Carsharing – Nutzung, Prognose, Vor- & Nachteile
Überblick zum Carsharing
Definition: Dienstleistung, bei der Fahrzeuge für die flexible Nutzung von verschiedenen Personen angeboten werden
Unterschied zur Autovermietung: dezentral – ermöglicht Flexibilität, Unterzeichnung eines Rahmenvertrages, kurze Mindestnutzungsdauer: (~ 1 h), Inklusivpreis
Ablauf: Registrierung, Auffinden/Buchen/Entsperren des Fahrzeuges via Smartphone-App/Homepage/Telefonservice
Vorteile: Zeit- und Kostenersparnis, breites Angebot an Fahrzeugen, Umweltschutz
Nachteile: teilweise mangelnde Flexibilität und Unabhängigkeit, noch keine Lösung für den ländlichen Raum, nicht für regelmäßige Fahrten geeignet
Definition: Was ist Carsharing?
Der Begriff Carsharing setzt sich aus den beiden englischen Wörtern car und sharing zusammen, bedeutet also, ein Auto zu teilen. Im britischen Sprachraum ist damit auch eine Fahrgemeinschaft gemeint.
Im Allgemeinen versteht man unter der Dienstleistung Carsharing ein oder mehrere Autos, die für die gemeinsame Nutzung mehrerer Personen vorgesehen sind. Um an dem Angebot teilzunehmen, ist die Anmeldung und Unterzeichnung eines Rahmenvertrages des jeweiligen Anbieters nötig. Dann können die Fahrzeuge, je nach Verfügbarkeit, jederzeit flexibel genutzt werden.
Wann hat sich Carsharing entwickelt?
Gemäß der ursprünglichen englischen Bedeutung von Carsharing entwickelte sich das Angebot bereits während der 1970er Jahre in England. Die Londoner Zeitung The Times proklamierte damals, dass die gemeinsame Nutzung von Fahrzeugen den starken Verkehr in der Stadt beruhigen könnte. Damit war anfangs eben die Schaffung von Mitfahrmöglichkeiten und nicht das Teilen von Fahrzeugen an sich gemeint.
Der erste Carsharing-Anbieter stammte aus der Schweiz. Bereits im Jahr 1948 teilte man sich in Zürich Fahrzeuge mit der Nachbarschaft. Bald wurden Studien zur Effizienzsteigerung durchgeführt. Ab 1970 folgten Projekte in Frankreich und den Niederlanden – dort handelte es sich sogar um kleine Elektrofahrzeuge. Diese Versuche waren jedoch nur wenige Jahre von Bestand.
Der Wendepunkt ereignete sich im darauffolgenden Jahrzehnt. Sowohl in der Schweiz, in Deutschland, als auch in Norwegen und den Niederlanden entstanden neue Unternehmen, die mit Carsharing arbeiteten. In den 90er Jahren des vergangenen Jahrhunderts folgten Kanada und vereinzelte Staaten Nordamerikas.
In Deutschland wurde das erste Carsharing-Unternehmen 1988 in Berlin gegründet: StattAuto Berlin.
Was unterscheidet Carsharing von der konventionellen Autovermietung?
Dezentral
Im Gegensatz zur klassischen Autovermietung, deren Stationen zumeist außerhalb der Städte, in der Nähe von Flughäfen oder größeren Bahnhöfen angesiedelt sind, ist Carsharing dezentral angelegt.
Das bedeutet, dass die Verfügbarkeit der Fahrzeuge über ein gesamtes Stadtgebiet verteilt ist. Sie sind nicht nur zur Nutzung von Touristen oder Geschäftsleuten vorgesehen, sondern auch für private Nutzer, die möglicherweise einen größeren Einkauf nach Hause transportieren möchten oder einen Ausflug ins Umland planen. Diese Möglichkeit bietet eine weitaus flexiblere Nutzung als das Angebot einer konventionellen Autovermietung.
Flexible Nutzung zu jeder Zeit
Ein weiterer Unterschied ist die Tatsache, dass Carsharing üblicherweise über einen Rahmenvertrag erfolgt. Die Nutzungsvereinbarung wird ein Mal unterschrieben, die Fahrzeuge können dann jederzeit genutzt werden.
Es ist danach nicht mehr nötig, für jede Fahrt eine eigene Vereinbarung zu treffen, wie es bei der Autovermietung der Fall ist. Diese ist außerdem an die Öffnungszeiten des Anbieters gebunden, während Carsharing kurzfristig, etwa auch nachts funktioniert.
Kurzzeit-Nutzung – keine Mindestdauer
Hier kommt hinzu, dass die Autos bei Carsharing auch nur für kurze Zeit, etwa eine Stunde, gebucht werden können. So können der Wochenendeinkauf oder das Urlaubsgepäck einfach und sicher an den Bestimmungsort gebracht werden. Bei der Nutzung eines Fahrzeugs aus dem Pool einer Autovermietung gibt es häufig eine Mindestdauer für die Miete, etwa 24 Stunden.
Inklusiv-Preis
Eine weitere Besonderheit des Carsharing-Angebots ist der Preis, in dem bereits die Kosten für Treibstoff, Versicherung und ähnliches miteinbegriffen sind. Dies unterscheidet es nicht nur von der konventionellen Autovermietung, sondern auch von der Option, ein eigenes Fahrzeug zu besitzen.
Anmeldung bei dem gewählten Anbieter. Der Rahmenvertrag wird unterschrieben, bei dem besonders auf die jeweiligen vertraglich festgelegten Details geachtet werden muss. Nach der Bestätigung durch das Unternehmen kann es losgehen.
Will man nun ein Fahrzeug buchen, erfolgt das zumeist über die Smartphone-App, die Homepage oder das Telefonservice des Anbieters. Je nach Organisationsform gibt es verschiedene Möglichkeiten der Verteilung der Autos auf das Stadtgebiet. In letzter Zeit haben sich zwei Varianten herauskristallisiert: Das stationsbasierte und das sogenannte free-floating Carsharing.
Was ist stationsbasiertes Carsharing?
Beim stationsbasierten Carsharing müssen die zu buchenden Fahrzeuge an bestimmten Orten in der Stadt abgestellt werden. Sie haben einen fixen Parkplatz, von dem sie abzuholen, als auch wieder abzustellen sind. Hier ist häufig eine Reservierung im Voraus möglich. Der Vorteil bei dieser Variante ist, dass die Autos – je nach Verfügbarkeit – immer an einem bestimmten Platz aufzufinden sind, ähnlich einem Fahrzeug im eigenen Besitz. Bei dieser Variante kommt hinzu, dass sie im Vergleich zu den anderen am preisgünstigsten ist: 4-8 € sind für eine Stunde Fahrt im Kleinwagen zu bezahlen. Die Abrechnung erfolgt mittels Kreditkarte oder Bankeinzug.
Was ist free-floating Carsharing?
Ist das Carsharing free-floating organisiert, dann werden die Autos innerhalb eines vorgegeben Nutzungsgebietes an frei wählbaren Orten abgestellt. Sie sind mit einem GPS-Sender versehen, mit dessen Hilfe die Fahrzeuge per App geortet und zumeist auch entsperrt werden können.
Für die Nutzung ist keine Reservierung möglich. Es kann passieren, dass nicht immer ein verfügbares Auto in der Nähe zu finden ist. Für spontane, flexibel zu planende Fahrten eignet sich dieses Angebot jedoch gut, auch, weil es keine vorgegebenen Parkplätze gibt. Für diese Flexibilität ist ein höherer Preis zu zahlen: ungefähr 20 € kostet eine Stunde pro Fahrzeug.
Alternative Carsharing-Formen
Neben den typischen Formen des Carsharings haben sich weitere alternative Möglichkeiten herausgebildet:
- Kombinationen aus stationsbasierten und free-floating Angeboten
- Peer-to-peer Carsharing
- Ridesharing
In den letzten Jahren entwickelt sich das Carsharing-Angebot stetig weiter. In Städten wie Hannover oder Heidelberg sind bereits Anbieter ansässig, die sowohl stationsbasierte als auch free-floating Fahrzeuge in ihrem Repertoire haben. Dies macht gleichzeitig die spontane und die geplante Nutzung möglich. Die Vorteile beider Varianten werden dabei vereint.
Internetplattformen bieten die Möglichkeit des peer-to-peer Carsharings. Dabei können Privatpersonen ihre eigenen Autos zur gemeinsamen Nutzung anbieten. Hier gibt es zumeist keinen übergreifenden Rahmenvertrag. Vor jeder Verwendung wird ein eigener Vertrag abgeschlossen, was die Ähnlichkeit zur konventionellen Autovermietung ausmacht. Nachteilig ist anzumerken, dass diese Form nicht immer verlässlich ist. Der Besitzer des Fahrzeuges hat jederzeit das Recht, die Freigabe zurückzuziehen.
Auch für Mitfahrgelegenheiten gibt es heutzutage zahlreiche Online-Anbieter. Beim Ridesharing können die Mitglieder Plätze in ihren Autos für bestimmte Fahrten anbieten. Dies erfolgt ebenso ohne vorhergehende vertragliche Einigung, was die Zuverlässigkeit einschränkt. Grundsätzlich handelt es sich beim Ridesharing um eine durchaus ökonomische Möglichkeit, den Verkehr, besonders zur Stoßzeit zu verringern.
Was sind die Vorteile des Carsharings?
Kosten- und Zeitersparnis
Als größter Vorteil des Carsharings im Vergleich zum Besitz eines Fahrzeuges lässt sich der deutlich geringere Preis nennen. Im Gegensatz zum eigenen Auto fallen für die geteilte Nutzung keine regelmäßigen Fixkosten für Versicherung, Reparaturen oder TÜV an.
Es ist nicht nötig, sich selbst mit den durchzuführenden Wartungen aufzuhalten, da diese der Anbieter erledigt. Das bedeutet eine klare Zeitersparnis.
Wenn das eigene Fahrzeug nicht genutzt wird, braucht es einen sicheren Stellplatz, an dem es im besten Fall vor Diebstahl, aber auch den Einflüssen der Umwelt geschützt ist. Besonders in der Stadt sind diese Ansprüche schwierig zu erfüllen. Ohne Abstellplatz am Privatgrund ergeben sich entweder Kosten für den Parkplatz und/oder ein hoher Zeitaufwand für die Parkplatzsuche.
Bei der Nutzung von Carsharing ist es nicht nötig, sich um die Kosten für den Stellplatz zu kümmern, da diese vom Anbieter übernommen werden.
Breites Angebot an Fahrzeugklassen
Wenn man im Besitz eines eigenen Autos ist, dann ist man ausschließlich auf diesen Fahrzeugtyp festgelegt. Ein größeres für Transporte oder ein kleineres für den Stadtverkehr muss eigens angemietet werden. Nutzt man Carsharing, stehen zahlreiche verschiedene Fahrzeugklassen zur Verfügung, die ja nach Bedürfnis frei gewählt werden können.
Beitrag zum Umweltschutz
Zu guter Letzt sei auf den Beitrag des Carsharings zum Umweltschutz hingewiesen. Die gemeinsame Nutzung eines Fahrzeuges – im Schnitt teilen sich etwa 15 bis 20 Personen ein Auto – vermindert die Belastung der Umwelt.
Durch diese Möglichkeit verzichtet ein steigender Anteil der Bevölkerung auf den Kauf eines eigenen motorisierten Verkehrsmittels. Insgesamt sind weniger Fahrzeuge auf unseren Straßen unterwegs als ohne dieses Angebot.
Was sind die Nachteile des Carsharings?
Die Eigenschaft des Carsharings ist bekanntlich, dass sich mehrere Personen die verfügbaren Fahrzeuge teilen. Deshalb kann es passieren, dass das gewünschte Auto nicht jederzeit verfügbar ist. Dies stellt sich durchaus als Einschränkung der Unabhängigkeit und Flexibilität heraus. Für bestimmte Situationen ist darum eine frühe Planung sowie die rechtzeitige Reservierung eines bestimmten Modells notwendig.
Leider gibt es auch noch keine zufriedenstellende Lösung für Angebote im ländlichen Bereich, weshalb Carsharing zurzeit lediglich in Großstädten möglich ist. Dort dienen die Fahrzeuge besonders als Ergänzung zu den öffentlichen Verkehrsmitteln. Die Bevölkerung abseits der urbanen Gebiete ist ohnehin auf ein eigenes Auto angewiesen.
Da Carsharing in den meisten Fällen über die Nutzungsdauer abgerechnet wird, ist es für regelmäßige, tägliche Fahrten, beispielsweise an die Arbeitsstelle ungeeignet. Dabei sollte eher auf den öffentlichen Verkehr, Mitfahrgelegenheiten oder ein eigenes Fahrzeug zurückgegriffen werden.
Lohnt sich Carsharing für jeden?
Generell lassen sich drei Punkte hervorstreichen, die bezüglich der Nutzung eines Carsharing-Angebotes bedacht werden sollten.
Benötigt man ein geteiltes Fahrzeug täglich, etwa für den Weg zur Arbeit, so übersteigen die Kosten eher den Nutzen. Diese Situation spricht eher für die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel oder das gemeinsame Pendeln bei Mitfahrgelegenheiten.
Rechnet man die Kosten fürs Carsharing auf ein Jahr hoch, dann sollten die jährlichen Kilometerzahlen die Grenze von rund 10.000 km nicht überschreiten. Ab dieser Anzahl lohnt sich die Anschaffung eines eigenen Fahrzeuges.
Folglich lässt sich resümieren, dass sich Carsharing vor allem für jene Personen lohnt, die bereit sind, beziehungsweise die Möglichkeit haben, für ihre täglichen Wege auch den öffentlichen Nahverkehr und/oder das Fahrrad zu nutzen.
Welches Potenzial hat Carsharing?
Das Angebot und die Akzeptanz der Carsharing-Angebotes steigt seit den vergangenen 90er Jahren. Auch Unternehmen setzen bereits auf Corporate Carsharing, um die Kosten zu senken. Die steigenden Treibstoffkosten leisten einen Beitrag zur erhöhten Aufmerksamkeit gegenüber günstigeren Angeboten.
Das positive Image nach außen bietet die Möglichkeit, die Bevölkerung auch an die Elektromobilität als Beitrag zum Umweltschutz heranzuführen. Diese ist kaum bereit, die hohen Kosten für ein strombetriebenes Fahrzeug zu bezahlen. Im Rahmen des Carsharings ist die Offenheit gegenüber alternativen Antriebsarten gegeben.
Sind ausreichend Autos vorhanden und eine flexible Nutzung möglich, sind Menschen auch eher bereit dazu, das Carsharing als Alternative anzunehmen. Dies gilt besonders für den städtischen Bereich, in dem zusätzlich öffentliche Verkehrsmittel verfügbar sind. Gleichzeitig wird von den Anbietern indirekt ein Beitrag zur Durchbrechung der Mobilitätsroutine geleistet.
Durch die Möglichkeit, sich ein Fahrzeug zu teilen, reduziert sich der Bestand an Verkehrsmitteln auf unseren Straßen stetig. Dies trägt zur Entlastung der Umwelt bei.
Carsharing in Deutschland
Carsharing gewinnt auch in Deutschland immer mehr an Popularität. Zu Jahresbeginn 2019 zählten die Anbieter rund 2,5 Millionen registrierte Nutzer im ganzen Land. Zum Vergleich: vor zehn Jahren, 2009, waren 139.000 Personen bei ähnlichen Unternehmen registriert. Die Zahl an verfügbaren Fahrzeugen ist 2018 auf 20.200 gestiegen.
Aufgrund der deutlich verkehrsentlastenden Eigenschaft stationsbasierter Angebote wächst dieser Markt. Bereits etwa 70-80 % der Nutzer stationsbasierten Carsharings in den Städten verzichten auf ein eigenes Fahrzeug. Diese positiven Ergebnisse veranlassen zu einem deutlichen Wachstum hin zur nahezu flächendeckenden Verfügbarkeit.
An 740 Orten in Deutschland bieten insgesamt 176 Anbieter stationsbasiertes Carsharing an (Stand 2019). An erster Stelle in der Reihung nach der Flottengröße steht hier der Anbieter stadtmobil vor cambio, die beide in mehreren Städten verfügbar sind.
Die inzwischen zu SHARE NOW zusammengeschlossenen Anbieter car2go und DriveNow belegen nicht nur was die Größe der Fahrzeugflotte betrifft Platz eins der Wertung für free-floating Carsharing. Mit 3 Millionen registrierten Nutzern (Stand März 2019) übertreffen sie den Service der Deutschen Bahn, Flinkster (315.000 Kunden) auf Platz zwei bei weitem.
Wir dürfen gespannt sein, wie sich dieser Wachstumsmarkt in Zukunft weiterentwickelt.