Kapitalmarkt – Funktion, Struktur & Akteure
Wissenswertes über den Kapitalmarkt
Funktion: Beschaffung von mittel- und langfristigem Kapital, Handel mit Finanzinstrumenten
Strukturierung: Zusammen mit Geldmarkt und Kredit- bzw. Devisenmarkt wird Finanzmarkt gebildet
Unterteilung: Organisierter und nicht organisierter Kapitalmarkt; Primär- und Sekundärmarkt
Akteure: Benötigen Kapital, besitzen Kapital oder bringen die beiden Akteure zusammen (Intermediäre)
Aufgaben: Marktausgleich, Lenkungsfunktion, Funktionsschutz, Individualschutz & Transformationsschutz
Definition: Was ist der Kapitalmarkt?
Der Kapitalmarkt ist ein Teil des Finanzmarktes und dient Unternehmen sowie Haushalten und dem Staat zur Beschaffung von mittel- und langfristigem Kapital. Dieses kann dann für Investitionen verwendet werden.
Umfasst werden alle Institutionen und Vorgänge, die der Zusammenführung von Kapitalgebern und Kapitalnehmern über Angebot und Nachfrage dienen. Dabei bezeichnet die Mittel- bis Langfristigkeit in der Regel Zeiträume von mindestens einem Jahr und mehr.
Strukturierung des Finanzmarktes
Der Finanzmarkt stellt den Oberbegriff für Märkte dar, auf denen der Handel mit Finanzinstrumenten stattfindet. Dieser ist hierbei in drei sogenannte Teilmärkte gegliedert:
- Geldmarkt
- Kapitalmarkt
- Kredit- bzw. Devisenmarkt.
Auf all diesen Märkten finden sich Angebot und Nachfrage nach Finanzmitteln. Einzig die Fristigkeit der Mittel unterscheidet sich hier.
Unterscheidung organisierter und nicht organisierter Kapitalmarkt
Als Teil des Finanzmarktes kann der Kapitalmarkt zwischen zwei Ausrichtungen unterschieden werden, nämlich dem organisierten und dem nicht organisierten Kapitalmarkt.
Dabei unterliegt der organisierte Kapitalmarkt gesetzlichen Regularien sowie der staatlichen Aufsicht. Schnelle, kontrollierte Transaktionen werden ermöglicht. Der Handel an der Wertpapierbörse ist die am meisten ausgeprägte Form des organisierten Kapitalmarktes. Dieser umfasst den Renten-, sowie Aktienmarkt.
Die vergleichsweise eher undurchsichtige zweite Unterscheidung ist der nicht organisierte Kapitalmarkt. Dieser bezieht sich auf Kreditbeziehungen zwischen Unternehmen bzw. Haushalten ohne das Mitwirken von Banken, Börsen oder Versicherungen.
Man spricht hier, in seiner am meisten ausgeprägten Form, auch vom sogenannten grauen Kapitalmarkt. Wie der Name bereits andeutet, unterliegt der nicht organisierte Kapitalmarkt weniger Richtlinien als der organisierte Kapitalmarkt.
Was sind der weiße, graue und schwarze Kapitalmarkt?
Beim grauen Kapitalmarkt handelt es sich um einen Mix aus dem weißen und schwarzen Kapitalmarkt. Der weiße Kapitalmarkt unterliegt hierbei der staatlichen Finanzaufsicht oder vergleichbaren Regulierungen, während auf dem schwarzen Kapitalmarkt erlaubnispflichtige Geschäfte ohne Einholung einer Genehmigung durch die Regulierungsbehörde betrieben werden.
Der graue Kapitalmarkt steht, als Mischung beider Märkte, nicht unter staatlicher Kontrolle. Dennoch müssen einige gesetzliche Vorgaben erfüllt werden. Erwähnenswert ist noch, dass der graue Kapitalmarkt, im Unterschied zum schwarzen Kapitalmarkt, nicht gesetzeswidrig ist.
Durch gesetzliche Regelungen wird immer wieder versucht, den Schaden, den Anleger durch Fehlinvestitionen auf dem grauen Kapitalmarkt erfahren, zu begegnen. Schätzungsweise beträgt dieser Schaden eine Höhe von 20 Milliarden Euro, die durch unseriöse Angebote zustande kommen. Mögliche Reglementierungen des grauen Marktes stützen sich dabei auf:
- Investmentgesetz (Deutschland)
- Anlegerschutzverbesserungsgesetz (seit 1. Januar 2004)
- Verkaufsprospektgesetz (bis 31. Mai 2012)
- Vermögensanlagengesetz (seit 1. Juni 2012 auch Graumarktgesetz)
- Kapitalanlagegesetzbuch (seit 2013)
Was zählt zum organisierten Kapitalmarkt?
Der organisierte Kapitalmarkt ist in den Renten- und Aktienmarkt unterteilt. Dabei umfasst der Rentenmarkt den Handel mit verzinslichen Wertpapieren und Teilschuldverschreibungen. Hier geht es also um langfristige Kredite.
Der Aktienmarkt hingegen beschreibt den Handel mit Beteiligungskapital. Interessant ist an dieser Stelle auch die Unterteilung in den Primär- und den Sekundärmarkt.
Unterscheidung von Primär- & Sekundärmarkt bei Aktien
Weiterhin ist der Kapitalmarkt in Primär- und Sekundärmarkt eingeteilt. Dabei werden auf dem Primärmarkt über den Kapitalnehmer sowie seine Finanzierungstitel informiert. Auf dem Sekundärmarkt werden die Finanztransaktionen dann abgewickelt.
Im Folgenden eine kurze Übersicht:
- Primärmarkt: Hier werden neue Wertpapiere platziert und Informationen über Emittenten und Wertpapiere herausgegeben. Aus diesem Grund ist der Primärmarkt für Anleger relevant, weil sie dort ihre Informationen beziehen können. Der Primärmarkt ist außerbörslich angesiedelt.
- Sekundärmarkt: Hier findet der Handel zwischen den Marktteilnehmern statt. Üblicher Handelsort für den Sekundärmarkt sind Wertpapierbörsen.
Welche Objekte werden am Kapitalmarkt gehandelt?
Am Kapitalmarkt kann Kapital auf sehr unterschiedliche Art und Weise beschafft werden. Die hier stattfindenden Finanzgeschäfte unterteilen sich dabei üblicherweise in typische Finanzierungstitel.
Typische Finanzierungstitel am Kapitalmarkt:
- Aktien: Mit dem Kauf einer Aktie erwirbt der Kapitalgeber in der Regel zugleich Firmenanteile und erhält ein Mitbestimmungsrecht. Für das bereitgestellte Kapital erhält er eine Dividende und kann mit seinen Aktien Kursgewinne erzielen. Aktien werden auch als „Beteiligungstitel“ bezeichnet.
- Anleihen: Bei Anleihen handelt es sich um verbriefte Forderungstitel, die der Kapitalgeber gegenüber Staaten, Unternehmen oder Kreditinstituten erwirbt. Anleihen werden in der Regel zu einer festen Laufzeit herausgegeben und fest verzinst. Zugleich haben Anleger die Möglichkeit, Kursgewinne durch einen Verkauf vor Ende der Laufzeit zu erzielen. Mit einer Anleihe erwirbt der Anleger keine Anteile.
- Partizipationsscheine: Mit diesen Titeln erwirbt der Kapitalgeber eine Beteiligung an einer Aktiengesellschaft. Er hat jedoch kein Mitbestimmungsrecht.
Geschichte des Kapitalmarktes
Heute ist das Prinzip des Kapitalmarktes immer noch dasselbe wie vor 600 Jahren: Staaten sowie Unternehmen können am Kapitalmarkt mittel- bis langfristig Kapital beschaffen und somit Investitionen und andere Ausgaben finanzieren. Die ersten organisierten Anteilsmärkte wurden in Belgien geschaffen.
Die Geschichte des Kapitalmarktes geht bis ins Spätmittelalter zurück. In der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts und dem Ende des 15. Jahrhunderts kam es aufgrund von der herrschenden Knappheit an Edelmetallen und der daraus resultierenden monetären Kontraktion
zu einer Liquiditätskrise. Als direkte Folge verringerte sich das Geldangebot, da die Kreditversorgung auf den Edelmetallvorräten beruhte.
Das Jahr 1532 war dann jenes Jahr, in dem Kapitalmärkte ins Leben gerufen wurden. Deren Anfänge finden sich in der belgischen Stadt Antwerpen. Hier begannen Kapitalmärkte institutionell mit der Errichtung von Börsen. An der Antwerpener Börse wurden Anleihen erstmals geregelt gehandelt.
Unterscheidung vom Geld- und Kreditmarkt
Neben dem Kapitalmarkt besteht der Finanzmarkt aus Geld- und Kredit- bzw. Devisenmarkt. Die Abgrenzung vom Kapitalmarkt wird in den folgenden Absätzen genauer erläutert.
Was ist der Geldmarkt?
Der Geldmarkt ist ebenfalls ein Teil des Finanzmarktes. Dieser dient der kurzfristigen Beschaffung von Kapital zur Überbrückung von Liquiditätsproblemen. Am Geldmarkt werden somit meist nur Kredite mit kurzen Laufzeiten zwischen einem Tag und einem Jahr gehandelt. Der Handel findet dabei vornehmlich zwischen Banken und großen Industrieunternehmen statt.
Kapital- und Geldmarkt unterscheiden sich hier insofern, als dass auf dem Kapitalmarkt mittel- bis langfristige Finanzierungsmittel gehandelt werden, während auf dem Geldmarkt kurzfristige Kredite Abnehmer finden. Auch der Marktzugriff ist verschieden.
Was ist der Kreditmarkt?
Den dritten Teil des Finanzmarktes stellt der Kredit- bzw. Devisenmarkt dar. Dieser umfasst Finanzgeschäfte mit Währungen. Sie werden auf dem Devisenmarkt getauscht oder können als Termingeschäft angelegt werden. Der Handel auf dem Devisenmarkt findet in der Regel außerbörslich statt und ist heute nahezu vollständig digitalisiert.
Auf diesem Markt tummeln sich sowohl institutionelle als auch private Anleger, die über Broker Zugriff erhalten.
Wer sind die Marktteilnehmer?
Marktteilnehmer sind in erster Linie alle Wirtschaftssubjekte. Das umfasst Privatpersonen, Unternehmen und Institutionen, die aktiv am Wirtschaftsmarkt teilnehmen. Sie alle zählen zu den Marktteilnehmern.
Aktiv ist jeder, der durch Kauf, Verkauf oder Tausch bzw. durch das Anbieten oder Nachfragen an einem Markt tätig ist. In der Mikroökonomie werden die Marktteilnehmer auch als Wirtschaftssubjekte bezeichnet.
Akteure am Kapitalmarkt
Der Kapitalmarkt gliedert sich vereinfacht in zwei Hauptgruppen:
- Akteure, die Geld benötigen: Hierbei wird auch von Kapitalnehmern gesprochen. In der Regel sind das Staaten oder Unternehmen.
- Akteure, die Kapital bereitstellen: Hier wird von Kapitalgebern gesprochen. Zu den Kapitalgebern können institutionelle Anleger wie Versicherungen oder Banken, aber auch Privatanleger zählen.
Dazu kommen die sogenannten Intermediäre. Hierbei handelt es sich um Vermittler, die die oben genannten Akteure zusammenführen. Dabei sind sie für ein Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage auf dem Kapitalmarkt verantwortlich. Oft übernehmen beispielsweise Banken oder Kapitalanlagegesellschaften diese Aufgabe.
Welche Aufgaben erfüllt der Kapitalmarkt?
Die Funktionen des Kapitalmarktes sind vielfältig. Darunter finden sich Marktausgleich, Lenkungsfunktion, Funktionsschutz, Individualschutz und Transformationsschutz. Im Folgenden soll Aufschluss über die Aufgaben des Kapitalmarktes gegeben werden.
Schutzfunktion des Kapitalmarktes
Zu den Schutzfunktionen des Kapitalmarktes gehören Funktionsschutz und Individualschutz. Ersteres soll gewährleisten, dass ein Kapitalnehmer, vor dem Abschließen eines Geschäftes auf dem Kapitalmarkt, ausreichende Informationen erhält.
Des Weiteren ist der Individualschutz Aufgabe des Kapitalmarktes. Dieser soll Anleger davor schützen, dass andere Anleger bei der Informationsbeschaffung über Emittenten einen Vorteil erlangen.
Transformationsfunktion des Kapitalmarktes
Des Weiteren erfüllt der Kapitalmarkt verschiedene sogenannte Transformationsfunktionen. Zu diesen zählt beispielsweise die Mengentransformation. Hierbei geht es darum, dass Investitionen auf dem Kapitalmarkt fristgerecht und in angemessener Menge getätigt werden.
Außerdem gibt es die sogenannte Fristentransformation. Hier werden Fristen zwischen Investoren und Sparern angeglichen. Andere Transformationsfunktionen sind die Losgrößentransformation und die Risikotransformation. Die Losgrößentransformation ist dafür verantwortlich, dass die unterschiedlich hohen Geldbeträge von Kapitalgebern in die passenden Beträge der Kapitalnehmer umgewandelt werden.
Die Risikotransformation sorgt letztlich dafür, dass die unterschiedlichen Risiken der Marktteilnehmer angeglichen werden. Hierfür sind die Intermediäre zuständig.
Marktausgleich
Der sogenannte Marktausgleich, auch Marktgleichgewicht genannt, beinhaltet, dass auf dem Kapitalmarkt ein größtmöglicher Ausgleich zwischen Angebot und Nachfrage nach Wertpapieren geschaffen werden soll. Hier wird auch von der „Marktfunktion“ des Kapitalmarktes gesprochen.
Der Kapitalmarkt ist in erster Linie Teil des Finanzmarktes. Daneben gibt es noch den Geld- und den Kredit- bzw. Devisenmarkt. Für Unternehmen, Haushalte sowie für den Staat ist der Kapitalmarkt wohl unabdingbar. Die Beschaffung von mittel- und langfristigem Kapital bietet viele Möglichkeiten, wie zum Beispiel Investitionen zu tätigen.
Doch immer dann, wenn verschiedene Akteure auf einem Markt zusammenkommen, gilt es die Augen offenzuhalten und wohlüberlegte Finanzentscheidungen zu treffen. Das gilt insbesondere für den grauen Kapitalmarkt.