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So funktionieren Briefkastenfirmen

Inhaltsverzeichnis

Steuern sparen, Vermögen verschleiern – es gibt etliche Gründe, warum wohlhabende Menschen und Unternehmen Geld dort unterbringen, wo es steuerlich attraktiv ist und wo nicht jeder Einblick in die Vermögensverhältnisse hat.

Um kriminelle Machenschaften sollte es natürlich nicht gehen. Weil dies aber häufig der Fall ist, gerät immer wieder das wohl probateste Versteck ins Visier: die Briefkastenfirma.

Wie genau funktioniert die Briefkastenfirma?

Ging es früher meist um Liechtenstein, steht heute Panama in Zentrum des Interesses. Viele fragen sich nun: Wie funktioniert eine Briefkastenfirma denn, und was hat das mit Offshore-Konstrukten auf sich, von denen gesprochen wird?

Im Grund geht es um dasselbe. Die Briefkastenfirma hat ihren offiziellen Sitz dort, wo die eigentlichen Geschäfte nicht abgewickelt werden. Beide Orte weichen voneinander ab – deshalb der mitunter irreführende Begriff Offshore. Es muss also nicht gleich Panama sein.

Am rechtlichen Sitz existiert meist nur ein Postfach oder eben ein Briefkasten, den sich nicht selten gleich mehrere Firmen teilen. Je nach Land kann der eigentliche Inhaber geheim bleiben. Oft werden auch Strohmänner eingesetzt, die als Scheininhaber oder –direktor dienen.

Gelder auf Firmen und Stiftungen übertragen

Wenn es um Steuervermeidung geht, sucht man sich den Ort bzw. das Land mit möglichst niedrigen Sätzen aus. Wenn wie hierzulande nach dem Wohnsitz besteuert wird, übertragen Privatpersonen ihr Vermögen auf Stiftungen, Firmen oder Holdings im Ausland. Im Prinzip gehen Unternehmen genauso vor. Um die Abwicklung sowie die passende Vertragsgestaltung kümmern sich in der Regel Anwaltskanzleien.

Die gründen innerhalb weniger Tage eine Firma. Meist muss auch niemand persönlich erscheinen, was es erleichtert, unter falscher Identität aufzutreten. An der Stelle kommt die Frage – wie funktioniert eine Briefkastenfirma? – an den eigentlichen Punkt: die Geldgeschäfte.

Ist die Firma eingetragen, kann sie ein Bankkonto einrichten. Im Idealfall vertrauen die Banken den Sorgfaltspflichten der Anwälte und verzichten auf etliche Formalitäten. Häufig wird nicht einmal die Identität überprüft. Die Bank freut sich über einen neuen Kunden und händigt eine Kreditkarte aus, mit der er nach Belieben Geld transferieren oder vom Konto ziehen kann.

Dienstleister als Helfer

Damit lassen sich unter anderem Gelder aus fingierten Rechnungen oder Aktiengeschäften überweisen. Oft kommen sie auch aus Insiderhandel, Marktmanipulationen oder anderen dubiosen Quellen. Briefkastenfirmen werden gerne zur Geldwäsche genutzt. Gerade Panama ist ein Finanzplatz mit einem äußerst freizügigen Bankengesetz.

Im Internet bieten zahlreiche Agenturen ihre Dienste in Sachen Briefkastenfirma an. Das reine Einrichten gibt es bereits für unter 50 €. Ab rund 400 € ist „völlige Anonymität“ auf den Seychellen inklusive Anwaltskanzlei enthalten. In Liechtenstein allerdings verlangen die Vermittler schon mal 10.000 €. Dabei muss man aufpassen, ob es sich um einmalige oder jährliche Beträge handelt.

Nicht immer nur illegal

Grundsätzlich sind Briefkastenfirmen laut Bundesfinanzhof legal, solange sie nicht der „missbräuchlichen Steuergestaltung“ dienen. Legal ist übrigens auch, wenn etwa eine Briefkastenfirma eine Lizenz hält, für die sie vom Tochterunternehmen in Deutschland Gebühren kassiert. Wichtig ist, dass die Lizenz einen wirtschaftlichen Wert hat.

Doch es geht nicht immer nur um Steuern, vielfach auch um Schutz vor Sozialneid oder der Neugier des Ehepartners. Nicht selten wird schon bei der Heirat aufs Vermögen geschielt. So ist es auch legal, wenn ein jemand in dem Fall sein Vermögen in einer Briefkastenfirma versteckt. Ob er das bei der Scheidung auch noch darf, hängt von der Rechtsform der Ehe und dem jeweiligen Land ab.

Ohnehin darf das Modell der Briefkastenfirma nicht nur aus deutscher Sicht bewertet werden. Beispiel: internationaler Kunsthandel. Wenn bei Auktionen Gemälde für mehrere Millionen den Besitzer wechseln, bleibt der üblicherweise anonym. Auch ist es in zahlreichen Ländern mit schwachen Rechtssystemen ratsam, sich nicht als reich zu offenbaren. Entführung und Erpressung sind in Südamerika keine Seltenheit.

Wenn Anleger geprellt werden

Andererseits werden Briefkastenfirmen oft nur eingerichtet, um Anleger aus aller Welt über den Tisch zu ziehen. Dabei finden sowohl die angeblichen Geschäfte als auch ein vorgebliches hohes Haftungskapital nur auf dem Papier statt. Die Aktien sind nichts wert. Betrogene Anleger haben keine Chance, da sie auf ein undurchschaubares Geflecht an Briefkastenfirmen treffen.

Abgesehen von alledem: Briefkastenfirmen gibt es auch in Deutschland. Entweder dienen sie zum Schutz der Privatsphäre oder weil Unternehmen ihren formalen Sitz in eine Gemeinde mit niedrigen Gewerbesteuern verlegen. Ein Extrembeispiel war Norderfriedrichskoog bei Husum. In der Ansiedlung hinterm Deich war das Who is Who der deutschen Firmenwelt vertreten – bis 2002 der Mindesthebesatz von 200 % eingeführt wurde. Das Modell Briefkastenfirma beschränkt sich also genau genommen nicht aufs Ausland.