Die Giralgeldschöpfung – ein entscheidender Teil des Geldumlaufs
Jederzeit über Geld zu verfügen, ist für die meisten Bankkunden mittlerweile eine Selbstverständlichkeit. An Bankautomaten kann Bargeld zu jeder Tages- und Nachtzeit abgehoben werden.
Doch Geld existiert nicht nur in Form von Bargeld – durch die Giralgeldschöpfung entsteht sogenanntes Giralgeld, also sofort liquidierbares Bankguthaben auf einem Konto.
Giralgeldschöpfung als Alternative zum Bargeld
Bankkunden verstehen unter Geld zumeist Münzen und Banknoten, die von den Zentralbanken in Umlauf gebracht werden. Deshalb verbindet man den Geldschöpfungsprozess oft lediglich mit den Zentralbanken.
Der Geldumlauf besteht jedoch nicht nur aus Banknoten und Bargeld. Der bargeldlose Zahlungsverkehr gewinnt stetig an Bedeutung.
So kommen bei der Geldschöpfung neben den Zentralbanken auch die Geschäftsbanken ins Spiel, die eine andere Form der Gelderschaffung betreiben: die Giralgeldschöpfung.
Die Schaffung von Giralgeld
Durch die Giralgeldschöpfung, auch Buchgeldschöpfung, entsteht Giralgeld. Dieses Geld wird vorrangig zur Abwicklung von Zahlungsvorgängen von einem Konto auf ein anderes verwendet.
Unter Giralgeld sind insbesondere die täglich fälligen Guthaben der Banken (Sichteinlagen) zu verstehen, über die jederzeit durch Scheck, Überweisung oder Lastschrift verfügt werden kann. Giralgeld existiert demnach also nur in elektronischer Form.
Die Giralgeldschöpfung kann sowohl passiv als auch aktiv erfolgen.
Die passive Giralgeldschöpfung
Im Falle der passiven Geldschöpfung schichten „Nichtbanken“ (Privathaushalte, Unternehmen oder die öffentliche Hand) langfristige Bankeinlagen, die nicht zur Geldmenge zählen, in Einlageformen, die zur Geldmenge gerechnet werden.
Nicht zur Geldmenge gehören zum Beispiel Einlagen mit einer Laufzeit von über 2 Jahren.
Da die Verpflichtungen nur umgebucht werden und keine neuen entstehen, versteht man unter dieser Umbuchung also eine passive Giralgeldschöpfung.
Die aktive Giralgeldschöpfung
Bei der aktiven Buchgeldschöpfung werden vom Bankkunden Vermögensgegenstände wie Wertpapiere oder Devisen bei der Geschäftsbank angelegt.
Insbesondere die Kreditvergabe gilt bei der aktiven Geldschöpfung als Haupteinnahmequelle.
Ein Beispiel zur aktiven Giralgeldschöpfung: Die Geschäftsbank räumt einem Kreditnehmer ein Darlehen ein. Die Geldmenge ist in diesem Moment ausgeweitet worden, da der Kreditnehmer über zusätzliches Geld verfügt.
Der Kreditnehmer bezahlt nun seine Rechnung bei einem Schuldner. Da dieser das Geld derzeit nicht benötigt, lässt er es auf seinem Konto liegen. Diese zweite Bank kann nun wiederum das Geld zu einer weiteren Kreditvergabe nutzen.
Somit entsteht ein Vielfaches des Geldes, das am Anfang als Kredit vergeben wurde. Dies wird auch als „multiple Geldschöpfung“ bezeichnet.
Geldmenge von mehreren Faktoren abhängig
Das Wachstum der Geldmenge ist nicht nur von den Banken, sondern auch von den Kreditnehmern – also Unternehmen und Privatleuten – abhängig.
Ist die Mindestreserve auf einem niedrigen Niveau, haben Banken die Möglichkeit, immer mehr Geld zu „erschaffen“.
In erfolgreichen Wirtschaftszeiten ist die Kreditnachfrage dementsprechend hoch und die Geldschöpfung wird vorangetrieben.
Ist die wirtschaftliche Lage allerdings angespannt, sinkt auch die Kreditnachfrage und viele Banken halten sich in Bezug auf die Geldschöpfung zurück.
Fakt ist jedoch: Nicht nur die Zentralbanken haben die Möglichkeit, Geld zu erschaffen. Auch die normalen Geschäftsbanken können durch die Giralgeldschöpfung die Geldmengen beeinflussen.