Alles, was Sie über Wirtschaftstheorien wissen müssen

Alles, was Sie über Wirtschaftstheorien wissen müssen
Inhaltsverzeichnis

Wirtschaftstheorien sind ein wichtiges Gebiet der Volkswirtschaftslehre. Wirtschaftstheorien erklären wirtschaftliche Phänomene systematisch und prägen die Sicht der Gesellschaft auf Wirtschaft und Politik. Sie bilden die Grundlage für Entscheidungen und ein näherer Blick auf die verschiedenen Theorien von der klassischen bis hin zur marxistischen Theorie, ermöglicht ein umfassendes Bild auf die Funktionsweise der Ökonomie.

Das Wichtigste zu Wirtschaftstheorien in Kürze

Was ist das? Wirtschaftstheorien sind Ansätze, die wirtschaftliche Prozesse und Ökonomie besser verstanden werden sollen.

Warum ist das wichtig? Mit diesen Theorien werden Abläufe und Zusammenhänge erklärt, die Staaten und Unternehmen bei der Findung von Entscheidungen oder der Analyse von Prozessen helfen können.

Wer? Wichtige Begründer von essenziellen Wirtschaftstheorien waren unter anderem Adam Smith, Karl Marx, John Maynard Keynes und Milton Friedman.

Was versteht man unter Wirtschaftstheorien?

Bei Wirtschaftstheorien handelt es sich um zentrale Ansätze, mit denen Ökonomie und wirtschaftliche Prozesse verstanden und erklärt werden sollen. Wirtschaftstheorien sind wissenschaftliche Modelle und Konzepte, die wirtschaftliche Zusammenhänge und Phänomene genauer beschreiben und in der Tiefe analysieren.

Unterschieden wird zwischen einzelwirtschaftlichen Abläufen und gesamtwirtschaftlichen Abläufen.

  • Einzelwirtschaftliche Abläufe: Fragen rund um das Verhalten von Privathaushalten und Unternehmen (Mikroökonomie).
  • Gesamtwirtschaftliche Abläufe: Gesamtwirtschaftliche Lage, z.B. von Staaten, konjunkturelle Situation, Beschäftigungssituation etc. (Makroökonomie).

Sie sind eine Grundlage für wirtschaftliche Analysen und politische Entscheidungen. Außerdem können auf ihrer Basis Strategien entwickelt werden, die das nationale und internationale Handeln steuern und beeinflussen können. Indem man einen Blick auf verschiedene Wirtschaftstheorien wirft, entsteht ein umfassendes Bild der Funktionsweise der Ökonomie.

Wirtschaftstheorien basieren teils auf jahrhundertelanger wissenschaftlicher Arbeit. Die ersten Ansätze stammen zum Teil noch aus der Antike. Im Kern wollen Wirtschaftstheorien Fragen beantworten, zum Beispiel:

  • Was beeinflusst Angebot und Nachfrage?
  • Wie werden Preise festgelegt?
  • Was ist die Rolle des Staates in Bezug auf die Wirtschaft?

Versteht man diese grundlegenden ökonomischen Prozesse, so können diese Theorien genutzt werden, um wirtschaftliche Entwicklungen vorherzusagen.

Die verschiedenen Wirtschaftstheorien behandeln unterschiedliche Aspekte und unterscheiden sich zum Teil auch in ihren Annahmen. Sie zu kennen, hilft, wirtschaftspolitische Entscheidungen zu verstehen, die das Leben eines jeden Einzelnen beeinflussen können.

Übersicht über bekannte Wirtschaftstheorien: Welche müssen Sie kennen?

TheorieAnnahmeVorteileNachteile
Klassische NationalökonomieJe liberaler und freier eine Wirtschaft gestaltet ist, desto besser sind die Ergebnisse, die sie erzielt – Märkte regulieren sich selbst.Arbeitsteilung, Freihandel und ein liberales System, in dem jeder sich frei entfalten kann – entsprechend seinen individuellen Möglichkeiten.Soziale Ungleichheiten finden keine Berücksichtigung bzw. können durch dieses Modell gefördert werden – Kritiker bezeichnen die Idee als realitätsfremd.
Marxistische TheorieAblehnung des Kapitalismus, da dieser zu Klassenkämpfen führt.Kritische Auseinandersetzung mit dem Kapitalismus.Viele offene Fragen und umstrittene Ansätze.
Keynesianische TheorieDer Staat sollte in eine kapitalistische Volkswirtschaft eingreifen, insbesondere während Rezessionen.Stabilisierung der Wirtschaft und Sicherung von Arbeitsplätzen, wenn es nötig wird.Staatsverschuldung droht.
MonetarismusDer Staat soll entscheiden, wie viel Geld im Umlauf ist, darüber hinaus aber nicht in die Wirtschaft eingreifen.Kontrollierte Inflation.Abhängigkeit von vorhandenen Geldmengen kann gefährlich sein.

Was besagen die relevanten Wirtschaftstheorien genau?

Wie die Tabelle zeigt, hat jede Theorie ihre Stärken und Schwächen und konzentriert sich auf unterschiedliche Aspekte und Annahmen. Ein genauerer Blick macht das deutlich:

Klassische Nationalökonomie

Die klassische Nationalökonomie, auch als klassische Wirtschaftstheorie bekannt, wurde im 18. Jahrhundert entwickelt. Als Begründer gilt Adam Smith, der auch den Begriff der unsichtbaren Hand prägte, die die Märkte reguliert. Die Grundannahme der Theorie sieht vor, dass Individuen zu ihrem eigenen Vorteil handeln und nach Wohlstand streben. Dem Staat kommt dabei ausschließlich die Rolle des Beschützers zu, der für Ordnung sorgt. Damit gemeint sind zum Beispiel die Herstellung von Rechtssicherheit, Verteidigung oder die Bereitstellung von Infrastruktur. Der freie Markt und die Selbstregulierungskraft der Wirtschaft, ist das zentrale Element dieser Theorie. Sie hat maßgeblich zur Entstehung des Kapitalismus beigetragen und dient bis heute als Grundlage für viele marktwirtschaftliche Prozesse, Systeme und Entscheidungen.

Vorteil der Theorie: Sie fördert die Idee, dass Märkte effizient funktionieren und das individuelle Streben nach Gewinn dazu führt, dass ein allgemeiner Wohlstand erreicht werden kann.

Nachteil der Theorie: Die Annahme, dass Märkte immer perfekt funktionieren, wird von Kritikern als nicht haltbar gesehen. Markversagen, soziale Ungleichheiten oder Monopole können ohne ein Eingreifen des Staates nicht behoben werden – so die Kritiker.

Marxistische Theorie

Die von Karl Marx entwickelte Theorie ist eine kritische Auseinandersetzung mit dem Kapitalismus. Laut Marx führt Kapitalismus zu Klassenkonflikten, da die Arbeiterklasse ausgebeutet wird, während sich einige wenige bereichern. Marx postulierte, dass diese Konflikte zu einer Revolution führen werden und der Kapitalismus erst durch Sozialismus und schließlich durch Kommunismus ersetzt wird.

Vorteil der Theorie: Die Kapitalismuskritik betont die sozialen Ungleichheiten, die aus dem kapitalistischen System resultieren. Viele politische Systeme und sozialen Bewegungen wurden von der marxistischen Theorie beeinflusst.

Nachteil der Theorie: Die Umsetzung der marxistischen Theorie in die Praxis, hat insbesondere in kommunistisch organisierten Staaten häufig zu autoritären Regierungen sowie wirtschaftlichen Problemen geführt.

Keynesianische Theorie

Der von John Maynard Keynes im Jahr 1930 entwickelte Keynesianismus war eine Antwort auf die Weltwirtschaftskrise. Keynes sagt, dass Märkte sich nicht immer selbst stabilisieren können und der Staat eingreifen und wirtschaftliche Schwankungen ausgleichen muss. Besonders der Nachfrage kommt im Rahmen dieser Theorie eine wichtige Bedeutung zu. Der Keynesianismus schlägt vor, dass in Zeiten von schwächelnder privater Nachfrage und Rezession Steuersenkungen oder staatliche Ausgaben die Wirtschaft wieder ankurbeln sollen.

Vorteil der Theorie: Mit dem Keynesianismus konnte die Weltwirtschaftskrise überwunden und die Wirtschaft stabilisiert werden. Denn durch staatliche Eingriffe lassen sich Wirtschaftskrisen und Arbeitslosigkeit bekämpfen.

Nachteil der Theorie: Der größte Kritikpunkt am Keynesianismus besteht darin, dass das Eingreifen des Staates in die Wirtschaft zu seiner Verschuldung führen kann. Außerdem wird der Theorie kein langfristiges Denken zugeschrieben, sondern nur die kurzfristige Priorisierung von Maßnahmen, um Krisen zu bewältigen.

Monetarismus

Der Monetarismus wurde insbesondere durch Milton Friedman geprägt. Der Fokus dieser Theorie liegt auf der vorhandenen Geldmenge in der Wirtschaft und ihrer Bedeutung. So argumentierte Friedmann, dass Inflation vorwiegend durch die vorhandene Geldmenge gesteuert wird und Wirtschaftspolitik sich hauptsächlich um die Steuerung dieser Geldmenge konzentrieren sollte. So sollen basierend auf der Idee des Monetarismus Zentralbanken nach einer festen Regel zur Steuerung der Geldmengen arbeiten und nicht auf individuelle, kurzfristige Schwankungen in der Wirtschaft reagieren.

Vorteil der Theorie: In vielen Ländern konnte die Inflation dank Monetarismus unter Kontrolle gehalten werden. Mit dieser Theorie wird die Idee einer vorhersehbaren, stabilen Geldpolitik gefördert. Diese soll das Vertrauen in die Wirtschaft fördern.

Nachteil der Theorie: Laut Kritikern werden realwirtschaftliche Faktoren sowie die Bedeutung von Arbeitslosigkeit nicht berücksichtigt. Auch kann eine starre Geldpolitik nicht immer flexibel auf unerwartete Ereignisse reagieren.

Welche Bedeutung kommen Wirtschaftstheorien zu?

Bei Wirtschaftstheorien handelt es sich nicht nur um wissenschaftliche Konstrukte, die in Büchern stehen und akademisch abgehandelt werden. Sie haben tatsächliche, tiefgreifende Auswirkungen auf die Entwicklung von Volkswirtschaften sowie auf die konkrete Wirtschaftspolitik in Staaten. Sie bieten

  • Erkenntnisse
  • Orientierung
  • Möglichkeiten zur Analyse

Politische Entscheidungsträger, Wirtschaftswissenschaftler sowie Unternehmer erhalten dank der Theorien Hilfestellungen beim Entwurf und der Umsetzung wirtschaftspolitischer Maßnahmen. So griffen zum Beispiel während der Finanzkrise im Jahr 2008 viele Regierungen auf die keynesianische Theorie zurück. Sie stimulierten die Wirtschaft, um die Folgen der Rezension abzumildern und einen noch tieferen Fall zu verhindern.

Die jeweiligen Wirtschaftstheorien bieten alle verschiedene Ansätze, die unterschiedliche soziale und wirtschaftliche Probleme adressieren.

Wirtschaftstheorien sind essenziell, um wirtschaftliche Prozesse zu verstehen und zu gestalten. Sie bieten konkrete Werkzeuge, um Zusammenhänge zu analysieren und vorherzusagen und können die nationale und internationale Wirtschaftspolitik entscheidend beeinflussen.

FAQ: Wirtschaftstheorien

Das Thema Wirtschaftstheorie ist ein komplexes Feld und dementsprechend gibt es zahlreiche Fragen:

Eine Wirtschaftstheorie basiert meist auf Annahmen. Diese entsprechen nicht immer der Realität. Vorhersagen auf Basis von Wirtschaftstheorien sind daher nicht immer exakt. Sie bieten jedoch wertvolle Einsichten und helfen, wirtschaftliche Zusammenhänge zu erklären und die Tragweite von ökonomischen und politischen Entscheidungen besser zu verstehen.
Der Grund dafür, dass es so viele Theorien gibt, ist, dass die Ökonomie komplex ist. Es gibt unzählige wirtschaftliche Probleme und Fragestellungen, die auf verschiedenen Annahmen und Wertvorstellungen basieren und dementsprechend gibt es auch verschiedene Perspektiven und Lösungen.