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Börsen-Order: Chancen und Fallen

Inhaltsverzeichnis

In den vergangenen Tagen und Wochen lief es besonders an den deutschen Börsen recht turbulent ab. Lieferte ein Unternehmen gute Halbjahreszahlen, war die „Belohnung“ in der Regel, dass der Aktienkurs des entsprechenden Unternehmens nur leicht nachgab, bestenfalls kam dadurch ein leichtes Plus zustande.

Fielen die Zahlen schlechter als erwartet oder „nur“ solide aus, verloren die Aktien der Unternehmen, die die Zahlen präsentierten, teilweise bis zu 15 oder 20% an einem einzigen Tag. Ein Beispiel dafür war der Kursverlauf der Adidas-Aktie nach Vorlage der Zahlen. Noch dramatischer sah es teilweise bei Nebenwerten – also bei Aktien von nicht ganz so großen Unternehmen – aus.

Nebenwerte verloren zum Teil 10% an einem Tag, ohne dass es eine Meldung (z. B. schlechte Zahlen) gegeben hätte, die dies rechtfertigen würde. Verantwortlich dafür war nach meiner Einschätzung folgender Punkt: Viele Anleger sind derzeit im Sommerurlaub. Bevor sie diesen antraten, haben sie Stop-Loss-Marken gesetzt. Werden die ersten Stop-Loss-Marken „gerissen“, kann dadurch schnell ein negativer Dominoeffekt ausgelöst werden.

Dann löst ein Verkaufsauftrag den anderen aus. In diesem Fall wurden Stop-Loss-Marken aus meiner Sicht völlig falsch eingesetzt. Die oftmals als „Allheilmittel“ angepriesenen Stop-Loss-Marken können – beispielsweise wenn sie falsch eingesetzt werden – schnell von einem nützlichen Mittel zu einer Falle werden.

Daher möchte ich Ihnen nicht nur die wichtigsten Orderarten und -zusätze vorstellen, sondern möchte Ihnen auch einen Überblick über deren optimale Einsatzgebiete verschaffen.

Ob Sie diese Orderarten in den ersten 1 oder 2 Jahren Ihrer Börsenlaufbahn alle nutzen werden, hängt natürlich auch vom gewählten Broker ab. Ein guter Broker sollte jedoch möglichst viele dieser Orderarten anbieten und wenn möglich auch Änderungen und Löschungen von Order-Aufträgen kostenlos durchführen.

Die Market Order

Eine Market-Order wird zum nächstmöglichen Kurs ausgeführt und die Aktie wird ge- oder verkauft. Bei dieser Orderart geben Sie also kein Limit vor. Die Market-Order kann in engen Märkten (wenig Handel heißt also wenig Angebot und Nachfrage) und bei volatilen Bewegungen (große Kursschwankungen) jedoch schnell zu Ihren Ungunsten laufen.

Das bedeutet, dass Ihnen in diesen Fällen – wie in der Einleitung schon angedeutet – der Kurs nach oben oder unten davonlaufen kann. Die Folge wäre, dass Sie die Aktie zu teuer (oder zumindest teurer als gewollt) einkaufen, oder aber zu billig verkaufen.

Daher ist es für Sie oft besser, eine Limit-Order mit einem etwas größeren Abstand zu den aktuell gehandelten Kursen zu platzieren. Die Market Order wird in der Ordermaske Ihrer Bank auch mit den Begriffen „billigst“ oder „bestens“ beschrieben.

Die Limit-Order

Bei der Limit-Order geben Sie – im Gegensatz zur Market-Order – ein Limit (also eine Preisober- oder -untergrenze) an. Eine Kauforder wird ausgeführt, wenn die Durchführung zu dem von Ihnen als Limit angegebenen Preis oder günstiger möglich ist. Eine Verkaufsorder wird ausgeführt, wenn die Durchführung zu dem von Ihnen als Limit angegebenen Preis oder teurer möglich ist.

Die Stop-Buy-Order

Wenn Sie eine Aktie erst dann kaufen wollen, sobald sie einen bestimmten Preis überschritten hat, z. B. weil ein charttechnischer Widerstand nach oben durchbrochen wurde, können Sie die Stop-Buy-Order einsetzen. Im Falle einer Stop-Buy-Order wird Ihr Kaufauftrag ausgeführt, wenn ein Kurs

auf oder über dem Stop-Buy-Limit festgestellt wird.

Ein fiktives Beispiel: Sie wollen die Aktie der Max Müller AG erst dann kaufen, wenn sie die 100-Euro-Marke überspringt. Ihre Order liegt dann im System und wird zum Kaufauftrag, sobald die Aktie auf 100 Euro (oder höher) klettert.

Die Stop-Loss-Order

Die Stop-Loss-Order gehört zu den wichtigsten Instrumenten zur Vermeidung von Verlusten und zur Absicherung von Gewinnen. Das Stop-Loss-Limit liegt unter dem aktuellen Kurs. Wird ein Kurs auf oder unter dem Stop-Loss-Limit festgestellt, wird Ihre Aktie anschließend automatisch verkauft.

Das bedeutet, dass im Falle des Erreichens oder Unterschreitens der Stop-Loss-Marke ein Verkauf ohne Limit durchgeführt wird. Eine Stop-Loss-Marke sollten Sie deshalb nicht zu dicht unterhalb des aktuellen Kurses setzen. Vor allem dann nicht, wenn es sich um recht schwankungsstarke Aktien handelt. Denn dann kann es sein, dass eine kurze Schwächephase reicht und Ihre Aktie berührt die Stop-Loss-Marke.

Es folgt dann automatisch der Verkauf, der stets Transaktionskosten verursacht. Daher sollte der Abstand zur Stop-Loss-Marke bei mindestens 5 bis 10% liegen. Ein weiteres Problem bei Stop-Loss-Ordern ist Folgendes: Der Verkauf wird nicht unbedingt zu dem Kurs durchgeführt, bei dem Sie Ihren Stop-Loss gesetzt haben. Warum das so ist, verdeutlicht das folgende Beispiel:

Der Kurs einer Aktie liegt bei 51 Euro. Ohne Meldung sackt der Aktienkurs dann leicht Richtung 50 Euro. Weil das eine „runde Marke“ ist, haben dort viele Börsenanfänger Stop-Loss-Marken gesetzt. Diese Investoren dachten, dass sie so einen Verkaufspreis von rund 50 Euro absichern können. Das ist aber ein Denkfehler!

Stop-Loss-Kurs ist nicht gleich Verkaufskurs

Eine Stop-Loss-Marke bei 50 Euro bedeutet nicht, dass der Anleger auch die 50 Euro pro Aktie erhält. Eine Stop-Loss-Marke bedeutet nur, dass ab diesem Punkt automatisch verkauft wird. Wenn kein Käufer bereit ist, einen Preis nahe am aktuellen Kursniveau zu zahlen, wird der Kurs so weit nach unten gezogen, bis wieder Käufer da sind.

Das kann zur Folge haben, dass Sie dadurch zu einem Kurs verkaufen, der theoretisch sogar 10 oder 20% unterhalb der von Ihnen gesetzten Stop-Loss-Marke liegen kann. Im oben genannten Fall kann der Verkaufskurs bei nur 45 oder 40 Euro liegen. Dieses Phänomen lässt sich vor allem im Bereich von Nebenwerten (also Aktien von kleineren börsennotierten Unternehmen) beobachten.

In der Praxis bedeutet das: Je seltener eine Aktie gehandelt wird (Nebenwerte), desto größer ist die Gefahr, dass eine Stop-Loss-Absicherung zu einem schlechteren Verkaufskurs führt. Stop-Loss-Marken werden so leicht zu einer Falle. Bei Aktien, die sehr oft gehandelt werden (DAX-Werte), ist diese Gefahr deutlich geringer.

Daher mein Tipp: Setzen Sie bei Nebenwerten keine Stop-Loss-Marke, sondern prüfen Sie, warum der Kurs gefallen ist. Verkaufen Sie, wenn es dafür handfeste fundamentale Gründe gibt. Handelt es sich nur um eine allgemeine Kursschwäche, können Sie die Kursdelle einfach „aussitzen“.