Gamma Hedging: So lassen sich Optionen wasserdicht absichern
Wer mit Optionen oder Optionsscheinen handelt, muss in Betracht ziehen, dass sich der Basiswert verändern kann. Weicht nämlich der Kurs etwa einer Aktie vom Optionspreis ab, so kann das Kalkül, zum vereinbarten Ausübungszeitpunkt von deren erhoffter Entwicklung zu profitieren nicht aufgehen.
Gamma Hedging: Definition und Begriffszuordnung
Um die eigene Optionsposition abzusichern, gibt es die Möglichkeit des Delta Hedging, was aber relativ aufwendig und mit hohen Transaktionskosten verbunden ist. Eine Alternative ist das Gamma Hedging. Dessen Definition hängt zunächst vom Verständnis des Gamma ab.
Das Gamma ist nach dem Delta eine zentrale Kennzahl bei Optionen. Grundlage ist, dass der Optionspreis generell durch den „beweglichen“ Basiswert beeinflusst wird. Das Delta beschreibt, wie sich der Wert einer Option ändert, wenn sich der ihr zugrunde liegende Aktienkurs um eine Einheit verändert.
So ändert sich bei einem Delta von 0,5 die Option um 0,50 €, wenn der Aktienkurs um eine Einheit, also 1 €, steigt oder fällt. Setzt man auf fallende Kurse, kauft man beim Delta Hedging Aktien nach, um Verluste auszugleichen. Sind steigende Kurse das Ziel, verkauft man die entsprechende Anzahl an Aktien leer.
Hintergrund: Was ist das Gamma als Kennzahl?
Mit dem Delta steht wiederum das Gamma im engen Zusammenhang. Es verrät, wie stark sich das Delta bei Aktienkursverschiebungen ändert, während alle anderen Größen gleich bleiben. Mit jeder Verschiebung um eine Einheit entfernt sich der Aktienkurs bzw. der Basiswert immer weiter vom Optionspreis und das Gamma wird größer. In anderen Worten: Je höher der Gammawert, desto stärker reagiert das Delta auf derartige Bewegungen.
Am größten sind die Werte, wenn die Option am Geld ist. Und sie fallen, wenn sie im oder aus dem Geld ist. Bei gekauften Optionen sind sie positiv, bei verkauften entsprechend negativ. Da das Gamma die Sensitivität des Delta gegenüber Kursveränderungen misst, ist es sozusagen das Delta vom Delta. Mathematisch ausgerückt stellt es die zweite Ableitung des Optionspreises nach dem Kurs des Basiswerts dar.
Konstantes Gamma macht gegen Schwankungen immun
Das Gamma Hedging zielt per Definition nun darauf ab, die Position durch ein konstantes Gamma von veränderlichen Deltawerten sozusagen unabhängig zu machen, sprich Delta-neutral. Und das geht so: Man kauft und verkauft Optionen auf eine bestimmte Aktie als Basiswert so, dass die Kombination letztlich ein Konstrukt mit einem Gammawert von insgesamt 0 ergibt.
Ein vereinfachtes Beispiel: Geht es um einen Call (100 Aktien) mit einem Gamma von 0,126 und einen anderen (100 Aktien) mit 0,095, würde man vom ersten 95 Calls kaufen und vom zweiten 126 Calls verkaufen. Beim Kauf entsteht ein Gamma von 1,197, beim Verkauf eines von –1,197. Das Ergebnis ist 0.
Damit kann dann der Kurs der Aktie ruhig schwanken, die gewichtete Summe der Deltas ändert sich nicht mehr. Mit diesem Gamma Hedge ist die Position gegen Basiswertschwankungen abgesichert.
Alles ohne Transaktionskosten
Praktisch: Bei dieser Art der Absicherung ist keine Anpassung in der Zusammensetzung der Optionen erforderlich. Das erspart hohe Transaktionskosten, die wiederum beim Delta Hedging entstehen, bei dem Aktien direkt erworben oder leerverkauft werden, um einen Ausgleich herzustellen.
Zudem besteht das inhaltliche Problem beim Delta Hedging darin, dass man die fortlaufend ändernden Aktienkurse stets erneut ausgleichen muss. Diese Schwachstelle lässt sich in Verbindung mit dem Gamma Hedging ausbügeln.