Diese Faktoren beeinflussen den Ölpreis
Wovon wird der Ölpreis beeinflusst?
Der Ölpreis wird von einer Vielzahl von Faktoren beeinflusst, primär jedoch von Angebot und Nachfrage. Die wichtigsten Einflussfaktoren lassen sich in Nachfragefaktoren und Angebotsfaktoren, sowie in weitere Faktoren unterteilen. Wir werden diese im Folgenden näher beleuchten.
Ölpreis: Das sind die Nachfragefaktoren
Wirtschaftswachstum
Der Ölpreis hängt zu einem großen Teil von den wirtschaftlichen Veränderungen sowie dem technischen Fortschritt ab. Die Nachfrage nach fossilen Brennstoffen in den Industrieländern beeinflusst den Ölpreis maßgeblich.
Steigt die Nachfrage, etwa während eines globalen Konjunkturaufschwungs, so wirkt dies preissteigernd. Wirtschaftliche Krisen führen hingegen in der Regel zu sinkenden Ölpreisen. Ein niedriger Ölpreis belebt allerdings oft die Wirtschaft, was zu einer größeren Nachfrage nach Öl und mittelfristig wiederum zu steigenden Preisen führen kann.
Ölreserven
Im volatilen Markt ist der Anreiz, Ölreserven aufzubauen, größer. Dies führt oft zu Preissteigerungen. So kann man beim Ölpreis eine gewisse saisonale Abhängigkeit beobachten. Im Winter sinkt der Ölpreis trotz des hohen Verbrauchs meist auf einen Tiefpunkt. Seinen Spitzenwert erlangt er hingegen meist im Frühjahr.
Auch wenn die Saisonalität beim Ölpreis nicht immer eindeutig ist und von mehreren Faktoren überlagert wird, so könnte für Anleger die Zeit von Dezember bis Januar interessante Einstiegschancen und das Frühjahr mit dem Beginn der „Driving Season“ attraktive Ausstiegschancen bieten.
Einkommenselastizität
Steigt das verfügbare Einkommen der Verbraucher, so steigt häufig auch der Verbrauch bzw. die Nachfrage nach Erdöl. In der Folge kommt es aufgrund gesteigerter Nachfrage meist zu einem Preisanstieg. Bleibt das Realeinkommen über einen längeren Zeitraum konstant, führt dies dazu, dass die höheren Preise aufgrund der fehlenden Kaufkraft die Nachfrage reduzieren.
Ölpreis: Das sind die Angebotsfaktoren
Der Preis wird von Angebotsseite vor allem durch Verfügbarkeit, zukünftige Verfügbarkeitsprognosen sowie der Marktentwicklung beeinflusst.
Erdölreserven
Die tatsächlichen oder geschätzten aktuellen Erdölreserven sind wichtige Faktoren, welche den Ölpreis beeinflussen.
Ölproduktion
Wird die Ölproduktion hochgefahren, so sinkt auch der Preis. Sinkt hingegen das Angebot, etwa aufgrund von politischen Unruhen in einem Herkunftsland, so steigt der Ölpreis. So brach in Libyen im Jahr 2011 aufgrund eines Bürgerkriegs die Produktion deutlich ein, was zu einer Angebotsverknappung auf dem Weltmarkt und zu einem sprunghaften Anstieg des Ölpreises führte.
Während des Fracking-Booms in den USA erlebte die Ölindustrie einen rapiden Anstieg der Produktion, da diese Technologie es ermöglichte, Öl aus bisher unerschlossenen Lagerstätten zu fördern. Dies führte zu einem Überangebot auf dem Ölmarkt, was gemeinsam mit anderen Faktoren zu einem starken Rückgang der Ölpreise im Jahr 2014 führte.
Am Ölmarkt lässt sich außerdem eine Art Schweinezyklus beobachten. Gehen Ölproduzenten von fallenden oder konstant niedrigen Preisen aus, so reduzieren sie ihre Investitionen und erschließen weniger neue Felder, was mittelfristig zu einer Reduzierung des Angebots und in weiterer Folge zu steigenden Preisen führt.
OPEC
Studien zeigen, dass OPEC-Mitgliedsstaaten sowie bestimmte Nicht-Mitglieder bei der Ölpreis-Festlegung bzw. bei Vereinbarungen, welche den Ölpreis beeinflussen, zusammenarbeiten. Die OPEC (Organisation erdölexportierender Länder) beeinflusst die Ölpreise hauptsächlich durch die Regulierung ihrer Ölfördermengen.
Die OPEC-Staaten haben sich bekanntlich im Jahr 2016 darauf verständigt ihre Produktion zu begrenzen, die Fördermenge zu verringern und somit den Ölpreis künstlich zu stabilisieren. Wenn die OPEC beschließt, die Förderung zu erhöhen, steigt das Angebot auf dem Markt und kann zu einem Rückgang der Ölpreise führen. Wenn die OPEC die Ölfördermengen drosselt, reduziert sich das Angebot, was normalerweise zu einem Anstieg der Ölpreise führt. Die Ankündigungen und Beschlüsse der OPEC-Mitglieder über ihre Produktionspolitik können daher erhebliche Auswirkungen auf die Preisentwicklung am Ölmarkt haben.
Weitere Faktoren, die den Ölpreis beeinflussen
Terminkontrakte
Terminkontrakte (Futures) sind derivate Finanzinstrumente und werden von Händlern einerseits genutzt, um sich abzusichern. Andererseits werden sie aber auch zu Spekulationszwecken eingesetzt. Tatsächlich wird über Futures deutlich mehr Öl gehandelt, als aus der Erde gepumpt wird. An der NYMEX (New York Mercantile Exchange), eine der weltweit größten Handelsplattformen für den Handel mit Rohstoff-Futures und Optionen, beläuft sich das Verhältnis etwa auf den Faktor Zwei.
Herding
Herding beschreibt das Phänomen, dass Anleger sich bei ihren Entscheidungen wie eine Herde verhalten. Dies führt dazu, dass diese mehrheitlich in bestimmte Anlageobjekte investieren oder desinvestieren. Herding-Effekte sind in Märkten mit großer Informationssicherheit deutlich wahrscheinlicher, weshalb dieses Phänomen im Ölmarkt und an den Öl-Börsen sehr häufig zu beobachten ist und den Ölpreis stark beeinflusst.
Da Futures und Optionen sowohl bei Fondsmanagern, als auch Kleinanlegern sehr beliebt sind, können durch Herding verursachte Bewegungen an den Terminmärkten mitunter zu stark schwankenden Ölpreisen führen.
Wechselkursfaktor
Im Ölmarkt hat sich schon vor länger Zeit der Dollar als Standardwährung etabliert. Daher ist dessen Wechselkurs zu anderen Währungen entscheidend für die Entwicklung des Ölpreises.
Zinssätze
Die Auswirkungen von Zinssätzen auf den Ölpreis können sehr unterschiedlich sein und sowohl negativ als auch positiv zusammenhängen. Es lassen sich also nicht immer eindeutige Schlussfolgerungen über die Auswirkungen von Zinssätzen auf den Ölpreis ableiten.
Manipulation
Die absichtliche oder unabsichtliche Verbreitung falscher Informationen oder Ankündigungen hat großen Einfluss auf die Ölpreisentwicklung.
Produktionskosten
Die Kosten für die Förderung sind von Land zu Land aufgrund verschiedener (z.B. geologischer) Voraussetzungen unterschiedlich. Am billigsten produzierten in den letzten Jahren die Länder der arabischen Halbinsel wie beispielsweise Kuwait und Saudi-Arabien.
Der Einfluss der USA
Ein weiterer, nicht mehr wegzudenkender Faktor in Sachen Ölpreis, sind die USA. Seit sich dort die umstrittene Fracking-Methode durchgesetzt hat, fördern die Vereinigten Staaten, was das Zeug hält und können so möglicherweise mühelos die steigenden Nachfragen nach Öl bedienen.
Der Fracking-Boom hat in den USA jedoch aufgrund von Wirtschaftlichkeitsaspekten, Umweltverträglichkeit und durch einen Wandel in der Unterstützung durch die Politik in den letzten Jahren eine Konsolidierungsphase durchlaufen, während die Fracking-Methode in anderen Ländern wie z.B. China und Argentinien weiterhin stark gefördert wird.
Wie hat sich der Ölpreis entwickelt?
Die Entwicklung des Ölpreises war historisch gesehen von zahlreichen Faktoren beeinflusst, darunter geopolitische Ereignisse, Angebot und Nachfrage, technologische Fortschritte und wirtschaftliche Trends. Hier ist eine grobe chronologische Übersicht der historischen Entwicklung des Ölpreises:
19. Jahrhundert bis Mitte des 20. Jahrhunderts
Während dieser Zeit war der Ölpreis im Allgemeinen stabil und niedrig. Dies war größtenteils auf die begrenzte Nachfrage nach Öl und die Verfügbarkeit von konventionellen Ölfeldern zurückzuführen, aus denen Öl relativ leicht gefördert werden konnte.
1940er bis 1960er Jahre
Der Zweite Weltkrieg und die anschließende wirtschaftliche Erholung führten zu einem Anstieg der Nachfrage und des Preises. Mit der Gründung der OPEC zur Vertretung der Interessen der Ölproduzenten stieg der Ölpreis stetig.
1970er Jahre
In den 1970er Jahren kam es zu einem starken Anstieg des Ölpreises aufgrund mehrerer Faktoren, darunter die Ölkrise von 1973, als die OPEC (Organisation erdölexportierender Länder) die Fördermengen reduzierte und ein Embargo gegen einige westliche Länder verhängte. Dies führte zu einem starken Anstieg der Ölpreise und zu einer Rezession in vielen Ländern.
1980er bis frühe 2000er Jahre
In den folgenden Jahrzehnten blieb der Ölpreis relativ volatil, war im Vergleich zu den 1970er Jahren aber moderater. Verschiedene geopolitische Ereignisse wie der Iran-Irak-Krieg und der Golfkrieg beeinflussten den Ölmarkt, führten jedoch nicht zu so drastischen Preisanstiegen wie in den 1970er Jahren.
In den frühen 2000er Jahren stieg die Nachfrage nach Öl aufgrund der wirtschaftlichen Entwicklung in China und in anderen Ländern.
2008 bis 2016
Während dieses Zeitraums fand der Fracking-Boom in den USA statt, der durch technologische Fortschritte ermöglicht wurde, die die Förderung von Schieferöl und Schiefergas rentabel machten. Die gestiegene Produktion führte zu einem Überangebot auf dem Markt und zu einem Preisverfall.
Der Ölpreis stieg bis Mitte 2014 auf über 100 US-Dollar pro Barrel, fiel dann aber rapide und erreichte 2016 Tiefstände von unter 30 US-Dollar pro Barrel. Die absoluten Höchststände wurden für die Sorte Brent mit 147,40 US-Dollar pro Barrel und für die Sorte WTI mit 147,27 US-Dollar pro Barrel jeweils am 11. Juli 2008 erzielt, die durchschnittlichen Höchstpreise hingegen im Jahr 2012.
2016 bis heute
Nach 2016 erholte sich der Ölpreis langsam von seinen Tiefstständen, da die OPEC und andere Förderländer Maßnahmen zur Begrenzung der Produktion ergriffen, um das Überangebot abzubauen. Die Ölpreise blieben jedoch im Vergleich zu den vorherigen Jahren relativ moderat und unterlagen weiterhin verschiedenen Einflussfaktoren wie globaler Wirtschaftsentwicklung, geopolitischen Spannungen und technologischen Fortschritten in der Ölförderung.
Die COVID-Pandemie führte 2020 zu einem Einbruch der Nachfrage und des Ölpreises, der zeitweise sogar in den negativen Bereich fiel. Der Ölpreis hat sich danach jedoch wieder erholt und schwankt aktuell um etwa 80 Dollar pro Barrel.