Was ist der „Homo Oeconomicus“?
In einigen wirtschaftlichen Theorien wird der Mensch als „Homo Oeconomicus“ bezeichnet. In dem Zusammenhang bedeutet dies eine rationale Person, die Reichtum aus Eigeninteresse verfolgt.
Dabei wird unnötige Arbeit durch rationale Entscheidungen vermieden.
Die Annahme, dass sich alle Menschen auf diese Art und Weise verhalten, stellt eine fundamentale Prämisse für viele ökonomische Theorien dar.
Geschichtlich datiert der Ausdruck bis ins 19. Jahrhundert zurück, als John Stewart Mills als Erster den „Homo Oeconomicus“ definierte.
Er beschrieb den Wirtschaftsakteur als Jemanden, „der unweigerlich das tut, wodurch er den größten Anteil an unbedingt notwendigen Dingen, Annehmlichkeiten und Luxusartikeln erhält, während damit am wenigsten Arbeit und physische Selbsteinschränkung verbunden sind.“
Die Idee dieses Menschen, der aus Eigeninteresse handelt, wird oftmals auf andere Wirtschaftswissenschaftler und Philosophen zurückgeführt.
Dazu zählen zum Beispiel Adam Smith und David Ricardo, die den Menschen als rational-eigennützigen wirtschaftlichen Akteur darstellen. Aristoteles wiederum diskutierte die menschlichen eigennützigen Tendenzen in seinem Werk „Politik“.
John Stewart Mills wird allerdings als Erster angesehen, der den „Homo Oeconomicus“ definiert hat.
Die Theorie des „Homo Oeconomicus“ dominierte das klassische wirtschaftliche Gedankengut für viele Jahre, bis im 20. Jahrhundert die Formkritik aufkeimte – von wirtschaftlichen Anthropologen und neo-klassizistischen Ökonomen.
Eine der wichtigsten Kritiken kann dem berühmten Wirtschaftswissenschaftler John Maynard Keynes zugeschrieben werden. Dieser – wie auch einige andere Ökonomen – kritisierten das Modell des „Homo Oeconomicus“.
Stattdessen bestand Keynes auf das irrationale Verhalten des Menschen.
Damit prangerten er und seine Kollegen den „Homo Oeconomicus“ als unrealistisches Modell des Menschen an, schließlich würden Wirtschaftsakteure nicht immer aus Eigennutz agieren.
Außerdem seien diese auch nicht immer vollständig informiert, wenn sie wirtschaftliche Entscheidungen fällen.
Dennoch – trotz aller Kritik – besteht die Idee des „Homo Oeconomicus“ auch weiterhin als fundamentale Basis vieler wirtschaftlichen Theorien.