Trennbanken – Definition & Übersicht
Das Wichtigste zu Trennbanken & Trennbanksystemen
Entstehung: Trennbanksysteme haben sich als Reaktion auf die Weltwirtschaftskrise in den 1930er Jahren herausgebildet
Organisatorische Struktur: Klassische Trennbanken konzentrieren sich entweder auf das Einlagen- & Kreditgeschäft oder auf das Investmentbanking
Vorteile: Weniger Interessenskonflikte zwischen den verschiedenen Banksegmenten, die Einlagen der Bankkunden können nicht mehr dazu genutzt werden, hochriskante Spekulationsgeschäfte zu finanzieren
Nachteile: Höhere Kosten, insbesondere für Privatkunden & KMU, potentiell höheres Insolvenzrisiko, da Verluste aus einem Geschäftsbereich nicht mehr durch Gewinne aus anderen Segmenten kompensiert werden können
Politische Entwicklung: In den USA wurde das Trennbanksystem 1999 wieder abgeschafft, Japan hält noch daran fest, Deutschland hat 2013 ein Trennbankgesetz implementiert, das Universalbanken aber nicht verbietet
Jede Erschütterung des Wirtschafts- und Finanzsystems, durch beispielsweise eine Finanzkrise, führt dazu, dass Politiker und Ökonomen den herrschenden Ordnungsrahmen in Frage stellen. Dabei flammt auch immer wieder die Diskussion darüber auf, ob die in Europa vorherrschenden Universalbanken oder die in den USA und in Japan dominanten Trennbanken unter regulatorischen Gesichtspunkten vorzuziehen sind.
Damit Sie künftig mitdiskutieren können, informieren wir Sie in diesem Beitrag darüber, was Trennbanken eigentlich sind, wie sie sich entwickelten haben und was ihre Stärken und Schwächen ausmacht.
Definition: Was ist eine Trennbank?
Trennbanken decken nicht das gesamte Spektrum der typischen Bankgeschäfte ab. In klassischen Trennbanksystemen konzentriert sich ein Institut entweder auf das Einlagen- und Kreditgeschäft oder auf das Investmentgeschäft.
Kunden, die einer Bank ihre Ersparnisse anvertrauen, tun dies in aller Regel, weil sie ihr Geld sicher verwahren wollen. Geschäftsbanken leben also davon, dass ihnen die Marktteilnehmer vertrauen. Das Investmentbanking ist aber ein hochriskantes Tätigkeitsfeld. In der Vergangenheit kam es immer wieder vor, dass sich Banken verspekuliert und die ihnen zur sicheren Verwahrung anvertrauten Einlagen dabei verloren haben. Die Folge waren sogenannte „Bankeruns” und daran anschließende Finanzkrisen. Auch die große Depression der 1930er Jahre wurde so mitausgelöst.
Einige große Volkswirtschaften, allen voran die USA und Japan, haben sich deshalb entschlossen, diesen Zielkonflikt aufzulösen, indem sie ein Bankensystem etablierten, das die Kreditinstitute zwang, sich auf eines der beiden Geschäftsfelder zu konzentrieren. Vor allem in den USA haben sich daraufhin hochspezialisierte Investmentbanken herausgebildet. Die Bankenkrise in den Nuller Jahren dieses Jahrhunderts hat aber gezeigt, dass auch rechtlich und organisatorisch getrennte Investmentbanken destabilisierend wirken können, was zu erneuten umfassenden Reformen der Bankensysteme in den hochentwickelten Volkswirtschaften führte.
Die Geschichte des Bankenwesens
Das moderne Bankenwesen entwickelte sich Mitte des 19. Jahrhunderts. Die dahinter stehende Idee ist allerdings schon deutlich älter. Bereits die Römer kannten viele Bankpraktiken, allerdings noch keine richtigen Institute. Die erste richtige Bank, die historisch verbürgt ist, ist die Taula de la Ciutat, die 1401 in Barcelona gegründet wurde. Sie gehörte der katalanischen Regierung und verwaltete und verwahrte den Staatsschatz des Landes.
Die älteste heute noch operierende Bank ist die Banca Monte dei Paschi di Siena (MPS), die 1471 in der namensgebenden italienischen Stadt entstand ist. Bei den frühen Kreditinstituten handelte es sich aber immer um stark spezialisierte Häuser, die sich in Staatsbesitz befanden oder zumindest der Staatsfinanzierung dienten. Als Urmutter neuzeitlicher Publikumsbanken, die Finanzdienstleistungen für breitere Kreise, insbesondere die aufstrebende Industrie und vermögende Privatpersonen anboten, gilt die französische Société Générale du Crédit Mobilier, die 1852 in Paris ihre Pforten öffnete.
Das Geschäftsmodell der französischen Pionierin wurde sehr schnell auf der ganzen Welt imitiert. Bevor sich der Begriff Universalbank durchsetzte, wurden entsprechende Unternehmen als „Banken vom Typ Crédit Mobilier” bezeichnet. Von Anfang an erfolgreich waren diese Kreditinstitute aber nur im deutschsprachigen Raum, wo sie bald die Finanzlandschaft prägten.
Das Bankensystem in Deutschland
Die beiden großen deutschen Privatbanken, die Deutsche Bank und die Commerzbank, wurden beide 1870 gegründet. Entsprechend dem französischen Vorbild konzentrierten sich diese Institute zunächst auf das Geschäft mit dem Handel und der Industrie und betreuten vermögende Privatpersonen.
Hätten Sie’s gewusst?
Heute ist Frankfurt am Main das unbestrittene Finanzzentrum des Landes. Das war aber nicht immer so. Die großen deutschen Privatbanken wurden in anderen Städten gegründet. Die Deutsche Bank wurde 1870 in Berlin gegründet. Im gleichen Jahr entstand in Hamburg die Commerzbank, sie verlegte den Schwerpunkt ihrer Tätigkeit aber bald danach ebenfalls in die Hauptstadt des neu gegründeten Kaiserreichs. |
Zeitgleich zu den großen Privatbanken entwickelten sich in Deutschland mit den Sparkassen die ersten öffentlich-rechtlichen Kreditinstitute, die gemeinnützige Zwecke verfolgten und Finanzdienstleistungen breiten Bevölkerungskreisen zugänglich machten. Anfänglich wurde insbesondere das Sparen und die Vermögensbildung in der Unter- und Mittelschicht forciert. Ähnliche Zwecke verfolgten auch die Genossenschaftsbanken, die aber nicht staatlichen organisiert waren. Sie entstanden auf Initiative von Franz Hermann Schulze-Delitzsch und Friedrich Wilhelm Raiffeisen, den beiden führenden Sozialreformern des 19. Jahrhunderts.
Diese drei Bankentypen koexistieren bis heute und prägen als Universalbanken die deutsche Finanzlandschaft. Daneben haben sich auch einige Spezialbanken herausgebildet, die sich häufig auf bestimmte Kundengruppen oder Branchen fokussieren. Beispiele für Spezialbanken sind die Allgemeine Beamten Bank, die Bank für Sozialwirtschaft oder die Deutsche Apotheker- und Ärztebank.
Trennbanken, die sich nur auf bestimmte Geschäftsfelder beschränken, existieren ebenfalls, z. B. Investmentbanken, Schiffsbanken oder Autobanken, sie sind aber relativ selten und haben nur einen geringen Marktanteil.
Hinweis
Trennbanken und Spezialbanken sind in Deutschland selten. Stattdessen haben sich
entwickelt, die als Universalbanken die deutsche Finanzlandschaft prägen. |
Das Bankensystem in den USA
Die heute als typisch amerikanisch geltenden Investmentbanken entstanden erst relativ spät, ab 1933, und waren das Ergebnis staatlicher Interventionspolitik. Die rechtliche Grundlage bildete der „Banking Act of 1933“, der auch als zweiter „Glass-Steagall Act” bezeichnet wird. Namensgeber sind die beiden Senatoren Carter Glass und Henry Steagall, die den Gesetzesentwurf maßgeblich vorangetrieben haben. Das Gesetz entstand als Reaktion auf die Weltwirtschaftskriese, die in Anschluss an den Zusammenbruch der New Yorker Börse im Jahr 1929 einsetzte.
Ursächlich war der Umstand, dass einerseits viele Unternehmen wegen der schlechten Konjunktur ihre Kredite nicht mehr bedienen konnten. Gleichzeitig hatten die Banken das Wertpapier-Eigengeschäft mit den Einlagen ihrer Kunden finanziert und sich dabei kräftig spekuliert. Die Geschäftsbanken gerieten so doppelt unter Druck. Das blieb natürlich auch den Sparern nicht verborgen. Die Folge waren die legendären Bankenruns und der dadurch bedingte Konkurs zahlreicher Bankhäuser, was die Wirtschaftskrise noch verschlimmerte. Der Glass-Steagall Act sah deshalb vor, den Geschäftsbanken den Eigenhandel mit bestimmten Elementen zu verbieten. Diese waren Wertpapiere, Devisen und Edelmetalle.
Solche Aktivitäten sollten auf darauf spezialisierte Investmentbanken ausgelagert werden. Diese Banken übernahmen auch den Wertpapierhandel und die Vermögensverwaltung im Kundenauftrag. Sie durften aber keine Girokonten anbieten und keine Spareinlagen entgegennehmen. Deshalb wurden sie auch weniger stark staatlich überwacht, als die Geschäftsbanken.
In Folge prosperierten die fünf größten US-Investmentbanken. Dazu zählten:
- Lehman Brothers
- Merrill Lynch
- Bear Stearns
- Goldman Sachs und
- Morgan Stanley
Die strikte Trennbankenregelung galt bis in die 1980er Jahre. Dann wurde das Gesetz wiederholt überarbeitet und gelockert. Bill Clinton unterzeichnete 1999 schließlich den Gramm-Leach-Bliley Act, durch den Universalbanken wieder legal wurden. Bereits davor war es wiederholt zu Übernahmen von Investmentbanken durch Universalbanken gekommen.
Die schwere globale Finanz- und Bankenkrise ab 2008, die durch den Zusammenbruch von Lehmann Brothers ausgelöst wurde, haben von den großen Fünf nur Goldman Sachs und Morgan Stanley überlebt, die ihren Sonderstatus als Investmentbanken aber freiwillig aufgaben. Die Anleger hatten schlicht nicht mehr genug vertrauen in das traditionelle Modell. Seither wandelt sich das amerikanische Trennbankensystem immer mehr zu einem Universalbankensystem.
Hätten Sie’s gewusst?
Am 15. September 2008 ging die weltweit tätige US-amerikanische Investmentbank Lehman Brothers pleite. Nach heutiger Schätzung wurden damals Firmenwerte in Höhe von 690 Milliarden US-Dollar vernichtet. Der Zusammenbruch gilt bis heute als der teuerste Konkurs der Geschichte, der in allen Industrienationen zu starken Konjunktureinbrüchen führte und schließlich in der Euro-Krise mündete. |
Das deutsche Trennbankengesetz
Während in den USA die Trennbankenregelung wieder aufgegeben wurde, hat Deutschland im Jahr 2013, als Reaktion auf die Bankenzusammenbrüche des vorausgegangenen Jahrzehnts und der anhaltenden Eurokrise, ein Trennbankgesetz eingeführt. Durch dieses Artikelgesetz wurden das Kreditwesengesetz (KWG) und das Versicherungsaufsichtsgesetz (VAG) modifiziert.
Dabei handelt es sich aber nicht um ein Maßnahmenpaket, das ähnlich strikt ist, wie der Glass-Steagall Act. So wurden Universalbanken nicht generell verboten, da das Gesetz nicht für kleine Bezirkssparkassen gilt, sondern nur für große, systemrelevante Bankhäuser. Das „Gesetz zur Abschirmung von Risiken und zur Planung der Sanierung und Abwicklung von Kreditinstituten und Finanzgruppen” wie das Trennbankgesetz offiziell heißt, hat drei Schwerpunkte:
Die Vorschriften regeln folgende Bereiche:
- Sanierung notleidender Kreditinstitute
- Abtrennung von risikoreicheren Segmenten vom Einlagengeschäft
- Sanktionen für die Vorstände von Banken und Versicherungen, die ihre Pflichten verletzen
Die Entflechtung des riskanten Investmentgeschäfts vom Einlagengeschäft gilt als Kernelement des Trennbankgesetzes, dem es auch seine Bezeichnung verdankt. Davon betroffen waren elf große Kreditinstitute, darunter die Deutsche Bank und die Commerzbank. Großbanken müssen seither entweder auf das Investmentbanking und andere besonders risikoreiche Geschäfte verzichten oder diese Geschäftstätigkeit wirtschaftlich, organisatorisch und rechtlich eigenständig organisieren.
Sollte es im Investmentbereich wieder zu Spekulationsblasen kommen, können diese Geschäftsfelder künftig leichter abgewickelt werden. Da sie organisatorisch und wirtschaftlich nicht mehr mit den systemrelevanten Mutter-Instituten verknüpft sind, können sie im Fall einer neuen Krise leichter in die Insolvenzgeschickt werden und müssen nicht aus gesamtwirtschaftlichen Erwägungen heraus mit Steuergeldern gerettet werden.
Dadurch, dass die Banken künftig selbst Vorkehrungen für eine Sanierung im Krisenfall treffen müssen, erhofft man sich außerdem eine größere Risikoaversion und einen disziplinierenden Effekt, der noch durch hohe Strafen für Vorstände, die das Risikomanagement vernachlässigen, verstärkt wird.
Was sind die Vorteile der Trennbank?
Ob Trennbanksysteme gesamtwirtschaftlich betrachtet wirklich überlegen sind, ist unter Volkswirten umstritten.
Trennbanken haben aber folgende Vorteile:
- Die höhere Einlagensicherheit stellt einen der Vorteile des Trennbankensystems dar. Anders als beim Universalbankprinzip können die Risiken oder gar Verluste durch das Investment-Banking nicht über die Einlagen refinanziert werden.
- Befürworter sehen in einem Trennbankensystem die Möglichkeit für eine größere Kontrolle. Weil Prozesse in den Markt verlagert werden, die ansonsten nur intern ablaufen, besteht mehr Transparenz. Bei einem Trennbankensystem gebe es auch getrennte Aufsichtsinstitutionen, eine strenge Aufsicht für die Depositenbanken und eine nur auf den Gläubigerschutz ausgerichtete Finanzmarktaufsicht.
- Interessenkonflikte zwischen dem Kredit- und dem Emissionsgeschäft bestehen bei einem Trennbankensystem nicht, weil diese Bereiche nicht unter einem Dach zusammengefasst sind.
- Bei einem Trennbankensystem ist ein Zusammenbruch der Commercial Bank selbst bei Aktien- und Immobilienblasen unwahrscheinlich, weil diese davon abgeschirmt ist. Banken könnten also nicht mehr reihenweise in den Abgrund gerissen werden (Dominoeffekt).
Was sind die Nachteile der Trennbank?
Das Trennbanksystem weist auch einige Nachteile auf.
Dazu zählen insbesondere folgende Defizite:
- Für Kunden könnte das Trennbankensystem teuer werden. Denn wo es zwei Banken gibt, müssen auch zweimal Dienstleistungen in Form von Gebühren gezahlt werden. Das könnte besonders für Unternehmen von großem Nachteil sein.
- Wenn das mittlerweile historisch gewachsene Universalbankensystem zerschlagen werden würde, könnte das auch Nachteile für den Export nach sich ziehen. Dieser profitiert von der weiten Verbreitung des Universalbankensystems und von Wettbewerbsvorteilen.
- Die Stabilität von Trennbanken ist geringer als die der Universalbanken. Sie bauen nur auf einen Bereich. Wenn dieser schlecht dasteht, kann er nicht von einem anderen aufgefangen werden, wie es bei den Universalbanken der Fall ist.
Trennbanken & Universalbanken im Vergleich
Den Vor- und Nachteilen auf Seite der Trennbanken stehen entsprechende Vorzüge und Defizite der Universalbanken gegenüber. Universalbanken sind bei den Privatkunden sehr beliebt, da sie alle Finanzdienstleistungen aus einer Hand anbieten. Davon profitieren auch kleine und mittelständische Unternehmen. Für diese Gruppen ist es in aller Regel wirtschaftlicher, nur mit ein oder zwei Hausbanken zusammenzuarbeiten, die dafür aber alle wichtigen Finanzdienstleistungen anbieten.
Nachteilig könnte für die Kunden aber sein, dass Interessenkonflikte dazu führen, dass die Beratung nicht immer objektiv erfolgt, sondern den Kunden das Produkt aus dem großen Portfolio angeboten wird, dass aus Sicht der Bank gerade den größten Gewinn abwirft. Gute Firmenkunden, die regelmäßig Großkredite aufnehmen und zuverlässig bedienen, mag kaum eine Universalbank an den Finanzmarkt verlieren. KMU erhalten von ihren Hausbanken deshalb nicht immer die nötige Beratung und Rückendeckung, wenn sie einen Börsengang planen oder Schuldpapiere emittieren wollen.
Ob Trennbanken oder Universalbanken aus gesamtwirtschaftlicher Sicht vorzuziehen sind, ist unter Ökonomen umstritten. Letztere gelten aber als insgesamt stabiler, da sie Defizite aus einem Geschäftsbereich durch Gewinne aus anderen Segmenten kompensieren können. Hochspezialisierte Banken haben diese Möglichkeit dagegen nicht und gelten in einer Krise deshalb als anfälliger.
Fazit
Das Trennbankensystem entstand als Reaktion auf die große Weltwirtschaftskrise des frühen 20. Jahrhunderts. Die große Banken- und Finanzkrise zu Beginn des 21. Jahrhunderts wurde aber durch eine Investmentbank, also ein Produkt der US-amerikanischen Trennbankregelung, ausgelöst. Seither versuchen viele marktwirtschaftlich ausgerichtete Industrienationen das beste beider Systemwelten zu verbinden. Ein striktes Trennbankensystem gibt es derzeit nur noch in Japan.
Der wirtschaftspolitische Trend von Bankgeschäften geht in jedem Fall dahin, Universal- und Trennbanken die Koexistenz zu erlauben, da dies den Bedürfnissen der Marktteilnehmer entspricht und unter Stabilitätsgesichtspunkten keiner der beiden Bankentypen klar überlegen ist.