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Geldpolitik: Definition, Wirkung und Ziel

Geldpolitik: Definition, Wirkung und Ziel
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Inhaltsverzeichnis

Unter Geldpolitik oder auch Geldmarktpolitik versteht man alle wirtschaftspolitischen Maßnahmen, die eine Zentralbank ergreift, um ihre Ziele zu verwirklichen.

Geldpolitik: Definition, Ziele und Wirkung

Das wohl wichtigste Instrument der Zentralbank stellt in der Geldpolitik der Leitzins dar. In einer restriktiven Geldpolitik erhöht sie den Leitzins, damit sich die Kreditaufnahme verteuert und so zum Beispiel eine Konjunktur gedämpft werden kann. Wird der Leitzins gesenkt, vergünstigen sich die Kredite und so kann eine expansive Kreditpolitik der Geschäftsbanken zur Belebung der Konjunktur führen.

Eine Verknappung der Geldmenge ist also eine Form von restriktiver Geldpolitik und eine Erhöhung der Geldmenge eine Form von expansiver Geldpolitik.

Ziele der Geldpolitik

Grundsätzlich gibt es 2 unterschiedliche Ziele bei der Geldpolitik. Einerseits gibt es die übergeordneten und wirtschaftspolitischen Ziele. Sie ergeben sich im Normalfall aus den Zentralbankstatuten. Bei der Europäischen Zentralbank (kurz: EZB) handelt es sich dabei um die Preisniveaustabilität.


Quick Info

  • Wichtigstes Instrument der Geldpolitik ist der Leitzins
  • Geldpolitik dient übergeordneten wirtschaftspolitischen Zielen wie Preisniveaustabilität oder stabile Beschäftigung
  • Ziele können durch expansive oder restriktive Geldpolitik erreicht werden
  • Zentralbanken und ihre Statuten entscheiden über die Geldpolitik
  • Bei der EZB ist die Preisniveaustabilität das wichtigste Ziel

Die Zentralbank der USA (Federal Reserve System, kurz: Fed) hat neben der Preisniveaustabilität außerdem ein Wachstums- und Beschäftigungsziel. Aber auch die Europäische Zentralbank hat das Nebenziel, die allgemeine Wirtschaftspolitik zu unterstützen. Bisher überwachen die Zentralbanken auch Wechselkursziele.

Es gibt aber auch die Ziele der Zentralbankpolitik. Hierbei handelt es sich um Zwischenziele, die bei der Erfüllung der wirtschaftspolitischen Ziele verfolgt werden. Das Zwischenziel ist also ein Indikator, der feststellt, ob das wirtschaftspolitische Ziel eingehalten werden kann. Das Ziel kann also die Veränderung des Zinses, der Geldmenge, der Inflationsrate, des Preisindex, des Wirtschaftswachstums oder eine Kombination als mehreren Zielen sein.

Wirkungen der Geldpolitik

Mit der Geldpolitik haben Staaten die Möglichkeit, durch ihre Instrumente die Zentralbankgeldmenge zu verändern und dadurch zu versuchen, die umlaufende Geldmenge zu steuern. Dazu muss allerdings der Zusammenhang zwischen dem Zentralbankgeld und der Geldmenge, der durch den Kredit- oder Geldschöpfungsmultiplikator hergestellt wird, stabil sein, damit auf ihn eingewirkt werden kann.

Außerdem muss ein enger Zusammenhang zwischen Ausgabenverhalten und Geldmenge vorhanden sein. Eine Definition für den Begriff Geldpolitik ist nicht simpel, da sie sehr umfassend ist. Erst durch die Ziele, Instrumente und Wirkungen wird Geldpolitik greifbar.

Die Instrumente der Geldpolitik

Als Geldpolitik bezeichnet man alle wirtschaftspolitischen Maßnahmen, die einer Zentralbank zur Verfügung stehen, um ihre Ziele zu erreichen. Zur Erreichung dieser Ziele stehen der Zentralbank verschiedene Instrumentarien zur Verfügung, über die sie in Eigenregie verfügen kann.

Hierzu zählen unter anderem folgende Maßnahmen:

  • Offenmarktpolitik
  • Ständige Fazilitäten
  • Devisenmarktinterventionen
  • Mindestreservepolitik

Die Offenmarktpolitik

Offenmarkgeschäfte spielen eine wichtige Rolle in der Geldpolitik der Zentralbank. Bei der Durchführung von Offenmarktgeschäften kauft oder verkauft die Zentralbank Wertpapiere oder Devisen. Dadurch gibt sie dem Markt Liquidität oder entzieht sie ihm. Offenmarktgeschäfte dienen der Beeinflussung der Geldmenge und der Zinssätze am Geldmarkt, wodurch es der Zentralbank möglich ist, eine restriktive oder eine expansive Geldpolitik zu betreiben.

Bei der restriktiven Geldpolitik entzieht die Zentralbank den Märkten Zentralbankgeld, indem sie Wertpapiere am offenen Markt verkauft. Die expansive Geldpolitik bewirkt genau das Gegenteil. Hierbei führt die Zentralbank durch den Kauf von Wertpapieren Zentralbankgeld an den Markt zurück.

Ständige Fazilitäten

Die ständigen Fazilitäten dienen dazu, Übernachtliquidität bereitzustellen oder diese abzuziehen. Sie setzen Signale hinsichtlich des allgemeinen Kurses der Geldpolitik einer Zentralbank und stecken Ober- und Untergrenze der Geldmarktsätze für Tagesgelder fest.

Die Kreditinstitute können sich zu vorab genau bestimmten, einheitlichen Bedingungen fehlende Mittel über Nacht von der Zentralbank beschaffen. Diesen Vorgang nennt man Spitzenrefinanzierungsfazilität. Legen die Banken über Nacht überschüssige Mittel bei Zentralbank an, spricht man von Einlagenfazilität. Die ständigen Fazilitäten dienen darüber hinaus dazu, die Liquidität der Geschäftsbanken sicherzustellen.

Die Mindestreservepolitik

Die Mindestreservepolitik einer Zentralbank dient in erster Linie dazu, durch den Mindestreservesatz die Geldmarktzinsen zu stabilisieren und eine strukturelle Liquiditätsknappheit herbeizuführen oder zu vergrößern. Dabei müssen die Geschäftsbanken ein Zwangsguthaben bei der Zentralbank anlegen. Die Reservepflicht bzw. der Mindestreservesatz des einzelnen Instituts wird anhand bestimmter Positionen seiner Bilanz festgelegt.

Devisenmarktintervention

Bei Devisenmarktinterventionen tritt die Zentralbank als Nachfrager oder Anbieter von inländischer Währung oder Devisen auf, um den von ihr angestrebten Kurs zu erreichen. In einem Währungssystem mit vereinbarungsgemäß festen Wechselkursen hat die Notenbank eine Interventionspflicht, um den Wechselkurs im Notfall beeinflussen zu können. Im Klartext: Sobald der Wechselkurs an der Devisenbörse einen bestimmten Interventionspunkt erreicht hat, muss die Zentralbank eingreifen. So sind die verschiedenen Instrumente der Geldpolitik wichtige Maßnahmen, um den Zentralbanken ein Eingreifen in die Finanzwirtschaft zu ermöglichen.

Expansive und restriktive Geldpolitik

Das Ziel der expansiven Geldpolitik ist die Ausdehnung der Geldmenge oder des Geldangebotes zur Ankurbelung der Wirtschaft beispielsweise während einer Rezession. Eine Verknappung der Geldmenge wird als restriktive Geldpolitik bezeichnet.

Expansive Geldpolitik: Erreichung wirtschaftspolitischer Ziele

Erhöht eine Zentralbank die Geldmenge bei den Geschäftsbanken, dann sind diese in der Lage, verstärkt Kredite zu vergeben. Dem höheren Kreditangebot folgt in der Regel eine Senkung des Kreditzinses, wodurch sich die Kreditnachfrage deutlich erhöht. Die kreditfinanzierten Ausgaben bei Konsum- und Investitionsgüter nehmen zu, was im Endeffekt Produktion und Beschäftigungsgrad verstärkt.

Somit ist die expansive Geldpolitik in erster Linie ein geldpolitisches Instrument, welches dann zum Einsatz kommt, wenn eine kurzfristige Stabilisierung von Konjunkturzyklen notwendig ist, um die Wirtschaft aus einer Rezession zu führen oder sie davor zu bewahren. Die Kehrseite einer expansiven Geldpolitik hingegen ist das Ansteigen der Inflation.

Expansive Geldpolitik ist langfristig wirkungslos

Kurzfristig hat die expansive Geldpolitik eine reale und schnelle Wirkung auf die Produktion bzw. den Zinssatz einer Volkswirtschaft. Mittel- und langfristig jedoch ist sie wirkungslos. Im Endeffekt kommt es nur zu einer Preisniveauerhöhung. Solange nämlich die Produktion über ihrem natürlichen Niveau liegt, steigt das Preisniveau im Laufe der Zeit an, da die zusätzliche Produktion die Arbeitslosenquote sinken lässt und somit Löhne und Preise steigen.

Dies hat zur Folge, dass die reale Geldmenge immer weiter zurückgeht und der Zinssatz wieder ansteigt. Investitionsnachfrage und Produktion gehen entsprechend zurück. Mittel- und langfristig schlägt sich die Erhöhung der nominalen Geldmenge demnach vollständig in einem proportionalen Anstieg des Preisniveaus nieder.

Expansive Geldpolitik kann zum Problem werden

Erhöht die Zentralbank die Geldmenge weit über das festgesetzte Ziel hinaus, so kann eine expansive Geldpolitik allerdings auch das Gegenteil bewirken und zu einem echten Problem werden. In diesem Fall wird dem Preisanstieg nämlich eine Zinssteigerung folgen, welche wiederum zu einer Steigerung des Nominalzinses führt. Die Überhöhung der Geldmenge wirkt demnach sogar restriktiv.

Expansiven Geldpolitik vs. kontraktive Geldpolitik

Kontraktive Geldpolitik umfasst alle Maßnahmen einer Notenbank, welche die Menge des umlaufenden Geldes verringern. Vor allen Dingen in Zeiten konjunktureller Überhitzung kann eine kontraktive Geldpolitik eine wirksame Maßnahme darstellen, um Inflationstendenzen einzudämmen. Typischerweise erfolgt die kontraktive Geldpolitik über den Verkauf von Wertpapieren gegen Bargeld, wodurch der Wirtschaft Geld entzogen wird.

Grundsätzlich hat der Einzug des Bargeldes einer Volkswirtschaft Zinssteigerungen, Produktions- und Investitionsrückgang und eine Verlangsamung des Preisniveauanstieges zur Folge. Expansive sowie restriktive geldpolitische Maßnahmen dienen der Regelung der Geldmenge.

Die Restriktive Geldpolitik und ihre Auswirkungen

Viele Ökonomen fordern eine restriktivere Geldpolitik der Zentralbanken. Diese Forderung begründet sich auf das Risiko einer zu hohen Inflation. Ziel einer restriktiven Geldpolitik ist es die Geldmenge die sich im Umlauf befindet zu reduzieren. Diese geldpolitische Strategie wird hauptsächlich eingesetzt um eine zu hohe Inflation und Blasenbildungen zu verhindern.

Eine restriktive Geldpolitik hat im Regelfall folgende Auswirkungen:

  • Zinsen auf Spareinlagen steigen
  • Investitionen nehmen ab
  • Die Sparquote steigt (Konsum sinkt)
  • Das Wirtschaftswachstum sinkt
  • Die Inflation nimmt ab
  • Die Währung wird aufgewertet (Kapitalimporte)
  • Die Nachfrage nach Krediten sinkt
  • Aktienkurse werden belastet

Wie bei allen volkswirtschaftlichen Voraussagen sind auch diese Punkte mit Vorsicht zu genießen. Die realen Volkswirtschaften folgen keinem statischen Modell. Es ist somit wahrscheinlich das diese Auswirkungen eintreten – aber keinesfalls sichergestellt.

Funktionsweise der restriktiven Geldpolitik

Eine Zentralbank kann verschiedene Maßnahmen setzen um die Geldpolitik restriktiv zu gestalten. Die wichtigsten sind:

Leitzinssatz: Durch die Erhöhung des Leitzinssatzes werden Kredit teurer und für Banken steigt die Attraktivität der kurzfristigen Geldanlage bei der jeweiligen Zentralbank. Es fließt weniger Geld in den realen Wirtschaftskreislauf.

Mindestreserven: Zentralbanken haben die Möglichkeit Mindestreserven festzulegen. Wenn Zentralbanken die Mindestreserven von Geschäftsbanken erhöhen – so wird dem Wirtschaftskreislauf Liquidität entzogen. Banken können weniger Kredite vergeben und die Kreditkosten steigen.

Offenmarktgeschäfte: Bei Offenmarktgeschäften verkauft die Zentralbank den Geschäftsbanken Wertpapiere gegen Liquidität. Für die Banken wird es dadurch weniger attraktiv die Kreditvergabe zu erhöhen.

Restriktive Geldpolitik in der Praxis

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat als primäres Ziel die Preisstabilität festgesetzt. Die jährliche Inflation soll laut Inflationsziel der EZB um die 2 % liegen. Steigt die Inflation also bedeutend an – ist nach Richtlinien der EZB – eine restriktive Geldpolitik von Nöten.

Anders stellt sich die Situation in den USA dar. Während die EZB ihre Politik primär von der Preisstabilität abhängig macht, hat die Federal Reserve Bank (FED)  hauptsächlich die Arbeitslosigkeit im Blick. In den USA wird eine expansive Geldpolitik so lange fortgesetzt, bis die Beschäftigungszahlen sich stark erhöhen. Eine restriktive Geldpolitik ist in den USA nur denkbar, wenn die Arbeitslosigkeit auf ein sehr geringes Niveau fällt.

Die japanische Bank of Japan (BOJ) hingegen ist weit von einer restriktiven Geldpolitik entfernt. Da in Japan seit Jahren eine Deflation herrscht liegt das Ziel der Bank of Japan (BOJ) darin mehr Geld in die Wirtschaft zu pumpen um eine Inflation zu erreichen. Eine restriktive Geldpolitik könnte in Japan erst dann in Erwägung gezogen werden, wenn die Inflation über 2 % ansteigt.

In China hingegen hat die chinesische Nationalbank im Sommer 2013 bereits eine restriktivere Geldpolitik eingeläutet. Die exzessive Kreditvergabe in China soll eingedämmt werden um einer Blasenbildung im Finanzsektor entgegenzuwirken.

Restriktive Geldpolitik: Was Anleger beachten sollten

Anleger sollten die Geldpolitik aller wichtigen Notenbanken der Welt im Blick behalten. Dabei ist nicht entscheidend wer die Liquidität steuert, sondern wie viel Geld insgesamt in den Markt gepumpt wird. In Zeiten restriktiver Geldpolitik ist es für Privatanleger ratsam ihr Portfolio zu überprüfen und gegebenenfalls den Aktienanteil zu Gunsten von festverzinslichen Anlagen zu reduzieren.

Restriktive oder kontraktive Geldpolitik zur Inflationsbekämpfung

Das wichtigste Ziel der restriktiven Geldpolitik (auch kontraktive Geldpolitik genannt) ist meist das Eindämmen der Inflation. Damit wollen die Zentralbanken die Preisstabilität in einer Volkswirtschaft gewährleisten und damit die negativen Auswirkungen einer hohen Inflation zu verhindern.

Doch die Maßnahmen zur Inflationseindämmung kühlen auch das Konjunkturklima ab und hemmen damit das Wirtschaftswachstum. Die Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen sinkt. Als Folge dessen sinken auch die Preise. Gerät der Wirtschaftsmotor – durch den geringeren Anreiz zu Investieren und das geringere Investitionskapital – erst einmal ins Stocken so hat dies oft schwerwiegende  Auswirkungen auf die Realwirtschaft.

Vorteile der kontraktiven Geldpolitik

Verfechter der kontraktiven Geldpolitik argumentieren jedoch dagegen. Inflation führt zu steigenden Preisen, diese fehlende Preisstabilität hat starke Auswirkungen auf die Kaufkraft der Verbraucher in einer Volkswirtschaft. Durch die Schwankungen ihrer Kaufkraft werden Verbraucher nervös und unberechenbar. Das Konsumverhalten – und damit die Binnennachfrage – ist anschließend nicht mehr vorhersehbar.

In einer solchen Situation tendieren Unternehmen dazu, weniger zu investieren und zu produzieren.  Diese Reaktion der Unternehmen wird dadurch begründet, dass eine Überproduktion (Es wurde mehr produziert als nachgefragt wird) für ein Unternehmen schlimmere Auswirkungen hat als eine Unterproduktion (Es wird weniger produziert als verkauft werden könnte).

Um das zu verhindern, und ein stabiles Konsumverhalten aufzubauen, braucht es ein hohes Maß an Vertrauen in die Preisstabilität. Übermäßige Inflation muss also – laut den Verfechtern kontraktiver Geldpolitik – durch eine Reduzierung der verfügbaren Geldmenge bekämpft werden.

Das Problem an dieser Argumentation ist jedoch ein Grundlegendes: Es ist für Zentralbanken fast unmöglich, die Effekte der Geldpolitik im Detail vorherzusehen. Die Geldpolitik ist ein komplexes Instrument das von vielen variablen Faktoren beeinflusst wird.

Geld und Geldpolitik – die Zentralbank hat das Wort

Ohne Geld müssten wir Waren tauschen – hundert Brote gegen ein Smartphone. Doch dies hat den Nachteil, dass wir für unsere Waren nicht immer den passenden Tauschpartner finden, der auch das anbietet, was wir selbst benötigen. Geld überbrückt diese Diskrepanz. Daher ist Geld vor allem ein optimales Tausch- und Zahlungsmittel, mit dem fast alles bezahlt werden kann.

Darüber hinaus ermöglicht Geld, Waren und Vermögenswerten eine Bezugsgröße zuzuordnen, wodurch diese vergleichbar gemacht werden können. Damit erhält Geld die Funktion der Recheneinheit. Zusätzlich bietet Geld die Möglichkeit, einen gewissen Wert zu speichern, der später wieder verwendet werden kann. Denn Kauf und Verkauf können zeitlich auseinanderliegen. Doch wer kontrolliert das Geld und den Geldumlauf?

Welche Ziele verfolgen die Zentralbanken mit ihrer Geldpolitik?

Jeder Währungsraum hat seine eigenen geldpolitischen Ziele. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat als oberstes Ziel die Preisniveaustabilität, die zur Einführung des Euros stark von der Deutschen Bundesbank eingefordert wurde. Denn Inflation hat negative Auswirkungen auf Kapitalbildung und Wachstum. So entwertet hohe Inflation gespartes Geld, wodurch es real immer weniger wird. Darüber hinaus müssen Schuldner von Jahr zu Jahr real immer weniger Geld dem Gläubiger zurückzahlen.

Diese Szenarien der Inflation kennen die Deutschen aufgrund der Hyperinflation in den 1920er-Jahren nur zu gut. Daher sollte die Europäische Zentralbank über den Leitzins vor allem eine zu hohe Inflation bekämpfen. Die amerikanische Zentralbank (Fed) hat hingegen ein anderes oberstes Ziel: das Wachstums- und Beschäftigungsziel. Damit unterstützt die Fed in erster Linie die Wirtschaftpolitik.

Grenzen der Geldpolitik

Die Zentralbank kann zwar über ihre Instrumente das Preisniveau versuchen zu stabilisieren, jedoch kann sie beispielsweise bei Tarifverhandlungen nicht verbieten, höhere Löhne auszuhandeln. Wenn diese dann durch Preiserhöhungen des Unternehmens finanziert werden, entsteht eine Spirale der Inflation, gegen die die Zentralbank kurzfristig nicht vorgehen kann.

Des Weiteren sind auch Staaten selbst am Markt tätig und beeinflussen die Konjunktur. Sie können die Preise durch höhere Steuersätze erhöhen oder eine neue Gebührenordnung festlegen. Ebenfalls finanziert der Staat Brücken, Autobahnen und vieles mehr, was starken Einfluss auf die Konjunktur und damit auf das allgemeine Preisniveau nehmen kann, ohne dass die Zentralbank kurzfristig gegensteuern könnte.

Geld- und Fiskalpolitik: Beides hat Einfluss auf die Konjunktur

Wenn es um die Beeinflussung der Konjunktur geht, so ist oft entweder nur von der Fiskalpolitik seitens des Staates oder von der Geldpolitik seitens der Zentralbank die Rede. So wirken sich nicht nur fiskalpolitische Instrumente wie beispielsweise Steuersenkungen und -erhöhungen, sondern auch geldpolitische wie die Erhöhung/Senkung des Leitzinses deutlich auf Investitions- und Konsumentscheidungen aus.

Und dies sowohl bei Unternehmen als auch bei Privatpersonen. Tatsächlich wird die gesamte Konjunktur – im Großen wie im Kleinen – von beidem, der Geld- und der Fiskalpolitik, beeinflusst. Durch einen näheren Blick auf die Instrumente von Geld- und Fiskalpolitik wird schnell deutlich, warum dies so ist. So dienen beide gewissermaßen in Ergänzung zur Konjunkturmodifikation. Lediglich die Akteure, Ansatzpunkte und Instrumente sind unterschiedlich.

Die Rolle der Fiskalpolitik

Geht es um Fiskalpolitik, so ist stets der Staat der Akteur. Nur er kann sich der fiskalpolitischen Instrumente im Rahmen seiner Finanzpolitik bedienen. Zwar gibt es dabei unterschiedliche Ansätze, letztlich dienen sie aber immer dazu, die Konjunktur auf ein gewünschtes Niveau zu bringen oder dieses zu halten. Dadurch sollen allzu starke konjunkturelle Wirtschaftsschwankungen vermieden werden.

Das übergeordnete Ziel der Fiskalpolitik ist ein langfristiges Wirtschaftswachstum mit dauerhaft hohem Beschäftigungsniveau und geringer Inflation. Um dieses zu erreichen, bedient sich der Staat entsprechender fiskalpolitischer Instrumente. Zu diesen zählen Senkung/Erhöhung von öffentlichen Ausgaben, Sozialleistungen und Steuern. Mit Hilfe dieser Maßnahmen kann der Staat die Konjunktur entweder ankurbeln oder drosseln.

Herrscht gegenwärtig eine Konjunkturflaute, so wären zum Beispiel Steuersenkungen und erhöhte Sozialleistungen sowie öffentliche Ausgaben probate Mittel, um Konsum und Investitionen in Privathaushalten und der Wirtschaft zu fördern. In Zeiten hoher Konjunktur wird der Staat dagegen seine Ausgaben verringern und Einnahmen erhöhen. Hierdurch kann er zum Einen Rücklagen für künftige Niedrigkonjunkturphasen bilden. Zum anderen helfen diese Konjunkturdämpfer dabei, die Wirtschaft stabil zu halten.

Europäische Geldpolitik: Instrumente und Maßnahmen der EZB

Die Europäische Geldpolitik wird durch die Europäische Zentralbank (EZB) gesteuert. Die Europäische Zentralbank (EZB) ist in ihren Entscheidungen unabhängig von den einzelnen Regierungen in den Ländern der Eurozone. Kernaufgabe der Europäischen Geldpolitik ist es, die Stabilität der Europäischen Währungsunion durch die Erhaltung der Preisstabilität sicherzustellen.

Die EZB kann die Preise zwar nicht direkt kontrollieren, hierfür stehen ihr jedoch verschiedene geldpolitische Instrumente zur Verfügung. Damit betrifft die Europäische Geldpolitik auch den Konsumenten und Kreditnehmer.

Die wichtigsten Finanzinstrumente der EZB

Zum einen kann die EZB als Herrscherin über die Geldmenge durch Offenmarktgeschäfte den Geldmarkt mit Liquidität versorgen, Liquidität entziehen und den Marktzins steuern. So kann die EZB den Geschäftsbanken festverzinsliche Wertpapiere verkaufen oder selbst Wertpapiere von Banken erwerben. Dadurch erhalten die Geschäftsbanken Kapital, die dieses zum Beispiel zur Kreditvergabe nutzen können.

Geldpolitik der EZB: Preisstabilität ist oberstes Gebot

Die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) verfolgt verschiedene Ziele, welche größtenteils auf auf den Statuten der Europäischen Zentralbank (EZB) sowie innereuropäischen Verträgen fußen. Allem voran basiert die Geldpolitik auf der geldpolitischen Autonomie der Europäischen Zentralbank (EZB).

Welches Hauptziel verfolgt die Europäische Zentralbank (EZB) bei ihrer Geldpolitik?

Ihr zentrales Ziel ist die Erreichung und Wahrung der Preisniveaustabilität innerhalb Europas, welche mittels der sogenannten Zwei-Säulen-Strategie erwirkt werden soll.

Autonomie: Oberstes Gesetz und Privileg der EZB

Die Geldpolitik der EZB ist deshalb autonom, da sie unabhängig von anderen wirtschaftlichen und finanzpolitischen Bereichen agieren kann. Die Europäische Zentralbank ist von den Regierungen der Eurozone unabhängig, damit sie auch weiterhin autark von jeglichen finanziellen Beziehungen die Verantwortung für die Geldwertstabilität übernehmen kann.

Das Zwei-Säulen-Konzept: Bestimmung der Risikofaktoren

Mithilfe des Zwei-Säulen-Konzepts will die EZB Art und Ausmaß der Risiken für die Preisstabilität ermitteln, um ihre Geldpolitik bestmöglich und situationsbedingt anwenden zu können. Dafür muss die EZB die wirtschaftlichen und monetären Entwicklungen gründlich analysieren. Somit werden die Informationen, welche der Einschätzung der jeweils aktuellen Geldwertsituation dienen, mithilfe der sogenannten 2 Säulen aufbereitet und bewertet.

Hierzu führt die EZB 2 Analysen durch:

  • eine wirtschaftliche Analyse sowie
  • eine monetäre Analyse

Die wirtschaftliche Analyse ist auf die Beurteilung der kurz- bis mittelfristigen Bestimmungsfaktoren der Preisentwicklung ausgerichtet. Der Schwerpunkt der Analyse liegt hierbei auf der realen Wirtschaftstätigkeit und den wirtschaftlichen Finanzierungsbedingungen. Die monetäre Analyse bezieht sich auf einen längeren Horizont. Aus diesem Grund wird der Zusammenhang zwischen Geldmenge und Preisen über einen längeren Zeitraum betrachtet. In erster Linie dient die monetäre Analyse zur Gegenprüfung der mittelfristigen Hinweise der wirtschaftlichen Analyse.

Geldpolitische Mittel bieten teilweise Kontrolle

Die genannten Mittel der EZB regulieren den Markt und die Geldverteilung, bzw. deren Neuschöpfung. Allerdings stehen die Methoden der EZB zu Recht in der Kritik, weil sie entweder umgangen werden oder zu schwach sind. So kaufte die EZB insbesondere bei der bestehenden Schuldenkrise Staatsanleihen um Länder mit Geld zu versorgen. Gleichzeitig sind die Sicherheiten, die Banken für Kredite hinterlegen müssen fragwürdig, weil in der Vergangenheit zu oft wertloses Papiere akzeptiert wurden.

Außerdem ist natürlich die 1 %-Sicherheitsreserve ein Tropfen auf dem heißen Stein. Bankenpleiten gab es in jüngster Zeit genug, um dies zu beweisen. Dennoch gibt es keine Änderungspläne, die Sicherheitsreserve zu erhöhen und damit das ganze System stabiler zu machen.

Zinssatz der Europäischen Zentralbank

Wer sein Geld mehren will, sollte den Leitzins der Zentralbanken, in Europa vor allem natürlich der Europäischen Zentralbank im Auge haben. Der Leitzins ist der Zins, mit dem die Europäische Zentralbank Geschäfte mit den angeschlossenen Banken im Eurosystem tätigt. Der Leitzins ist somit das zentrale Element zur Steuerung der Geldpolitik in der Eurozone.

Denn er beeinflusst unmittelbar den Preis für die Geldaufnahme und die Geldanlage der Geschäftsbanken bei der Zentralbank. Zwar spricht man vom Leitzins in der Einzahl, jedoch ist das nicht ganz richtig. Denn es gibt im Grunde drei Zinsen, die maßgeblich den Geldfluss in der Eurozone beeinflussen können. Der wichtigste unter ihnen ist der so genannte Hauptrefinanzierungssatz.

Der Hauptrefinanzierungssatz

Wenn vom Leitzins die Rede ist, ist meist dieser Hauptrefinanzierungssatz gemeint. Dieser Satz ist der Zins, den Geschäftsbanken bezahlen müssen, wenn sie sich von der Europäischen Zentralbank Geld leihen. In der Folge der weltweiten Wirtschaftskrise nach 2008, also in der Folge der Krise nach der Pleite der Investmentbank Lehman Brothers ist der Hauptrefinanzierungssatz der Europäischen Zentralbank auf ein historisches Tief von 0,5 Prozent im Mai 2013 gesenkt worden.

Ein niedriger Leitzins ermöglicht es den Geschäftsbanken, zu niedrigem Preis Geld bei der Zentralbank zu leihen. Daher steigt in der Tendenz die Nachfrage, denn je billiger die Aufnahme von Krediten bei der Zentralbank, desto attraktiver ist es, solche Kredite aufzunehmen.

Leitzins und Interbankenhandel

Da sich die Leitzinsen unmittelbar auf den Interbankenhandel, also die Kreditvergabe zwischen den Privat- und Geschäftsbanken, auswirken, wird auch der Geldmarkt von der Leitzinspolitik der Zentralbanken betroffen. Die annähernde Zinspolitik der Null-Zins-Geldpolitik der Zentralbanken im Zuge der Krise ist auch eine Folge davon, dass sich die Banken untereinander in der Krise kaum noch Geld liehen, weil sie Angst hatten, durch Bankenpleiten ihr Geld nicht wieder zu sehen.

Schließlich wirkt sich die Leitzinspolitik auch auf die gesamte Volkswirtschaft aus, und zwar bei steigenden Leitzinsen kontraktiv, weil der Anreiz, Geld aufzunehmen, geringer ist. Bei sinkenden Leitzinsen ist der Anreiz gegeben, Geld von der Zentralbank aufzunehmen, niedrige Leitzinsen wirken daher expansiv.

Einlagesatz

Ein weiterer wichtiger Leitzins ist der Einlagesatz. Das ist der Zinssatz, den Banken bekommen, wenn sie ihr Geld bei der Zentralbank deponieren. Im Zuge der Krise ist dieser Satz auf null Prozent gesunken, war teilweise sogar negativ. Banken haben also zeitweise sogar Geld bezahlt, um es im sicheren Hafen der Europäischen Zentralbank anzulegen.

Spitzenrefinanzierungssatz

Schließlich gibt es noch den Spitzenrefinanzierungssatz. Das ist der Preis für Geld, das sich kurzfristig, über Nacht bei der Europäischen Zentralbank leihen. Anleger sollten wachsam die Geldpolitik und die Leitzinsen der Notenbanken und auch die der  EZB verfolgen. Denn sie sind ein Zeichen für die Verfassung, in der sich die Volkswirtschaft im Euroraum befindet.

Das Tenderverfahren der EZB in der Offenmarktpolitik

Der Tenderverfahren versteht sich als auktionsähnliches Ausschreibungsverfahren, in dessen Rahmen Wertpapiere verkauft bzw. zugeteilt werden. Oft wird das Tenderverfahren vom Bund genutzt, um beispielsweise Bundesanleihen, Bundesobligationen und Bundesschatzanweisungen zu emittieren, was auch für den Privatanleger interessant sein kann. So hat der Bund in der Vergangenheit auch schon mal Anleihen mit Inflationsschutz ausgegeben, die die speziell auf Privatanleger zugeschnitten sind. Aber auch die Europäische Zentralbank (EZB) nutzt das Tenderverfahren im Rahmen ihrer Geldpolitik.

EZB steuert die Geldmenge

Bei Offenmarktgeschäften versorgt die EZB den Geldmarkt über die Zinssätze mit Liquidität. Durch die geldpolitischen Maßnahmen kann die EZB Einfluss auf die Entwicklung der Geldmenge nehmen. Beim Aufkauf von Wertpapieren steigt die Geldmenge, beim Verkauf von Wertpapieren hingegen sinkt diese. Mittel- und langfristiges Ziel der EZB ist es, mit ihren Maßnahmen Preisstabilität herbeizuführen.

Das Tenderverfahren der Europäischen Zentralbank (EZB) ist eine der Hauptrefinanzierungsinstrumente im Rahmen ihrer Offenmarktpolitik. Dabei sind 2 verschiedene Tenderverfahren zu unterscheiden: Mengen- und Zinstender.

Tenderverfahren der EZB – der Mengentender

Beim Mengentender steht der Zinssatz schon fest. Die Banken geben nur noch an, welche Summe sie zum angegebenen Zinssatz bereit sind abzunehmen. Beim Mengentender-Verfahren holt die EZB Angebote von verschiedenen Banken ein, aus der Division der Zuteilungssumme durch die Summe der eingegangenen Angebote wird anschließend eine Quote ermittelt. Aufgrund dieser Quote erfolgt die Zuteilung. Sind die eingegangenen Gebote höher als Zuteilungsquote erfolgt eine Aufteilung, wodurch jedes Angebot nur anteilsmäßig erfüllt wird.

Beispiel für den Mengentender:

Beim Tenderverfahren der EZB wird ein Mengentender ausgeschrieben. Insgesamt sind 100 Mio. € zu einem festen Zinssatz zu vergeben. Bank A bietet 60 Mio. €, Bank B bietet 40 Mio. € und Bank C bietet 25 Mio. €.

Die EZB hat nur 100 Mio. € (Zuteilungssumme) zu vergeben, die Banken haben allerdings 125 Mio. € nachgefragt. Damit ergibt sich eine Quote von 80%. Damit erhält jede Bank nur ca. 80% der nachfragten Summe. Das bedeutet: Bank A bekommt 48 Mio. €, Bank B 32 Mio. € und Bank C 20 Mio. €.

Tenderverfahren der EZB – der Zinstender

Beim Zinstender gibt jede Bank noch zusätzlich an, welchen Zins sie bereit ist zu zahlen. Die Zuteilung erfolgt dann in der Reihenfolge des höchstens Gebots abwärts. Beim Zinstender sind zudem noch 2 Verfahrensarten zu unterscheiden: Das amerikanische und das holländische Verfahren.

Beispiel für den Zinstender:

Beim Tenderverfahren der EZB wird ein Zinstender im Volumen von 100 Mio. € ausgeschrieben. Die Banken reichen dabei Gebote über gewünschte Summe und den Zins ein, den sie zu zahlen bereit sind. Bank A bietet 60 Mio. € zu 2%, Bank B 50 Mio. € zu 4% und Bank C 30 Mio. € zu 3%.

Bei der Zuteilung wird das höchste Gebot (hier von Bank B) bevorzugt behandelt, während das niedrigste Gebot die niedrigste Zuteilungssumme erhält: Das Ergebnis: Bank A erhält nur 22 Mio. €, Bank B 50 Mio. € und Bank C 28 Mio. €.

Unterscheidung zwischen Standardtender und Schnelltender

Beim Tenderverfahren der EZB sind noch 2 weitere Tenderangebote zu unterscheiden: Standardtender und Schnelltender. Der Standardtender wird meist binnen 24 Stunden nach der Terminankündigung realisiert. Der Standardtender ist die geläufigste Methode der EZB bei Offenmarktgeschäften. Der Schnelltender wird dagegen oft schon binnen einer Stunde nach Terminankündigung durchgeführt. Dieses Tenderverfahren kommt oft bei Feinsteuerungsoperationen zum Einsatz.

EZB-Geldpolitik: Wann kommt die Wende?

Den Anfang der Niedrigzinsphase machte die Finanzkrise. Seitdem haben sich allerdings die Aktienmärkte prächtig entwickelt, während Anleihen kämpfen. In den USA wurde das Ende der Ära des billigen Geldes eingeläutet. In Europa wird noch gewartet.

Geldpolitik-Wende gefordert

Weil die Schieflage langsam zum Risiko für die Finanzstabilität wird, fordern nun auch die deutschen Wirtschaftsweisen eine rasche Wende in der Geldpolitik und Zinspolitik. Dass sich Banken und Versicherungen schon lange nach einer Geldpolitik-Wende sehnen, ist bekannt. Der positive Nebeneffekt des bisherigen Zustands waren ohnehin fällige Neuausrichtungen und weniger zinsbasierte Produkte. Der anhaltende Druck sorgte zum Teil für frischen Wind.

Wie kann die EZB aus der expansiven Geldpolitik aussteigen?

Gleich, wie schnell sich die Wende in der Geldpolitik demnächst vollzieht, sie wird Gewinner und Verlierer sehen. Auf staatlicher Ebene werden Schulden für die Finanzminister teurer. Ohne Niedrigzinsen wäre Deutschlands schwarze Null nicht so schnell möglich gewesen.

Und wenn sich mit steigenden Zinsen der Euro verteuert, werden natürlich Klagen aus der Exportwirtschaft kommen. Und was ist mit den bislang niedrigen Finanzierungskosten für Unternehmen, weil sie leichter an günstige Kredite kommen? Mit Investitionen waren sie ja offenbar zurückhaltender als erwartet. Nicht auszuschließen, dass die Aussicht auf eine Wende viele schnell noch zum Umdenken bewegt.

Keine schnellen Verschiebungen

Bis aber Sparer mit einem einigermaßen rentablen Zinsniveau rechnen können, dauert es noch eine ganze Weile. Und auch dann kommt der Effekt nicht gleich zum Tragen – wie das Beispiel USA zeigt. Dort ist die Notenbank Fed 2014 aus den Anleihekäufen ausgestiegen. Die Zinsen liegen aber erst knapp über 1 %. Beeindruckend ist das noch nicht.

Dabei handelt die EZB nicht gerade unverantwortlich. Das Ziel der Preisstabilität ist bei einer aktuellen Inflationsrate von ca. 2 % eigentlich erreicht. Ob sie weiter ansteigt, ist nicht ausgemacht. Die Geldpolitik mag für den einen vorsichtig und für den anderen zögerlich erscheinen. Auf jeden Fall hat sie noch keine größeren Umschichtungen der Investoren in Anleihen bewirkt.

Geldpolitik der Fed unter Trump

Auf den ersten Blick bietet Amerika Anlegern verlockende Perspektiven. Das von Donald Trump angekündigte Mega-Investitionsprogramm mit gleichzeitigen Steuersenkungen für Unternehmen treibt die Aktienkurse. Und weil die Wirtschaft ohnehin schon gut läuft, wird die Inflation weiter angeheizt, was US-Staatsanleihen bis Jahresende auf über 3 % steigen lassen dürfte – zur Freude der Sparer.

Trumps Geldpolitik ist voller Widersprüche

Doch Vorsicht, Trumps Geldpolitik, die auf ein starkes Amerika abzielt, ist schwer berechenbar. Das liegt nicht nur an der Sprunghaftigkeit des Präsidenten. Er muss zugleich grundlegende Widersprüche auflösen.

So wird der Effekt von Steuersenkungen durch höhere Zinsen schnell aufgefressen. Außerdem verteuern sie die zusätzlichen Schulden für das Investitionsprogramm in Höhe von gut 1 Bio. US-$. Dabei muss er an seine Hauptgläubiger denken, allen voran China und Japan. Die wiederum bezichtigt er ebenso wie Deutschland massiv der Währungsmanipulation.

Gleichzeitig redet er mit seinen Ankündigungen die eigene Währung stark, was die US-Exportindustrie unter Druck setzt. Und er muss sich im eigenen Land mit der Notenbank Fed anlegen, die einer klaren Logik folgt und die Zinsen anhebt. Wegen der niedrigen Arbeitslosenquote und der anziehenden Inflation sind drei Zinsschritte in diesem Jahr unerlässlich.

Schwächung der Notenbank mit Haken

Eigentlich ist nicht Trump für die Geldpolitik zuständig, sondern die Fed. Die derzeitige Chefin Janet Yellen ist ihm zwar ein Dorn im Auge, er wird aber mit ihr bis Februar 2018 leben müssen, wenn ihre Amtszeit endet. Allerdings kann Trump die Geldpolitik schon vorher beeinflussen, indem er zwei offene der insgesamt sieben Posten im Fed-Gouverneursrat in seinem Sinne besetzt.

Aber auch dann tut sich ein neuer Spagat auf: Die Republikaner sind traditionell ein Partei, welche die Interessen von Gläubigern repräsentiert. Trump hingegen ist ein Immobilienmogul, der Nullzinsen liebt und unter anderem deshalb groß wurde, weil er seine Gläubiger kalt an die Wand fahren ließ.

Was ihm am liebsten wäre, ist eine Rückkehr zum Goldstandard. Da sich der aber kaum umsetzen lässt, strebt er zumindest an, den Spielraum der Notenbank gesetzlich einzuschränken. Nach der letzten Finanzkrise war er erweitert worden, um ein zweites Desaster zu vermeiden. Der Haken an Trumps Bestreben: Zieht er mithilfe des Kongresses Kompetenzen auf seine Seite, übernimmt er auch die Verantwortung, wenn etwas schief geht oder die Entwicklung anders verläuft als propagiert.

Gläubigerländer stoßen US-Anleihen ab

Und zu seiner Propaganda gehört die aggressiv vorgetragene nationale Abschottung. Die aber befeuert einen Trend, der sein Schuldenprogramm gefährdet: Weltweit ziehen sich die Gläubiger aus US-Staatsanleihen zurück – trotz attraktiver Zinsen. China hat seine Kredite an die USA um ca. 200 Mrd. US-$ gekürzt. Japan hat seit Dezember so viele US-Staatsanleihen abgestoßen wie seit Jahren nicht. Auch viele Schwellenländer bevorzugen Gold als Devisenreserve.

Die Folge sind extreme Unsicherheit und Markschwankungen. Will Trump neue Käufer finden, müssten die Zinsen weiter steigen, was zwar Sparer freut aber schnell zur Belastung für die Wirtschaft und die Börsen wird. Bleibt als einziger Ausweg die Fed. Sie müsste den Ausstieg aus dem Anleihekaufprogramm rückgängig machen und ihre Bilanzen wieder mit US-Staatspapieren aufblähen.

Anleger sollten Unsicherheit und Schwankungen einplanen

Solange aber Janet Yellen noch im Amt ist, wird dies nicht laufen. Und ob der Kongress der Zusatzverschuldung ohne weiteres zustimmt, bleibt abzuwarten. Schon jetzt sind die Amerikaner pro Kopf mit 86.855 US-$ verschuldet. Selbst in Griechenland sind es nur 33.000 US-$.

Ob Trump sich durchsetzen wird, ist völlig offen. Bislang wird sein angekündigtes Wirtschaftswunder von einer Börseneuphorie getragen. Als Anleger sollte man sich auf starke Schwankungen am Anleihemarkt und eine Konsolidierung der Aktienkurse vorbereiten. Hinzu kommt das Währungsrisiko bei US-Investments. Der Streit um Auf- und Abwertung hat eigentlich erst begonnen.

Tauben und die Falken der Zentralbanken: Was ist damit gemeint?

Spätestens seit Donald Trumps Präsidentschaft spielen Währungsfragen eine größere Rolle als zuvor. Weil er neben China auch Japan und Deutschland Außenhandelsüberschüsse vorwirft und kritisiert, dass etwa der Euro viel zu schwach sei, geht mit dem Streit um Währungen, Zinsen und Inflation der lange Jahre ruhige Verlauf in eine turbulentere Phase über.

Dovish und hawkish – wie viel Inflation darfs denn sein?

Durch den stärkeren Fokus auf den Bereich tauchen zugleich vermehrt typische Begriffe auf, die gerade frischgebackenen Anlegern wenig sagen. Was bedeuten dovish und hawkish? Alternativ ist auch von Tauben und Falken die Rede. Rein im Wortsinn ist dovish das Verhalten einer Taube (engl.: Dove). Hawkish ist das, was ein Falke (engl.: Hawk) macht.

Ähnlich wie bei Bären und Bullen bzw. bearish und bullish am Aktienmarkt drücken beide Begriffspaare dasselbe aus. Ist der Markt bearish, ist er in der Defensive, ist er bullish, steigen die Kurse. Mal haben die Bären die Oberhand, mal die Bullen.

Bei Tauben und Falken allerdings geht es nicht um die Marktstimmung von Anlegern, sondern um zwei gegensätzliche Ansätze in der Geldpolitik der Notenbanken. Tauben, die dovish agieren, betreiben eine expansive Geldpolitik. Mit niedrigen Zinsen und billigem Geld soll die Wirtschaft stimuliert werden. Die Falken hingegen verfolgen eine restriktive Geldpolitik zur Bekämpfung der Inflation, was mit höheren Zinsen einhergeht.

Ein Vergleich mit Bullen und Bären beschränkt sich allenfalls oberflächlich auf niedrigere und höhere Kurse bzw. Zinsen am Geldmarkt. Mit dieser Eselsbrücke war es denn auch schon. Denn bei Zentralbanken geht es um ganz eigene Dynamiken und Beweggründe. Vor allem um die Entscheidung, ob man mit etwas mehr Inflation gut leben möchte und sie in Kauf nimmt oder nicht.

Preisstabilität und Wirtschaftspolitik

Tauben freunden sich leichter mit steigender Inflation an und gelten, wie erwähnt, als Anhänger einer lockeren Geldpolitik. Sie handeln eher dovish und damit weicher. Dies war nach der Finanzkrise 2009 kennzeichnend für die amerikanische Notenbank Fed. Ebenso für die EZB, die noch heute versucht, dovish die lange Zeit bedenklich niedrige Inflation etwas anzuheizen.

Was einerseits sinnvoll ist, um die Abwärtsspirale einer Deflation zu bannen, birgt andererseits Risiken für die Preisstabilität – eine Kernaufgabe der Zentralbank. Die sah etwa der Chefvolkswirt der EZB Jürgen Stark in Gefahr, weshalb er 2011 den Rücktritt einreicht. Für den „letzten Falken der EZB“, wie er genannt wurde, war die lockere Politik der EZB nicht mehr vereinbar mit ihrem Auftrag.

Es ist also das alte Spannungsfeld zwischen Preisstabilität und der Unterstützung der Wirtschaftspolitik. Letztere ist ebenfalls ein definiertes Ziel der EZB, sofern sie nicht die Preisstabilität gefährdet. Ab wann die ernsthaft in Gefahr ist, wird von Tauben und Falken unterschiedlich beurteilt.

USA: Die Falken kommen zurück

In den USA hat sich die Stimmung mittlerweile gedreht. Die Fed verlegt sich von dovish auf hawkish. War sie bisher der Ansicht, die Wirtschaft könne auch bei niedriger Arbeitslosenquote ohne zunehmenden Inflationsdruck wachsen, zeichnet sich mit der protektionistischen Ausrichtung Donald Trumps und seinen inflationären Turbowirtschaftsplänen eine neue Herausforderung ab.

Das wird den Dollar stärken. Der Euro sollte ebenfalls zulegen. Weil die Inflation in der Eurozone stark anzieht, wird auch die EZB weniger dovish agieren. Im Verhältnis zum Dollar hatte der Euro zuletzt immer mal wieder zugelegt. Doch das ist Trump nicht genug. Abgesehen davon, dass ihm dovish zu weich ist, was in seinem Weltbild eigentlich ein Unwort ist, drängt er massiv auf eine Euro-Aufwertung.

Was er übersieht, ist die Spirale, die er mit seinem Protektionismus auslöst: Wenn immer mehr Investitionen und Geld in die USA fließen, treibt das die US-Währung automatisch weiter. Und Steuersenkungen, welche die negativen Folgen für die amerikanischen Exporteure eingrenzen sollen, werden zusätzlich für Auftrieb sorgen. Irgendwann dürfte die Spirale überdreht sein.

Geldpolitik in Japan – ewiger Kampf gegen die Deflation

Nullzinsen, Anleihekäufe, Geldmengenausweitung – auch Amerika und die EU haben damit ihre Wirtschaft angekurbelt. Die EZB tut es derzeit noch. Der Unterschied: Japan ist ein Langzeitproblem. Als 1990 eine Riesenspekulationsblase platzte, war es mit dem einstigen Boom vorbei. Die Aktien fielen in nur zwei Jahren um die Hälfte. Seitdem tut sich das Land schwer und kommt kaum voran.

Mit schuldentreibenden Konjunkturhilfen und expansiver Geldpolitik kämpft Japan nahezu verzweifelt gegen die Deflation. Seit 2013 ist der Yen gegenüber dem Dollar um gut 20 % abgesackt. Hinzu kommen Staatsschulden in Höhe von 248 % der jährlichen Wirtschaftsleistung. Zum Vergleich: In Deutschland sind es 68 % vom Bruttoinlandsprodukt (BIP). Und während die Schulden hierzulande sinken, steigen sie in Japan immer weiter. Haushaltsdefizite gibt sind seit 20 Jahren Normalität.

Darunter leiden auch die Einkommen der Bevölkerung. 2015 ist der Lebensstandard erstmals unter OECD-Durchschnitt gesunken. Gerade die jungen Japaner tragen den Großteil der enormen Schuldenlast.

Bisherige Bemühungen verpufft

Ein Vorteil des Landes: Es hat mit 1,26 Bio. US-$ noch die zweithöchsten Devisenreserven weltweit, was das Problem etwas relativiert. Eine echte Pleite wäre allenfalls in 10 Jahren zu erwarten. Allerdings sind die Japaner zur Sparsamkeit gezwungen. Da die Altervorsorge vorwiegend auf Kapitaldeckung basiert und die Zinsen schon zwei Jahrzehnte nichts mehr hergeben, sinkt die Konsumbereitschaft entsprechend. In der Folge investieren auch die Unternehmen weniger, es sei denn zum Export. Auf den ist Japan massiv angewiesen.

Zwar hilft hier der schwache Yen einigermaßen. Doch fiele er weiter, wäre es auch nicht besser. Zudem zündet das billige Geld nicht. Die Geldpolitik Japans ist eigentlich längst verpufft. Zuletzt hatte es etwas Wachstum gegeben, nachdem der heutige Premier Shinzu Abe 2013 ein neues Konjunkturprogramm aufgelegt hatte, bekannt als Abenomics.

Neuer Anlauf aber ohne Reformen

Nun versucht es Japan mit einer differenzierteren Geldpolitik. Einerseits flutet die Bank of Japan (BoJ) weiterhin die Märkte mit Geld. Pro Jahr kauft sie Anleihen und Wertpapiere in Höhe von 659 Mrd. €. Gleichzeitig hat sie ihren Schwerpunkt verlagert. Sie setzt etwa beim Anleihenkauf anstatt auf immer höhere Beträge nun verstärkt auf die Kontrolle der Renditen, die für die Konjunktur wichtig sind. Die Renditen 10jähriger Anleihen bleiben bei 0 %. Unternehmen sollen so zusätzlich zu den Minizinsen profitieren und ihre Finanzierungskosten niedrig halten können. Ob dies die Inflation endlich belebt, bleibt abzuwarten.

Japan hat nämlich noch eine Reihe struktureller Baustellen: Laut OECD ist es zu verschlossen gegenüber Investoren und Handelspartnern aus dem Ausland. Die an sich hohen Ausgaben für Forschung und Bildung bleiben ohne große Wirkung. Zudem leidet das Land unter den Folgen einer alternden Gesellschaft. Und: Bislang sind kaum Reformen geplant.

Japanische Notenbank hält an ultra-lockerer Geldpolitik fest

Die Sorge vor „japanischen Verhältnissen“ treibt viele Ökonomen auch in Europa um. Viele sehen jetzt schon Parallelen zwischen der Entwicklung Nippons und der Eurozone. Tatsache ist, dass die geldpolitisch Verantwortlichen in Japan seit mehr als zwei Jahrzehnten an ihrer ultra-expansiven Geldpolitik festhalten. Mit Nullzinspolitik und dem Kauf von Anleihen und Aktien-ETFs versuchen die Japaner ja die deflationäre Krise zu bekämpfen. Der Erfolg ist bis dato mäßig.

Konjunkturabkühlung trifft auch Japan

Weltweit schwächt sich ja aktuell die Konjunktur stark ab. Das trifft auch die alternde Export-Nation Japan hart. “Die Exporte haben zuletzt einige Schwächen gezeigt”, so laut Reuters die offizielle Aussage der Bank of Japan. Die Eintrübung der Weltkonjunktur wirke sich auch auf die japanischen Unternehmen aus.

Tatsache ist, dass allein im Januar 2019 Japans Exporte um 8,4 Prozent fielen. Die Exporte ins Reich der Mitte, nach China, fielen gar um mehr als 17 Prozent, was ein überdeutlicher Hinweis auf die Eintrübung der chinesischen Konjunktur ist. Wenig verwunderlich also, dass die japanische Notenbank angesichts der globalen Konjunkturabkühlung an ihrer ultra-lockeren Geldpolitik unverändert festhält. Die Bank von Japan beließ bei der jüngsten geldpolitischen Sitzung ihr Ziel für den kurzfristigen Zinssatz bei minus 0,1 Prozent. Zugleich bekräftigte sie laut Reuters ihr Versprechen, die Rendite der zehnjährigen Staatsanleihen bei um die null Prozent zu halten.