Die industrielle Revolution in Deutschland
Bahnfahrten, maschinell hergestellte Kleidung und technische Hochschulen haben alle zwei Dinge gemeinsam: Erstens sind sie für die meisten Menschen in Deutschland alltäglich, zweitens wurden sie erst durch die Erfindungen der industriellen Revolution möglich. Die industrielle Revolution begann in Deutschland etwa im Jahre 1835. Die Handarbeit wurde zu dieser Zeit weitgehend durch Maschinen ersetzt.
Bau von Eisenbahnen
Sehr wichtig für die industrielle Revolution in Deutschland war die Herstellung von Eisenbahnen. Die erste deutsche Eisenbahn war die „Bayerische Ludwigsbahn“, die 1835 in Nürnberg angefertigt wurde. Die erste Eisenbahnstrecke führte von Nürnberg nach Fürth (etwa 6km) und wurde am 7. Dezember 1835 eröffnet. Schon im Jahre 1836 fuhren pro Tag und Richtung im Durchschnitt 615 Menschen die Bahnstrecke.
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Bald wurden auch die ersten Fernstrecken verlegt. Zuerst gab es die Bahnstrecke von Leipzig nach Dresden, die ab 1839 genutzt werden konnte. Durch die Eisenbahn mussten sich Industriegewerbe nicht mehr unbedingt in unmittelbarer Nähe zu den Binnenschifffahrtsstrecken befinden.
Außerdem schuf der Bau der Eisenbahnen für viele Menschen Arbeit und auch die Metallindustrie profitierte davon, da für den Bau viel Stahl und Eisen benötigt wurde. Neue Methoden zur Eisengewinnung verwendete man etwa ab 1840 in Deutschland. Im Jahre 1842 wurden noch etwa 82% Eisen mithilfe von Holzkohle angefertigt, 1852 waren es 60% und 1863 nur noch 12,3%.
Gründung technischer Schulen
Da die meisten technischen Erfindungen der industriellen Revolution aus England kamen, startete Deutschland aus dem Konkurrenzdruck heraus mit einer naturwissenschaftlichen Grundlagenforschung. In Deutschland wurden innerhalb der Jahre 1820 und 1831 technische Schulen gegründet, aus denen später die technischen Hochschulen wurden. Das war ein entscheidender Faktor, der dazu führte, dass Deutschland nach Mitte des Jahrhunderts industriellen Erfolg hatte.
Der mechanische Webstuhl
Der Handwebstuhl wurde in der Textilbranche durch den mechanischen Webstuhl ersetzt. Dieses Gerät wurde in England bereits um die Wende zum 19. Jahrhundert genutzt. In Deutschland wurde die erste mechanische Webmaschine erst 1845 hergestellt. Die Anzahl der handbetriebenen Webstühle verringerte sich in Deutschland von 74.000 (1861) auf 47.000 (1875).
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Obwohl es viele Fortschritte gab, konnte Deutschland den Vorsprung Englands in der Woll- und später auch Baumwollbranche nicht mehr einholen. Im Jahre 1870 gehörten noch ca. 3/5 der Spindeln englischen Fabrikanten.
Industrielle Revolution: Deutschland holt auf
Die Gusseisenherstellung, die Maschinenproduktion, der Kohleverbrauch und die Baumwollnachfrage von 1850 bis 1873 machten deutlich, dass Deutschland den Vorsprung Westeuropas aufgeholt hatte. Auch die Dampfmaschinen mussten nicht mehr aus England geliefert werden, da seit der Mitte des Jahrhunderts die meisten Dampfmaschinen in Deutschland selbst hergestellt wurden.
Deutschland hat also während der industriellen Revolution große Arbeit geleistet. In der Textilbranche konnte das Land zwar nicht mehr den Vorsprung Englands ausgleichen, aber dafür in vielen anderen Bereichen, wie beispielsweise der Eisenbahnindustrie.
Sehr schnell baute sich Deutschland ein eigenes Eisenbahnnetz auf und förderte damit auch Arbeitskräfte und die Stahl- und Eisenindustrie. Außerdem wurden technische Schulen für die Grundlagenforschung gegründet. Das alles waren wichtige Entwicklungen, die das Leben, wie wir es heute kennen, erst möglich machten.