfassung

  • Bei der Sharpe Ratio wird eine sogenannte Überrendite in ein Verhältnis zu dem Risiko gesetzt, welches Anleger mit einem Investment eingehen.
  • Bei der Sharpe Ratio wird der Mehrertrag einer Anlage im Vergleich zum risikolosen Zins gemessen und in ein Verhältnis zur Volatilität gesetzt.
  • Zur Anwendung kommt die Sharpe Ratio insbesondere bei Fonds, kann jedoch ebenfalls zum Vergleich anderer Anlageprodukte genutzt werden.
  • Für die Sharpe Ratio gilt, dass die Anlage umso interessanter ist, je höher das Ergebnis der Berechnung ausfällt.

Was ist die Sharpe Ratio?

Der Namensgeber der Sharpe Ratio ist William F. Sharpe, ein amerikanischer Wirtschaftswissenschaftler. Er rief die Messung der Überrendite ins Leben, die ein Fonds im Vergleich mit einer sehr sicheren Geldanlage hat. Dazu wird das durchschnittliche Risiko des Fonds oder auch eines anderen Anlageproduktes berücksichtigt. Ausgedrückt wird die Kennzahl Sharpe Ratio in absoluten Zahlen.

Vereinfacht ausgedrückt stellt die Sharpe Ratio dar, ob sich für das Anlageprodukt ein positives Verhältnis zwischen Überrendite und eingegangenem Risiko erkennen lässt. Letzteres wird in der Regel durch die Volatilität, also die Schwankungsbreite des Anlageproduktes, dargestellt. Im Ergebnis lässt sich in einer Zahl erkennen, wie attraktiv ein Investment unter der Prämisse ist.

Die Berechnung der Sharpe Ratio basiert auf den folgenden Angaben:

  • Rendite des Fonds oder eines anderen Anlageproduktes
  • Volatilität (Schwankungsbreite)
  • Risikofreier Zins

Wo wird die Sharpe Ratio angewendet?

In den Anfängen wurde die Sharpe Ratio fast ausschließlich im Bereich der Fonds zum Beurteilen eines Investments angewendet. Mittlerweile wird die Kennzahl auch bei anderen Anlageprodukten zur Bewertung sowie zum Vergleich eingesetzt. Dazu gehören zum Beispiel:

  • ETFs
  • Aktien
  • Anleihen
  • Andere Investments

Zum Einsatz kommt die Sharpe Ratio als Kennzahl in zwei verschiedenen Varianten. Zum einen gibt es die Möglichkeit, ein Anlageprodukt isoliert zu betrachten und dessen Ertrag-Risiko-Verhältnis zu berechnen. Zum anderen werden häufig mittels der Sharpe Ratio mehrere Anlageprodukte miteinander verglichen. So stellen Analysten und Anlegerfest, welche Anlageform im Hinblick auf das Verhältnis zwischen Rendite und Risiko am attraktivsten erscheint.

Was sagt die Sharpe Ratio aus?

Die Sharpe Ratio sagt als Kennzahl etwas zur sogenannten risikoadjustierten relativen Rendite aus. Das bedeutet, dass eine Rendite (im Verhältnis zu einem risikolosen Zins) mit der Volatilität (Risiko) einer Geldanlage verglichen wird. Es sind entweder historische oder prognostizierte Renditen, welche die Basis der Berechnung darstellen. Für Anleger ist ein Fonds oder ein sonstiges Anhaltspunkt umso attraktiver, desto höher die Kennzahl ausfällt.

Wichtig ist, dass Sie das Ergebnis der Berechnung richtig deuten. Dabei geben Ihnen folgende Werte eine gute Orientierung:

  • Sharpe Ratio >1: Die Rendite des Anlageproduktes ist höher als der risikolose Zins und übersteigt zusätzlich die Volatilität (das Risiko).
  • Sharpe Ratio = 1: Wenn von der Rendite des Anlageproduktes der risikolose Zins subtrahiert wird, ist diese exakt so hoch wie die Volatilität. Das bedeutet, dass sich Chancen und Risiken auf einem gleichen Level befinden.
  • SharpeRatio <1: Die Rendite des Anlageproduktes ist nach Subtraktion des risikolosen Zinses geringer als das Risiko. Das bedeutet, dass das Anlageprodukt ein relativ eher schlechteres Ertrags-Risiko-Verhältnis hat.

Neben diesen Werten kann die Sharpe Ratio ebenfalls kleiner als null ausfallen, also im Minus liegen. Das ist ein deutliches Warnsignal. In dem Fall wäre die Rendite des Anlageproduktes sogar geringer als der risikofreie Zins, ohne bereits die Volatilität einbezogen zu haben.

Infografik zur Interpretation der Sharpe Ratio.

Wie erfolgt die Berechnung der Sharpe Ratio?

Um die Sharpe Ratio zu berechnen, wird zunächst der Ertrag eines Anlageproduktes in ein Verhältnis zum risikolosen Zins gesetzt. Anschließend wird das Ergebnis durch die Volatilität dividiert.

Die Formel zur Berechnung der Sharpe Ratio lautet somit:

(Rendite des Investments – Risikoloser Zins) / Volatilität

Beispielberechnung der Sharpe Ratio

Im Folgenden möchten wir an einem Beispiel verdeutlichen, wie die Sharpe Ratio in der Praxis ermittelt wird. Wir gehen davon aus, dass ein Anleger überlegt, zukünftig in Aktienfonds zu investieren. Im vergangenen Jahr hatte der Anleger mit seinem Portfolio eine Rendite in Höhe von acht Prozent erzielt. Aktuell würde er mit Staatsanleihen einen Ertrag in Höhe von zwei Prozent als risikofreien Zins generieren. Auf Grundlage dieses Beispiels ergeben sich folgende Zahlen im Überblick:

  • Rendite Portfolio letztes Jahr: 8 %
  • Aktuelle Rendite Staatsanleihen (risikoloser Zins): 2 %
  • Rendite Aktienfonds: 7 %
  • Volatilität Portfolio vergangenes Jahr: 15 %

Zunächst lässt sich die Volatilität des Portfolios im vergangenen Jahr ermitteln. Die Rechnung sieht wie folgt aus:

(8 – 2 ) / 15 = 0.4 Sharpe Ratio

Die Staatsanleihen mit einer Rendite von aktuell zwei Prozent stehen für den risikofreien Zins, da es sich um sehr sichere Anlageform handelt. Damit Sie allerdings entscheiden können, ob sich ein zukünftiges Investment in Aktienfonds „lohnt“, benötigen Sie zusätzlich deren Sharp Ratio. Diese wird wie folgt ermittelt:

(7 – 2 ) / 5 = 1.0 Sharpe Ratio

Im Beispiel ist die Volatilität der Aktienfonds im Vergleich zu der des Portfolios im vergangenen Jahr relativ niedrig. Das führt dazu, dass die Sharpe Ratio mit 1.0 deutlich höher als für das Portfolio letztes Jahr mit 0,4 ausfällt.

Im Beispiel wäre es für den Anleger zumindest im Hinblick auf das Rendite-Risiko-Verhältnis besser, sich für Aktienfonds zu entscheiden.

Wie berechnet man die annualisierte Sharpe Ratio?

Die Berechnung der annualisierten Sharpe Ratio basiert auf der Grundlage, dass die monatliche Sharpe Ratio mit der Quadratwurzel aus 12 multipliziert wird.

Kritik an der Sharpe Ratio

Neben den Vorteilen der Kennzahl Sharpe Ratio gibt es ebenfalls Kritik. Im Überblick sind es folgende Nachteile, die im Zusammenhang mit der Kennzahl Sharpe Ratio existieren:

  • Risiko wird ausschließlich als Volatilität dargestellt (andere Risikofaktoren bleiben außen vor)
  • Keine Differenzierung zwischen realisierten und tatsächlichen Verlusten
  • Historische Daten werden benötigt
  • Abhängigkeit vom Zeitintervall
  • Keine Differenzierung zwischen Aufwärts- und Abwärtsbewegungen
  • Negative Sharpe Ratio hat keine Aussagekraft
  • Keine Normalverteilung der Rendite in der Praxis

Wie sinnvoll ist der Einsatz der Sharpe Ratio?

Die Kennzahl Sharpe Ratio ist definitiv ein bedeutendes Risikomaß. An ihr können Anleger erkennen, in welchem Umfang sie für das Risiko einer Geldanlage in Form der Rendite entlohnt werden. Besonders sinnvoll ist der Einsatz der Sharpe Ratio unter der Voraussetzung, dass Sie zwei oder mehr Anlagen miteinander vergleichen möchten. So stellen Sie fest, für welche Anlage das bessere Rendite-Risiko-Verhältnis existiert.

FAQs zur Sharpe Ratio

In erster Linie wird die Sharpe Ratio genutzt, um bei Fonds bzw. ETFs deren Performance (Rendite) in ein Verhältnis zum Risiko zu setzen. Mittlerweile können aber auch andere Anlageprodukte analysiert werden, wie zum Beispiel Aktien und Anleihen.
Als risikoloser Zins wird zum Ermitteln der Sharpe Ratio in aller Regel der durchschnittliche Zins verwendet, der für eine sehr sichere Anlageform gezahlt wird. Es werden häufig die aktuellen Zinsen für Staatsanleihen herangezogen, bei denen der Emittent eine hervorragende Bonität genießt.
Ein optimaler Wert der Sharpe Ratio liegt über 1. Dieser sagt aus, dass die Rendite des Anlageproduktes in einem sehr guten Verhältnis zum Risiko steht. Als positiv werden allerdings ebenfalls Werte zwischen 0 und 1 angesehen, auch wenn die Rendite im Verhältnis zum Risiko geringer ausfällt.
Die Entwicklung der Kennzahl Sharpe Ratio ist auf William F. Sharpe zurückzuführen, bei dem es sich um einen Wirtschaftswissenschaftler und gleichzeitigen Wirtschaftsnobelpreisträger handelt.