Diskontsatz – Definition & Überblick
Wissenswertes zum Diskontgeschäft
Bezeichnung: Form des kurzfristigen Kredits
Funktionen: Zahlungsmittel, Kredit, Sicherheit
Intention: Möglichkeit, die eigene Liquidität zu erhöhen
Beteiligte Parteien: Kreditinstitute, Zentralbank
Wechsel: Wertpapier als Urkunde zur Bescheinigung der Zahlungspflicht des Käufers
Zinsen: Diskontsatz (Höhe 1999 = 2,5 %)
Abschaffung: Diskontsatz wurde 1999 abgeschafft & durch den Basiszinssatz ersetzt
Wer finanzielle Mittel benötigt, der nutzt dafür meist einen Kredit von der Bank. Aber auch Banken selbst brauchen regelmäßig frisches Geld, das sie sich beispielsweise von der zuständigen Zentralbank besorgen können. Dafür verkaufen sie sogenannte Wechsel an diese und müssen im Gegenzug Zinsen (Diskont) zahlen. Der Zins dafür wurde früher als Diskontsatz bezeichnet und stellte einen wichtigen Leitzins in Deutschland dar. Was hat es mit diesem Zinssatz auf sich, wie ist er entstanden und bis wann war er gültig?
Definition – Was ist der Diskontsatz?
Unter dem Diskontsatz verstehen Finanzexperten einen Zinssatz, der auf Wechselkredite erhoben wird. Er galt als niedrigster Kreditzins der Bundesbank und wurde durch den Zentralbankrat der Deutschen Bundesbank festgelegt. Zusammen mit dem Lombardsatz bildete der den Kern der Zinspolitik der Bundesbank.
Mit dem Diskontsatz konnte die Zentralbank Wechselkredite von Geschäftsbanken ankaufen, um die eigene Liquidität zu erhöhen und sich somit refinanzieren. Der Diskontsatz war sozusagen also der Preis für den Wechsel. Im finanziellen Sinn ist ein Wechsel ein Wertpapier mit einer Zahlungsverpflichtung. Wechsel können also statt Geld als Zahlungsmittel ausgegeben werden und beurkunden dem Verkäufer die Zahlungspflicht des Käufers. Der Käufer muss die eigentliche Zahlung dann innerhalb einer ausgemachten Frist nach zahlen.
Die Bundesbank konnte mit dem Diskontsatz außerdem das Zinsniveau beeinflussen und somit auch die Nachfrage nach Krediten, wodurch der Diskontsatz auch als Leitzins fungierte.
Wie funktioniert die Zinsberechnung bei dem Diskontsatz?
Die Funktionsweise beim Diskontgeschäft war derart gestaltet, dass beim Ankauf eines Wechsels Zinsen (Diskont) fällig wurden, und zwar für die Zeit vom Ankauf bis zum Fälligkeitstag. Diese Zinsen bzw. Diskontes mussten von der Wechselsumme (Nennbetrag) abgezogen werden. Diesen Vorgang bezeichnet man als Abzinsung.
Dem Wechseleinreicher wurde dann der abgezinste Betrag ausgezahlt, wodurch dieser wieder liquide war und auf frische Finanzmittel zurückgreifen konnte. Bei Fälligkeit zahlte der Wechseleinreicher dem Ankäufer, bei dem es sich meist um die Zentralbank (Bundesbank) handelte, aber den vollen Nennbetrag des Wechsels zurück.
Die Geschichte des Diskontsatz
Die Ursprünge des Diskontsatzes gehen auf die Bundesbank (Zentralbank) zurück. Die Bundesbank betrieb eine Geldpolitik, in deren Rahmen sie Einfluss nehmen wollte.
Diese vorrangigen Ziele verfolgte die Bundesbank:
- Verhalten der Banken bezüglich ihrer Kreditangebote zu steuern
- Kredit- & Geldnachfrage der Wirtschaft zu lenken
Vor allem mithilfe der Bankenliquidität sowie den Zinssätzen am Geldmarkt wollte sie steuernd eingreifen. Dazu nutzte sie das Diskontgeschäft, dessen Festlegung ihr auf Basis von § 15 Bundesbankgesetz (BbankG) gestattet war.
Der Zinssatz sollte also den Geldumlauf die Kreditgewährung beeinflussen. In den Jahren 1979 und 1980 erreichte das Diskontvolumen seinen höchsten Wert und erwies sich als wichtigstes Instrument der Zentralbankgeldversorgung.
Daten & Zahlen zur Entwicklung beim DiskontsatzAnteil Diskontkredite: bis 1986 auf 60 % gesunken Wechselrefinanzierung mit Diskontsatz: 1980 = 83,5 %; 1994 = 29,5 % Wertpapierpensionsgeschäfte: 1980 = 6 %; 1994 = 69,7 % |
Bis 1987 war der Diskontsatz noch ein von Kreditinstituten oft genutztes Mittel zur Refinanzierung und zählte zu den deutschen Leitzinsen. Ab 1987 verlor der Diskontsatz aber mehr und mehr an Bedeutung, wohingegen der sogenannte Lombardsatz (Zinssatz bei der Verpfändung von bankeigenen Wertpapieren an die Zentralbank) umso wichtiger wurde.
Seit den 1990er Jahren entstand der Trend, Wertpapiere von Banken oder an der Börse zu erwerben. Dieser neue Trend wurde zum Instrument der sogenannten Offenmarktpolitik, welche von da ab die Geldpolitik der Bundesbank bestimmte. Die bis dahin praktizierte Refinanzierung von Banken mithilfe von Wechseln verlor an Bedeutung und spielte fortan eine zunehmend unwichtigere Rolle.
Sein Ende fand der Diskontsatz im Zuge des Zusammenschlusses der europäischen Staaten in der Europäischen Währungsunion. Um eine einheitliche Gesetzgebung im Bereich der Finanzgeschäfte im Euroraum zu gewährleisten, kam es zur Abgabe von Kompetenzen an die neugeschaffenen, europäischen Finanzinstitute, allen voran die Europäische Zentralbank.
Vom Diskontsatz zum Basiszinssatz
Die Entstehung der Währungsunion im Euroraum hatte großen Einfluss auf die Eigenständigkeit der Bundesbank bzw. Zentralbank. Dies galt vor allem für das bis dahin bei den Mitgliedsstaaten liegende Recht zur Festlegung von Leitzinsen. Dieses Recht hat seit 1999 die Europäische Zentralbank inne.
Diese Neuordnung des Rechts führte dazu, dass der Diskontsatz zum 1. Januar 1999 zwar nicht vollständig abgeschafft, aber, wenn dieser in Verträgen und Vorschriften als Referenzzinssatz für Zinsen/Diskkontes und andere Leistungen verwendet wurde, durch den Basiszinssatz ersetzt wurde. Die entsprechenden Regelungen finden sich in § 247 Abs. 1 Bürgerliches Gesetzbuch (BGB).
Seit im Jahre 2002 das Gesetz zur Modernisierung des Schuldrechts (auch als Schuldrechtsmodernisierungsgesetz genannt) als Teil des BGB I und II in Kraft getreten ist, ermittelt die Europäische Zentralbank ausschließlich den Basiszinssatz.
Welche Bedeutung hat der Diskontsatz für die Börsen?
Wie jeder Zinssatz, so spielte auch der Diskontsatz eine wesentliche Rolle für die Entwicklungen an den Börsen. Wenn zu befürchten war, dass die Zentralbank den Diskontsatz anhob oder senkte, wirkte sich dies unmittelbar auf das Geschehen an den Börsen aus. Heute ist dies am Leitzins der EZB zu verfolgen.
Wie groß die Bedeutung des Diskontsatzes als Leitzins damals war, lässt sich deshalb daran ablesen, dass schon die reine Vermutung einer bevorstehenden Veränderung des Zinssatzes für Spekulationen an der Börse sorgte. Wurde etwa der Diskontsatz gesenkt, sank auch das Zinsniveau insgesamt. Somit wurden Investitionen in Aktien wieder attraktiver gegenüber festverzinslichen Wertpapieren, etwa Anleihen. Die Folge waren steigende Aktienkurse.
Wie berechnet man den Diskontsatz?
Um den Diskontsatz zu ermitteln, benötigt man verschiedene Bezugsgrößen bzw. Werte, aus den sich dann die entsprechende Formel zusammensetzt.
Zu den wichtigsten Werten bzw. Formeln zählen:
- Diskontsatz: p
- Diskontzahl: # = W x t : 100
- Wechselbetrag: W
- Diskontbetrag: D
- Zeit: t (Anzahl Tage zwischen Ankaufs- & Verfallstag)
Mit diesen Angaben lassen sich dann die Laufzeit, der Diskontbetrag sowie der Barwert ermitteln. Hatte beispielsweise eine Bank am 15. März einen Wechsel im Wert von 2.000 € zu einem Diskontsatz von 6 % diskontiert, dessen Fälligkeitstag der 24. Mai war, dann ließen sich mit diesen Angaben verschiedene Berechnungen anstellen.
Diese Dinge konnte man berechnen:
- Laufzeit: 16 Tage (15. Bis 31.03.) + 30 Tage (01. 04. bis 30.04.) + 24 Tage (01.05. bis 24.05.) = 70 Tage (Gesamtlaufzeit)
- Diskontbetrag: W x p x t : 100 x 360 oder 000 x 6 x 70 : 100 x 360 = 23,33 €
- Barwert: Wechselbetrag – Diskont oder 000 – 23,33 = 1.976,67 €
Was unterscheidet den Diskontsatz vom Basiszinssatz?
Eine wesentliche Eigenschaft beim bis 1998 gültigen Diskontsatz bestand darin, dass er vor allem für Wechselkredite zwischen der Bundesbank und den nationalen Kreditinstituten genutzt. Demgegenüber hat der heute geltende Basiszinssatz als deutlich mehr Funktionen und wird als Bezugsgröße bzw. Leitzins auch für weiterreichende Kreditgeschäfte, zur Ermittlung von Verzugszinsen sowie für Honorarberechnungen (etwa für Notare) herangezogen.
Wo existiert der Diskontsatz heute noch?
Im Euro-Währungsraum wurde der Diskontsatz zwar durch den Basiszinssatz ersetzt, in anderen Staaten findet er aber weiterhin Verwendung.
Zu diesen Staaten gehören unter anderem:
- Japan
- Vereinigte Staaten von Amerika (USA)
- Volksrepublik China
Die Neuordnung der Zinssätze und die Abkehr vom Diskontsatz betrafen also alleine die Staaten der Europäischen Union, da nur sie die Europäische Zentralbank als maßgebende Institution im Bereich der Geschäftsbanken akzeptierten.
Die FED (Federal Reserve System bzw. Zentralbank der USA), die über ähnliche Kompetenzen wie die EZB verfügt, nutzt den Zinssatz noch immer und hat den Diskontsatz nach der Finanzkrise von 2009/2009 ein Jahr später als stützende Maßnahme im Bereich der kurzfristigen Kredite angehoben.
Der Diskontsatz im Rahmen von Altverträgen
Werden geltende Regeln verändert oder durch neue ersetzt, stellt sich immer die Frage, wie Verträge gehandhabt werden, die noch vor der Veränderung oder Erneuerung abgeschlossen wurden. Dieses Problem stellt sich auch mit Blick auf den Diskontsatz.
Wenn sich frühere Vorschriften oder Alt-Verträge auf den Diskontsatz beziehen, dann greift das 1998 in Kraft getretene Diskontsatz-Überleitungsgesetz (DÜG), welches wiederum Teil des Euro-Einführungsgesetzes (EuroEG) aus dem Jahr 1999 ist. Darin wurde geregelt, dass der Basiszinssatz als Referenzzinssatz zum Einsatz kommt. Dieser orientiert sich am Zinssatz für längerfristige Geschäfte im Rahmen der Refinanzierung.
Vor- & Nachteile beim Diskontsatz
Die Nutzer des Diskontsatzes konnten im Rahmen eines mit ihm berechneten Wechselkredits von Vorteilen profitieren, mussten aber auch einige Nachteile in Kauf nehmen.
Die wichtigsten Vorteile beim Wechsel mit Diskontsatz waren:
- Schnelle Anpassungsmöglichkeit des Diskontsatzes durch die Bundesbank
- Diskontsatz als wichtiges Mittel der Marktsteuerung
- Zinsgünstige Refinanzierung
- Entlastung der Bilanz
- Kurzfristig zur Verfügung stehendes Geld
- Niedriger Diskont sorgte für niedrige finanzielle Belastung
- Keine Sicherheiten notwendig und weniger Bürokratie
Als Nachteil muss man die Entwicklung der Börsen bzw. die Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank betrachten. Beides hat schon in den Jahren vor der Ablösung des Diskontsatzes durch den Basiszinssatz dazu geführt, dass der Diskontsatz stetig niedriger wurde und sich die Anleger verstärkt an den Börsen wiederfanden.
Ein niedriger Diskontsatz in seiner Funktion als Leitzins erwies sich zwar für Kreditnehmer als positiv, für Sparer hingegen bedeuten niedrige Leitzinsen immer niedrige Guthabenzinsen und Diskontes und damit finanziellen Verlust.
Hätten Sie es gewusst? Weltwirtschaftskrise: 1929, als schwarzer Freitag bekannt Ölkrise: 1973, aufgrund eines Ölembargos der OPEC sowie der hohen Verschuldung der USA Krise des europäischen Währungssystems: 1992, als schwarzer Mittwoch bekannt Dotcom-Blase: 2000, ausgelöst durch Dotcom-Unternehmen und mit dem Platzen von mit ihnen verbundenen Spekulationen Finanz- und Wirtschaftskrise: ab 2007, ausgelöst durch das Platzen von Immobilienkrediten nach sinkenden Immobilienpreisen (Subprimekrise) Eurokrise: ab 2010, aufgrund zu hoher Staatsverschuldung von EU-Mitgliedsstaaten wie Griechenland, Spanien, Portugal oder Irland |
Was beeinflusst ein Leitzins wie der Diskontsatz?
Der Leitzins eines Landes beeinflusst viele verschiedene Bereiche der jeweiligen Volkswirtschaft. So hatte auch der Diskontsatz in seiner Leitzins-Funktion so etwas wie eine Signalwirkung.
Einflussbereiche der Leitzinsen:
- Liquiditätsbeschaffung von Banken
- Preisentwicklung (Inflation)
- Zinssätze für Guthaben
- Zinsniveau für Kredite von Unternehmen und Privatpersonen
- Höhe der Bauzinsen (bei Bauprojekten)
- Entwicklung der Börsen (und damit der Unternehmen)
- Höhe der von der Zentralbank ausgegebenen Geldmenge
- Niveau der Landeswährungen (Stichwort Wechselkurs)
- Kosten für Importe und Exporte (Stichwort Terms of Trade)
- Entwicklung des Wirtschaftswachstums
- Entwicklung der Arbeitslosenquoten
Vor allem der Einfluss niedriger Leitzinsen auf die Kredit- und Guthabenzinsen wird ambivalent bewertet. Einen Teil der Bevölkerung versetzen sie Hochstimmung, weil dieser durch sie Zugriff auf sehr günstige Darlehen bekommt, etwa für die Errichtung eines Eigenheimes.
Für Sparer hingegen ist ein niedriger Leitzins verheerend, weil sie für ihr angelegtes Geld kaum noch Guthabenzinsen erhalten und vielerorts bereits Strafzinsen zahlen müssen, wenn sie einen bestimmten Sparbetrag überschreiten.
Finanzexperten sind der Meinung, dass kaum ein Faktor ein Land so stark beeinflusst, wie der Leitzins. Selbst kleinste Veränderungen dieses Zinssatzes haben nachhaltige Folgen für die gesamte Wirtschaft eines Staates. Leitzinsen wie der Diskontsatz sind also ebenso in der Lage, ein Land finanziell zu stützen, wie sie es vermögen, die finanzielle Situation von Unternehmen oder Privatpersonen zu verschlechtern.
Fazit
Der Diskontsatz war über lange Zeit einer der wichtigsten Leitzinsen in Deutschland und diente der Bundesbank vor allem dazu, den Geldfluss bei Krediten zu lenken und das Verhalten von Geschäftsbanken sowie der Wirtschaft insgesamt zu steuern. Der Diskontsatz war also ein Instrument der Geldpolitik in der Bundesrepublik.
Durch das Zusammenwachsen der europäischen Staaten zur Europäischen Währungsunion wurde eine Neustrukturierung der Finanzgesetzgebung notwendig, deren Ergebnis die Europäische Zentralbank (EZB) war. Die einzelnen Staaten, darunter Deutschland, gaben Befugnisse, die bis dahin bei den Landeszentralbanken lagen, an die EZB ab, darunter das Recht, Leitzinsen festzulegen.
Der Diskontsatz, also der Zinssatz für Geld, das sich Banken bei der Bundesbank im Rahmen eines Wechsels liehen, verlor dadurch an Bedeutung und wurde schließlich am 1. Januar 1999 durch den Basiszinssatz ersetzt. Lediglich für Altverträge galten Übergangsregelungen. Seit dem Jahr 2002 errechnet die EZB ausschließlich den heute gültigen Basiszinssatz.