Beim Begriff Börsencrash dürften die meisten spontan an den 29. Oktober 1929 denken, schon wegen der historischen Dimension.
Danach brachte die weltweite Arbeitslosigkeit in Deutschland der NSDAP Zulauf, und in den USA sah der Dow Jones seine alten Höchststände erst 25 später wieder – die Folgen des Schwarzen Donnerstag. In Europa spricht man wegen der Zeitverschiebung vom Schwarzen Freitag.
Der schwarze Montag 1987: größter Crash des Jahrhunderts
Nicht ganz so folgenschwer, aber wuchtig genug, ging der größte Crash der Nachkriegszeit als Schwarzer Montag 1987 in die Geschichte ein. Nach dem Schwarzen Freitag der Schwarze Montag, und wieder war es im Oktober.
Am 19.10. brach der Dow Jones um fast 23 % ein, so viel wie noch nie seit seinem Bestehen. Das war mehr als die 13 % Verlust von 1929, allerdings folgte keine Weltwirtschaftskrise und die Börsen erholten sich nach 15 Monaten wesentlich schneller.
Dennoch: Knapp 500 Mrd. US-$ lösten sich in wenigen Stunden in Nichts auf, ein Viertel der gesamten Marktkapitalisierung. Kurz darauf brachen die Kurse auch in anderen Ländern ein. Es war der erste Computer-Crash überhaupt. Schwarzer Montag 1987, das Datum steht zugleich für eine große Irritation an den Finanzmärkten. Alle dachten, dass mit dem zunehmenden Einsatz von Rechnern alles sicherer würde.
Der Computer als neue Schwachstelle
Doch wenn sich Geschichte wiederholt, sind meist nur die Vorzeichen anders. Beim Versuch, menschliche Schwächen aus dem System zu nehmen, zeigten sich nun neue Schwachstellen: Die Computer hatten den Absturz regelrecht befeuert.
Auf Verkäufe folgten Leerverkäufe und Short-Futures, was in immer kürzeren Abständen die Abwärtsspirale antrieb. Zwischenzeitlich wurde der Handel kurz ausgesetzt, weil die damaligen Rechner dem Handelsvolumen nicht gewachsen waren. Darauf verkauften die Börsianer in Panik.
Die eigentliche Ursache indes ist bis heute umstritten. Auf jeden Fall waren die Jahre zuvor von regelrechter Euphorie geprägt. Seit 1982 beherrschten die Bullen den Markt, der Dow Jones hatte sich fast verdoppelt.
In der Zeit vor dem Crash gab es jedoch öfter Kurssprünge, die nicht zu den Unternehmensgewinnen passten – die Ausschläge wurden erratischer, die Stimmung immer angespannter. Gleichzeitig erhöhten die USA aufgrund hoher Inflation die Leitzinsen, was bereits im August erste Kursverluste brachte. Hinzu kam ein Vertrauensverlust in den frisch abgewerteten Dollar.
Nicht der letzte Börsencrash
Als die Stimmung an den Börsen endgültig drehte, ging es in nie gesehenem Tempo bergab. Wie sich zeigte, waren die Risiken nicht geringer, sondern schneller geworden.
Das Crashpotenzial der Computerbörse zeigte sich später erneut. Anfang Mai 2010 kam es zum Blitzcrash. Der Dow Jones rutschte um 10 % ab, diesmal innerhalb von Minuten.
Auslöser war ein Börsenhändler mit einem extrem hohen Volumen. Das schnelle Rechnerprogramm verursachte dann die unselige Kettenreaktion.
Ein Schwarzer Montag wie 1987 kann sich also trotz aller Perfektionierung der Systeme irgendwann wiederholen. Die Vorzeichen und Ursachen werden im Detail auch dann etwas anders sein, aber eine Erkenntnis bleibt gleich: Wer einsteigt, wenn die Kurse völlig am Boden liegen, gewinnt. Denn auf jeden Crash folgt eine Erholung. Stand der Dow Jones am Schwarzen Montag bei 1.739 Punkten, so sind es heute, fast 30 Jahre später, über 17.700 Punkte. Aktien rechnen sich vor allem langfristig.