So viel ist ein Unternehmen wert – die Berechnung des Equity Value
Fonds verwenden bei ihren Produkten häufig den Begriff Equity Value. Das bezeichnet nichts anderes, als den Wert eines Unternehmens, der den Aktionären zusteht. Dieser Eigenkapitalwert entspricht näherungsweise dem Marktwert an der Börse, also der Marktkapitalisierung.
Den exakten Wert des Unternehmens, in das ein Anleger investiert, kann er über die Berechnung des Equity Value erfahren.
Equity Value-Berechnung: der reine Firmenwert ohne Fremdkapital
Beim Firmenverkauf ist es von grundlegender Bedeutung, den Equity Value vom Enterprise Value unterscheiden zu können. Der Equity Value ist ein Teil des Enterprise Value, auch als Bruttounternehmenswert bezeichnet. Dieser beschreibt den Wert des gesamten operativen Geschäfts und beinhaltet Eigenkapital genauso wie Fremdkapital, also Verbindlichkeiten.
Nicht selten reden die Parteien bei ersten Verkaufsgesprächen aneinander vorbei und meinen verschiedene Unternehmenswerte. Doch der Kaufpreis ist nicht der Enterprise Value, sondern der Equity Value – nur der steht dem Verkäufer als Eigenkapitalgeber (und damit auch den Aktionären) zu. Der Fremdkapitalanteil kreditgebender Banken muss beim Verkaufswert herausgerechnet werden.
Die Equity Value-Berechnung erfolgt über die Ermittlung des Discounted Cashflow. Ein Cashflow ist, vereinfacht gesagt, der Anteil, der beim Rein und Raus der Zahlungsströme übrig bleibt. Anders als der Gewinn, zeigt die Kennzahl exakt die Liquiditätsüberschüsse oder –fehlbeträge und somit die Ertragskraft eines Unternehmens.
Discounted-Cash-Flow mit abgezinsten Werten
Beim Unternehmenswert geht es um künftige Zahlungsüberschüsse, also Cashflows, die auf den Bewertungsstichtag abgezinst, sprich diskontiert werden. Das Verfahren bei der Equity Value-Berechnung bzw. der Ermittlung des Discounted Cashflow entspricht einer einfachen Investitionsrechnung.
Will man feststellen, ob sich eine Investition, etwa in eine Maschine, lohnt, wiegt man die Anschaffungskosten gegen die künftigen Erträge der Anlage auf. Diese Berechnung funktioniert auch mit ganzen Unternehmen. Man schätzt die künftigen Cashflows, berechnet die Zinsabschläge und addiert die Werte.
Grundsätzlich gibt es zwei Berechnungsansätze: Das Bruttoverfahren und das Nettoverfahren. Das erste ist die Entity-Methode (Bruttokapitalisierung), das zweite die Equity-Methode (Nettokapitalisierung).
1. Die Entity-Methode
Da, wie erwähnt, der Kapitalanteil der Bank herausgerechnet wird, erfolgt beim Bruttoverfahren die Berechnung in zwei Schritten:
Zuerst wird der gesamte Unternehmenswert durch Abzinsen der Cashflows berechnet, die für die künftigen Planjahre ermittelt werden. Dabei nimmt man die Cashflows vor Fremdkapitalzinsen und –tilgung. Der Barwert enthält zunächst Eigenkapital und Fremdkapital und ist der Unternehmenswert als Enterprise-Value. Danach wird der Eigenkapitalwert errechnet, indem man den Fremdkapitalanteil abzieht. Nun hat man den eigentlichen Unternehmenswert
2. Die Equity-Methode
Im Nettoverfahren geht die Berechnung in einem Schritt: Man nimmt die Cashflows nach Fremdkapitalzinsen und berechnet den Barwert. Zur Diskontierung wird der Zinssatz genommen, der dem Eigenkapitalgeber als vergleichbare Rendite für eine hypothetische Alternativanlage des Kapitals zustehen würde.
Meist verwendet: Entity-Verfahren mit WACC-Ansatz
Um beim Entity Verfahren zunächst den Enterprise Value zu ermitteln, verwendet man einen Zinssatz, der über das WACC-Verfahren errechnet wird. WACC steht dabei für Weighted Average Cost of Capital, zu Deutsch: Gewichtete, durchschnittliche Kapitalkosten des Unternehmens.
Das ist eine Mischung der Zinssätze aus den Forderungen der Eigenkapital- und Fremdkapitalgeber. Gewichtet werden sie in dem Verhältnis, in dem auch Eigen- und Fremdkapital im Unternehmen eingesetzt werden. Beide Kapitalanteile werden nach eigenen Kriterien errechnet. Schließlich wird noch über Details die langfristige Bilanzstruktur aus Eigen- und Fremdkapital definiert.
Auf den Punkt gebracht sieht die Formel zur Berechnung des WACC so aus:
(langfristige Eigenkapitalquote * Eigenkapitalkosten) + (langfristige Fremdkapitalquote * Fremdkapitalkosten)
Mit dem damit errechneten Zinssatz wird also erst der gesamte Unternehmenswert ermittelt. Die künftigen Cashflows werden diskontiert und dann addiert. Von diesem Wert wird der Marktwert des Fremdkapitals abgezogen und dann wieder das „nicht betriebsnotwendige Vermögen“, also alles, was nicht benötigt und genutzt wird, addiert. Im Ergebnis erhält man den Equity Value.
Eigenkapitalwert als Verkaufsbasis
In der Praxis wird üblicherweise die Variante des Entity-Verfahrens mit dem WACC verwendet. Diese vereinfachte Darstellung zeigt, wie das Management den exakten Eigenkapitalwert des Unternehmens ermittelt. Der ist aber nur die Basis. Was es beim Verkauf letztlich kostet, ist Verhandlungssache.
Aus Anlegersicht entspricht der Equity Value dem Shareholder Value. Die hier aufgeführte Berechnung über den Discounted Cashflow wird auch von Großinvestoren wie Warren Buffet eingesetzt. Sie zeigt den Wert, den eine Aktie besitzt.